Speck als Lackmustest

Für die Moral braucht es keinen Gott. Und Jesus ist der Beweis dafür.

Wenn ein Christ vor einer Entscheidung steht, fragt er sich, wie sich wohl Jesus an seiner Stelle entschieden hätte, und versucht dann entsprechend zu handeln.

Wenn die Moral in Gott gründete und dieser jene im alten Testament klip und klar formulierte1, dann sollte man doch eigentlich annehmen, dass Jesus sich vor jeder Entscheidung (rhetorisch) fragte, was wohl das alte Testament2 dazu sagt, und dann entsprechend handelte.
Als (Mit-)Autor des alten Testaments verstand er zweifellos besser als jeder andere, warum die Regeln genau so gestaltet waren3, das ändert aber nichts an dem, was geboten und was verboten ist.
Von daher braucht es Jesus als moralischen Kompass eigentlich gar nicht, weil jede seiner Entscheidungen genau dem entspricht, was auch das alte Testament verlangt. Man könnte ihn höchsten in Fällen konsultieren, welche im alten Testament nicht explizit geregelt wurden4.

Erste Randnotiz: Neue moralische Fragestellungen ergeben sich – wie mir scheint – nur im Kontext technischer Entwicklungen5. Ich will die technische Entwicklung der zwölf Jahrhunderte zwischen Moses und Jesus nicht klein reden, aber ich denke nicht, dass die Ausbeute an neuen moralischen Problemen auch nur ein Bruchteil von dem war, mit was wir in den – sagen wir mal – letzten 300, 100 oder auch nur 50 Jahren Jahren konfrontiert worden sind.
Von daher war die Ankunft von Jesus in einer Zeit, wo das meiste noch beim Alten war, vielleicht nicht gerade optimal gewählt um die Moral (zum letzten Mal) klarzustellen, resp. nachzujustieren.

Ausser natürlich, wenn sich Jesus doch nicht an die Regeln des alten Testaments gehalten hat6 und die Moral, die wir von ihm lernen, eine (gänzlich?) andere ist7.

Da Jesus mit Gott irgendwie identisch ist, würde das bedeuten, dass seine Moral („andere Backe“), obwohl es eine andere ist als im alten Testament („Backe um Backe“ 8), das gleiche Fundament hat. Jenes Fundament, welches den Atheisten angeblich fehlt und was dazu führt, dass sie etwas, das sie heute für moralisch richtig halten, morgen vielleicht schon als moralisch verwerflich betrachten9.
Doch wie wir sehen, schützt auch ein stabiles Fundament nicht davor, dass etwas heute gut und morgen böse ist10.

Zweite Randnotiz: Da es offenbar theoretisch möglich ist, dass etwas, wofür man früher in die Hölle kam, einen heute in den Himmel bringt, stellt sich mir die Frage, wie es sich wohl anfühlt, für etwas im Himmel zu sein, für das ein anderer in der Hölle sitzt? Oder noch schlimmer umgekehrt. Ist das vergleichbar erhebend/frustrierend wie wenn man im Flieger sitzt und erfährt, wieviel der Sitznachbar für den gleichen Flug bezahlt hat?

Ein Problem ist das nicht zwingend, denn als Gott hat er jedes Recht, die Regeln, wann immer er will, nach belieben zu ändern ohne sich dafür den Vorwurf der Beliebigkeit gefallen lassen zu müssen11.


Quod licet Iovi, non licet bovi


Okay. Hat was…

Speck

Als Jesus vor dem Frühstück-Buffett stand und überlegte, ob er Speck nehmen soll, was wäre noch mal seine Antwort gewesen?

