Die unkämmbare Kugel

godGott ahnte von vornherein, dass das mit den Menschen nicht gut kommen würde, und so hat er schon mal vorgesorgt und für sie eine Welt erschaffen, die allein durch ihre Form die Menschen umbringen würde.
Eine Kugel lässt sich nämlich nicht kämmen. Da bleibt immer irgendwo ein Wirbelsturm übrig…

Ich frage mich, was passiert wäre, wenn Adam und Eva die Sache nicht verbockt hätten?
Sie hätten sich fortgepflanzt und früher oder später wäre das Paradies aus allen Nähten geplatzt. Vielleicht wäre es aber auch schon vorher zu Hungersnöten gekommen, weil die Nachfrage der sich exponentiell mehrenden Fauna irgendwann das Angebot der Flora überstiegen hätte. Und wenn sich während einer solchen einer der Bewohner Edens an der Frucht der Erkenntnis vergriffen hätte – als wegen Hunger und nicht aus Neugier – wie hätte Gott da wohl reagiert?
Hätte er ihn trotzdem mit Tod und Verbannung bestraft?
Oder hätte er gleich alle Menschen so bestraft? Von jemandem, der die Erbsünde erfunden hat, würde einen das gar nicht mal überraschen.
Und wären Tod und Verbannung unter solchen Umständen nicht vielleicht sogar eine willkommene Erlösung von der paradiesischen Sardinenbüchse?

Wenn ich mal ne Zeitmaschine habe, reise ich zurück an den Anfang und erkläre der Schlange, dass sie wesentlich mehr Unheil anrichtet, wenn sie Eva nicht verführt. Was hätte sie zu verlieren? Wenn sich meine Prognosen nicht bestätigen, kann der Teufel es ja noch immer auf seine Art durchziehen. Ist ja nicht so, dass es eine Dead-Line geben würde.

 

Okay, ich weiss, oberste temporale Direktive und so.
Aber ist es nicht eine noch heiligere Pflicht der Sternenflotte, wann immer es geht, den Qs eins auszuwischen?

Hat sich schon mal ein Mathematiker die Mühe gemacht zu berechnen, wie gross die Unwahrscheinlichkeit ist, dass ein intelligentes Wesen einen Schöpfungsprozess wie jenen in der Bibel beschriebenen entwickelt1?

Distanzieren von Chapel Hill?

Die Tötung dreier muslimischer Studenten in der US-Universitätsstadt Chapel Hill hat eine Flut von Spekulationen über die anti-islamischen/anti-theistischen Motive des atheistischen Täters hervorgerufen. Als Reaktion darauf veröffentlichten viele atheistische Gruppierungen Stellungnahmen, in denen sie sich vehement von der Tat distanzierten und bisweilen auch zu erklären versuchten, dass die Tat nichts mit dem Atheismus zu tun habe. Hier muss man aber aufpassen keinen wahren Schotten zu machen.

Wenn der Täter seine Tat aus dem Atheismus ableitet – wie absurd die Logik dahinter auch sein mag – , dann ist es eine vom Atheismus ermöglichte Tat. Daran lässt sich dann nicht rütteln1.
Wenn es aber eine nicht religiös motivierte Tat war, dann ist der Umstand, dass der Täter ein Atheist war, lediglich ein Zufall, dem man nicht zu viel Gewicht beimessen kann. Der Atheismus schaffte es offensichtlich nicht eine solche Taten zu verhindern – allerdings erhebt er, im Gegensatz zum Theismus, eigentlich auch gar nicht den Anspruch sowas verhindern zu können. Der Atheismus ist nämlich nicht in der Lage zu sagen, ob etwas richtig oder falsch ist2. Dafür braucht es schon eine Weltanschauung, wie zum Beispiel den Humanismus.

Ich gehe jetzt mal stillschweigend davon aus, dass der Täter sich als Humanist verstanden hat – weil mich das vor grössere Probleme stellt, als wenn er eine andere Weltanschauung vertreten hätte. Der Humanismus schliesst aber Gewalt gegen andere Menschen nicht kategorisch aus3. Es kann durchaus Situationen geben, in denen Gewalt notwendig sein kann. Ich bezweifle jedoch sehr stark, dass es hier der Fall war. Ich bezweifle sogar, dass der Täter, wenn er es im Nachhinein nüchtern betrachtet, es als notwendig bezeichnen wird. Und selbst wenn dem doch so sein sollte, was dann sicherlich bis zu einem gewissen Grad sein Gewissen beruhigen wird, ob er es für eine gute – im Gegensatz zu: für eine bedauerliche, aber leider notwendige – Tat halten wird. Und genau das ist der entscheidende Punkt: Der Humanismus sollte eigentlich nicht fähig sein den Schaden an einer anderen Person durch den höheren Zweck zu heiligen, sprich diesen zu einer per se guten Tat machen, wie dies in Religionen durchaus der Fall sein kann.

Genauso wenig wie sich die Atheisten hier mit dem Falschen Schotten rausreden sollten, dürfen Muslime und Anti-Atheisten die Sache leichtfertig als ein religiös motiviertes Hassverbrechen oder gar als einen Terrorakt interpretieren und Parallelen zu den Attentaten in Paris ziehen. Es kann schliesslich auch nur ein aus dem Ruder gelaufener Streit gewesen sein, bei dem die Opfer zufälligerweise Muslime waren4. Es wären ja nicht die ersten Todesopfer, die Parkplatzstreitigkeiten zur Folge hatten5.

Auch etwas deplatziert finde ich Kommentare wie jenen von „Eda Greggy ist doof“ alias Rechtsanwaltsanwärter Gregor aus Wien, den ich in der Spambox des DisOrganizers entdeckt habe:

puh, ich hoffe du hast du schon mal von den ta­ten dei­nes athe­is­ti­schen Kol­le­gen von Ca­pi­tol Hill dis­tan­ziert. jo .. seine Pos­tings auf Face­book er­in­nern mich an ir­gend­wen .. an DICH!^^
(Link zur Facebook-Seite des Täters entfernt)

Hier wird nicht nur davon ausgegangen, dass es sich nur um ein atheistisch motiviertes Hassverbrechen handelt, obwohl das noch lange nicht geklärt ist, sondern es wird auch suggeriert, dass Leute, die sich über den Glauben anderer lustig machen, wie dies beispielsweise mit den Postings getan wird, die sich auf der Facebook-Seite des Täters (wie auch so gut wie jedes anderen Atheisten) finden lassen, solche Taten gutheissen oder früher oder später sogar begehen werden.

 

Menschen wollen nach solchen Taten eine deutliche Distanzierung jener hören, die gewisse Gemeinsamkeiten mit den Tätern teilen.
Das Problem ist aber, dass sie mit dieser Forderung deutlich ausdrücken, dass sie genau diese Gemeinsamkeit für die Ursache des Verbrechens halten, was in den meisten Fällen leider ausgesprochen naiv ist.