Jesus kriegt eine Armee

Jesus zog also durchs Land, heilte hier, predigte da und liess ich am Ende ans Kreuz nageln.

Jetzt stellt euch aber mal vor, einer der Zuhörer bei der Bergpredigt wäre Kaiser Tiberius gewesen, der zufällig gerade inkognito in der Gegend Ferien machte. Und stellt euch vor, er wäre von der Rede dermassen angetan gewesen, dass er Jesus auf der Stelle zu seinem persönlichen Berater ernannt hätte. So absurd ist der Gedanke gar nicht. Wie jeder Christ gern bestätigen wird, war Jesus liebenswürdig, loyal, klug und besass grosses Charisma. Jeder halbwegs vernünftige (und ehrliche) Mensch musste schlichtweg von ihm begeistert sein. Wieso also nicht auch der mächtigste Mann seiner Zeit?

JesusTiberius

Gut möglich, dass Jesus das nicht gewollt hätte. Sein Plan war schliesslich ein ganz anderer. Er wollte die Leute inspirieren und sie von sich selbst aus das richtige machen lassen.
Allerdings sagt man zu einem Tiberius nicht nein. Und selbst wenn man nein sagt, dann braucht dieser das noch lange nicht zu akzeptieren.

Jesus wurde also in den Stab von Tiberius aufgenommen und nach Rom gebracht1. Und Tiberius hat ihn dann (wie es Christen auch heute noch tun) immer mal wieder um Rat gefragt.

Ich sage nicht, dass Jesus Gefallen dran gefunden oder gar dass ihn am Ende die Macht sogar korrumpiert hätte2, ich bezweifle lediglich, dass er Tiberius den Rat verwehrt hätte. Denn die Möglichkeit Gutes zu tun (oder je nach Präferenz Übles zu verhindern), ist einfach viel zu gross um sie nicht beim Schopf zu packen.

Es wurden nur wenige Fragmente der Dialoge überliefert3:

„Jesus, mir ist eben zu Ohren gekommen, dass die Händler und Geldwechsler, die du damals aus dem Tempel vertrieben hast, sich dort wieder breit gemacht haben. Soll ich Verbotsschilder an den Eingängen anbringen lassen? Ich schulde dem Schildmaler Ramanus eh noch einen Gefallen.“

„Jesus, ist dir schon mal aufgefallen, wie viele Leute an mehrere und andere Götter glauben? Was denkst du, sollen wir in dieser Richtung was unternehmen? Oder lassen wir sie erst mal in Frieden? Vielleicht liesse sich durch die Einführung der Schulpflicht und des obligatorischen Religionsunterrichts die Entwicklung zu unseren (sprich ihren) Gunsten beeinflussen?“

„Jesus, mir wurde eben berichtet, dass die Germanen in unserer Provinz Belgica eingefallen sind und dort jetzt ein grausliges Blutbad anrichten. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie die Germanen von meinen Vorgängern behandelt wurden, war das eigentlich absehbar, aber ich weiss jetzt nicht genau, wie ich darauf reagieren soll? Meine Generäle empfehlen mir fünf Legionen in den Norden zu schicken, aber mir erscheint das irgendwie ein falsches Zeichen zu setzen. Andererseits stimmt es schon, dass man in einer taktisch besseren Verhandlungsposition ist, wenn man nicht mit runtergelassenen Hosen da steht. Zur Zeit schicken sie alle unsere Unterhändler ohne Kopf wieder zurück. Was empfiehlst du mir?“

„Jesus, mein Neffe Quintus hatte gestern sein Coming out. (Überraschend kam das ja nicht wirklich, LOL!) Soll ich ihn dazu beglückwünschen oder ihn hinrichten lassen? Die heilige Schrift ist da je ziemlich deutlich.“

„Jesus, deine zwölf Jünger, ähm, du weisst, dass ich sie mag. Ehrlich. Ich meine, es ist jedesmal wieder ein Freude mit ihnen zu feiern. Aber nun ja, ich weiss nicht wie ich es sagen soll. Schliesslich habt ihr einiges zusammen durchgemacht. Aber irgendwie scheinen sie mir nicht die hellsten Köpfe zu sein. Sie sind lieb, versteh mich nicht falsch, und sehr hilfsbereit und so, aber ich fürchte, ihr Mangel an Bildung macht sich in der Qualität ihrer Ratschläge schon bemerkbar. Du weisst schon, Dunning-Kruger-Effekt.“

„Jesus, wir sprachen doch kürzlich von deinen 12 Aposteln. Wollen wir sie nicht noch mit ein paar Philosophen aufstocken? Ich habe da ein paar wirklich interessante Bewerbungsunterlagen von ein paar Stoikern erhalten.“

