Streetportrait

Als ich im Flughafen auf meinen Zug wartete – schon diese Konstellation hätte mir zu denken geben sollen -, stand auf dem gleichen Perron ein Mädchen, dem sich ein gewisses Sexappeal sicherlich nicht absprechen liess. Eben jene Art von Tussi, dem man ab und zu mal amüsiert durch ein Schaufenster beim apathischen Verkaufen von schrillem Fummel oder rosa Duftwässerchen zusieht.
Das Interessanteste an ihr aber waren die zwei Kerle, die sie begleiteten. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes schmierig. Anders lässt es sich effektiv nicht ausdrücken. Sie waren alt und – ja – schmierig und zweifellos etliche Generationen länger Eidgenossen als sie. Der eine hatte speckige Lederhosen, der andere einen tätowierten Schädel mit Kotletten und sie führten sich auf, als seinen sie die schmierigen (!) Manager eines aufstrebenden einfältigen Starlets in einem schrecklich billigen Fernsehkrimi.

Es macht Spass Leute zu beobachten. Man entdeckt bisweilen eine tiefgründige Schönheit in der Hässlichkeit eines menschlichen Antlitzes. Manchmal gleicht aber auch das Arrangement der einzelnen Figuren einer hintergründigen Sonate. Und man fragt sich, was sie zusammen führte, wohin es sie führt und was sie dort dann tun. Die Geschichten ziehen einen in ihren Bann und man zermartert sich den Kopf, ob nun das Leben die billigen Drehbücher schreibt oder die lausigen Drehbücher das Leben.

The Fauna Strikes Back

Es ist Jagdsaison. Die Regeln der Jagd erlauben es den Kaninchen und Rehen zwar durchaus zurück zu schiessen, doch leider haben hier die Regeln der Anatomie ein etwas grösseres Gewicht. So bleibt den Waldtieren nichts anderes übrig, als einen italienischen Söldner zu engagieren: Bruno den Braunbären. Auf dass er den Krieg in die Stuben der Jäger trägt. Doch weil er angeblich gefährlich war, wurden illegalerweise alle Jagdregeln ausser Kraft gesetzt und der Gegenangriff des Tierreichs zum Abschuss frei gegeben.
Brunos Abschuss ist demzufolge ein Verstoss gegen die Genfer Konvention und sollte vors Kriegsverbrechertribunal nach Den Haag.

Bruno ist tot

Dass Braunbären nicht zur Gattung der Teddybären gehören, ist mir bekannt. Dass sie gefährlich sein können, ist unbestritten, aber das sind Autos, Motorsägen und Skinheads ja auch. Zum Abschuss wird von diesen aber trotzdem keiner freigegeben.
Wir stecken hier aber tatsächlich in einem Dilemma, denn in den Zoo kann man ein solches Tier nicht guten Gewissens stecken, da ein Bär nun mal die Weite braucht, und einfach weiter rumlaufen lassen, ist auch problematisch, weil er inzwischen angeblich die natürliche Scheu vor dem Menschen verloren hat. In den Ländern, die eine grössere Bärenpopulation besitzen, wäre ein solcher Problembär längst zum Abschuss freigegeben worden.
Andererseits ist der Schaden an Schafen, Hühnern und womöglich auch an gekidnappten Fahrrädern (Bären lieben bekanntlich das Fahrradfahren) zwar sicherlich beträchtlich, doch lässt sich deswegen der Abschuss nicht ernsthaft mit wirtschaftlichen Argumenten rechtfertigen. Der einzige Grund, den man akzeptieren könnte, ist – wie gesagt – die Gefahr für den Menschen. In Europa kam es während des gesamten 20. Jahrhunderts aber nur zu 36 tödlichen Bärenangriffen auf Menschen, wobei sich 24 davon in Rumänien ereigneten als Folge von Ceaucescus Bestreben der grösste Bärenjäger aller Zeiten zu werden. Ist das nicht eine Zahl, die einen ermutigen könnte einfach mal ein Risiko einzugehen?
Mir gefallen immer die Argumente von der Art, wie der Tierschützer – bitteschon – einer Mutter zu erklären beabsichtige, dass ihr Kind vom Bären gefressen wurde, den er beschützt hat. Das ist die hinterletzte Polemik und widerspricht, wenn mich nicht alles täuscht, sogar unseren grundlegendsten Rechtsgrundsatz: Ein Opfer darf nie und nimmer Richter sein. Und wie die Einleitung erahnen lässt, kann sich der Tierschützer ja immer noch der Floskeln der Auto-, Motorsägen- und Skinheadlobby bedienen.
Bruno stellte also womöglich tatsächlich eine Gefahr für Menschen dar, jedoch bezweifle ich ob wirklich für alle 82 Millionen Deutschen?

Keine 5 Stunden nachdem er in Österreich zum Abschuss freigegeben wurde, lief er in Bayern einem Jäger vor die Flinte, wo ihm eigentlich noch 19 Stunden bleiben sollten um sein Testament in Ordnung zu bringen. Kein ruhmreicher Tag für Europa.

