munser und dunser

Eine ziemlich lästige Eigenschaft der deutschen Sprache ist das Problem mit dem inklusiven und dem exklusiven Wir.
Als Angesprochener weiss man nie genau, ob man nun dazugehört oder nicht. Diese doofe sprachliche Eigenart ermöglicht es auch, jemanden nachträglich auszuschliessen ohne dass man sich damit in Widersprüche verwickeln würde. Es zwingt den Angesprochenen in eine lästige, unterwürfige Position.

Kein Wunder macht sich das die Religion zunutze.
„Vater unser im Himmel…“
Wenn ein Priester das vorbetet, rechnet er mich auch dazu? Wenn es um die Kirchensteuer geht, wahrscheinlich schon…
Wen rechnet er aber nicht dazu? Es können ja nicht alle gemeint sein, sonst würde es „Vater aller im Himmel… “ heissen.

Ich plädiere daher für die Ersetzung von „unser“ durch „dwir“, wenn du dazugehörst, und „mwir“, wenn es nur mich betrifft, aber nicht dich. So herrscht Klarheit!
Analog „duns“ und „muns“, respektive „dunser“ und „munser“.

„Vater munser im Himmel…“

Ein ähnliches Problem ergibt sich mit Drittpersonen, welche mal dazu gezählt werden und mal nicht.
Man betrachte die beiden folgenden Sätze: „Wir Christen sind die grösste Religionsgemeinschaft der Welt.“ und „Wir Christen lehnen jede Form von Gewalt ab.“
Die „wir Christen“ in den beiden Sätzen sind offensichtlich nicht die gleichen. Die „wir Christen“, die die Gewalt ablehnen, sind wahrscheinlich nicht mehr die grösste Religionsgemeinschaft.
Ist es zu viel verlangt, dass „wir“ im gleichen Kontext immer die gleiche Zahl von Menschen repräsentiert? Respektive, dass es erkennbar ist, wenn sich die Zahl ändern könnte.

Ich plädiere daher für die Ersetzung von „wir“ durch „wirf„, wenn die Zahl fix ist, und „wirw„, wenn sie variabel ist (w weil das v in variabel als w ausgesprochen wird).
Analog unsf und unsw, respektive unsfer und und unswer.
Das müsste natürlich mit dem inklusiven und exklusiven Wir kombiniert werden.

„Vater munswer im Himmel…“

Dann gibt’s da noch die Priorisierung, welche manchmal innerhalb der Gruppe auf die sich das wir bezieht, gegeben ist (vgl. Alle sind gleich, doch manche sind gleicher.). Das sollte auch berücksichtigt werden.

Ich plädiere daher für die Ersetzung von „wir“ durch „wier“, wenn die Gruppe egalitär strukturiert ist, und „wiar“, wenn sie hierarchisch ist.
Analog unes und unas, respektive uneser und und unaser.
Auch das müsste natürlich mit dem inklusiven und exklusiven und dem fixen und variablen Wir kombiniert werden.

„…und vergib munasw munaswere Schuld, wie auch wir vergeben munasweren Schuldigern…“
(weil es andere wesentlich nötiger als ich, dass ihnen vergeben wird…)

Auf diese Weise hätten es Bigotterie und Heuchelei wesentliche schwerer. Und das ohne die politische Korrektheit bemühen zu müssen.
Zugegeben, es wäre zumindest in der Eingewöhnungsphase wohl etwas kompliziert. Andererseits würde es nicht schlecht tun, wenn die Leute etwas weniger für andere sprechen täten.
Das ist zumindest munesfere Ansicht.

Gezeichnet, die DisOrganizer Redaktion

 

 

Und wenn wir schon daran sind, die Sprache von ihren Macken zu befreien, hier ein weiterer Vorschlag: Lasst uns „jungfräulich“ durch „jungfreudig“ ersetzen. Das ist das gleiche Vergnügen, bloss dass man es durchaus auch mehrmals haben kann. Ist doch viel besser!

Die LIEBE Schweiz

 

Abschaffung aller Hausaufgaben
Einstellung aller Waffenproduktionen
Bedingungsloses Grundeinkommen
Aufnahme von Flüchtlingen
Vaterschaftsurlaub
Tierrechte
1 : 12

 

Die Ideen mögen verrückt sein und vielleicht sogar verhängnisvoll, doch ändert das nichts daran, dass sie LIEB sind.
Ich denke nicht, dass das irgendwer bestreiten würde.
Doch Vorsicht, nicht jede Idee, mit der man nur das Beste für die Menschen und die Schweiz will, ist auch LIEB. Jeder denkt das zwar von seinen Ideen – bloss stimmen dem nicht alle zu. Das Burkaverbot beispielsweise hilft nach den Vorstellungen der Initianten die Werte der Schweiz zu sichern und es befreit auch muslimische Frauen aus der Unterdrückung einer archaischen Religion. Edle Absichten, doch die Kritiker bezweifeln diesen Effekt.
LIEBE Ideen sind hingegen solche, auf die ausschliesslich mit „WER SOLL DAS BEZAHLEN?“ reagiert wird. Eine Reaktion die bei Kritikern des Burkaverbots eigentlich nie zu hören ist.

