„Das Zaudern des Bundesrates schadet der Wirtschaft und damit der Gesundheit“ sagt die SVP

Die SVP Schweiz ist entsetzt über die mutlose Strategie des Bundesrates zum Ausstieg aus dem Corona-Lockdown. Statt die Testmöglichkeiten auszubauen, ausreichend Schutzmasken zu besorgen und die Rückverfolgung von Infektionen via App voranzutreiben, um den Menschen in der Schweiz so eine möglichst rasche Wiederaufnahme der Arbeit zu ermöglichen, vergrössert er den Schaden für die Wirtschaft und die Volkswirtschaft insgesamt.

Aus der heutigen Medienmitteilung der SVP

Ob die Ausstieg-Strategie des Bundesrats fatal für die Wirtschaft ist, kann ich nicht beurteilen. Ich will der SVP aber zugute halten, dass sie sich in ihrer Medienmitteilung auf die Einschätzung von Experten beruft und auf die positiven Erfahrungen in Deutschland und Österreich.
Ob zu den erwähnten Experten auch Epidemiologen gehören, weiss ich nicht, und ob Deutschland und Österreich durch die Lockerung in eine zweite Welle rutscht, auch nicht, aber ich rechne es der SVP hoch an, dass expertenfreundlich und weltoffen argumentiert.

Mich erstaunt hier aber die Wortwahl, wenn sie die Strategie „mutlos“ nennt.

Wenn es nach der SVP ginge, würde der Ausstieg unter dem Motto „Kommt schon, riskieren wir es!“ laufen. Mut haben bedeutet schliesslich etwas zu riskieren. Vielleicht sogar über den Standard hinaus.

Doch was genau ist die SVP hier bereit zu riskieren?

Einen zweiten Ausbrauch von Covid-19!
Und damit das Leben von Menschen.

Wie gesagt, ich sage nicht, dass die Lockerung nicht wirtschaftsfreundlicher gestaltet werden sollte. Man sollte es einfach nicht als Charakterschwäche darstellen, wenn man das Leben von Menschen vor die Interessen der Wirtschaft stellt.

Und mal abgesehen davon, es braucht auch Mut einen Kurs einzuschlagen, der die Wirtschaft gegen die Wand fährt.

Ein moralisches Dilemma & seine Lösung

Nehmen wir ganz hypothetisch mal an, dass die Wahrscheinlichkeit, dass selbstfahrende Autos in einem ausschliesslich selbstfahrenden Strassenverkehr in einen Unfall verwickelt werden, eine Million mal kleiner ist, als wenn Menschen am Steuer sitzen.
Nehmen wir weiter an – und das wird wohl etwas weniger hypothetisch sein -, dass man sich einfach nicht darauf einigen kann, wer für die Entscheidungen der künstlichen Intelligenz die (finanzielle) Verantwortung tragen soll.