Das heisst natürlich nicht, dass eine andere Antwort zwingend falsch ist. Nicht alle Fragen haben nur eine richtige Antwort. Aber – nun ja – es ist nicht das, was Jesus gemacht hätte…

Und zu behaupten, dass er es heute so machen würde… Ich weiss nicht. Nimmt man sich da nicht etwas zu viel heraus? Ich meine, er wird sich doch was dabei gedacht haben, als er damals die Gesetze erliess. Und ich wüsste nicht, dass er mal erklärt hätte, was genau. Und ohne das zu wissen, ist es doch eher schwierig zu beurteilen, ob sich die Ausgangssituation wirklich dermassen geändert hat, dass eine Neubeurteilung der Gesetze gerechtfertigt wäre12. Sich einfach darauf zu verlassen, dass er schon widersprechen wird, wenn man etwas falsch angeht, halte ich für ein bisschen riskant. Insbesondere da er nicht gerade bekannt dafür ist, irregeleiteten religiösen Moralvorstellungen öffentlich oder deutlich genug zu widersprechen.13
Dann kann man auch gleich darauf verzichten sich vorzustellen, was Jesus an meiner Stelle getan hätte14.

Und überhaupt, intendierte Moral anhand von gezeigtem Verhalten abzuleiten, ist nicht ganz unproblematisch. Wer weiss, ob man das Augenmerk auf das richtige Detail gewendet hat? Vielleicht wollte Jesus, als er der älteren Dame über die Strasse half, uns nicht zeigen, dass man hilfsbereit sein soll, sondern dass sich bei jeder Gelegenheit in der Nase popeln lässt.

Göttliche Zeichen

Während ich einen Text schreibe, in dem ich mich über Gott und Jesus lustig mache, fällt meine Tochter um und schlägt sich das Knie blutig.
Ist das eins jener Zeichen Gottes, von denen Christen so oft sprechen, weil es sie angeblich wieder auf den rechten Weg führt?
Oder wäre es dann ein Zeichen, wenn sie umgefallen wäre und sich auf wundersame weise nichts getan hätte?1

Hej Eda, besinne dich…
oder deinen Kindern könnte was passieren…
Gott

Egal ob Gott meiner Tochter ein Bein stellt oder sie nicht rettet, wenn er es sonst getan hätte. Es sind Mafia-Methoden.

Und wie geht man damit um?
Man gehorcht natürlich und nennt sie Die Liebe Camorra und verteidigt deren Tugendhaftigkrit gegen jeden Angriff. Vorzugsweise mit Weihwasser.

Bigger on the Inside


Wir haben hier eine eigene TARDIS in Adliswil.
Aber irgendetwas stimmt nicht…
Schaut euch mal die Puppe unter dem „K“ an…
Das ist der Stoff aus dem Albträume sind.
Ganz besonders wenn er in der TARDIS sitzt.

Meine gotteslästerlichen Gedanken im Wandel der Zeit

Lieber Herr Pfarrer

Falls Sie meine Beträge hier auf dem DisOrganizer verfolgt haben, ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass ich hier Sachen schreibe, die mir noch vor ein paar Jahren ziemlich viel Ärger eingebrockt und mich während dem Rest der letzten 2000 Jahre wohl Kopf und Kragen gekostet hätten.

Ich weiss, lieber Herr Pfarrer, dass Sie – obwohl Sie mit meinen Ansichten nicht übereinstimmen und sich hie und da durch meine Äusserungen wahrscheinlich wirklich verletzt fühlen – niemals meinen Tod dafür fordern würden1.

Aber sind Sie sich im Klaren darüber, dass Sie es früher (allein von Berufs wegen) mit Vehemenz getan hätten?

Oder hätten Sie sich schützend vor mich gestellt?
Und sich damit gleichsam zu mir aufs Schafott gestellt?

Gab es eine Zeit und einen Ort, wo die Kirche das Sagen hatte und ich meine gotteslästerlichen Äusserungen nicht mit dem Leben bezahlt hätte?

Wenn ja, wann und wo war das? Und warum hat sich das dann wieder geändert?
Wenn nein… Macht Sie das nicht stutzig?