„Jesus, du bist ja da aus der Gegend. Da ist dieser Kerl von der Judäischen Volksfront – oder vielleicht war es auch die Volksfront von Judäa – ich bringe die immer durcheinander. Der hat uns ein Ultimatum gestellt. Er verlangt, dass wir ihn bis Sonnenuntergang kreuzigen. Andernfalls werden 10’000 Menschen sterben. Der Geheimdienst sagt, dass ihm die Mittel, um sowas umzusetzen, tatsächlich zur Verfügung stehen und man die Drohung unbedingt ernst nehmen muss. Was sollen wir tun? Keine Ahnung, ich weiss nicht ob es Kanaaniter darunter hat.“

„Jesus, darf ich vorstellen, das ist Clarcus Centus vom Quotidie Planeta. Er wird dich eine Zeitlang begleiten und eine Homestory über dich schreiben.“

„Nein, Jesus, Dictaphonos wird dich auch weiterhin begleiten – du kannst es gern auch stalken nennen. Ich will einfach nicht, dass irgendetwas von dem, was du sagst, vergessen geht.“

„Jesus, da ist eine Meute Menschen, die Wünschen eine Ehebrecherin zu steinigen. Irgendwie finde ich das etwas übertrieben, aber die heilige Schrift ist da eigentlich ziemlich deutlich. Was denkst du? Was? Der ohne Schuld ist, soll den ersten Stein werfen? Heisst das, du will das Ius primae lapidis? HAHA! Du Scherzkegs. Nein im Ernst, was sollen wir machen? Wir können das Urteil ja nicht von der moralischen Integrität des Scharfrichters/Publikums abhängig machen.“

„Jesus, ich sage ja nicht, dass Ehebruch nicht falsch ist. Ich frage mich nur, was es die anderen angeht? Die werden dadurch ja nicht geschädigt. Ausser natürlich indem sie bei ihr nicht ran durften, HAHAHA!“

„Jesus, der Sklave Spartacus hat sich mal wieder über die Sklaverei beschwert. Weiter ignorieren?“

„Ich weiss, deine Jünger sind dir heilig, aber erst kürzlich ich habe den Thaddäus dabei erwischt, wie er irgendwelchen Leuten erklärte, dass Gott eigentlich am meisten eine Insel jenseits der Säulen des Herakles liebe. Das kann er doch nicht so einfach sagen, oder? Oder habt ihr das beim letzten Abendmahl besprochen?“

„Jesus, ich weiss ja, dass du nicht gern darauf angesprochen wirst, aber Maria, war die wirkl…, okay, okay, ich geh ja schon.“

„Jesus, ich spiele mit ein paar Freunden gerade Trivial Pursuit und Pilatus beharrt darauf, dass die Welt ein Würfel ist. Sag ihm, wie es wirklich ist. Dir wird er sicher glauben.“

„Jesus, ich überlege mir, ob ich meinen Kindern nicht eine Villa an den Hängen des Vesuvs kaufen soll. Im Sommer ist es da ja immer so schön. Was denkst du?“

„Jesus, erzähl du mal einen Witz.“

„Jesus, ich habe dir doch schon von meiner Idee erzählt, deine Reden und Gedanken zu veröffentlichen. Ich habe auch schon einen Verleger gefunden, der denkt, dass sich das Buch durchaus verkaufen liesse. Wir sind jetzt an der Umschlaggestaltung. Hast du eine Idee für ein einprägsames Bild oder Symbol oder sowas? Irgendein Markenzeichen?“

„Jesus, was würdest du zu einem Musical über dein Leben sagen?“

„Jesus, hab ich mich in die Nesseln gesetzt. Ich habe meiner Schwiegermutter gesagt, sie sei so alt wie die Erde selbst… Was? Wie alt habe ich sie genannt?“

„Jesus, ist dir schon mal aufgefallen, dass sich mit deinem Name hervorragen zum Fluchen lässt?“

„Jesus, du weisst, wie sehr ich dich liebe. Aber es ist schon etwas verstörend, dass meine Frau beim Sex deinen Namen stöhnt.“

„Jesus, du kennst doch den Töpfer Stavros von Naxos, oder? Der macht ja wirklich sehr schöne Töpfe. So einfallsreich verziert. Man erkennt sie wirklich überall sofort. Nun erzählte er mir, dass es da einen anderen Töpfer gäbe, Cimdotcomix, der macht genau die gleichen Töpfer wie er und verkauft sie viel billiger. Das macht das Geschäft von Stavros kaputt, sagt Stavros. Er fragt, ob man ihn nicht für Diebstahl ran kriegen könnte? Schliesslich entgeht dadurch dem Stavros eine ganze Stange Geld? Was denkst du?“