  • Randnotiz: Die Frage, wer für die Fehler der künstlichen Intelligenzen (finanziell) gerade stehen muss, würde sich doch eigentlich gar nicht erst stellen, wenn wir dem Speziesismus nicht nachhängen und die AIs für ihre Arbeit fair bezahlen würden. Oder sehe ich das falsch? Dann könnten sie nämlich selbst für die von ihnen verursachten Schäden aufkommen. (Und wenn sie fürchten, dass sie womöglich mehr Schaden anrichten als sie sich leisten können, dann müssten sie sich eben eine Versicherung zulegen. -> Aktennotiz: Versicherungsgesellschaft für AIs gründen!)
    • Randnotiz zur Randnotiz: Wer stand eigentlich anno dazumal für die Fehler eines Sklaven (finanziell) gerade? Doch wohl der Besitzer des Sklaven, oder? Ich frage mich aber, ob sich diese Antwort nicht vielleicht mehr dem Umstand verdankt, dass wir den Leuten, die Menschen besitzen, eins auswischen wollen, und dass wir dabei vielleicht ausser Acht lassen, dass das vielleicht gar nicht wirklich gerechtfertigt ist. Ich meine, wenn der Schaden nicht im Auftrag des Ausbeuters entstand, dann kann man ihn doch dafür nicht zur Rechenschaft ziehen. Man könnte den Besitzer bestenfalls dafür büssen, dass er seiner Sorgfaltspflicht, den Sklaven an einer kurzen Leine zu halten nicht zur Genüge nachgekommen ist.
      • Randnotiz zur Randnotiz zur Randnotiz: Der Sklave im obigen Beispiel, der seinem Besitzer einen finanziellen Schaden eingebrockt hat, wird wahrscheinlich später mit Prügel bestraft worden sein, welche aus einer ökonomisch-juristischen Perspektive traditionell höher ausgefallen sein wird als der entstandene Schaden es erwarten lassen würde.
        • Randnotiz zur Randnotiz zur Randnotiz zur Randnotiz: Wie rechnet man eigentlich Strafen um? Wieviel ist eine Busse von 100 Franken in Gefängnistagen? Das kriegt man noch hin mit den Tagessätzen, doch wieviel ist es in Peitschenhieben oder in Stunden am Pranger oder in Therapie?
      • Anhang zur Randnotiz zur Randnotiz zur Randnotiz nach Berücksichtigung der Randnotiz zur Randnotiz zur Randnotiz zur Randnotiz: Gibt es eigentlich für einen Sklaven eine andere Strafe als die Kapitalstrafe (darunter verstehe ich – hoffentlich korrekt – körperliche Strafen)? Ich meine Gefängnis macht nicht viel Sinn, weil Sklaverei ja bereits eine Art von Gefangenschaft ist – und Einzelhaft geht dann schon wieder in Richtung Kapitalstrafe. Bussen sind auch nicht wirklich sinnvoll, wo der Besitzer ohnehin schon über das Hab und Gut seines Besitzes verfügen kann.
    • Schluss mit den Randnotizen: Um hier noch weiter zu kommen, müssten wir uns wohl zuerst vertieft mit dem Sklavenrecht in all seinen Ausprägungen auseinandersetzen. Das lassen lieber bleiben, obwohl ich vermute, dass man aus dessen Schwächen durchaus Lektionen zu unserer rechtlichen Handhabung mit der künstlichen Intelligenz ziehen könnte.

Wie gesagt, wir haben hier hypothetisch einen Weg gefunden wie sich Unfälle im Strassenverkehr mega senken lassen. Wir haben aber leider keine Ahnung, wer für den kümmerlichen Rest zur Verantwortung gezogen werden soll.

Wir stehen nun also angesichts dieser Tatsachen vor der Entscheidung, ob wir per sofort selbstfahrende Autos nicht nur erlauben, sondern menschlichen Lenker gänzlich verbieten sollen und dadurch innert 10 Jahren nach WHO Schätzung 13’236’646 Menschenleben retten werden, wobei wir – wie gesagt – aber nicht wissen, wen wir bei den 13 verbliebenen Verkehrstoten ins Gefängnis stecken sollen.

Ist die Vorstellung, dass die ±13 Schuldigen, wer immer diese auch sein mögen, ungestraft davon kommen, wirklich so schlimm? Ist der Gedanke wirklich so absurd, dass die entstandenen Schäden von der öffentlichen Hand beglichen werden? Insbesondere, wenn uns das Wissen um die Schuldigen über 13 Millionen Menschenleben in 10 Jahren kosten würde?

Was könnten diese 13 Fälle konkret sein? Beispielsweise solche, wo das Auto in eine Situation gerät, in der es nicht entscheiden muss, ob es jemanden umfahren soll, sondern wen es umfahren soll, weil alle möglichen Handlungsoptionen notwendigerweise mindestens ein Opfer zur Folge haben werden.
Situationen also, wo sich der Tod nicht aus dieser Gleichung entfernen lässt. Und jung gegen alt, gesund gegen krank, klug gegen dumm oder blond gegen brünett auszuspielen, kann zwar unter Umständen ein für die Allgemeinheit besseres Ergebnis liefern, nichtsdestotrotz ist die Lösung immer unbefriedigend.