Es grüsst herzallerliebst
Eda

The Good Place

The Good Place

Man stelle sich vor, dass durch ein Versehen zwei Menschen verwechselt werden und der jeweils falsche in den Himmel und in die Hölle kommt.

Ziemlich übel Sache… Und in Anbetracht der Zustände in der Hölle und dem (schwachen?) Charakter des zu unrecht „Beförderten“1, ist es wenig wahrscheinlich, dass dieser die Sache richtig zu stellen geneigt ist. Während dem fälschlicherweise in der Hölle Geschickten einfach kein Glaube geschenkt wird – weil wahrscheinlich jeder Hölleninsasse davon überzeugt ist, diese Qualen nicht verdient zu haben.

Ist so ein Versehen überhaupt möglich?
Natürlich nicht, schliesslich ist Gott allwissend2.

Können wir das aber auch irgendwie kontrollieren? Ich meine, die Konsequenzen sind zu grausam um sich darüber nicht absolute Gewissheit zu verschaffen.

Vielleicht eine Art Bewährungsausschuss, wo jeder Insasse der Hölle regelmässig3 seinen Fall vortragen kann?
Wobei dieser Ausschuss natürlich aus anderen Leuten bestehen sollte als jenen, die das Urteil verhängt haben (Gott, Jesus und der heilige Geist?).

Natürlich würde Gott niemals (absichtlich) einen Fehler seinerseits zu vertuschen versuchen4, schliesslich ist er lieb, aber trotzdem, sicher ist sicher. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel!

 

Weil ein einziger Sünder,
selbst der harmloseste,
in der Hölle unendlich viele mehr Leid erfährt
als alle Menschen
und alle Tiere
und alles andere
seit dem Anbeginn der Zeiten
zusammengenommen.
Einfach weil die Hölle ewig währt.

Erbe aus der Zeit vor der Wiedergeburt

Ray Comfort verteidigte am 24. Mai 2015 mit diesem Tweet seinen Freund Josh Duggar, dem unter anderem vorgeworfen wird als Jugendlicher mehrere Mädchen sexuelle missbraucht zu haben.
Zu den Taten will ich nichts sagen, mich interessiert hier lediglich die Art und Weise, wie Comfort als Christ an die Sache heran geht.

Comfort betrachtet die (christliche) Wiedergeburt als eine Art von Flucht aus Las Vegas, wo die Sünden, die dort begangen wurden, auch bleiben.

Okay. Nehmen wir also an, dass die (christliche) Wiedergeburt für einen Gläubigen tatsächlich ein so welterschütterndes Ereignis ist, dass sämtliche Charaktereigenschaften völlig umgekrempelt werden. Und dass demzufolge Neigungen, die früher womöglich zu Verbrechen geführt haben könnten, jetzt einfach nicht mehr vorhanden sind1.

Hätte sich Josh Duggar dann aber nicht während oder kurz nach seiner Wiedergeburt den Behörden und der Öffentlichkeit stellen müssen?

Ich meine, von ihm geht jetzt keine Gefahr mehr aus, klar, doch ist es nicht das Ding der Christen Busse zu tun? Sprich, um Verzeihung für ihre Verbrechen zu bitten?

Ach, das hat er  getan?
Er bat Jesus um Vergebung und Jesus reinigte ihn von seinen Sünden.
Und damit ist die Sache für Josh Duggar und Ray Comfort gegessen?
Wenn Jesus eine Sünde verziehen hat, dann ist sie ein für allemal getilgt. Und Beschwerden seitens der Opfer, dass der Täter auf diese Weise viel zu einfach davongekommen sei, ist schnöde, unchristliche Rachsucht – und so gar nicht kompatibel mit dem Hinhalten der anderen Wange – und wird kategorisch als Kritik, sprich als Sünde2 betrachtet. Denn mehr als aufrichtiges Bereuen und Beten kann man von niemandem verlangen. Oder besser: Von allen Möglichkeiten der Verbrechenssadisfaktion und -prophylaxe sind Bereuen und Beten →nachweislich← die mit Abstand wirksamsten – und freiheitsschonensten.

