Die Magie der Homöopathie

Ich weiss, Erfahrungen sind heimtückische Begleiter, doch sie können einen auf interessante Dinge hinweisen, die man dann genauer unter die Lupe nehmen sollte.

So haben beispielsweise alle Homöopathen, mit denen ich bisher  gesprochen habe, erwähnt, dass sie schon vor ihrer Ausbildung eine gewisse Gabe besessen haben, mit der sie Menschen helfen konnten.
Tatsächlich zieht selbst Professor Harald Walach vom Hogwarts an der Oder in einem Interview die Verbindung zum Übersinnlichen, wenn er die Homöopathie als sehr systematisierte Magie betrachtet.
Damit stellen sich diese Leute aber in eine verzwickte Position. Denn war es nun die Homöopathie oder die magische Fähigkeit, die einen Kranken auf wundersame Weise wieder gesund gemacht hat?

Der Charme des Hummelrichs

Die Wissenschaft kann nicht erklären, warum eine Hummel fliegt. Und doch tut sie es.
Das ist natürlich ausgemachter Blödsinn, denn das kann die Physik (inzwischen) durchaus.
Nichtsdestotrotz wollen wir mal so tun als ob, denn ungeklärte Fragen gibt es in der Wissenschaft beiliebe noch genug.
Die Sache ist die, dass die Wissenschaft, wenn ihr der Hummelflug unerklärlich ist, nicht einfach die Augen vor ihm verschliesst und postuliert, Hummel könnten gar nicht fliegen, und alle, die etwas anderes behaupten, für verrückt erklärt. In einem solchen Fall stellt sie fest, dass sie die Antwort nicht kennt, und verstärkt im Idealfall die Bemühungen eine solche doch noch zu finden.
Anders sieht es jedoch aus, wenn noch nie irgendwo Hummeln fliegen gesehen wurden. Und wenn alle Demonstrationen sich nachweislich als mehr oder weniger raffinierte Taschenspielertricks entpuppen. Dann besteht kein Grund den Hummelflug als ein ungeklärtes wissenschaftlichen Phänomen zu bezeichnen.
Zumindest so lange nicht, bis tatsächlich mal eine nachweislich unfrisierte Hummel gesichtet wird.
Genau so verhält es sich mit der Homöopathie.
Sie ist ein schwebender Elefant.
Dass man sich nicht erklären kann, wie ein Elefant schweben können soll, hat keinen Einfluss darauf, ob es dieses Phänomen überhaupt gibt oder nicht.
Diese Frage stellt sich nur dann, wenn man schon einen schweben gesehen hat.
Und das hat man leider nicht.

Der Charme des Homöopathen

Im Grunde läuft es immer darauf hinaus, dass ihn, seine Grossmutter, den halbjährigen Sohn und das Meerschweinchen Globuli von diesem oder jenem Leiden befreit haben, und man durch die Kritik an der Wirksamkeit der Homöopathie ihn, seine Grossmutter, den halbjährigen Sohn und das Meerschweinchen dreisterweise der Lüge bezichtigt.
Nichts liegt jedoch ferner. Keiner bestreitet, dass es sich genau in dieser Reihenfolge zugetragen hat: Leiden, Globuli, kein Leiden mehr. Ganz im Gegenteil. Wir stellen nur fest, dass der gleiche Dreisprung auch bei Leuten beobachtet wurde, bei denen die Globuli durch unbehandelte Zuckerkügelchen ersetzt wurden. Und zwar im genau dem gleichen Ausmass. Man konnte anhand des Ergebnisses nicht feststellen, ob jemand die echten oder die falschen Globuli geschluckt hat.
Und daraus folgt, dass man vom Globuli leider nicht auf dessen Wirkung rückschliessen kann.
Das heisst, es muss noch was anderes mitgespielt haben.
Etwas, das im Test nicht berücksichtigt wurde.
Beispielsweise, was sonst noch genommen wurde oder der Charme des Homöopathen.

Fun-Fact – Homöopathie

Es stimmt schon, dass 1835 der erste Doppelblind-Versuch in der Geschichte der Medizin durchgeführt wurde. Und die Jünger Hahnemanns haben auch durchaus recht, dass sich dieser mit der Wirksamkeit der damals noch jungen Homöopathie auseinandersetzte.
Doch waren es nicht die Adepten sondern die Gegner, die ihn durchführten, und das Ergebnis war damals schon negativ.

vgl. Löhner, George: Die homöopathischen Kochsalzversuche zu Nürnberg. Von einer Gesellschaft wahr­heits­liebender Männer. Nürnberg 1835

Prüfungsstress

Sollte es uns nicht etwas zu denken geben, dass ein Spitzenchirurg von vor 50 Jahren mit seinem damaligen Wissen die Chirurgieprüfung heute nicht mehr bestehen würde, ein lausiger Homöopath von vor 200 Jahren die Homöopathieprüfung aber durchaus?

Der Plan

Sie würde die Medizin revolutionieren.
Sie könnte die Welt verbressern.
Man müsste bloss ein paar Naturgesetze ändern, damit die Homöopathie funktioniert.
Das wäre aber doch die Sache wert.

