Helvetische Dungeons

Die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) hat gestern eine Petition mit 49’000 Unterschriften gegen DJ Bobos Vampirsong eingereicht. Er verletze ihre religiösen Gefühle und wirke sich durch Textzeilen wie „Verkauf deine Seele“ negativ auf die Gesellschaft aus.
Fürchtet die EDU etwa die Konkurrenz?
Droht der Vampirismus das Monopol der Religion auf den schlechten Einfluss zu sprengen?
Mal abgesehen von dem Mangel an Respekt vor etwas, das den Respekt gar nicht verdient, würde mich interessieren, wie dieses Lied konkret dem Schweizer Image schaden sollte? Befürchtet die EDU tatsächlich, dass die Abermillionen von Zuschauern nach der Eurovision Song Contests ihre Schweizer Konti auflösen werden?
Ist es nicht viel eher so, dass Vampire geradezu prädestiniert dafür sind die Finanzblutsauger zu representieren? Man würde sein Geld doch nicht ernsthaft bei Elfen anlegen wollen, oder?

Aus dem Leben eines Angestellten

Irgendwie haben sie es verpasst, mir den Lohn auszuzahlen. Das kann passieren, da muss man schon mal ein Auge zudrücken können. Einigermassen verwirrt hat mich jedoch die Weigerung den Sold noch vor der nächsten Lohnrunde in einem Monat auszuzahlen – ist ja nicht so, dass sie zur Bank weit laufen müssten. Vorschüsse so hiess es, würden nur in dringenden und begründeten Fällen ausbezahlt. Das ist zweifellos eine sehr vernünftige Einstellung, doch will ich keinen Vorschuss, sondern, wenn man es unbedingt ballistisch ausdrücken will, den Hauptschuss, welcher doch eigentlich analog nur in dringenden und begründeten Fällen nicht ausbezahlt werden sollte.
Ich glaube ich werde diese Strategie bei den Steuern versuchen: Ups, jetzt habe ich doch tatsächlich vergessen, die Steuererklärung abzugeben. Dann mach ich das – vorausgesetzt die Schweiz geht deswegen in der Zwischenzeit nicht bankrott – eben erst nächstes Jahr.

Das Nachspiel: Ich habe ihnen gesagt, dass das schon okay sein und dass sie die in diesem Monat aufgelaufenen Zinsen doch Greenpeace spenden sollen. Am nächsten Tag war das Geld auf meinem Konto.

Respekt?

Wenn jemand glaubt, die Steuern müssten erhöht oder gesenkt werden, ist es meine Bürgerpflicht mit ihm darüber zu diskutieren. Wenn aber jemand glaubt, den Lichtschalter am Samstag nicht betätigen zu dürfen, dann soll ich das respektieren?
Der einzige Unterschied ist, dass es im einen Fall Gründe für die Überzeugung gibt, im anderen jedoch nicht. Irgendwie haben es die Religionen fertig gebracht uns einzutrichtern, dass es Ideen gibt, über die man nichts böses sagen darf. Warum nicht? Einfach weil man nicht darf! Und die kommen damit sogar durch!

Uns bleibt Paris

Es vergeht kaum ein Tag, an dem uns Paris Hilton nicht irgendeinen Körperteil aus den Pendlerpostillen entgegenstreckt. Nicht dass mich das sonderlich stören würde, ganz im Gegenteil. Trotzdem versuche ich zugunsten eines guten Buches dieser fleischlichen Lüste zu entsagen und ich darf mit Stolz behaupten, dass mir dies auch ziemlich gut gelingt. So dachte ich zumindest, bis heute.
Da stand sie mir gegenüber, in der 2. Klasse, ohne Prosecco, dafür mit brünettem Bubikopf. Wie aus dem Gesicht geschnitten und vertieft in die 20 Minuten Lektüre.
War das eine revolutionäre Art Marketing oder eine entzugsbedingte Halluzinelle? Oder schlicht und ergreifend die Unfähigkeit des Alters die Einzigartigkeit der Individuen noch vollumfänglich würdigen zu können?
Je älter ich werde, desto ähnlicher scheinen mir die Leute – und das hat nichts mit kosmetischer oder digitaler Chirurgie zu tun. Ich vermute, das hat mit der Art und Weise zu tun, wie unser Gehirn möglichst effektiv die Mustererkennung praktiziert. Und deshalb sind wir alten auch besonders anfällig auf das so genannte Schubladendenken.
Sich also auf die Weisheit alter Männer zu berufen – so lehren uns Paris Extremitäten – hat durchaus auch seine Tücken.

