Tornado in the Junkyard

Oro Oro

In einem früheren Post habe ich schon mal auf eine Twitter-Breiteseite von Oro Oro reagiert. Und auch heute gibt’s so manches richtig zu stellen.

Oros Ausgangspunkt war, dass man beispielsweise in der Schönheit die Intelligenz, die hinter der Schöpfung steckt, erkennen könne. Ich versuchte in 140 Zeichen zu erklären, dass es durchaus Dinge gibt, die intelligent designt aussehen, doch dass es dazu keines intelligenten Schöpfers bedarf, sondern dass die Mechanismen der Evolution mächtig genug sind, dies so hinzukriegen. Ein sehr starkes Indiz dafür ist, dass es neben den intelligent designt aussehenden Dingen auch sehr unintelligent designt aussehende Dinge gibt in der Natur. Und das ist genau das, was man entsprechend der Evolutiontheorie zu finden erwarten würde.

Oro Oro @Orooro3
Und doch es ist ein design wo eine Intelligenz dahinter steckt. Wie eine Zelle sich entwickelt usw… Es trefff Inteligenz zu Schönheit.

(Orotographie habe ich wieder so belassen, wie sie war, um nicht womöglich hineinzuinterpretieren, was da gar nicht steht.)

Wieso beschränkt sich die Argumentation immer auf die Schönheit? Es gibt auch sehr hässliche und grausame Dinge – und damit meine ich jetzt irgendwelche Krankheiten oder menschgemachten Perversionen, sondern ganz normale und gesunde Lebewesen, wie beispielsweise den Nacktmull (Heterocephalus glaber) oder die Schlupfwespe (Ichneumonidae).
Wenn man die Schönheit als Indiz für einen intelligenten Designer nimmt, dann unterstellt man diesem einen Sinn für Ethik und Ästhetik, welche sich jedoch längst nicht durch die gesamte Schöpfung ziehen.

Dass wir etwas als schön erachten, hat nichts mit der Sache selbst zu tun, sondern allein damit, wie wir zu dieser Sache stehen und wie die Evolution uns geformt hat, damit wir adäquat darauf reagieren.
Insofern deutet nichts darauf hin, dass die Sachen designt wurden, damit sie uns gefallen. Und allein das wäre ein Indiz für einen Designer.

Und das ist bewunderlich wie das passiert ist.

Daraus, was du dir nicht vorstellen kannst, folgt nicht, dass es auch unmöglich ist.

Es lässt einen staunen, darin stimme ich überein. Doch mich motiviert es, dem auf den Grund zu gehen. Andere wollen das Gefühl des Staunens aber lieber nicht durch Analysen zerstören und so begnügen sie sich mit der erst besten Erklärung.

Nämmlich die wahrscheinlichkeit dass es Leben gibts wie wir sie kennen genau so gross ist als wäre ein Jumbojet auf die Erde absturze, und durch ein wirbelsturm wird er wieder gebaut. Also, matematisch ein sehr lange Ziffer. Also, das letzte hat ein astronom und physiker gesagt die Atheist ist. Trotzdem wollte er zeigen wie das schwer ist mit diesem beispiel. Er ist trotzdem Atheist geblieben, aber hat das trotzdem gesagt.

Das ist der berühmte Tornado in the Junkyard von Fred Hoyle, dem legendären britischen Astronomen und Mathematiker, der in so gut wie jedem Thema, mit dem er sich beschäftigt hat, monumental falsch lag. Tatsächlich formulierte er dieses Argument gegen die Abiogenese und nicht etwa gegen die Evolution, wie dies später die Kreationisten in verschiedenen Varianten taten.
Wir sprechen also konkret von folgender Stelle:

A junkyard contains all the bits and pieces of a Boeing 747, dismembered and in disarray. A whirlwind happens to blow through the yard. What is the chance that after its passage a fully assembled 747, ready to fly, will be found standing there? So small as to be negligible, even if a tornado were to blow through enough junkyards to fill the whole Universe.
The Intelligent Universe, p.19

Diese Analogie hinkt allerdings gewaltig, denn sie stellt keine brauchbare Repräsentation davon dar, wie die Evolution funktioniert. Und insofern sind auch die Schlüsse betreffend der Wahrscheinlichkeit schlicht und ergreifend unbrauchbar.

