Chillout

Und wieder einmal ist 20min der Stein des Gedankenanstosses: Jeden Montag erscheint da prominent auf der ersten Seite ein Foto unter der Rubrik „CHILLOUT – Wo am Weekend die heisseste Party stieg“, auf dem mindestens eine Chica llamativa abgelichetet ist. Meist sind es allerdings zwei Frauen, die eng umschlungen petulant in die Kamera schauen.
Was mich ein bisschen stutzig macht, ist, dass es sich so gut wie immer um die gleiche Pose handelt: Schulterschluss mit aneinander gelehnten Köpfen.
Ich frage mich, ob dies die natürliche Körperhaltung an heissen Parties ist, oder ob dies durch den verwendeten Fotoapparat bedingt ist, vielleicht aufgrund einer optischen Verzerrung? Oder ob es sich da einfach um ein Mödchen handelt, das sich über die ganze Partylandschaft ausgebreitet hat?
Ich will hier nicht bieder erscheinen, aber ich hege den leisen Verdacht, dass dahinter weder technische, noch anatomische oder kulturelle Gründe stecken, sondern allein die Absicht den Betrachter durch nicht jugendfreie Assoziationen scharf zu machen.

ps: Kennt nicht zufällig einer von Euch eine von denen?

Beauty-Tipp

Viel Wasser zu trinken gilt als ein allgemein anerkannter Beauty-Tipp, wobei die Wirkung noch verstärkt werden kann, so heisst es, wenn man es lauwarm trinkt.
Ich weiss nicht, wieso das funktionieren soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viel (lauwarmes) Wasser zu trinken Frauen Strapse tragen lässt, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dann sehr häufig aufs Klo rennen. Auf den ersten Blick nicht unbedingt betörend.
Vielleicht steckt auch die Idee dahinter, dass sie jeweils zu zweit gehen und die Männer mit ihren Gedanken alleine zurücklassen, wodurch mithilfe der schmutzigen Fantasie der Männer die Attraktivität gesteigert wird. Oder etwas pragmatischer, vielleicht nutzen sie die sehr häufigen Pinkelpausen einfach auch dazu sich ausgiebig die Nase zu pudern und den Lidstrich  nachzuziehen, was natürlich auch der Beauty zugute kommt.
Von einem Beauty-Tipp hätte ich eigentlich etwas weniger Irreführung und Camouflage erwartet, aber wer weiss, vielleicht ist ja gerade das die Quintessenz der Schönheit.

Mobile Rosenkränze

Ich versuche noch immer irgendwie zu akzeptieren, dass ich nun ein Handy habe und damit den Evolutionsschritt zum Homo mobilis vollzogen habe. Das ist beileibe nicht einfach. Und schon sehe ich mich genötigt, meinem Handy zu Weihnachten was Nettes zu schenken. Ein stylischen Handykettchen zum Beispiel.
Ich werde jedoch den Verdacht nicht los, dass dieses Dinge mehr machen als nur zu blinken, wenn das Handy klingelt. Die Ähnlichkeit zu einem Rosenkranz ist unverkennbar und auch das Ausmass an Blödsinn, den man die Leute reden hört kommt einem verdächtig vertraut vor… Kann man sich vor elektrischen Mantras irgendwie schützen?

Führungsqualitäten

Heute habe ich Führungsqualitäten gezeigt. Auf die Frage hin, bis wann irgendetwas fertig sein würde, nannte ich gleichermassen bestimmt wie ahnungslos ein konkretes Datum. Daran wäre an sich noch nichts Besonderes, wenn die Person, welche mir die Frage gestellt hat, nicht gleichermassen beruhigt wie wohlwissend, dass ich keine Ahnung habe, gewesen wäre.
Mir deswegen aber gleich eine Führungsposition anzubieten, wäre nichtsdestotrotz übereilt.

Was ist Kunst?

Etwas ist genau dann Kunst, wenn es für nix anderes zu gebrauchen ist.
Und wenn es doch für was anderes zu gebrauchen ist, der Preis sich jedoch nicht nach diesem anderen richtet, dann ist es Design.

Das Genie beherrscht das Chaos

Wenn du ein Betriebsystem haben willst, bei dem alle Applikationen funktionieren, dann nimm den Mac, wenn du jedoch eins willst, bei dem man alles verstellen kann, dann ist Linux das Richtige für dich. Wenn du hingegen der „Bertie Botts Bohnen aller Geschmacksrichtungen“-Typ bist, dann kann ich dir nur Microsoft empfehlen, denn da ist im wahrsten Sinne des Wortes ALLES möglich.
Wenn ich was code, dann funktioniert es entweder überhaupt nicht (90%) oder es funktioniert an einer endlichen Zahl stets gleicher Ort nicht (10%). Microsoft hingegen bringt es fertig Software zu entwickeln, die einmal hier und dann wieder da nicht funktioniert. Und das an einer unbestimmbaren Zahl von Orten. Irgendwie haben sie es geschafft, das System in den Kritischen Zustand zu bringen und es dort zu halten.
Dies lässt nur zwei mögliche Erklärungen zu: Entweder arbeiten bei Microsoft lauter genial Spassvögel oder Windows lebt.

