Hashtags unter Bildern

Hashtags sind eine geniale Möglichkeit sich an Diskussionen in sozialen Medien zu beteiligen. Mit Hashtags wie #metoo oder #BlackLivesMatter kann wirklich was in Bewegung gesetzt werden.

Man kann so zu einem Thema einen Kommentar abgeben. Sei es nun in Wort oder Bild.

Unter Bildern aber findet man bisweilen Hashtags zu Sachen, die auf dem Bild zu sheen sind. Und das ist bescheuert!

Im Kommentar postete Xenia übrigend zusätzlich noch folgende Tags: #fashion #ootd #style #outfit #jumpsuit #blue #xenia #miami #florida #chic #tchoumitcheva #fit #motivation #inspiration

Warum? Dass es #xenia #tchoumitcheva ist, sieht man. Dass sie #fit ist, auch. Dass es #fashion und #style und #chic ist, kann man sich denken, wenn es an Xenia hängt. Dass sie ein #outfit anhat, hat man auch schon längst mit bedauern festgestellt, und dass es ein #blue #jumpsuit ist, würde man wissen, wenn man davon was verstehen würde. Dass es an der #miamifashionweek, welche – wenig überraschend – in #miami stattfindet, das – wenig überraschend – in #florida liegt, hätte man sich auch denken können, wo es doch an der Wand hinter ihr steht. Was #ootd ist, musste ich nachschlagen: Outfit of the day. Das will ich ihr gern glauben. (Obwohl sie auf zwei Bildern vom gleichen Tag auch schon zwei verschiedene Outfits of the Day anhatte.)
Damit bleibt nur noch #motivation und #inspiration als neue #information: Dass sie motiviert und inspiriert ist? Das hat sie wohl auf dem Bild nicht auszurücken geschafft. Oder will sie damit ihre Follower motivieren und inspirieren? Schwer zusagen…

Bis auf die beiden Hashtags, von denen nicht ganz klar ist, was sie damit sagen will, sagt keiner etwas, was nicht schon vom Bild gesagt worden wäre. Dann hätte sie sie auch gleich weglassen können.

Aber seien wir ehrlich. Es geht nicht darum Blinden Instagram zugänglich zu machen. Es geht um etwas ganz anderes: Dieses Bild soll gefunden werden, wenn „blue“ oder „chic“ oder „fit“ gesucht wird. Diese Hashtags sollen sicherstellen, dass man in Diskussionen mitredet, an denen man gar nicht beteiligt ist.

Respekt?

Wenn jemand glaubt, die Steuern müssten erhöht oder gesenkt werden, ist es meine Bürgerpflicht mit ihm darüber zu diskutieren. Wenn aber jemand glaubt, den Lichtschalter am Samstag nicht betätigen zu dürfen, dann soll ich das respektieren?
Der einzige Unterschied ist, dass es im einen Fall Gründe für die Überzeugung gibt, im anderen jedoch nicht. Irgendwie haben es die Religionen fertig gebracht uns einzutrichtern, dass es Ideen gibt, über die man nichts böses sagen darf. Warum nicht? Einfach weil man nicht darf! Und die kommen damit sogar durch!

Liebe in der Zeit des SMS

Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen der Art und Weise, wie ich ein Natel benutzen würde, wenn ich eins hätte, und wie es ein Teenie benutzt, der es effektiv hat. Dieser Unterschied zwischen Konjunktiv und Indikativ ist exakt die Quintessenz vom berühmten Marshall McLuhanschen Schlagwort „the Medium is the Message“.
Ich würde mehr oder weniger die gleichen Anrufe tätigen wie bisher auch schon, vielleicht zu etwas anderen Zeiten. Meine Telefonrechnung dürfte sich eigentlich nicht sehr verändern und im Notfall würde ich schneller wieder aus der Lawine herausgeholt werden. Beim Teenie hingegen klingelt nun nicht nur das Natel dauernd, sondern auch alle anderen Telefone und Telegraphen in der näheren Umgebung. Die Telefonrechnung steigt exponentiell und im Notfall ist der Akku leer.
Das Natel wird nämlich, obgleich man es eigentlich kaum merkt, für etwas ganz anderes eingesetzt als das Festnetz-Telefon. Man darf sich aber vom „für etwas ganz anderes“ nicht irreführen lassen. Man spricht immer noch auf der einen Seite rein und hört es auf der anderen Seite wieder rauskommen. Was jedoch anders ist, ist das, was man da rein spricht, denn das Umfeld, in dem man es tut, ist völlig verschieden. Mit dem Natel tut man es im Bus, im Zug, nicht im Flugzeug, während man wartet, während man zu spät kommt, wenn einem eine Idee gekommen ist und wenn sie doch nicht so gut war. Demgegenüber kommt der Festnetzler im Zug gar nicht zum Sprechen, weil ihn das Abrollen des Telefonkabels komplett in Anspruch nimmt.
In der Evolutionstheorie gilt das Prinzip, dass verschiedene Nischen verschiedene Arten hervorbringen. Demzufolge müsste eine Art, die in der einen Umwelt telefoniert, sich allmählich mehr und mehr von einer anderen Art unterscheiden, die dies in einer anderen Umwelt tut. Damit behaupte ich nicht, dass wir in gleicher Weise der Evolution unterworfen sind, wie zum Beispiel Kaninchen, alles was ich sage, ist, dass ein anderes Medium eine andere Umwelt ist und dass diese einen Einfluss auf unser Denken und den gesellschaftlichen Diskurs hat. Was ich damit aber auch sage, ist, dass ich zwar ganz sicher weiss, dass die Teenies etwas anderes tun, ich aber nicht einmal ein Ahnung haben kann, was das ist.