 

Was ich mich frage, ist, gibt es eine Statistik darüber, was Ray Comfort & Co in ihren wilden Jahren vor der (christlichen) Wiedergeburt so alles angestellt haben? Wurden Leute umgebracht? Bananen geklaut? Zum hohen Lied der Liebe masturbiert?
Wie gross wohl der Schaden für die Wirtschaft sein mag durch nicht einklagbare, weil von Jesus bereits verziehene Delikte?

id, quo nihil maius cogitari potest

Gottesbeweis von Anselm von Canterbury
Anselm von Canterbury in seinem eigenen Siegel

Nehmen wir einfach mal an, dass der ontologische Gottesbeweis gültig ist. Ich wüsste nicht wie das gehen sollte, aber das tut hier nichts zur Sache. Gottes Wege sind unergründlich und genauso die Beweise, die seine Existenz belegen.

Wir wissen also, dass es einen Gott gibt und dass dieser, weil darüber hinaus nichts grösseres gedacht werden kann, notwendigerweise allwissend, allmächtig und allgütig ist. Und wir wissen, dass dieser Gott irgendwann mal alles ins Rollen gebracht hat.

Und wir wissen aufgrund von (unergründlich) rationalen Argumenten, dass unsere Welt intelligent designt ist.

Und wir wissen ebenfalls aufgrund von Gründen, dass Jesus der Sohn jenes intelligenten Designers ist, der die Welt und Adam und Eva und die Sintflut erschaffen hat.

Was wir jedoch nicht wissen, ist, wie schwer es ist, eine Welt und Adam und Eva und die Sintflut zu erschaffen.

Wir wissen aber, dass wir selbst dafür nicht wissend und mächtig und gütig genug sind.

Wir wissen aber nicht, ob man dafür wirklich das ganze Allwissen und die ganze Allmacht und die ganze Allgüte bis zum letzten Löffel ausschöpfen muss. Sprich wir wissen nicht, ob auch ein von Gott erschaffenes Wesen mit freiem Willen in der Lage sein könnte, eine Welt zu erschaffen, deren Bewohner einen freien Willen haben1.

Ich wüsste aber nicht, was dagegen sprechen könnte2.

Dann bräuchte…
der Schöpfer unserer Welt nicht zwangsläufig … nett? … zu sein.

Er könnte in echter Mistkerl sein, der die Welt als Folterkammer erschaffen hat, um sich an unserem Leid zu erfreuen. Und er könnte als sein eigener Sohn auf die Welt gekommen sein um sicherzustellen, dass wir ihn dafür auch noch lieben. Und als Bonus sozusagen um seine masochistischen Triebe zu befriedigen.

 

Eine Frage aber bleibt: Was denkt sich wohl der allwissende, allmächtige, allgütige erste Beweger dabei, wenn er die Menschen sieht, wie sie ihren sadistischen Schöpfer anbeten, statt sich gegen ihn zu stellen?

Ist es das Christentum wirklich wert, dafür verfolgt zu werden?

Im Kloster Einsiedeln veranstaltete die Hilfsorganisation «Kirche in Not» ein Risotto-Essen mit anschliessener Podiumsdiskussion und kath.ch berichtete darüber. Die Botschaft war klar:

Das Christentum ist die am meisten gefährdete Religion.
kath.ch auf fb

Steht das Christentum kurz vor dem Aussterben?