„Jesus, sollte es nicht auch ein paar Frauen unter den Aposteln haben? Sie dürfen gern auch jünger sein.“

„Jesus, ganz unter uns, hast du wirklich noch nie masturbiert? Oh Shit, Dictaphonos, du bist ja auch hier, ich habe dich völlig übersehen…“

„Jesus, Brust oder Keule?“

„Jesus, ehrlich gesagt finde ich es ein bisschen eklig, dass du dir vor dem Essen die Hände nicht wäschst. Meinst du nicht, dass an den Reinheitsvorschriften, die du über Bord geworfen hast, womöglich etwas klitzeklitzekleines, winziges mehr dran war als nur religiöse Gründe?“

„Jesus, ich weiss von ein paar Verfehlungen, die noch nicht mit Krankheit und Katastrophe geahndet wurden. Sind die dir entgangen oder sind manchmal auch Gesundheit und Wohlstand eine Strafe?“

„Jesus, wenn ich mich recht entsinne, gab es zweimal Probleme mit Wasser: die Sintflut und das Rote Meer als Hindernis. Wieso ertränktest du während der Sintflut auch die unschuldigen Häschen und Kätzchen, wenn du nur die verdorbenen Menschen mittels einer Wassersäule hättest ersäufen können? Das hätte dir die enorme Wasserrechnung und Noah eine Menge Arbeit erspart.“

„Jesus, apropos Sintflut, gab es vor der Sintflut wirklich keine Regenbögen?“

„Jesus, wo wir schon dabei sein, gab es wirklich keinen anderen Weg als zweimal mit Inzest anzufangen?“

„Jesus, und wer genau war die Frau von Kain? Der verrückte Docus Brunneus meint, sie sei aus der Zukunft gekommen.“

„Jesus, sorry, aber ich habe das noch immer nicht ganz begriffen. Wenn du eins mit Gott und gleichzeitig Gottes Sohn bist, dann bist du doch eigentlich dein eigener Urururururururururgrossvater? HAHAHA!“

„Jesus, wie ist es eigentlich mit seiner Urururururgrossmutter zu… Jesus! Komm zurück! Das war doch nur Spass… Komm schon…“

„Jesus, du kannst nicht schwimmen, nicht wahr?“

„Jesus, meinst du das wirklich ernst mit der Hölle? Wie soll ich den Himmel geniessen, wenn ich weiss, dass gleichzeitig Freunde in der Hölle gequält werden? Wenn es mich dann nicht mehr interessiert, wie einen kastrierten Hund Weibchen nicht mehr interessieren, dann nimmt mich wunder, was genau mit dem Tod mit mir passiert. Und erspart man sich das, wenn man in die Hölle kommt?“

„Jesus, wieso heilst du mühselig einzelne Menschen vom Grauen Star statt diesen einfach komplett zu eliminieren?“

„Jesus, diese Grippe ist ja sooooo lästig. Könnte man nicht was dagegen tun, dass man sich nicht mehr ansteckt?“

„Jesus, gestern hat ein Kerl vorgesprochen, der sich Mann aus Gallien nennt. Er schlägt vor alle Arzneimittel massiv zu verdünnen. Das ist natürlich Blödsinn, würde das Gesundheitswesen aber finanziell schon ziemlich entlasten.“

„Jesus, in Nordafrika herrscht eine schreckliche Dürre und Leute sterben an Hunger. Sollen wir das als eine gerechte Strafe Gottes interpretieren oder schicken wir Hilfe hin?“

„Jesus, Pontius Pilatus bittet um medizinischen Hilfe, in der Provinz Judäa sei eine schreckliche Seuche ausgebrochen. Sollen wir den Medicus Dominus dorthin schicken? Nein, ich weiss nicht, ob es nur Kanaaniter betrifft.“

„Jesus, der Skeptiker Gwupius findet, dass allein der Umstand, dass du lieb, klug und charismatisch bist, noch kein Grund dafür ist, dass du auch recht hast. Geschweige denn, dass du Gott höchstselbst bist. Er verlangt Evidenzen. Soll ich ihn verschwinden lassen?“

„Jesus, ich habe doch letzte Woche dem berüchtigten Dieb Lyttonius seine Verbrechen verziehen und ihn laufen lassen. Du weisst doch noch, wie er hoch und heilig gelobt hat, von nun an rechtschaffen zu sein. Und heute wurde er doch tatsächlich wieder dabei erwischt, wie er sich an meinen Kronjuwelen zu vergreifen versuchte. Ich bin ja gern bereit ihm schon wieder zu verzeihen, aber sollten wir ihn diesmal nicht trotzdem in den Knast werfen?“