Würden wir nicht alle gerne LIEB sein?
Wenn wir es uns leisten könnten…..

Wenn man sich diese Ideen genauer anschaut, dann sind sie auf einmal nicht ganz so umfinanzierbar, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheint.

Warum probieren wir sie dann nicht einfach?
Wenn es sich jemand leisten kann LIEB zu sein, dann doch die Schweiz?
Okay, sie kann es sich leisten, weil sie es in der Vergangenheit nicht war. Aber das ist kein Argument, dass man nicht auch auf LIEBE Weise prosperieren kann!

Wenn wir es umsetzen, wird man uns für unseren Mut bewundern. Uns um unsere Güte beneiden. Und sicher auch für verrückt halten, weil wir so leichtsinnig unsere Freiheit, unsere Sicherheit und unseren Wohlstand riskieren. Doch man würde es uns gönnen, wenn es klappt. Und sicherlich schon bald nachziehen.

Lasst und utopisch sein!
Lasst es uns versuchen!
Schliesslich wollen doch alle LIEB sein, oder etwa nicht?

Zugegeben, die Kommentarsektionen in Online-Medien vermitteln eher den Eindruck, dass es den Leuten zutiefst zuwider läuft, wenn es anderen gut geht. Insbesondere wenn diese nichts dafür zu tun brauchen1. Allerdings fürchten diese Leute bloss, dass in diesem Fall sie dafür aufkommen müssen und dass es am Ende einem, der nichts tut, besser geht als einem, der sich den Arsch aufreist. Das wäre natürlich durchaus falsch. Wenn es jedoch jenem besser geht, ohne dass es diesem dadurch schlechter geht, dann wäre nichts dagegen einzuwenden. Nun ja, auch nicht ganz. Dem, der mehr dafür tut, dass es ihm gut geht, sollte es schon besser gehen als dem, der weniger dafür tut. Was auch durchaus vernünftig klingt – auch wenn diese Forderung allein für sich schon utopisch ist.
Insofern denke ich nicht, dass die Leute nicht LIEB sind. Sie sind bloss auch GERECHT. Zwei Konzepte, die bekanntlich nicht so problemlos unter einen Hut zu bringen sind. Schliesslich ist Verzeihen ein Wesensmerkmal der LIEBE und gleichzeitig eine Suspension der GERECHTIGKEIT.

Dass die obigen Forderungen auch GERECHT umgesetzt werden können, bestreitet niemand. Bloss ihre Finanzierbarkeit.

Von daher…

Lasst uns utopisch sein!
Lasst es uns versuchen!
Lasst uns die Vorreiter sein!
Ist es nicht sympathischer, wenn man etwas LIEBES probiert und dabei scheitert, als wenn man in allem LIEBEN stets nur (viel zu spät) nachzieht?

Gruppen und ihre politischen Präferenzen

Gruppen. Es gibt viele verschiedene Gruppen. Alles was Menschen verbindet, macht sie zu einer Gruppe. Männer sind eine Gruppe. Blonde auch. Brillenträger und Postbooten sind Gruppen. Schwangere, Volvo-Fahrer, Stiere im Sternzeichen und Tennisspieler ebenso. Und auch Philatelisten und Rassisten.

Wenn ein Politiker eine Gruppe komplett hinter sich zu scharen vermag…
dann stinkt da was!

 

Ausgenommen sind natürlich sehr kleine Gruppen, weil es da schon mal zufällig passieren kann.
Und natürlich auch die Gruppe derer, die diesen Politiker gewählt haben.

Politik und Lügen

Man kann durchaus meinen, dass die Grenzen zu verriegeln und alle Muslime zu überwachen, das Leben der Amerikaner sicherer macht. Das halte ich zwar für ausgemachten Blödsinn und ich kann gerne darlegen, warum ich es für ausgemachten Blödsinn halte, aber man kann es tatsächlich meinen. Und wenn man das meint, können einem Trumps Handlungen als Präsident durchaus sinnvoll und richtig erscheinen. Das will ich gar nicht bestreiten.
Doch wie um alles in der Welt kann man nicht den Kopf über das Lügen schütteln?