Wohlgemerkt, dass das Christentum offenbar auf der Liste der gefährdeten Arten steht, heisst nicht, dass es bereits vom Aussterben bedroht ist. Das heisst lediglich, dass die Gefahr besteht, dass es in absehbarer Zeit vom Aussterben bedroht sein könnte. Denn:

Weltweit werden 200 Millionen Christen verfolgt!
kath.ch

Wenn all diese Christen massakriert würden, was der Umstand, dass sie verfolgt werden, durchaus in Aussicht zu stellen scheint, wäre das natürlich eine humanitäre Katastrophe sonder gleichen, den 1. Platz unter der Weltreligionen würde es das Christentum (mit aktuell ca. 2.3 Mia Anhängern) aber nicht kosten.
Ja selbst wenn sich diese 200 Millionen statt sich dem Märtyrertod hinzugeben auf die Seite des Zweitplatzierten (dem Islam mit aktuell ca. 1.6 Mia Anhängern) schlagen würden, änderte das nichts an der Pole-Position des Christentums.
Das klingt jetzt nicht danach, dass das Christentum in absehbarer Zeit vom Aussterben bedroht sein wird. Ist es wirklich gefährdet, weil es immer schlimmer wird, oder ist es einfach nur ein interessantes Thema für die Medien?

Roberto Simona, Islamexperte von «Kirche in Not» und Kardinal Gerhard Müller sprachen klar von einer «Verschlimmerung der Situation für Christen» und wiesen dabei auf das Beispiel Irak hin. […] So lebten im Jahr 2003 rund 1,5 Millionen Christen im Irak. Heute dürften es nur noch zwischen 250’000 und 350’000 sein. Gezeigt wurden Bilder von Häusern in der christlichen Ninive-Ebene, die durch die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) zerstört wurden.
kath.ch

Ist die Entwicklung in einem Gebiet, das vom IS heimgesucht wird, wirklich repräsentativ für die globale Entwicklung des Christentums?
Sind dort nicht alle Formen von Andersdenken akut vom Aussterben bedroht?
Den Christen geht es dort zweifellos übel. Aber nicht weil sie Christen sind, sondern weil sie nicht die richtige Art Muslime sind.

Das ist etwa genauso eine Christenverfolgung wie es die Spanische Grippe war. Ja, Christen sind an ihr gestorben, sehr wahrscheinlich sogar mit Abstand am meisten, doch nicht, weil es der Influenzavirus besondern auf Christen abgesehen hätte, sondern weil es einfach von den Christen am meisten gab.

Das Christentum ist also die am meisten verfolgte und dadurch gefährdete Religion im Irak!

Was verstehen wir hier eigentlich unter Verfolgung?

Wenn man den Irak und den IS als Beispiel nimmt, dann klingt Verfolgung wie ethnische Säuberung. Wenn man sich aber die Quelle anschaut, welcher mit grösster Wahrscheinlichkeit die Zahl der verfolgen Christen entnommen wurde, den Weltverfolgungsindex von Open Doors, dann sieht es aber auf einmal nicht mehr so düster aus:

Open Doors folgt einem weiten Verständnis des Begriffs „Christenverfolgung“. Danach herrscht Verfolgung nicht nur, wenn der Staat Einzelne oder ganze Gruppen von Christen wegen ihres Glaubens einsperrt, verletzt, foltert oder tötet, wie es in vielen Ländern Realität ist. Verfolgung herrscht auch dann, wenn Christen aufgrund ihres Glaubens beispielsweise ihre Arbeit oder ihre Lebensgrundlage verlieren, wenn Kinder aufgrund ihres Glaubens oder des Glaubens ihrer Eltern keine oder nur eine schlechte Schulbildung bekommen oder Christen aufgrund ihres Glaubens aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben werden. Ebenso verhält es sich, wenn es Christen nicht erlaubt ist, Kirchen zu bauen oder sich auch nur privat zu versammeln, wenn die Registrierung einer christlichen Gemeinde oder Organisation nur unter schikanösen Bedingungen oder auch gar nicht möglich ist. Auch wenn es Andersgläubigen gesetzlich oder zumindest gesellschaftlich nicht erlaubt ist, zum Christentum zu konvertieren und sich zum christlichen Glauben zu bekennen – wenn Gläubige also mit Konsequenzen für Familie, Besitz, Leib und Leben rechnen müssen – spricht Open Doors von Christenverfolgung.
Definition von „Christenverfolgung“