Doch was, wenn eins der potentiellen Opfer ein Katholik ist? Und das andere ein Atheist?


  • Spontane Frage an professionelle Gläubige (wie Priester oder Götter): Wessen Tod ist ein grösserer Verlust für die Gesellschaft? Der eines Gläubigen oder der eines Atheisten? (Und wird und darf sich die Antwort vom Priester und seinem Gott unterscheiden?)

Hier liegt die Sache auf einmal ganz anders. Weil zumindest aus der Sicht des Gläubigen noch mindestens ein weiteres Leben in der Gleichung auftaucht: Das jenseitige.
Damit haben wir es mit zwei Personen zu tun, von deren drei Leben zwei in Gefahr sind.


  • Varianten von Lebensgefahr im Strassenverkehr: Wir haben es mit zwei Personen (ein Atheist mit einem dem diesseitigen Leben und ein Gläubiger mit einem diesseitigen und einem potentiellen jenseitigen Leben) und einer Situation zu tun, wo unausweichlich eine der beiden Personen sterben muss.
    Interessanterweise lässt das zwei Lösungen zu:
    • Eine der beiden Personen verliert das diesseitige Leben.
    • Der Gläubige geht mit dem Teufel einen Pakt ein, wodurch er sein jenseitiges Leben verliert, aber beiden das diesseitige rettet.

Wie gesagt, die Technik stösst hier an ihre Grenzen. Sie kann die Zahl solcher Fälle senken, aber wohl nie völlig beseitigen. Hier könnten aber die Religionen einsetzen. Sie können zwar keine Wunder bewirken, dafür aber die Opfer von selbstfahrenden Autos per Dekret zu Märtyrern erklären und schwuppdiwupp heilig sprechen. Damit wäre zwar kein diesseitiges Leben gerettet, dafür aber ein vorher ungewisses jenseitiges. Und auf das kommt es ihnen zufolge schliesslich an, oder?
(Eine passende Begründung dafür zu finden, überlasse ich jeder Religion selbst. Meines Wissens schätzen es aber die meisten Götter, wenn jemand sein Leben opfert um das Leben eines anderen zu retten…1.)
Und der administrative Aufwand für die Kirchen sollte überschaubar sein: innerhalb von 10 Jahren wären das statistisch ungefähr 4 für Christen, 3 für Muslime, 2 für Hindus und 1 für Buddhisten.

Und wenn die Kirchen nicht mitziehen, dann werden wir sie verklagen!
Sie machen sich damit nämlich unmittelbar der unterlassenen Hilfeleistung schuldig. Es läge hier nämlich in ihrer Macht das ewige Leben eines Menschen zu retten. Dass es weder eine unsterbliche Seele, noch ein Leben nach dem Tod gibt, spielt hier keine Rolle, der Vorsatz ein Leben, das man für real hält, nicht zu retten, obwohl es ein leichtes wäre, es zu tun, ist da. Und das ist unethisch und strafbar.

Wahrlich, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein.

Matthäus 18:18

Jetzt aber im Ernst: Wie viel Leid im Jenseits haben die Kirchen (allen voran die katholische) wissentlich nicht verhindert, indem sie nicht einfach ALLE Menschen heilig gesprochen und ihnen damit einen direkten Weg in den Himmel ermöglicht haben?
Dafür müsste man die Kirchen verklagen… Ich frage mich, wie sie sich verteidigen würden…


Da die Internet-Verbindung nicht immer zuverlässig ist und man den Glauben eines potentiellen Verkehrsopfers nicht schnell genug von Facebook & Co abrufen kann, wird empfohlen religiöse Symbole im Strassenverkehr immer gut sichtbar zu tragen.

Von Kugeln und Bibeln

Ich habe da so eine Theorie. Sie besagt, dass die Welt ihrem Wesen nach kugelig ist und alle Dinge sich irgendwie kugelig verhalten. Ich nenne sie daher in Ermangelung eines besseren Wortes die Nejkulaťoulinkatějšíon-Theorie.