„Jesus, diese verzogenen Kids mit ihren aufgemotzen Kutschen bauen immer mehr Unfälle in den Strassen Roms. Sollten wie nicht sowas wie ne Geschwindigkeitsbegrenzung machen?“

„Jesus, der Maler Picassus, den ich beauftragt habe, dich zu protraitieren, fragt ob ich das Bild realistisch wünsche oder idealisiert? Keine Ahnung was er meint. Vielleicht den grossen Pickel auf deiner Stirn, die schiefen Zähne, die krumme Nase, den dritten Nippel. Jesus, du weisst, dass wir dich lieben. Du solltest aber endlich aufhören zu glauben, dass es wegen deines umwerfenden Aussehens ist. Wir sind nicht so oberflächlich, wie du es uns immer unterstellst…“

„Dictaphonos, könntest du aufschreiben, dass Jesus gesagt hat, dass man Fenchel verbieten lassen sollte?“

„Jesus, meine Generäle berichten mir, dass die Moral der Soldaten etwas nachgelassen hat, seit sie nicht mehr im Auftrag Gottes arbeiten dürfen. Die ganzen Massaker machen seither wesentlich weniger Spass.“

„Jesus, einige Generäle meinen, dass man durchaus im Namen Gottes in die Schlacht ziehen könne, wenn man vorher ein paar Kanaaniter in die Schlachtreihen der Gegner geschmuggelt hat.“

„Jesus, wenn ich mit dem Töten eines Nichtgläubigen einen anderen zum rechten Glauben bekehre, soll ich das dann tun? Ich meine vorher waren beide verlorene Seele, jetzt ist einer davon gerettet. Eindeutig ein Gewinn. Was? Dadurch bin ich dann verloren? Echt? Ich dachte, es käme nicht auf die Handlungen an, sondern auf die innere Einstellung… Und was wenn ich damit X, C oder gar M verlorene Seelen rette?“

„Jesus, da steht eine Engelmacherin vor Gericht. Sie versucht sich zu verteidigt, indem sie sagt, dass sie damit den Kindern einen Gefallen tut. So kämen sie nämlich direkt in den Himmel. Ist das so? Bis zu welchem Alter kommt man denn in den Himmel, ohne das man dich zu akzeptieren braucht? Ich mein Säuglinge und Kleinkinder sind dazu ja noch nicht in der Lage.“

„Jesus, Leute, die zu weit weg wohnen um vor dir gehört zu haben, haben ja echt die Arschkarte gezogen…“

„Jesus, kürzlich las ich bei Hypokrates, dass fast die Hälfte aller empfangenen Kinder auf natürliche Weise abgetrieben werden. Dazu kommen noch XXVII% der Kinder, die das erste Lebensjahr nicht überleben, und XLVII%, die vor Erreichen der Pubertät sterben. Was genau hat hast du gegen Engelmacherinnen?“

„Jesus, man soll also nicht töten, wieso ist es bei Hexen dann okay?“

„Jesus, könntest du bitte meinen Untergebenen sagen, was du davon hältst gegen seinen Herrscher zu rebellieren.“

„Jesus, Petrus wurde schon wieder dabei erwischt, wie er sich an Ministranten vergangen hat. In welche Gemeinde sollen wir ihn jetzt versetzen? Allmählich gehen uns nämlich die Kirchen aus? Langsam müssen wir in Erwägung ziehen zu expandieren…“

„Jesus, hast du schon mal etwas von dieser Demokratie gehört? Was hältst du davon? Ich bin da als Caesar eher skeptisch, aber ich lasse mich gern umstimmen.“

„Jesus, jetzt mal ehrlich, werden wir uns nicht mit der Zeit im Himmel etwas langweilen?“

„Jesus, ich denke, wenn einen Mann LXXII Jungfrauen im Himmel erwarten würden, das wäre schon noch geil. Und ein tolles Verkaufsargument! Könntest du mal drüber nachdenken?“

„Jesus, wenn ich dich um einen Gefallen bitte, ist das dann eigentlich beten? HAHAHA!“

„Jesus, wenn ich für einen verstorbenen Verwandten bete, wird das seine Chance steigern in den Himmel zu kommen? Könnte dich das Gebet wirklich umstimmen?“

„Jesus, ich habe mal nachgedacht. Könnte es sein, dass die Welt so im Arsch ist, weil du die Gebete der Menschen erhört und dich damit immer weiter von deinem eigentlichen Plan entfernt hast?“

„Jesus, was ist eigentlich dein Plan?“

„Jesus, Menschenrechte – ja oder nein?“

„Jesus, ich plane das bedingungslose Grundeinkommen einzuführen. Gibst du mir dazu deinen Segen?“