Demzufolge wird man auch verfolgt, wenn man bloss diskriminiert wird. Man darf mich nicht falsch verstehen, jemanden aufgrund seiner Religion zu diskriminieren ist genau so inakzeptabel wie jemanden aufgrund seines Geschlechts, seiner Hautfarbe oder seiner sexuellen Orientierung zu diskriminieren. Aber es ist nicht ganz das, was man sich vorstellt, wenn man das Schreckgespenst einer Verfolgung heraufbeschwört.
Aber okay, wer sind wir, das Leid, welches verschiedene Menschen erfahren, gegeneinander abwägen zu wollen. Verfolgt wird, wer sich verfolgt fühlt. Punkt.

Von Christenverfolgung kann aber dennoch nur dann gesprochen werden, wenn diese gezielt als diese verfolgt (oder diskriminiert) werden, während alle anderen Gruppen mehr oder weniger in Ruhe gelassen werden.

Auch davon gibt es noch mehr als genug auf der Welt. In gewissen Ländern besteht genauso eine Aversion gegen Christen wie sie (bei uns) gegen Juden und Muslime vorhanden ist1.

Doch nicht mal überall, wo gezielt das Christentum verfolgt wird, kann man guten Gewissens von Christenverfolgung sprechen. Wenn beispielsweise  Kirchen abgerissen werden und der Bau von neuen verboten ist, so kann man das, entgegen der Ansicht von Open Doors, noch nicht notwendigerweise eine Christenverfolgung bezeichnen.
Kirchen sind nämlich immer auch politische Institutionen und sowas kann einer Regierung leicht mal ein Dorn im Auge sein. Die Frage ist daher allein, ob die Menschen in der Ausübung ihrer Religion im privaten Rahmen behindert werden und ob ihnen im alltäglichen Leben Nachteile daraus entstehen, wenn man weiss, dass sie Christen sind.
Kirchen zu bauen und sich zu organisieren, ist sicherlich ein Menschenrecht. Einer Gruppe dieses Recht aus Gründen der NATIONALEN SICHERHEIT2 zu verwehren ist aber nicht zwingend eine Einschränkung der Religionsfreiheit. Insbesondere dann nicht, wenn diese Möglichkeit auch anderen Gruppen aus dem gleichen Grund verboten ist.

Klar, Christen bauen ihre Kirchen nur um Nächstenliebe und Barmherzigkeit zu verkünden und haben nicht die geringste Absicht ins politische Geschehen einzumischen. Ich weiss das. Aber vielleicht ist es noch nicht ganz bis zu den Despoten durchgedrungen.

Aber es stimmt schon. Der Umstand, dass man der grössten Religion angehört, lindert nicht das Leid, welches einem zugefügt wird von jenen, die denken dass man dennoch falsch liegt. Die Menschen leiden und man muss ihnen helfen.
Dass manche Christen  das Leiden geniessen, ändert nichts daran!

Warum entziehen sie sich nicht einfach der Verfolgung?

Gerhard Pfister hat schon recht, wenn er sagt:

Wir machen uns viel zu wenig bewusst, dass das christlich geprägte3 Modell des Rechtstaates, das den Bürgern Religions- und Meinungsfreiheit gewährt, nicht das Regelmodell eines Staates auf der Welt ist, sondern das absolute Ausnahmemodell!

Die Frage ist, wie können wir Leuten konkret helfen, die unsere Hilfe dringend brauchen und in einem Land leben, wo die Menschenrechte unserer Ansicht nach4 mit Füssen getreten werden?

Wir können die mit Waffen beliefern. Oder mit Gebeten. Aus dass sie sich erheben und der Tyrannei ein Ende setzen.