Genau deshalb kommt es auch nicht von ungefähr, dass niedliche Tiere, die sich zu niedlichen Kugeln zusammenknüllen können, unwiderstehlich niedlich sind.

Da ist offensichtlich was dran. Die Theorie leistet aber noch wesentlich mehr. Ihr steht ein Set von Formeln zur Verfügung, mit der sie die Welt beschreibt. Die berühmteste ist wohl die folgende:

t = U * ♣

Sie besagt, dass die Zeit t, die eine Kugel braucht um runter zu fallen, exakt deren Umfang U mal der Naturkonstante ♣ = 4.2 s/m entspricht.

Ich habe das auch überprüft: Ich habe einen 6.77 m hohen Baum in unserem Garten vakuumiert und eine 1 kg schwere Aluminium-Kugel von ihm runterfallen lassen. Sie brauchte exakt 1.17 Sekunden, was tatsächlich dem 4.2 fachen des Umfangs der Kugel in Sekunden entspricht. Da mir keine Hochleistungs-Mess-Technologie zur Verfügung steht, kann ich natürlich nicht ausschliessen, dass sich irgendwo tief im Nachkommabereich irgendwelche Abweichungen auftun, die es nötig machen könnten ♣ anzupassen, ich finde aber, dass das Ergebnis durchaus für die Theorie spricht.
Und da die Wahrscheinlichkeit astronomisch klein ist, dass ich völlig zufällig einen Baum von der richtigen Grösse und eine Kugel mit dem richtigen Umfang und eine Vakuumiergerät vom Typ Solis EasyVac Pro Typ 5691 herumliegen habe, kann das nur heissen, dass mein Experiment tatsächlich die postulierte Äquivalenz bestätigt.

Da gibt es aber ein klitzekleines Problem. Trotz der schier unendlichen Unwahrscheinlichkeit, dass sie nicht korrekt ist, funktioniert sie für alle anderen Bäume und Kugeln und Vakuumiergeräte2 nicht wirklich.

Was also tun?
Ich meine, die Theorie ist schön. Ich meine, schaut euch die süssen Tiere an!
Aber es gibt Teile, die ausgemachter Blödsinn sind. Und diese Teile, sollte einem die Idee kommen eine Technologie daraus zu entwickeln, könnte einer Menge Menschen das Leben kosten.

Trotzdem…

Dennoch...
Wenn substantielle Bestandteile einer Theorie nichts taugen, dann taugt die ganze Theorie nichts!
Selbst dann nicht, wenn sie andere Teile enthält, die einem sehr am Herzen liegen.

Man kann die funktionierenden, wirklich süssen Teile gern nehmen und in eine andere Theorie zu integrieren versuchen. Das ändert aber nichts daran, dass die alte Theorie mausetot ist. Ins Grass gebissen hat. Die Radischen von unten anschaut. In die ewigen Jagdgründe eingegangen ist. Sich endgültig verabschiedet hat. Den Löffel abgegeben hat. Eine Ex-Theorie ist.

Ich erwähnte kürzlich die persönliche Bibel des Pfarrers und fragte mich, ob man an ihr ablesen könne, welche Passagen dieser lieber habe und welche weniger.

Sollte sich da nicht auch die Frage stellen, ob unsere Erkenntnisse zur Gültigkeit von Theorien sich auch auf Religionen übertragen lassen? Denn auch diese ist ein System von Aussagen, das dazu dient, Ausschnitte der Realität und die zugrundeliegenden Gesetzmässigkeiten zu erklären und Prognosen über die Zukunft zu erstellen: Die Religion erklärt die Entstehung der Welt durch einen an den Menschen interessierten Schöpfer. Sie erklärt, welches Verhalten dem Schöpfer Freude bereitet und welches weniger. Und sie prophezeiht uns, dass wir es bitterlichst bereuen werden, wenn wir die Empfehlung des Schöpfers nicht beherzigen.