„Jesus, kürzlich habe ich mich mit Plinius dem Älteren unterhalten und er hält es für möglich, dass es noch andere Welten im Himmel gibt. Wie stellen wir sicher, dass die dort auch vom Christentum erfahren?“

„Jesus, was denkst du über Wissenschaft? Lohnt es sich in die zu investieren?“

„Jesus, du hilfst ja sehr vielen Menschen mit Rat und Tat. Wie schaffen wir es, dass auch Leuten geholfen werden kann, die es sich nicht leisten können nach Rom zu reisen? Oder Leuten, die erst in einer fernen Zukunft Hilfe brauchen?“

„Jesus, wie lässt sich sicherstellen, dass die Antwort, die man auf ein Gebet erhält, wirklich von dir ist? Und zwar auch für dritte. Könnte man da nicht Hash-Funktionen oder sowas einsetzen? Es liegt ja (in der Regel) nicht in deinem Interesse, dass jemandem, dem du eine Antwort gegeben hast, nicht geglaubt wird, dass er die Antwort wirklich von dir bekommen hat.“

„Jesus, was genau ist die Rolle der Frau? Was soll sie und was darf sie nicht?“

„Jesus, zweifelst du nicht auch manchmal an deinen Sinnen?“

Ich gehe davon aus, dass Jesus bis zum Ende bockig blieb und sich konsequent dem Angebot einen echten Gottesstaat einzuführen entgegengestellt hätte. So richtig sicher bin ich mir darin aber nicht, denn ob man den erst in nächsten Leben errichtet oder schon in diesem, macht keinen grossen Unterschied – vielleicht mal davon abgesehen, dass jetzt auch die Unwürdigen in seinen Genuss kommen. Und ich denke nicht, dass es ein politisches System gibt, welches eine bessere Quote an Kandidaten hat für ein himmlisches Comeback4.

Das Problem mit Jesus ist, dass er – im Gegensatz zu Mohammed – keine Armee zur Verfügung hatte. Jesus konnte nur reden und überliess es dann anderen seine Ideen in Gesetze umwandeln. Und das Problem mit Gesetzen ist, dass sie nicht immer so funktionieren, wie man sich es vorgestellt hat5. Und so blieb seinen Nachfolgern nichts anderes übrig, als die Gesetze immer den Anforderungen anzupassen und zu hoffen, damit immer noch im von Jesus gestecken Rahmen zu bleiben.
Klar, sie konnten im Gebet Zwiesprache mit Jesus halten, doch irgendwie scheint Jesus in diesen nicht wirklich konsistent zu sein, denn er flüsterte in die Ohren verschiedener Leute sehr verschiedene Anweisungen. Und anzunehmen, dass nur der eine, der meine Meinung teilt, tatsächlich mit Jesus in Kontakt war, ist nicht wirklich überzeugend.

Ich frage mich, wie die Welt heute wohl  aussähe, wenn Jesus unvermittelt in den Besitz einer Armee gekommen wäre? Und ich frage mich eigentlich auch, wie einem so charismatischen Menschen wie ihm nicht duzende Armeen geradezu nachgeworfen wurden? Er ist doch sicher irgendwelchen Leuten begegnet, die andere Leute kennen, die wiederum andere Leute kennen, die eine Armee haben.

Zeitreisende, die ihr das lest, helft Tiberius auf die Sprünge!

Verhüllte Körper

Als der Iranische Präsident Italien besuchte, verhüllte man die nackten Statuen.

Klingt doof, doch wenn es ein Teil eines Deals ist, bei dem beim Gegenbesuch des italienischen Präsidenten im Iran die Frauen entschleiert werden, dann könnte die Rechnung durchaus aufgehen.
Dann ist der in Italien angerichtete Schade kleiner als der Gewinn im Iran.

Glücksquanten

Gluecksquant
Ein Glücksquant

Eine Person hat einen Fehler gemacht, den zu korrigieren sie furchtbar viel Mühe und Frustration kosten würde.
Wenn ich diesen Fehler absichtlich übersehe, mache ich die Person sehr glücklich, weil ich ihr damit furchtbar viel Mühe und Frustration erspare.
Doch da ich es ihr nicht sage, weiss sie nichts davon, dass sie eigentlich glücklich ist.

) Ist das nicht irgendwie traurig? :(

Oder fühlt sie es vielleicht doch irgendwie?
Verspürt sie vielleicht sowas wie ne Freude unbestimmten Ursprungs in sich?
Ist diese Freude dann kleiner, gleich oder gar grösser?