Allerdings gilt für einen Christen stets das folgende Prinzip:

1 Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, ist sie von Gott angeordnet. 2 Darum: Wer sich der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Anordnung; die ihr aber widerstreben, werden ihr Urteil empfangen. 3 Denn die Gewalt haben, muss man nicht fürchten wegen guter, sondern wegen böser Werke. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes, dann wirst du Lob von ihr erhalten. 4 Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Sie ist Gottes Dienerin und vollzieht die Strafe an dem, der Böses tut. 5 Darum ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. 6 Deshalb zahlt ihr ja auch Steuer; denn sie sind Gottes Diener, auf diesen Dienst beständig bedacht. 7 So gebt nun jedem, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt.
Römer 13

Da die Regierung selbst in den üblen Ländern von Gott eingesetzt ist5, kann ein Christ einem anderen schwerlich empfehlen sich den Gesetzen zu widersetzen. Geschweige denn ihm die dafür nötigen Mittel zur Verfügung stellen. Sei es nun in Form von Waffen oder Ziegelsteinen oder Gebeten6.

Darauf kann man natürlich erwidern:

29 Petrus aber und die Apostel antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Apostelgeschichte 5

Jetzt müsste man nur noch wissen, wann das Gesetz des Landes dem Gesetz Gottes widerspricht…
Doch selbst dann sollen wir die Regierungsautorität akzeptieren, schliesslich haben Petrus und die Apostel die Strafe akzeptiert (und genossen):

40 und riefen die Apostel herein, schlugen sie und geboten ihnen, sie sollten nicht mehr im Namen Jesu reden, und ließen sie gehen.
41 Sie gingen aber fröhlich von dem Hohen Rat fort, weil sie würdig gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach zu leiden,
Apostelgeschichte 5

Es ist aber natürlich nicht jedermanns Sache fröhlich „um Seines Namens willen Schmach zu leiden“. Die, die es tun, verdienen unseren Respekt.
Ich bin mir aber nicht so sicher, was ich von Leuten halten soll, die fröhlich andere „um Seines Namens willen Schmach leiden“ lassen.

Von daher ja, die Gesetze Gottes stehen über den Gesetzen der Länder. Aber da die Regierung und deren Gesetze von Gott eingesetzt sind, kann das Befolgen von diesen nicht falsch sein.
Wenn Organisationen wie «Kirche in Not» den Christen im Irak Hoffnung machen indem sie die auf Anordnung von der „Regierung“ zerstörten Häuser wieder aufbauen, so agieren sie offen gegen die Obrigkeit.

Klar, die Zustände sind inakzeptabel, aber sie sind von Gott angeordnet. Das heisst nicht, dass man nichts tun kann. Das heisst, dass man es richtig angehen muss. Indem man die Obrigkeit zum Umdenken bewegt. Und nicht indem man wie die CIA die Untertanen zur Revolte führt.

Darf man sich da über die Zurückhaltung wundern, wenn es darum geht Kirchen-Bauprojekte zu bewilligen?

Warum empfehlen der Papst und «Kirche in Not» den Christen im Irak, die sich durch ihre Religionszugehörigkeit in akuter Lebensgefahr befinden, nicht einfach zum (richtigen) Islam zu konvertieren?
Dadurch stirbt dort eine christliche Kultur, die dort seit Jahrtausenden heimisch ist, was schade ist. Doch das tut sie auch, wenn die Menschen, welche diese Kultur leben, umgebracht werden.
Sollte uns dann die diesseitige Unversehrtheit der Menschen nicht wichtiger sein als ihr jenseitiges Seelenheil?

Die Verbreitung der grossen Religionen verdankt sich ja nichts anderem als dem Umstand, dass ganze Völker gezwungen wurden sich zu bekehren. Wenn es für die Kirchen okay war, wenn Leute unter Druck zum Christentum konvertieren, warum ist es dann nicht okay, wenn sie unter Druck vom Christentum weg konvertieren?

 

Man darf mich nicht falsch verstehen. Es gibt durchaus Dinge, für die es sich zu kämpfen und Opfer zu bringen lohnt. Dazu gehört sicherlich auch die Religionsfreiheit.
Aber für eine konkrete Religion?