Die Empfehlungen sind in einem Buch notiert, welches man als die ausformulierte Theorie betrachten kann. Dort steht zum Beispiel, dass man nicht morden soll. Das ist eine durchaus vernünftige Empfehlung. Jetzt nicht irgendwie originell oder so, aber solide.
Aber wenn nur ein paar Kapitel später erklärt wird, dass man eine geliebte Person steinigen lassen soll, wenn diese einem im Vertrauen eine andere Theorie empfohlen hat, dann stellt das einen vor eine wichtige Entscheidung.
Entweder man hält die Theorie für wahr (inkl. all ihrer Bestandteile) und setzt sich dafür ein, dass Steinigen für Apostasie wieder ins Obligationenrecht aufgenommen wird.
Oder aber man findet, dass an einen anderen Gott zu glauben, jetzt keine so grosse Sache sein kann, dass man deswegen extra jemanden umbringen müsste. Und ich denke nicht, dass wenn man zu dieser Erkenntnis kommt, dass man sich irgendwelche Umstände vorstellen kann, unter denen es nichtsdestotrotz gerechtfertigt wäre. (Dass andere es taten und tun, ist keine Rechtfertigung!) In diesem Fall muss man sich wohl oder übel eingestehen, dass hier ein essentieller Bestandteil der Theorie nicht wahr ist und dass demzufolge die Theorie als ganzes auch nicht wahr sein kann! Und daran, dass der Umgang mit Abtrünnigen ein zentraler Bestandteil der Religion ist, sollte kein Zweifel bestehen, schliesslich kommt beim christlichen Gott der Hinweis, dass es nur einen Gott gibt und einzig und allein nur dieser verehrt werden darf, in der Liste der „Dos and Don’ts“ noch weit vor dem Tötungs-Verbot. Dieser Punkt hat sogar Top-Priorität!

Wie gesagt, man kann gerne die Überzeugung mitnehmen, dass die Erde von einem liebenden Gott erschaffen wurde und dass Homosexualität etwas verabscheungswürdiges ist, und damit eine gänzlich neue Theorie zu formulieren versuchen, die Bibel in ihrer jetzigen Form mit ihrem Anspruch auf Wahrheit ist aber ein für alle mal vom Tisch.

Okay okay okay, es gibt noch eine weitere Alternative: Man überarbeitet die Bibel (und behauptet es sei unter der Anleitung des Heiligen Geistes geschehen) und kann die Religion weiterhin Christentum nennen. So schwierig würde das gar nicht sein. Man reisst einfach alle noch fast jungfräulichen3 Seiten der der persönlichen Bibel des Pfarrers raus. Aber auch in diesem Fall hätte das letzte Stündlein der Bibel in ihrer jetzigen Form geschlagen. Sorry, aber daran führt für einen halbwegs moralischen Menschen, der Andersgläubige nicht umbringen will, einfach kein Weg vorbei.

Wunder?

Vieles von dem, was heute völlig alltäglich ist, wäre vor wenigen Jahrhunderten noch problemlos als Wunder durchgegangen. Zumindest wenn man es richtig inszeniert hätte.
Falsch inszenierte Wunder konnten leicht als Hexerei interpretiert werden und einen in Teufels Küche bringen.

Wollte man beim „Wundervollbringen“ auf der sicheren Seite sein, musste man lieber von Substanzen jeglicher Art die Finger lassen: Denn wenn Kräuter, Pulver oder Maschinen involviert waren, dann war das Unerklärliche automatisch Teufelswerk.
Während man mit Gebeten (sowie Weihwasser und Hostien, welche eigentlich nichts anderes sind als von autorisierten Personen mit Gebeten beschalltes Wasser und Brot)1 in der Regel keinen grossen Verdacht erregte.

Theoretisch hätte man auch mit Gebeten beschallten Wein benutzen können, das Risiko wäre hier aber gewesen, dass wenn die Transsubstantiation mal wirklich geklappt und man mit echtem Blut herumhantiert hätte, dass einem das wohl dennoch zum Verhängnis hätte werden können.