Den Bock zum Gärtner gemacht

Natürlich kommt der Kosmologe, der mir den Urknall erklärt, irgendwann mal an einen Punkt, an dem er nicht weiter weiss und ihm nichts anderes übrig bleibt, als mich an einen Theologen zu verweisen. Wieso aber nicht an einen Gärtner oder Koch? Das einzige, was für den Theologen spricht, ist, dass er von sich selbst behauptet der richtige für diese Art von Fragen zu sein. Es stehen ihm aber erstaunlicherweise keineswegs zuverlässigere Informationen zur Verfügung als besagtem Gärtner oder Koch.

Verantwortungsvolles Fernsehen

Es ist wahrlich nicht einfach ein Fernsehprogramm zusammen zu stellen, welches unterschwellig gleichermassen der Adipositas und der Anorexie den Kampf ansagen soll. Doppelfolgen von „C.S.I. -Tatort Las Vegas“ zur besten Essenszeit zwischen sechs und acht Uhr machen jedem Appetit schwupdiwupp den Garaus, allerdings zum Leidwesen des Hungerhakenschutzes. Und bei Kochsendungen ist es umgekehrt.
Ich sehe nur eine erfolgversprechende Strategie: Vermehrt auf Formate wie den Bullen von Tölz, die Jacob-Sisters oder die Wildecker Herzbuben zu setzen. Das regt nicht unbedingt den Appetit an und erweitert – im wahrsten Sinne des Wortes – auf subtile Weise unsere Wahrnehmung: Wenn wir nämlich nur noch dicke Leute sehen, so verändert sich langsam aber stetig unser Bild davon, was schlank ist.

An die Umwelt angepasst…

Da gibt es doch tatsächlich Frauen, die bei diesem Hudelwetter mit hohen Hacken unterwegs sind. Okay, sie schweben dank ihnen über dem Schnee und ersparen sich damit nasse Hosen und ne Lungenentzündung, und Stabilität haben sie dank diesen Steigeisen sicherlich auch, doch…
Gibt es High-Heels eigentlich auch für Männer?