Tschechische Literatur

Jeder der sich schon mal mit der tschechischen Literatur auseinander setzen musste, weiss ein Lied von Božena Němcová zu singen. Was indessen nur wenige wissen, ist, dass allein eine Analyse ihres Namens bereits sehr tiefe Einblicke in ihr Schaffen gewährt und dass man sich auf diese Weise eine Lektüre ihrer Werke (hier sei besonders „Das Grossmütterchen“ hervorgehoben) getrost sparen kann.
Der Nachname Němcová kommt vom tschechischen Wort für nemec, Deutscher und leitet sich ursprünglich vom Wort němý ab, was soviel wie stumm heisst.
Den Vornahmen zu dechiffrieren braucht etwas mehr Fingerspitzengefühl: Ballena heisst auf Spanisch Wal und wird in Argentinien Bažena ausgesprochen, also bis auf das a identisch.
Das heisst nun also, dass Babička von einem stillen oder deutschen Wal geschrieben wurde. Nichts also, was man sich nicht entgehen lassen sollte. Insbesondere, da Melville vier Jahre zuvor schon einen solchen erlegen liess.

Quantentheorie in der Software-Entwicklung

Wie man weiss, verschlingt die Testphase bei der Software-Entwicklung ungeheure Ressourcen an Zeit und Nerven. Dort zu sparen ist zwar verlockend, erlauben sollte es sich aber nur, wer das Monopol inne hat.

Ich möchte hier nun eine kostengünstige Alternative zur Testphase anbieten:
Die Quantentheorie lehrt und, dass es unzählige Parallele Universen gibt. In manchen dieser Universen funktioniert die Software, in manchen nicht. Statt also mühsam ein ganzes Universum, in dem sie nicht funktioniert, in eins zu verwandeln, in dem es das tut, könnte man doch von vornherein dafür sorgen, dass man ins richtige kommt: „Prophylaxe statt Symptombekämpfung“ heisst hier das Credo.
Wie diese Prophylaxe konkret aussieht, ist ein Betriebsgeheimnis und kann hier leider nicht verraten werden.
Ich sagte ja, die Alternative sei kostengünstig, nicht gratis.

Sie isst ihn nicht – sie ist der Burger

U1_MsMcDonaldParis Hilton machte kürzlich Schlagzeilen mit ihrem Burgerporno und illustrierte damit eindrücklich die alte Marketingregel „Sex sells“. Dass die von ihr zur Schau gestellten Kurven möglicherweise nicht repräsentativ sind fürs durchschnittliche Fastfood-Klientel, soll uns hier nicht weiter stören, wird doch dieser Akt künstlerischer Freiheit mehr als wett gemacht durch das schonungslos offene Eingeständnis, dass Rinderwahnsinn offensichtlich doch übertragbar ist.
Nun bin ich heute beim Surfen über etwas gestolpert, das in einem gewissen Bezug zu jener Werbung zu stehen scheint. Der Aufmacher war, ich zitiere: „She´s sexy, she´s stylish, she´s sophisticated – and somewhat surprisingly, she´s Ronald McDonald.“
Der Grundgedanke der oben erwähnten Strategie ist, dass man dem Konsumenten suggeriert, dass man zu einer solchen Frau wird oder zumindest eine solche kriegt, wenn man das beworbene Produkt verputzt. Leider fällt aber alles, was mit Ronald McDonald zu tun hat, beinahne schon kategorisch nicht in diese Kategorie. Was daher gemacht wurde, ist, dass man des künstlerischen Effektes Willen dieser Ikone der Prüderie und guten Laune High Heels verpasste und so, statt in die stereotype Schwarz-Weiss-Malerei zu verfallen, neben Heterosexuelle, Homosexuelle und inzwischen auch weit verbreitete Metrosexuelle, den neuen Typus des McSexuellen ins Feld geschickt hat. Mal sehen, ob sich dieses Gen durchsetzen wird

Erwachet! (ohne das zweite e)

In dieser Jahreszeit, wo das Wetter mit deprimierenden Grautönen experimentiert, klammert man sich an jedes Fusselchen Farbe, das man zu erspähen vermag. Und sei es auch das buntbestrumpfte Bein einer ausgesprochen adretten jungen Frau.
Das zweite Beinpaar gleich daneben, verborgen unter einem wesentlich längeren Rock und getragen von Schuhen, deren Absätze höchstens einen Drittel massen, gehörte einer ungefähr gleich alten jungen Frau, deren Teint perfekt auf die Farbe des Himmels abgestimmt war und deren Erscheinung man nur als beispielhaft brav bezeichnen kann. Diese gab mir etwas zum Lesen mit, ganz unverbindlich: Die Mai-Ausgabe der Zeitschrift Erwachet!, Themenschwerpunkt „Genügend Bewegung“. Und in der Zeitschrift eingeschoben noch die Mai-Ausgabe vom Wachtturm, Themenschwerpunkt „Eine Welt ohne Armut ist nicht mehr fern“.