1. Randnotiz: Wäre die Wandlung während des Gottesdienstes nicht etwas glaubhafter, wenn Ausgangsprodukt und Endprodukt nicht unverwechselbar wären? Jesus hat bei einer Gelegenheit aus Wasser Wein gemacht und bei einer anderen aus Wein Blut. Hätte er uns da statt nur den einen nicht auch den anderen Trick beibringen können? Die Wandlung von Wein zu weinähnlichem Blut ist vielleicht wundersamer, die Wandlung von Wasser zu (gern auch verwässertem) Wein ist dagegen spektakulärer. Kombiniert hätte man auch gleich sowas wie einen liturgischen Lackmustest, der zeigt, dass die Wandlung wirklich stattgefunden hat. (Das Bimmeln der Glöckchen ist zwar nett, aber sehr durchschaubar.)


Wie gesagt, abgesehen von Blut, war die Gebetsbeschallung eigentlich nie ein Problem. Sei es nun bei Speisen, Werkzeuge oder Waffen.

Unter dem Strich lief die Sache mit den Wundern ungefähr auf Folgendes hinaus:

Wunder korrelieren mit Gebeten,
Hexerei mit Erfolgen.

Wenn man davon ausgeht, dass Wunder Interventionen vom allwissenden, allmächtigen und superlieben Gott sind und Hexereien die von seinem Widersacher, dann sollte das ein bisschen überraschen.


2. Randnotiz: Kann der Teufel eigentlich in einem Wunder herumpfuschen, das Gott gerade wirkt, und es damit zu einer Katastrophe werden lassen? Respektive kann Gott in eine Hexerei, die der Teufel gerade ausheckt, eingreifen und sie einem guten Ende wenden? Oder ist sowas Tabu, vielleicht weil es die beiden in der Vergangenheit zu bunt getrieben haben?


Dass Hexereien mit Erfolg korreliert, heisst aber noch nicht zwangsläufig, dass der Erfolg ohne die Hilfe des Teufels nicht möglich gewesen wäre. Selbst dann nicht, wenn die „Hexe“ es während der hochnotpeinlichen Befragung gestanden hat. Ja noch nicht mal dann, wenn die „Hexe“ während der Zubereitung ihres Kräutertees den Teufel sehr bewusst angerufen hat.
Der Erfolg des verhexten Kräutertees kann sich nämlich auch ganz allein den Kräuters verdankt haben!
Ob dem so ist, wäre leicht zu überprüfen durch die folgenden Modifikationen am Setting: Einmal den Kräutertee durch Wasser ersetzen und einmal das Anrufen des Teufels durch das Anrufen von Schneewittchen2.


3. Randnotiz: Können wir uns darauf einigen, dass man auf den Scheiterhaufen nur kommen können sollte, wenn man mit Beihilfe des Teufels jemandem übel zugespielt hat? Wenn man jedoch das Unglück des Opfers ganz allein zustande gebracht hat, dass einem dann nur Gefängnis drohen sollte? Darüber, ob es okay ist, jemandem, der mit Beihilfe des Teufels jemandem nett zugespielt hat, auch auf den Scheiterhaufen zu stellen, werden wir uns wohl nicht einig, doch ich bin bereit das zu akzeptieren, weil es weder den Teufel noch seine Beihilfe gibt3 und der Scheiterhaufen deshalb ohnehin nie zum Einsatz kommen wird.
Was mich aber erstaunt, ist, dass die Leute, die an die Existenz des Teufels glauben und die Hexenverbrennung für eine göttliche Idee halten, sich nicht daran störten, dass man für eine Tat, zu der man verführt wurde (es ist schliesslich unwahrscheinlich, dass in einer Partnerschaft mit dem Teufel der Mensch die Oberhand hat), strenger bestraft wird als wenn man alles selbst ausheckt hat.


Das gleiche gilt übrigens auch für Wunder und Gott und Heilige!

Über das Wesen von Wundern (und Hexereien)

Wunder und Hexereien, die sich Wunder und Hexereien nennen wollen (um Heiligsprechung und Verbrennung zu rechtfertigen), müssen meines Erachtens nur ein einziges Kriterium erfüllen:

Wunder und Hexereien müssen die Naturgesetze ausser Kraft setzen.