Okay, vielleicht schütteln auch seine treuesten Anhänger darüber den Kopf, genau wie sie über Trumps Pussy Gate den Kopf geschüttelt haben. Das sei falsch, das hätte er nicht tun und sagen dürfen, aber hey, wenn seine politischen Entscheidungen die richtigen sind, sei’s drum. Es gibt wichtigeres. Das kann ich nachvollziehen.
Nicht ganz so gut kann ich zwar nachvollziehen, dass die gleichen Leute, die heute grosszügig über solche unmoralischen Ausrutscher hinwegsehen, vor noch gar nicht so langer Zeit sehr empört darüber waren, dass ein Präsident über einen ausserehelichen Blowjob log und die Frau eines anderen Präsidenten ein ärmelloses Kleid trug, aber hey, in diesen beiden Fällen waren auch die politischen Entscheidungen der Präsidenten offensichtlich nicht die richtigen und so haben die Präsidenten weder durch gute Arbeit noch durch Ehrlichkeit (respektive durch angemessen gekleidete Begleitung) die hohen Werte der USA zu repräsentieren geschafft.

Hinzu kommt, dass Präsidenten manchmal keine andere Wahl bleibt als zu lügen. Sei es um Agenten zu schützen. Oder um eine Massenpanik zu verhindern. Oder auch nur um die Leute zu etwas wichtigen zu motivieren. Das ist zwar nicht ganz koscher, aber es ist von allen schlechten Wegen womöglich der am wenigsten schlechte. Ich bin daher gern bereit hier den „Benefit of the doubt“ gelten zu lassen.

Aber – und das ist ein grosses Aber – die Lügen sollte so stichhaltig sein, dass sie erst rauskommen, nachdem sie ihren (guten!!!) Zweck erfüllt haben.
Also beispielsweise erst nachdem der Irak vom üblen Despoten befreit und ein stabiles politisches System etabliert wurde. Dann kann sich gern herausstellen, dass da nie Massenvernichtungswaffen waren. Wie gesagt, das ist nicht okay, ganz und gar nicht, aber wenn das Ergebnis besser ist als alles, was man von allen denkbaren Varianten hätte erwarten können, dann soll es mir recht sein.
Wohlgemerkt, das Ergebnis des Irakkrieges war nicht gut. Aber zumindest hat man damit gerechnet oder zumindest inständig gehofft, dass es gut rauskommt. Der Wille war da. Und die Lüge verschaffte die zur Erfüllung erforderliche Zeit.

Aber hier und heute? Trump sagt Dinge, die an Ort und Stelle offensichtlich nicht der Wahrheit entsprechen. Damit kauft er keine Zeit.
Darf man wirklich so leichtfertig mit der Wahrheit umgehen?
Okay, vielleicht sind es Nebelgranaten, mit denen er von den wichtigen Dingen ablenkt… Was dann gewissermassen eine Lüge 2. Ordnung wäre, welche der Regierung Zeit verschaffen soll, damit sie die (guten!!!) Ergebnisse erzielt, bevor sie durch die Aufmerksamkeit verunmöglicht werden. Vielleicht ist das Vertrauen in die Politik inzwischen so geschwächt, dass man die Lüge 2. Ordnung braucht, weil die der 1. Ordnung eh nicht mehr abgekauft wird?

 

Allerdings… Ich bin mir nicht sicher, ob es „das gute Ergebnis“ wirklich gibt, welches man mit den bedenklichen Methoden errungen hat.
Klar, das Unrechtsregime wurde ersetzt durch ein so vorbildliches, wie man es sich nur wünschen kann. Alle Kriterien für einen Erfolg sind mehr als übertroffen, doch man weiss, dass es mit einem Trick erreicht wurde, was das Vertrauen in die Politik schmälern wird. Was einen dann womöglich den nächsten Erfolg kosten wird. Man erkauft sich damit den Erfolg auf Kosten der zukünftigen Erfolge. Das ist nicht nachhaltig.
Mit einem Trick zu gewinnen, funktioniert, ist aber nicht nachhaltig.

Deshalb sollten Politiker und Präsidenten zur Rechenschaft gezogen werden können, wenn sie beim Lügen erwischt werden. Selbst dann, wenn es gut raus gekommen ist. Damit will ich den Politikern nicht ihre politische Immunität streitig machen, denn die brauchen sie natürlich. Es ist ihr Job, wenn nötig, auch sehr unpopuläre Entscheidungen umsetzen. Doch sie müssen belegen können, dass sie stets nach besten Wissen und Gewissen gehandelt haben. Und das tun sie indem sie die Gründe für ihre Entscheidungen offen legen. Und wenn sie lügen, also falsche Gründe angeben, und für diese Lügen, wenn die dann mal ans Licht kommen, keine wirklich guten Gründe anführen können (welche es durchaus geben kann), dann untergraben sie damit das Vertrauen in Politiker insgesamt und das sollte strafbar sein. Strafbar in einer Art und Weise, dass die Bevölkerung das Gefühl hat, dass die zu erwartenden Konsequenzen die Politiker vom Lügen abhalten werden und damit das Vertrauen in deren Ehrlichkeit wiederherzustellen fähig sind. Weil wir können es uns nicht leisten, den Politikern nicht zu trauen.