Ich bin schon vielen Zeugen Jehovas begegnet. Ich habe sie sogar gezielt gesucht, denn ich betrachtete sie stets als entwischte Versuchskaninchen aus den Laboratorien der Experimentellen Theologie, die daraufhin gezüchtet wurden, eine maximale Beharrlichkeit bei Gesprächen über Gott und den Teufel an den Tag zu legen. Eine Eigenschaft, die ich sehr zu schätzen weiss.

Aber dass die Zeugen Jehovas mittlerweilen regelrechte Playboy-Bunnies zum Missionieren (oder zumindest mit als Geleitschutz für ihre Missionare) schicken, erstaunt mich nun doch ein bisschen und ringt mir sogar ein bisschen Respekt ab, denn offenbar sind durch einen gezielten Evolutionssprung ins Heute gestolpert. Wenn auch nur um uns hier abzuholen und uns irgendwann anders hin zu bringen.

Über die Unerreichbarkeit der Vollkommenheit

Heute zu lesen im 20min: „Flavio Briatore ist Model-müde“. Das würde ich auch gern mal sein.

Ich frage mich, ob die Aussage „Ich mag gar nichts an Models. Da ist nichts Besonderes dran.“, welche Flavio Briatore (55), seines Zeichens Ex-Freund von Noami Campbell oder Heidi Klum, gegenüber dem GQ Gentkemen´s Quarterly von sich gab, nicht irgendwie verboten ist oder sein sollte. Das grenzt doch schon fast an Blasphemie. Schliesslich sind die Models heute das, was früher die Fruchtbarkeits- und Liebesgöttinen waren. Aphrodite hätte da nicht gezögert und sich Strapsen aus Briatores Gedärmen geknüpft.

Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass Model-Müdigkeit ein Erlebnis ist, dass sich so manch einer – auch der weniger Betuchten – gern ziemlich viel kosten lassen würde.
Und da dies allein durch ein fettes Bankkonto erreichbar ist, könnten vielleicht Banken dafür eien Dienstleistung anbieten: Model-Leasing – du kriegst viel Geld, … , wirst Model-müde und gibst das Geld samt happigen Zinsen und Bearbeitungskosten zurück. Okay, der Name ist vielleicht etwas irreführend.

Der waghalsigste Stunt aller Zeiten

Der unbestritten gefährlichste Stunt der Filmgeschichte wurde nicht etwa von einem profesionellen Stuntman vollführt sondern von Vin Diesel alias Xander Cage im Showdown des Films xXx. Nachdem er das Überwasserunterseeboot versenkt hat, taucht er unmittelbar bei der Karlsbrücke aus der Moldau auf. Natürlich ist die Szene vom Auftauchen selbst in einem Studio nachgestellt worden, doch die Szene, wo er auf einer Mole sitzt und die Füsse ins Wasser baumeln lässt, ist echt. Wenn ihr die Wasserqualität der Moldau schon mal genauer unter die Lupe genommen habt, dann wisst ihr, das dies zweifellos der spektakulärste und nervenaufreibendste Stunt aller Zeiten ist.

Knutschkrebs

Folgendes spielte sich im Zug unmittelbar mir gegenüber ab.

Sie versucht ihm einen Knutschfleck auf den Hals zu machen.
Er wehrt sich: „Nein, nicht.“
„Dooooch.“
„Nein, bitte nicht.“
„Wiesooo nicht? Schämst du dich etwa für mich?“
„Nein, es ist ungesund.“
„Was ungesund?“
„Es verursacht Krebs.“
„Du rauchst. Davon kriegt man Krebs. Warum machst du dir jetzt sorgen wegen diesem Krebs?“
„Ej, ich bin 20, nicht 15.“
„Und?“
„Du bist 16.“
Das scheint sie zu überzeugen und so wirfst sie sich ihm an den Hals.
„Nicht beissen, bitte.“

Er hat schon recht mit dem Knutschkrebs, bloss ist das eher eine Gefahr für Mädchen.

Habe die Ehre!
gezeichnet, der Knutschkrebs

Stell dir vor es ist Pantomime und keiner schaut hin

Am HB, eine Gruppe von Teenies mit weissen Masken bewegen sich im Zeitlupentempo. Es ist halb Sieben, alle wollen nach hause und keiner schaut zu.
Nichts übertrifft den jugendlichen Enthusiasmus für Kunst und nichts ist stärker als die ebenso jugendliche Überzeugung Kunst zu verstehen, Kunst zu tun und Kunst zu sein. In diesem Alter glaubten wir noch, dass sie etwas bedeutet, etwas bewegt. Heute ist es nur noch ein Transportmittel, das unser Ego, unser Geld und unseren Sinn für Ästhetik irgendwohin bringt, wie der Zug, auf den die Leute eilen und der den Reisenden keine Zeit lässt die Pantomime und deren Bedeutung für die Welt zu entdecken.