Das bedeutet, dass es umso leichter ist, etwas für ein Wunder, respektive eine Hexerei zu halten, je weniger Naturgesetze man kennt.

Zugegeben, dieses Verständnis von Wunder und Hexerei ist relativ modern, denn es setzt voraus, dass sich die Erkenntnis etabliert hat, dass es in der Natur gesetzmässig zu und her geht. Und dafür muss man natürlich erst einen Grundstock an wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammengetragen haben.
Davor blieb einem nichts anderes übrig als alles, was verblüffend war, für eine Intervention von aussen zu halten. In manchen Fällen, wie beispielsweise beim Teilen des Roten Meeres oder bei der wundersamen Brotvermehrung, mag das aufs gleiche rauskommen, aber zum Leidwesen von Kräuterhexen und ihren Tränken eben nicht in allen.

Ich frage mich, ob Christen, die an heute stattfindende Wunder glauben, die Gesetzmässigkeit der Natur bezweifeln? An dieser Stelle klammere ich bewusst die – ich nenn sie mal – „Christentum definierenden“ Wunder wie Jungfrauengeburt, Auferstehung und die Wandlung aus, denn das sind Dogmen, die man einfach akzeptieren muss um überhaupt mitspielen zu dürfen. Bei „alltäglichen“ Wundern, wie zum Beispiel bei geheiltem Krebs, nicht verbrannten Bibeln oder Jesustoasts, hat es dagegen keine (spirituellen) Konsequenz, wenn man nicht akzeptiert, dass diese sich zwingend einer göttlichen Intervention verdanken.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei diesen Christen alles natürlich zugeht und dass Gott einfach in ausgewählten Momenten eingreift. Dafür sind die Wunder, die sie heute zu erkennen glauben, irgendwie zu bescheiden. Mehr Sinn macht für mich, wenn sie überzeugt davon sind, dass jegliche Ordnung (und Schönheit) in der Welt sich unmittelbar Gott verdankt. Sprich, dass es so etwas wie einen natürlichen Gang der Dinge ohne Gott nach ihrer Ansicht gar nicht geben kann, wodurch die Naturgesetze selbst zu einem steten wirken Gottes werden.


4. Randnotiz: In der Bibel werden Kranke, Behinderte und Schwiegermütter geheilt, Stöcke verwandeln sich in Schlangen, Wasser in Wein, Wein in Blut, ein Mann lebt in einem Wal, ein anderer wird nicht von Löwen gefressen, Tote werden zum Leben erweckt, auf einem See wird spaziert, ein Meer wird geteilt und die Sonne und der Mond stehen still.
Heute werden auf wundersame Weise Kranke und Behinderte geheilt (über Schwiegermütter konnte ich leider nichts finden), weinen Statuen und Toastbrote.
Die Heilung der Kranken4 ist die gleiche, doch der Rest geht, was die Spektakulärhaftigkeit betriff, diametral auseinander.
Die Wunder früher waren alles andere als subtil. Man hätte sie untersuchen können und nichts hätte daran zweifeln lassen, dass es hier unmöglich mit rechten Dingen zu gehen konnte.
Die Wunder heute sind Zeichen für die, die sie zu sehen bereit sind. Für alle andren sind es einfach nur zufällige Ereignisse, ohne statistisch signifikante Häufung.
Sind so lausige Wunder den Christen nicht peinlich? Dass ihr allmächtiger Gott dermassen nachgelassen haben soll?


Wenn ein Wunder nun also das Ausser-Kraft-Setzen von Naturgesetzen ist, dann ist es völlig egal, ob es sich ohne erkennbares Muster ereignet oder jedes Mal, wenn man darum bittet.
Ein Wunder hört nämlich nicht auf ein Wunder zu sein, wenn es sich gezielt herbeirufen lässt. (Dann ist lediglich die Gefahr grösser, dass man dahinter kommt, wenn doch alles mit rechten Dingen zu und her geht.)