Genitales Wettrüsten

Der erigierte Penis von Gorillas und Orang-Utans ist ungefähr 4 cm lang. Und wie es heisst, sind sie mit diesem durchaus in der Lage den Beischlaf in allen möglichen Stellungen zu vollziehen – manche davon sogar hängend an einem Ast!
Dies legt den Schluss nahe, dass die Länge beim Menschenmännchen sich weniger im Hinblick auf die Funktionalität entwickelt hat, denn nicht mal das Stehvermögen ist bei uns proportional grösser als bei unseren nahen Verwandten, sondern analog zum Pfauenschwanz einfach um Eindruck zu schinden, was immer es auch koste. Die Idee dabei ist, dass man(n) es nicht nötig hat dieses Plus an Biomasse fürs Gehirn zu investieren, weil man ja ohnehin schon wahnsinnig schlau ist. Und der Beweis dafür ist natürlich, dass man(n) noch immer lebt.
Was mir an diesem Gedanken aber am besten gefällt, ist, dass Frauen zwar durchaus so einen Penis zu schätzen wissen, dass die Begeisterung im Allgemeinen jedoch weit kleiner ist als die männliche Euphorie für Brüste und den Hintern der Frau, welche bekanntlich eine üppige Fruchtbarkeit signalisieren. Tatsächlich werden aber die Lokalitäten, wo Penisse verglichen, bewertet und in den sozialen Status umgemünzt werden – also Umkleidekabinen, Duschen und Pissoire -, von Frauen eher weniger frequentiert. Das heisst also, dass das genitale Wettrüsten beim Mann in erster Linie zur Abschreckung der Geschlechtsgenossen diente und dass die Frauen mehr oder weniger erst im Nachhinein mit den nackten Tatsachen konfrontiert wurden.

Nachtrag 15.6.2013
Der Umstand, dass der Mensch im Gegensatz zu seinen nächsten Verwandten keinen Penisknochen hat, zeigt, dass die Frauen wohl doch auch noch ein Wort bei der Evolution des Lümmels Latte mit zu reden hatten. Denn ohne einen solchen Knochen ist der Ständer ein deutliches Signal für die Jugend und Gesundheit des Mannes. Mir ist gerade einfach so ganz klar, worin sich eine beknochte Latte von einer unbeknochten unterscheidet, also worauf die Frauen exakt ihr Augenmerk gerichtet haben.

Xenobiologie für Ausserirdische

Was zusammen gehört ist so eine Sache. Dass eine Kaulquappe und ein Frosch zur selben Art gehören ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Auch bieten gewisse Tintenfischarten gewisse Schwierigkeiten, wo das Weibchen über 2 Meter lang ist, während das Männchen kaum 2 Centimeter auf die Wage bringt. Von daher dürften ausserirdische Xenobiologen, die die Erde untersuchen, womöglich auch überrascht sein, wenn sie einen verschrumpelten, alten Mann und eine grazile, junge Frau zusammen sehen.

Taubenkacke

Spielt es für eine Taube eine Rolle, ob sie in der Hauptstadt auf die Limousine des Präsidenten scheisst oder in der Provinz auf das Denkmal eines Jebediah Springfield?
Wenn sich zwei Tauben treffen, eine aus der Hauptstadt, die andere aus der Provinz, ist ihr Verhalten untereinander dann irgendwie anders? Merken sie den Unterschied?

Cerebrum Batmani

In der Septemberausgabe von Biology Letters wird ein Paper veröffentlicht werden, in dem gezeigt wird, dass Fledermäuse, die im offenen Raum jagen, verhältnismässig kleine und schmale Flügel haben, verdammt schnell sind, dafür aber nicht so wendig. Und, sie haben ein im Vergleich kleineres Gehirn als ihre langsameren, manövrierfähigeren Gattungsgenossen, die im Wald jagen. Offenbar kann die Evolution / der Intelligente Designer / das Flying Spaghetti Monsterism auch zu kleineren Gehirnen führen.
Sei es nun um Energie und Masse zu sparen oder um Schuhen nicht allzuviel Raum im geistigen Leben einräumen zu müssen. (Es ist doch noch immer so, dass Frauen ein tendentiell grösseres Gehirn haben und mit schnellen Autos nicht so gut umgehen können, oder?)
Die erwähnte Studie auf Menschen zu übertragen, ist natürlich Humbug, doch sollten wir uns im Klaren darüber sein, dass die Dinge aus einem ganze bestimmten Grund so sind, wie sie sind. Nämlich, weil sie sich so bewährt haben und nicht weil sie so richtig sind.

Tassie Tiger

U1_tassie-tigerIch habe heute in der Zeitung gelesen, dass ein Team australischer Forscher den im Jahre 1936 ausgestorbenen Tasmanischen Tiger (Thylacinus cynocephalus) klonen und ihn damit wieder zum Leben erwecken wollen.

Das ist natürlich sehr löblich, nichtsdestotrotz empfehle ich, dass sie sich lieber an die Dinosaurier halten und – was den Tassie Tiger betrifft – mich auf eine ausgedehnte Expedition ins tasmanische Outback schicken sollen. Das käme billiger und Michael Crichton könnte erst noch sagen, er hätte es doch gesagt. So hätten zumindest alle was davon.