Woran denkt da wohl der Che?

Ich frage mich, ob sich heute noch irgendjemand an Che Guevara erinnern würde, gäbe es nicht dieses eine Foto von ihm? Natürlich hat er seine Spuren hinterlassen in der Geschichte und von mir aus auch in der Theorie der Methodik, Strategie und Taktik des modernen Guerillakampfes, doch erklären diese seine von vielen bewunderten und von manchen verurteilen Leistungen nicht die Präsenz seines Conterfeis auf so vielen T-Shirs, Taschen, Socken, Unterhosen und Käppis.
Sein Bild ist ein Symbol fürs Revoluzertum, fürs Aufbegehren gegen das Establishment, doch im Zusammenhang mit der Mode ohne den Inhalt. Er ist sexy und die Alten mögen ihn nicht, was braucht es mehr?
All die Leute, die heute mit ihm und der mit ihm assozierten Rotzigkeit riesige Umsätze erziehlen, wären damals von ihm gleich als erstes umgenietet worden und zwar eigenhändig. Sicherlich, er wollte den Armen helfen, doch nahm er ohne Skrupel in Kauf, dass seine Entwicklungshilfe ein sehr blutrünstiges Geschäft ist.

Man hört bisweilen, dass so manch einer über die ausdrucksstarken Augen auf diesem hippen Portrait dazu angestiftet wurde, sich mit ihm selbst auseinander zu setzen, und dass daher in gewisser Weise die Modebrache als unbeabsichtigter Überträger des kommunistischen Virus an ihrem eigenen Grab schaufelt. Das ist wahrscheinlich Nonsens, aber das Argument ist trotzdem cool.

Friedhof im Hinterhof

In einer Diskussion wurde die These aufgeworfen, dass die Kriegslust bei den Europäern ungefähr in der Zeit aufkam, als sie anfingen die Friedhöfe innerhalb der Stadtmauern anzulegen. Diese Idee, dass der Umgang mit den Toten in gewissem Sinne mit dem Umgang mit den Lebenden im Hinblick auf das Erreichen des Zustandes der ersteren im Zusammenhang steht, ist sicherlich originell, aber wahrscheinlich auch genau so falsch.

Die Erfindung des Kusses

Will man Tom Robbins glauben, so ist der Kuss die einzige wirklich brauchbare Erfindung, die ein Mann je zustande gebracht hat. Mit diesem kontrollierten einst die Ritter ihre Burgfräuleins, ob sie sich während ihrer Abwesenheit nicht am Met gütlich getan haben. Und weil es so viel Spass machte, liessen sich die Damen wesentlich häufiger kontrollieren, als es kriminologisch notwendig gewesen wäre.

Quittenschnaps III

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass ich die Theorie, dass Quitten auf Bäumen wachsen, vehement ablehne. Ironie des Schicksals, dass nun direkt gegenüber meinem Fenster ein Quittenbaum steht. Hinzugehen und die Sache in einer adäquaten Weise zu untersuchen, resp. zu fällen, erweist sich indessen als fast unmöglich, da besagter Baum auf einer Wiese steht, die von blutrünstigen Schafen bevölkert wird.