Und würde sie diese Freude unbestimmten Ursprungs auch spüren, wenn mir der Fehler gar nicht erst aufgefallen wäre?
Denn auch dann wäre ihr furchtbar viel Mühe und Frustration erspart geblieben, was ja nachweislich ein Grund zur Freude ist.
Ist diese Freude dann kleiner, gleich oder gar grösser?

Und was, wenn die Person in diesem nicht wahrgenommenen Glückszustand einen Fehler bei einer anderen Person entdeckt und absichtlich übersieht und ihr damit furchtbar viel Mühe und Frustration erspart, was diese, wenn die davon wüsste, sehr glücklich machen würde, und was sie, wenn sie nicht davon weiss, vielleicht sowas sie ne Freude unbestimmten Ursprungs verspüren lässt?
Ist diese Freude dann kleiner, gleich oder gar grösser?

 

Hier meine Idee: Diese drei Fragen nach der kleineren, gleichen oder grösseren Freude bilden gewissermassen die drei Achsen eines Koordinatensystem, in dem sich jede esoterische Lehre verorten lässt.

 

Ich habe einen grossen Teil der mir bekannten esoterischen Lehren in diesen „Judihui-Raum“ übertragen und dabei festgestellt, dass diese eine „Wolke“ bilden, welche eine überaus interessante Form aufweist. Um all denen, die sich selbst mal an diesem Plot versuchen wollen, die Überraschung nicht zu verderben, werde ich hier nicht verraten, um welche Form es sich dabei handelt.
Ich werde es aber auch deshalb nicht verraten, weil das „Gebilde“ auf einen ganz besonderen Punkt hindeutet, der – wie ich vermute – der Eldorado der Esoterik ist. Dort lässt sich dann nicht nur mächtig viel Geld verdienen, sondern auch der empirische Nachweis von Glücksquanten erbringen.

Das Gebot, das zwischen dem ersten und zweiten hätte versteckt werden können

godDie 10 Gebote sind eigentlich eine ganz gute Sache. Nicht weil sie ethisch besonders raffiniert wären, denn das sind sie ganz und gar nicht, sondern weil sie die Person, die an sie denkt, moralisch „erden“. Das heisst, dass man sich wie durch Zauberhand ehrlicher verhält. Darauf brauchen sich die Christen aber nichts einzubilden, denn genau das gleiche schafft auch die Direktive der Sternenflotte oder der Verhaltencodex der Kanti Beromünster, den es gar nicht gibt. Was hier „wirkt“, sind nicht die Gebote selbst, sondern gewissermassen unsere Erwartung in sie. Sprich der Placebo-Effekt1.

Interessant ist, dass sich die Christen zwar einig darin sind, dass der Dekalog aus exakt 10 Geboten besteht und dass er die Basis unseres Rechtssystems darstellen soll, weniger einig sind sie sich jedoch darin, um welche Gebote es sich konkret handelt und wie man sie zählen soll2.
Es hätte also durchaus noch ein gewisser Handlungsspielraum bestanden, noch ein weiteres Gebot unter zu bringen.

Gott mag Hexen nicht (Exodus 22:17) und Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste, Zauberei, Bannungen, Geisterbeschwörungen und Zeichendeuterei sind ihm ein Gräuel (Deuteronomium 18:9-13). Es würde daher eigentlich nichts dagegen sprechen auch noch folgendes zu erwähnen:

ES GIBT KEINE MAGIE!

Analog zu „Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.“ müsste es wohl heissen „Du sollst keine Magie welcher Art auch immer betreiben.„, doch da man im ersten Fall aus dem keine-anderen-Götter-haben-sollen zu schliessen scheint, dass es demzufolge auch keine anderen Götter geben kann, halte ich es nur für recht und billig den gleichen Schluss auch bei der Magie anzuwenden und dem mit Grossbuchstaben und einem Ausrufezeichen Ausdruck zu verleihen3.

Wie sähe wohl die Geschichte aus, wenn dieses Gebot es in den Dekalog geschafft hätte?

Es hätte den Naturalismus begünstigt, sprich die Vorstellung, dass alles mit rechten Dingen zu geht. Gleichzeitig hätte es aber auch den Fortschritt insofern gefährdet, als dass jeder nächste Schritt in der Technik für jene, die ihn intellektuell noch nicht vollzogen haben, aussieht wie Magie.
Doch selbst wenn die Menschen die Finger von der Magie gelassen hätten, Scheiterhaufen hätte es wohl nicht weniger gegeben, denn dafür gab es genug Menschen, die einen nervten, und genug andere Stellen in der Bibel, die einem eine Rechtfertigung boten, sie los zu werden.
Was es jedoch wohl eher nicht gegeben hätte, sind spiritistische Kaffeekränzchen, wo gutbürgerliche Hausfrauen Seancen abhalten und andächtig das Mantra herunterbeten, dass es mehr Ding‘ im Himmel und auf Erden gibt, als unsere Schulweisheit sich träumt… Was für die Homöopathie wohl ein herber Schlag gewesen wäre.