Die diplomatische Immunität von Nonnen

Einen Hof oder ein Dorf zu plündern, war im Finsteren Mittelalter kein allzu schweres Delikt, es galt einfach als unhöflich dem Lehnsherren gegenüber allzu viele seiner Untergebenen zu meucheln. Dass die Wikinger seinerzeit ebendies getan haben, wäre ja noch zu verzeihen gewesen; was jedoch auf keine Kuhhaut passte und deshalb die Wikinger für alle Zeiten als Raubeine brandmarkte, ist, dass sie genauso auch mit Klöstern und Kirchen verfuhren.
Die Klöster waren nicht befestigt und die Mönche leisteten keinen Widerstand, wieso sollten die Wikinger – von Haus aus pragmatische Nordmänner – da Handel treiben wollen? So waren die Rendite höher und die Risiken praktisch inexistent.
Warum sind wir eigentlich mehr empört, wenn irgendwo ein Geistlicher umgebracht wird, als wenn man einen normalen Zivilisten über die Klinge springen lässt? Im Grunde ist der Märtyrertod ja ein durchaus erstrebenswertes Ziel für einen Kleriker, während der Tod im Leben eines Normalsterblichen eine wesentlich drastischere Zäsur darstellt.
Es ist schon seltsam, dass sich das Sterben in einem Krieg zwischen Kulturen meist auf jene beschränkt, die eigentlich am wenigsten Vorbehalte dagegen hätte die Weltanschauung zu ändern. Und wir halten es für unzivilisiert, jene aufs Korn zu nehmen, die uns erklären, in wessen Namen wir diese oder jene Gräueltat vollführen sollen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist insbesondere, dass die Skrupel einen Priester zu töten irgendwie mit der kulturellen Entfernung abnehmen. Während es eine Ruchlosigkeit sonder gleichen ist, wenn (beispielsweise in einem Film) ein katholischer oder reformierter Pfarrer getötet wird, nimmt die Niederträchtigkeit des Bösewichts sachte ab, wenn die Tat an einem Rabbi oder einem Lama begangen wird, und wird quasi nur noch zu einem bedauernswerten Unfall, wenn es sich um den Schamanen eines steinzeitlichen Urvolkes handelt. Doch stets ist es schlimmer, als wenn es einen Laien der gleichen Ethnie getroffen hätte. (Es ist wohl weniger der sekulären als viel mehr der anti-islamischen Stimmung zu verdanken, dass es zur Zeit allein bei einem Iman umgekehrt ist.)

Dies lässt mich vermuten, dass wir unter einer kulturweiten und äonenalten Hypnose stehen, welche es uns verbietet, einem Diener Gottes eins über dir Rübe zu hauen. Vernünftige Gründe es nicht zu tun, respektive es weniger als sonst zu tun, fallen mir, so sehr ich mich auch anstrenge, keine ein.
Es braucht aber nicht einmal Gewalt sein. Schon die Stimme gegen einen Geistlichen zu erheben, gilt als skandalös. Während sich die Leute beispielsweise im Vorfeld von Abstimmungen gegenseitig anbrüllen und sich – oft zurecht – epochale Inkompetenz vorwerfen, verfallen alle in andächtiges Schweigen, wenn sich irgendein Diener Gottes zu Wort meldet. Wieso halten wir die Pfaffen prinzipiell für Autoritäten? Insbesondere wenn es um moralische Fragestellungen geht? Wieso sollten ausgerechnet sie wissen, was ethisch richtig ist? Einfach durch den Umstand, dass die Position, die sie vertreten, seit Urzeiten nicht mehr hinterfragt wurde? Das ist zwar durchaus beeindruckend, aber bei Weitem kein triftiger Grund.

Lebensweisheiten I

Der weise Ludwig Köhler schrieb: „Beginne an keinem Tag deine Arbeit, ehe du einem Menschen ein gutes Wort gesagt hast.“ Seit ich diese Einstellung berücksichtige und morgens so lange als möglich jeden menschlichen Kontakt meide, ganz besonders den höflich- bis freundlichen, erspare ich mir eine Menge Arbeit und Stress.

Steigende Gesundheitskosten

Die Gesundheitskosten steigen, doch die Strategien mit denen man dieser Herr zu werden versucht, sind einfach dilettantisch. Statt raffiniert zu sein, versuchen wir effizienter zu sein. Was für eine Verschwendung.
Ein Beispiel gefällig? Was ist wohl teurer, Pflaster oder Schmerzmittel? Wir kalkulieren und ermitteln die optimale Pflastergrösse für jede Wund und sparen damit so und so viele Quadratmillimeter Verbandsmaterial ein. Würde man aber mit dem Verbandmaterial so richtig klotzen, so würde der Pflegereflex bei den Frauen ausgelöst und die daraus resultierende liebevolle Zuneigung dem männlichen Patienten gegenüber würde ein ganzes Arsenal an Schmerzmitteln überflüssig machen.