In folgenden drei Punkten unterscheidet sich der Tornado in the Junkyard von den tatsächlichen Mechanismen der Evolution:

  1. In der Evolution ist nicht, wie hier, der reine Zufall am Werk. Die Variationen, zwischen denen die natürliche Selektion ausliest, sind bis zu einem gewissen Grad zufällig, doch die natürliche Selektion selbst ist alles andere als Zufall. Während der Tornado beliebige Teile zusammen setzt und wieder auseinander reisst, sorgt die natürliche Selektion dafür, dass die nützlichen Verbindungen bestehen bleiben.
  2. Die Evolution macht viele, kleine Schritte, während der Tornado alles auf einmal zustande bringen will. In der Evolution ist eine Generation von der nächsten kaum zu unterscheiden. Beim Tornado hier besteht zwischen dem Endprodukt und dem Ausgangsprodukt allerdings keine Ähnlichkeit.
  3. Die Evolution plant nicht. Beim Tornado wird impliziert, dass es nur ein Möglichkeit gibt, die Teile sinnvoll zusammen zu setzen, nämlich als Boeing 747, und entsprechend unwahrscheinlich ist das Ergebnis. Wenn allerdings beliebige nützliche Konstruktionen wofür auch immer als Ergebnis akzeptiert werden, dann sinkt die Unwahrscheinlichkeit massiv.

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Wie gesagt, Hoyle hat es als Argument gegen die Abiogenese formuliert, wo die Punkte 1 und 2 zwar weitgehend wegfallen, als ganzes aber nichtsdestotrotz am Punkt 3 scheitert.
Meines Wissens hat Hoyle die Panspermie-These vertreten, wonach das Leben von anderswo auf der Erde „gepflanzt“ wurde. Das verschiebt das Problem der Abiogenese zwar nur, doch die Existenz eines Gottes macht dies noch keineswegs notwendig.

Ein Hinweis auf einen intelligenten Designer ist diese Analogie also nicht.

Im Eisen und andere Matherie wie Helium oder Kupfer oder Ammoniak findt mann nichts das uns zeigt das dass zur leben werden kann.

Müsste man das denn?
Die Frage ist doch nicht, ob Legosteine wissen (resp. wir erkennen), was aus ihnen mal tatsächlich gebaut wird, sondern ob das Legosystem mächtig genug ist, um damit eine Burg oder ein Flugzeug zu bauen. Und ja, das ist es.

Viele leute glauben an Gott und das ist auch kein Unsinn, im Gegenteil, es ist eine logische Gedanke.

Viele Leute glauben auch an die Zahnfee, an die Astrologie und daran, dass Elvis noch lebt. Und das alles ist durchaus Unsinn.
Echt, es ist absolut kein Problem an Unsinn zu glauben.
Und es ist auch kein allzu grosses Problem, sehr viele Leute an Unsinn glauben zu lassen.

Und ausgehend von einer Prämisse wie, dass intelligent designt aussehende Dinge nur intelligent designt sein können, mag es zwar durchaus die logische Konklusion sein, dass es sowas wie einen Gott geben muss. Doch da die Prämisse nachweislich falsch ist, ist die Konklusion nicht mehr zwingend wahr.

Ob unsere Seele nach dem Tode weiter leben wird wiesen wir nicht, und fallls es möglich ist, kann man sagen… Das würde auch ohne Gott gehen, oder?

Die Existenz einer vom Körper unabhängigen Seele ist sehr zweifelhaft.
So gut wie alle Phänomene im Zusammenhang mit der Seele, konnten bisher auf natürliche Weise erklärt werden. Es besteht also keine Notwenigkeit deren Existenz vorauszusetzen.
Doch selbst die unsterbliche Seele als ein natürliches Phänomen entdeckt würde, so wäre das kein Indiz für einen Gott der in die Entwicklung der Welt eingreift (und sich an Homosexualität stört).

Die Wissenschaft weiss nur einen kleinen Bruch von Alles.

Die Wissenschaft ist keine Sammlung von Wissen, sondern eine Methode, die es uns ermöglicht falsches Wissen zu entlarven – aber geschenkt, dem Sinn nach stimmt es.

Der Clou ist aber, dass zwar die Modelle, die die Wissenschaft im Moment für genau hält, sich mit grösster Wahrscheinlichkeit irgendwann als sehr ungenau herausstellen werden, doch dass die Modelle, die die Wissenschaft als zu ungenau identifiziert hat, für immer zu ungenau bleiben werden.
Und das ist eben leider verheerend für viele religiös inspirierte Ansichten.

Es gibts mehr Hinweisen daß es einen Gott existiert als das Gegenteil.

Welche das wohl sein mögen?
Jedes bisher vorgebrachte Indiz hat sich bei genauerer Betrachtung in Luft aufgelöst.

Oder machen viele Halbwahrheiten zusammengesetzt eine ganze Wahrheit?