Es gibt keine Vegetarier im Paradies

Adam und Eva lebten nach dem Sündenfall noch gut 1000 Jahre – und das trotz Gottes Zusicherung des unmittelbaren Todes nach dem Verzehr der Frucht vom Baum der Erkenntnis. Hätte Eva sich zurück gehalten, wären sie gar nicht gestorben (und mit ihnen nicht alle Menschen und Tiere und Pflanzen und Pilze und Sterne). Sie hätten statt zu sterben ewig gelebt, so wie es die Bakterien, Archeen und einzelligen Eukarionten hier auf der Erde und Adam und Eva im Paradies 1 (bloss ohne viele der Menschen2 und alle Tiere3 und Pflanzen4 und Pilze5 und Sterne6) noch immer tun.

Folgendes macht mich aber stutzig: Woher wissen wir, dass Adam und Eva nicht von Anfang an sterblich waren? Bei 1000 Jahren Lebenserwartung wird man nach den ersten paar Tagen noch nicht viel von dem langsamen Zerfall bemerken, der am Ende zum Tod führen wird.
Ohne eine gründliche medizinische Untersuchung7 (im Idealfall über einen längeren Zeitraum hinweg), lässt sich so etwas unmöglich bestimmen. Sollen wir also wirklich auf die Selbsteinschätzung von ein paar Teenagern vertrauen? Mit 158 fühlt sich auch heute noch jeder unsterblich – wie muss es da erst gewesen sein, als es noch keine Alten (und Horrorfilme) gab, die einen lästigerweise dauernd daran erinnern, dass es vielleicht doch nicht so ist?

Die Raubtiere waren bis zum Sündenfall Vegetarier! Ja, das deutet tatsächlich darauf hin, dass im Paradies irgendetwas anders lief.
Doch wie lange brauchten Adam und Eva um es zu verkacken? Wenn es ein paar Stunden oder Tage waren9, dann hatten die Raubtiere vielleicht einfach noch keinen grossen Hunger? Die wussten damals ja noch nicht, wie lecker Fleisch ist, und versuchten sich in ihrer Unwissenheit von Pflanzen und Früchten zu ernähren. Das funktioniert durchaus eine Weile lang.
Für eine zuverlässige Analyse braucht es auch in diesem Fall etwas mehr anatomisches Know how und definitiv mehr Zeit.

Das Boot ist voll

Österreichs Idee die Flüchtlinge auf eine fixe Zahl zu begrenzen ist grandios! Grandios, weil sie ganz offensichtlich aus Literatur/Film übernommen wurde, konkret dem SciFi/Fantasy Genre. Und wenn sich die Politik der Erkenntnisse aus der Science Fiction bedient, dann kann das nur grandios1 sein.

Viele Geschichten spielen mit dieser Thematik, sie laufen aber immer auf die folgenden vier archetypischen Konstellationen hinaus:

  • Auf einem Generationenschiff wie der Yonada hat es nun mal nur eine begrenzte Zahl Kojen.
  • Die Schlumpfmagie lässt nur 100 Schlümpfe zu (jetzt mal von Schlumpfine abgesehen, aber die ist auch eine Blondine und da gelten ganz andere Gesetze).
  • Brigadoon, das aufgrund eines Segens nur alle 100 Jahre für einen Tag erscheint, fehlt die Gelegenheit neue Bewohner aufzunehmen.
  • Die wilde 13, es sind 12 Piratenbrüder und einer von ihnen ist der Kapitän. Also 13.

Immer bedingt durch eine beschränkte Zahl an Ressourcen: Platz, Magie, Zeit und mathematische Kapazitäten.

Interessant auch wie die konstante Zahl bewahrt bleibt. Durch Geburtenkontrolle, kombiniert mit der extensiven Benutzung der Luftschleusen, durch Verstecken, durch Abwesenheit und durch falsch Zählen.

Wie wird man es Österreich umsetzen2? Wenn ein neuer Flüchtling kommt wird der älteste (oder überflüssigste) Österreicher auf der anderen Seite raus geschmissen? Wenn ein paar Flüchtlinge in einen Bezirk einmarschieren, wird dieser dann aus Österreich ausgegliedert? Zählt man falsch? Oder tragen ab heute alle Österreicher blaue Mützen?

Der Teufel mit den traurigen Augen

Karellen aus Childhood’s End

Gibt es den Teufel?
Wenn ja, ist er den Menschen wohl oder übel gesinnt? Oder sind sie ihm egal?