Traditionelle Chinesische Medizin

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)  ist doch eine tolle Sache, schliesslich ist sie viele tausend Jahre alt, während deren sie sich stetig entwickeln und verfeinern konnte. Was mir jedoch nicht einleuchtet, ist, weshalb sich die Leute hier nicht mit dem gleichen Enthusiasmus wie zum Beispiel auf die Akupunktur auch auf Tigerhoden, Fledermausflügel, Nashornhörner, Schneeleopardenlebern, Schildkrötenaugen, etc. stürzen? Die schauen ja auf die genau gleich lange Erfolgsgeschichte innerhalb der Traditionellen Chinesischen Medizin zurück – und längst nicht ausschliesslich zur Förderung der männlichen Potenz – und darüber hinaus stellen sie einen essenziellen Bestandteil der ganzheitlichen Medizin dar.

Und wenn wir schon aus dem Fundus unserer Vorderen schöpfen, wieso machen wir einen so grossen Bogen um die Traditionelle Europäische Medizin (TEM)? Auch die hat sich während Jahrtausenden entwickelt.
Aber in ihr gibt’s keine Tigerhoden… Vielleicht taugt eine Alternative Medizin nichts, wenn in ihr nicht Tigerhoden enthalten sind. Also nicht mehr wirklich. Sondern nur in hohen Potenzen.

Bücher schleppen…

Um wie viel einfacher wäre doch das Zügeln, wenn wir unsere Bücher nicht mit Druckerschwärze auf Papier sondern in Rauchzeichen schreiben würden? Mit einem gewöhnlichen Handventilator liesse sich im Nu eine ganze Bibliothek relocieren. Und wenn man die Geduld hat, auf die richtige Windrichtung zu warten, so könnte man selbst auf diesen verzichten.

Okay, diese Form der Literatur ist von Standpunkt der CO2-Bilanz nicht ganz unbedenklich und der Platzbedarf, den die gesammelten Werke von Karl May beanspruchen würden, macht sich sicherlich auch im Mietpreis der Wohnung bemerkbar, doch bezweifle ich nicht, dass man diese Probleme mit einer geeigneten Codierung schon irgendwie in den Griff zu kriegen sind.
Das Kriterium müsste einfach sein, dass man den gesamten Text eines Buches maximal allein mit dem Rauch, den es produziert, wenn man es verbrennt, produzieren können sollte.

Und wenn wir die Sache etwas esoterischer angehen, und uns klar machen, dass der Rauch eines verbrannten Buches ja mit dessen Inhalt in Verbindung stand, so ist die Information so oder so auch später noch vorhanden – bloss für den Laien nicht mehr so bewusst lesbar. Und wenn wir uns veranschaulichen, mit wie viel Luft der Rauch mit der Zeit verdünnt wird, so kommt es zu allem Überfluss noch zu einer gewaltigen Potenzierung.

 

Fazit:

Liebe Diktatoren, überlegt euch das mit der Bücherverbrennung lieber noch einmal, denn die Ideen, die ihr damit auszumerzen versucht, verstauben dann nicht mehr einfach in irgend einer stickigen Bibliothek, sondern entfalten nur umso stärker ihre hömoöpatische Wirkung und befreien euer geliebtes unterdrücktes Volk von Blähungen, Nierensteinen und Warzen wie euch.

Samuel Hahnemann

Entgegen der Überzeugung vieler modernen Skeptiker war es durchaus die Wirkung der homöopathischen Arzneimittel, welche diesen um 1800 zum Durchbruch verhalf. Denn im Vergleich zu einer Vielzahl der damaligen Heilpraktiken, die, wie wir heute wissen, bisweilen fatale Folgen hatten, war es erfrischend gesundheitsfördernd, wenn mal etwas nicht wirkte.

Klinische Effekte von Homöopathie sind Placebo-Effekte

Laut einem Artikel, der kürzlich in der Lancet, einer Fachzeitschrift, die sich dem Kampf gegen die weit verbreitete Korruption und Vetternwirtschaft in der Medizin (in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts) verschrieben und es sich zur Aufgabe gemacht hat zu reformieren, zu informieren und zu unterhalten, sollen die Beweise für einen spezifischen Effekt homöopathischer Heilmittel verdammt schwach sein. Die Autoren folgern gar, dass die klinischen Effekte von Homöopathie auf Placebo-Effekte zurückzuführen seien. Auch dieser wurde übrigens unlängst unter die Lupe genommen und man hat dabei festgestellt, dass der Glaube und die Erwartung, ein schmerzlinderndes Mittel zu bekommen, das Gehirn zur Produktion körpereigner Schmerzmittel, so genannter Endorphine, animiere. Diese setzen die Schmerzempfindlichkeit herab – auch dann, wenn gar kein zusätzlicher Wirkstoff verabreicht wird.

Dies bedeutet nun aber, dass die breite Skepsis gegenüber der konventionellen Medizin, die Patienten dazu führt, nach alternativen Therapien zu verlangen, nicht nur auf sehr wackligen Füssen steht, sondern dass damit die gute, alte Meduzin ihrer bisher ebenfalls vorhandenen Platzebowirkung (also der Animation zur Endorphin-Produktion) beraubt wird und man statt dessen auf Präparate zurückgreift, die nichts anderes als eben dies zu bieten haben. Natürlich ist sehr oft auch nichts anders nötig und es kann daher durchaus angebracht sein für einen Arzt Placebos zu verteilen, doch ein Problem bleibt: Wenn ich vom Arzt völlige Transparenz verlange, verhindere ich womöglich, dass er mir adäquat helfen kann.
Der Verstand vermag vielleicht nicht alles, aber eine einlullende, potenzierte Geschichte auch nicht den Rest.