Auch fremde Federn

Ob Adaptogen-Therapie, Akupressur, Akupunktur, Amulette, Anthroposophie, Aromatherapie, Astrologie, Atemtherapie, Ayurveda, B17-Therapie, Bach-Blütentherapie, Balneotherapie, Baunscheidttherapie, Bioenergetik, Bioresonanztherapie, Bowtech, Cantharidenpflaster, Clark-Therapie, Colon-Hydro-Therapie, Cranio-Sacral-Therapie, Dorn-Therapie, Edelsteintherapie, Eigenharnbehandlung, Esalen-Massage, Esogetische Medizin, Farbmeridiantherapie, Feldenkraismethode, Frischzellentherapie, Fuß-Reflexzonenmassage, Geistheilen, Hildegard-Medizin, Homöopathie, Humoralpathologie, Hydrotherapie, Ionentherapie, Iridologie, Ito-Thermie, Kabbalismus, Kartomantie, Kinesiologie, Klangtherapie, Kneipp-Kur, Konstitutionstherapie, Kunsttherapie, Magnetfeldtherapie, Manualtherapie, Medialität, Mesotherapie, Misteltherapie, Moxa, Mykotherapie, Neo-Feng-Shui, Neopaganismus, Neuraltherapie, Ohrkerze, Orgontherapie, Orthomolekulare Medizin, Osteopathie, Ozontherapie, Phytotherapie, Polarity, Prana-Heilung, Psychosomatische Energetik, Radionik, Rebalancing, Reflexzonentherapie, Reiki, Reinkarnationstherapie, Rolfing, Schamanismus, Schröpfen, Schüßler-Salze, Shiatsu, Sophrologie, Spagyrik, Speläotherapie, Spiritismus, Sufismus, Synergetik-Therapie, Tantra, Theosophie, Tibetische Medizin, Traditionelle Chinesische Medizin, Waerland-Kost, Watsu oder die Zilgrei-Methode – um hier nur einige zu nennen – tatsächlich wirken, sei mal dahingestellt. Was mich ärgert, ist, dass sie Begriffe, die in den Naturwissenschaften sehr streng definiert sind, völlig willkürlich verwenden und sich dennoch in eine Aura der Wissenschaftlichkeit einzuhüllen versuchen und so dem Konsumenten suggerieren, dass ihre prophezeiten Effekte wissenschaftlich objektiv seien.
Obwohl sie sich in der Regel radikal vom naturalistischen Weltbild und der klassischen Naturwissenschaft abzugrenzen versuchen (wenngleich sie stets auch ein bisschen mit der Aufnahme in deren Heilige Hallen liebäugeln), „integrieren“ sie unglaublich schnell alle gerade hippen wissenschaftlichen Konzepte.

Wenn sich diese alternativen Modelle von der Wissenschaft so radikal unterscheiden, weshalb benutzen sie dann nicht auch eine radikal verschiedene Sprache?
Wieso bemühen sie sich nicht um eine deutlich sichtbare Trennung?
Man will ja nicht in den gleichen Topf geworfen werden, oder?

 

By the way, wenn eine alternative Heilkunst wissenschaftlich nachweisbar funktioniert, dann ist es keine alternative Heilkunst mehr. So einfach ist das.

Wie alt ist die Welt nochmal?

Wenn man eine Geschichte der Welt schreiben und für jedes Jahrhundert nur eine Seite brauchen würde, so wäre die Weltgeschichte der Kreationisten ein relativ schmales Büchlein. Die Anhänger der wissenschaftlichen Erkenntnisse hätten es dagegen mit einer Bibliothek mit mehr als einer Million fetter Schinken zu tun.

Es mag schon sein, dass Gott die Welt vor 6000 Jahren erschaffen hat, doch er hat sich sehr, sehr, sehr viel Mühe gemacht ihr einen Lebenslauf zusammenzustellen, der nach wesentlich mehr aussieht.

Ist es nicht Gotteslästerung, wenn man Fossilien, die er alt aussehen liess, jung nennt? Er hatte ja sicher einen guten Grund dafür und wer sind wir, dass wir uns ein Urteil darüber bilden dürften?