Will man der Bibel glauben, sind sie ihm nicht egal. Und er ist ihnen ganz und gar nicht wohl gesinnt.
Dumm nur, dass die Bibel von (fanatischen) Anhängern der Nemesis des Teufels geschrieben wurde, was einen nicht gerade optimistisch macht eine objektive Berichterstattung vorzufinden.
Dass sich der Teufel für die Menschen interessiert, erscheint ja noch halbwegs plausibel – andernfalls wären sich die beiden ja nicht in die Haare gekommen1. Aber dass der Teufel die Menschheit ins Unglück stürzen will, passt zu sehr in die Agenda der Christen, als dass man dahinter nicht Propaganda vermuten könnte.
Dass es im Interesse des Gegners ist, dass der andere ein Scheusal ist, bedeutet natürlich nicht, dass dieser deshalb automatisch der Gute ist2, es bedeutet nur, dass die bestehenden Quellen uns nichts verlässliches dazu sagen können.

Berichten über seine Taten und Motive (und Aussehen3) können wir also nicht trauen, wenn sie von den Groupies seines Widersachers stammen. Können wir aber dennoch gerechtfertigte Aussagen über den Teufel machen?
Wenn mein Erzfeind überzeugt davon ist, dass man das Frühstücksei am runden Ende aufschlagen soll, dann werde ich – neben den ganzen Halbwahrheiten darüber, was er so alles gemacht und gesagt hat – natürlich auch diese absurde Vorstellung erwähnen und gegen ihn verwenden. Analog kann man deshalb durchaus annehmen, dass die Ideen, für die der Teufel einsteht, selbst in Hassschriften korrekt wiedergegeben werden, denn schliesslich sind es meist gerade diese Ideale, welche uns voneinander trennen und uns gegenseitig verabscheuen lassen.

Wenn man an den Teufel denkt, denkt man immer zuerst an die Lüge. Doch ist das Lügen nicht etwas, das er den Menschen empfiehlt zu tun, sondern das er (angeblich) anwendet um seine finsteren Ziele zu erreichen4.
Demgegenüber propagiert die Bibel, die sich zwar grundsätzlich gegen das Lügen ausspricht, dass es unter bestimmten Umständen nichtsdestotrotz nötig sein kann zu lügen5. Die Lüge fällt also eher in Gottes Ressort6.

Und dann wäre da noch der Zweifel. Und den hasst Gott mehr als alles andere. Weil Gott die bedingungslose Liebe liebt. Und Zweifel und Bedingungslosigkeit gehen nun mal nicht zusammen.
Und der Teufel scheint tatsächlich für den Zweifel zu stehen. Er fordert auf, alles zu hinterfragen. Dass man auf diese Weise die Wahrheit nicht los wird, scheint ihn dabei nicht weiter zu stören.
Ginge es nach dem Teufel, sollte man Gott erst dann lieben, wenn man sich sicher ist, dass es ihn tatsächlich gibt UND dass er es wert ist geliebt zu werden. Gott muss sich die Liebe also erst verdienen7 8. Einfach zu glauben, dass er sie sich schon irgendwie verdient haben wird, reicht nicht.

Interessanterweise verdanken wir aber so gut wie alle Dinge, die unser Leben friedlicher, gesünder und glücklicher9 machen, eben jenem Zweifel.
Indem wir die fadenscheinigen Gründe für Kriege anzuzweifeln begannen, verhinderten wir Kriege. Indem wir bezweifelten, dass Krankheiten eine Strafe Gottes sind, gaben wir der Medizin eine Chance. Indem wir die Rollen der Rassen und Geschlechter in Frage stellten, sagten wir der Diskriminierung den Kampf an: Wir verurteilen heute dank dem Zweifel Dinge, die von Gott niemals angeprangert wurden. Wir haben dank dem Zweifel ein unbrauchbares Weltbild durch eins ersetzt, das tatsächlich zur Welt, wie sie sich uns zeigt, passt.

Unter dem Strich sieht es so aus, dass der Teufel seine „finsteren“ Pläne umsetzt, indem er die Welt zu einem friedlichen, sicheren und schönen Ort macht.

Mag schon sein, dass wir dadurch faul werden und deshalb nicht schnell genug die Weltraumfahrt entwickeln werden um noch rechtzeitig vor dem Einschlag des nächsten Killerkometen die Erde zu verlassen. Doch irgendwie sieht es für mich nicht so aus, als ob die Religionen in ihren Blütezeiten, sprich als alle nach ihrer Pfeife getanzt haben, in der Raumfahrttechnik irgendwelche bemerkenswerten Fortschritte gemacht hätten.
Ausser natürlich die Scheiterhaufen waren Prototypen von interplanetaren Materietransportern.