Reality-TV

Natürlich sind die TV-Sendungen, die uns heutzutage vorgesetzt werden, nichts als peinlich, doch ob sie zur Volksverdummung beitragen… da wäre ich mich mir mal nicht so sicher.
Unsere Talkshows und die anderen Formate verlangen vom Zuschauer, abgesehen von einer extrem hohen Resistenz gegen Brechreiz, die Fähigkeit den Durchblick in einem komplexten Geflecht von sozialen Beziehungen zu bewahren, was wohl die treibende Kraft hinter der Evolution des Hirnvolumens war (vgl. Neocortex size as a constraint on group size in primates von R.I.M. Dunbar).
Es ist durchaus anzunehmen, dass unser TV-Angebot einen Konsumenten aus den 70ern völlig überfordert hätte. Und sowas ist in der Regel kein Indiz für einen geistigen Zerfall. Daher meine provokative These: Reality TV zwickt vielleicht ein paar Punkte auf der IQ-Skala ab, doch auf der um EQ-Skala ist es das reinste Steroid. Und will man Neocortex size predicts deception rate in primates von Richard W Byrne and Nadia Corp glauben, dann dient das aufgepumpte Hirn nicht zuletzt genau jenen hinterhältigen Fertigkeiten, die einen just ins Reality TV bringen.

Ein Beispiel um es zu verdeutlichen:
Jemandem einen harmlosen Streich spielen, ist 70er Jahre.
Jemanden dazu bringen, einem anderen einen primitiven Streich zu spielen, ist 90er Jahre.
Jemanden dazu bringen, einen anderen dazu bringen, einem dritten einen Streich zu spielen, ist 00er Jahre.
Wobei hier seltsamerweise die Streiche nicht selten Exkremente und Maschendrahtzäune beinhalten.

Universalgenies

TV-Serien-Helden wissen alles. Egal was zur Sprache kommt, sie sind nie um eine Antwort verlegen. Natürlich gibt es auch Leute, die auch diesseits der Mattscheibe ein ähnliches Verhalten aufweisen, doch stimmen bei denen in aller Regel nie gänzlich alle Antworten.
Selbstverständlich lenken die Drehbuchautoren die Handlungen und Gespräche geschickt an den tückischen Stellen vorbei, nichtsdestotrotz vermitteln diese Helden unterschwellig die Botschaft, dass man selbst ein Ignorant ist und wir mit nichten von Fachidioten wie uns selbst umgeben sind.
Kann man sie verklagen auf mutwillige Irreführung und die ungerechtfertigte Stärkung des Establishments?

In der Küche beim Tee

Als ich heute mit dem 11er Tram vom Bahnhof Oerlikon Richtung Bucheggplatz fuhr, sass auf der Bank hinter mir  eine buddhistische Nonne, die einer Frau, die sie eben erst an einem Seminar kennen gelernt hatte, erzählte, dass sie mal mit dem Dalai Lama bei ihrer Mutter in der Küche Tee getrunken habe und dass das so gemütlich war, dass sie sich die Schuhe aufgezogen haben.
Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, habe ich auch meine Schuhe ausgezogen und schlürfe Tee.

Über wieviele Ecken bin ich nun mit His Holiness bekannt?
Über eine Eckbank vielleicht?

NZZ vs. Bild

Die NZZ am Sonntag berichtete am 31. Juli 2005, dass Professor Jan Flensmark aus Malmö nachweisen konnte, weshalb Stöckelschuhe Frauen verrückt machen. Auch die Bild berichtete davon, jedoch schon am 18. Juli 2005 und bei ihnen hiess er Professor Jens Flensmark.
Tatsächlich aber heisst er Jarl Flensmark und während die NZZ die zitierte Studie zu einem Witz verbraten hat, blieb die Bild effektiv näher am Punkt.

TV-Rätsel zu später Stunde

Soweit ich es ausmachen kann, existieren zurzeit drei TV-Konzepte, die billiger sind als das Testbild nach der Nationalhymne: Dauerwerbesendungen, Darstellungen äusserst spärlich bekleideter Damen und Knobelspiele.
Eine eindeutige Zuordnung einer bestimmten Sendung ist indessen nicht immer realisierbar, geschweige denn trivial, weil die Grenzen zwischen diesen Konzepten geradezu supraflüssig sind. Entgegen der Intuition sind nämlich sämtliche Mischungsverhältnisse nicht nur produzierbar, sondern längerfristig auch genau gleich erfolgversprechend.
Sowohl die Dauerwerbesendungen als auch die Damen haben tiefschürfenden Studien zufolge noch Restspuren von Erkenntnis- und/oder Unterhaltungswert, aber die Rätselshows, mein lieber Schwan, die grenzen definitiv an Körperverletzung.
Was uns hier nämlich geboten wird, ist der Spagat zwischen dem fragwürdigen Versuch so viele Zuschauer wie möglich über einen so grossen Zeitraum wie gerade noch erträglich mit so bescheuerten Rätseln wie noch zumutbar  so wenig Geld wie noch glaubwürdig gewinnen zu lassen und dem vermeintlich noblen Versuch den Zuschauern dabei noch das Gefühl zu vermitteln, sie seien verdammt clever.
Beides erreichen die Moderatoren einerseits indem sie die Zeit mit ihrem langweiligen und völlig belanglosen Geschwafel gnadenlos tot schlagen und andererseits indem sie in völligem Widerspruch dazu sukzessive eine hektische und beim Zuschauer eklige Zappeligkeit auslösende Atmosphäre aufbauen. Und den Rest geben einem die absurd absurden Lösungshilfen der Moderatoren.
Und wenn ein Zuschauer durchgeschaltet wird, gibt er eine völlig abwegige Antwort. Man könnte fast meinen, die Telefonzentrale hätte „versehentlich“ die Anrufer in die falsche Rätselshow umgeleitet.

Und wenn es doch mal einer schafft alle psychischen und technischen Hürden zu umschiffen und sogar die richtige Antwort zu geben…

dann ist sie falsch

und ab zur nächsten Frage

ohne dass die vorherige je aufgelöst werden würde.

Die Legende von der Garantie

Mit der Garantie ist es so eine Sache. Die Annahme, dass man während dieser Frist das Gerät geflickt bekommt, ist schon wahr, aber es ist nicht der Clou der Sache. Die Garantie ist vielmehr das Haltbarkeitsdatum von oberflächlich betrachtet nicht-verderblichen Gegenständen. Genau wie bei der Milch kann man also davon ausgehen, dass eine Bohrmaschine mit zwei Jahren Garantie sicher zwei Jahre mehr oder weniger das tut, was sie tun soll, und bei guter Lagerung auch ein bisschen länger.
Was lernen wir draus? Bohrmaschinen, Mixer und Hifi-Anlagen immer schön im Kühlschrank aufbewahren. In ihrer ungeöffneten Originalverpackung!

Nationalfeiertag

Was wollen Herr und Frau Schweizer unter gar keinen Umständen verlieren? Ihre Freiheit! Seltsam nur, dass sie ausgerechnet jenen Flüchtlingen, die ihr zuhause verlassen haben, weil es dort keine solche gab, am kritischsten gegenüber stehen.