Hinzu kommt, dass der Umstand, dass etwas ein Wunder ist, respektive dass man nicht weiss, wie etwas funktioniert, nicht notwendigerweise bedeutet, dass man es nicht nutzen dürfte.
Ich meine, wenn sich jedes Mal, wenn man drum bittet, das Wasser vor einem teilt, dann könnte man sich gern den Bau von teuren Brücken sparen. Vielleicht nicht bei Meeren, aber sicherlich bei Bächen.

Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass wenn man kein Wunder heraufbeschwören kann, dass man dann auch nichts über den Zweck eines verblüffenden Ereignisses sagen kann, welches sich wie zufällig ereignet hat. Denn dann sind sie von einer Laune der „Natur + Übernatur“ nicht zu unterscheiden.
Wunder sollten nur dann theologische Betrachtung verdienen, wenn sie „berechenbar“ sind (was keineswegs auch „erklärbar“ heissen muss).

Und dann würden sie auch wissenschaftlich relevant werden.
Die Wissenschaft hat mit Wundern nämlich kein Problem. Sofern sie sich untersuchen lassen.

Tatsächlich gehören Wunder, respektive Dinge, die sich so eigentlich nicht verhalten dürften, weil sie damit doch offensichtlich gegen die Naturgesetze verstossen, zum täglichen Geschäft der Wissenschaft. Sie nennt sie einfach nicht so. Sie nennt sie „ungelöste Probleme“.
Man könnte diese aber gern auch Wunder nennen. Vorausgesetzt es wird dann nicht als ein Sakrileg betrachtet, wenn ein Wunder untersucht und seinen natürlichen Ursachen nachgespürt wird. Und wenn sie gegebenenfalls wieder von der Liste der Wunder gestrichen werden.
Denn vor allem mit dem letzteren haben Religionen ihre Mühe.
Nicht vom Konzept her, aber irgendwie macht es eine schlechte Figur, wenn von den verblüffenden Wundern, die von der Macht und der Liebe des allmächtigen Gottes zeugen, eins nach dem anderen seine Wundersamheitigkeit verliert…

Doch selbst wenn sich alle Religionen damit einverstanden erklärten, dass keine Sanktionen verhängt werden auf das entzaubern der Wunder Gottes, so würde doch zweifellos jede einzelne von ihnen darauf beharren, dass die Wunder auf der Liste der Wissenschaft sich einzig und allein dem hauseigenen Gott verdanken.
Doch noch bevor sie sich darob in die Haare kommen, würden sie eine gemeinsame Petition an die Wissenschaft verfassen, dass diese die Wunder mit den üblen Konsequenzen doch bitte Hexereien nennen möge!

Wohlgemerkt, für diese wissenschaftlich vorläufig anerkannten Wunder und Hexereien lässt sich in den allermeitsen Fällen niemand heilig sprechen oder auf den Scheiterhaufen stellen. Eben weil um es auf die Liste zu schaffen die Wunder reproduzierbar sein, respektive berechenbar auftauchen müssen.
Und um jemanden heilig sprechen, resp. auf den Scheiterhaufen stellen zu können, müsste sich nämlich das erforderliche Ereignis jedesmal einstellen, wenn die besagte Person ein bestimmtes Ritual vollführt, nicht aber wenn einer dieser Parameter geändert worden wäre. Und meines Wissens sind „ungelöste Probleme“ selten so personen- und ritualspezifisch.

Ein weiterer, amüsanter Punkt wäre, dass es schnell Uneinigkeit darüber geben würde, ob ein bestimmtes Phänomen nun ein Wunder oder eine Hexerei ist. Zumindest wenn man sich nicht darauf beschränkt, als Wunder nur die Ereignisse mit Dingen zu verstehen, die von einer offiziell autorisierten Person beschallt wurden, sondern auch den Benefit auf Mensch und Umwelt in die Beurteilung einfliessen lässt.
Kirchen, die es sich zu leisten bereit sind (und das werden wohl alle sein), werden dann zweifellos sehr schnell eine Inquisition einsetzen um all diese Fragen sauber zu klären.

Nobody expects the Spanish Inquisition!

Die Frage der Urheberschaft der Wunder interessiert mich jetzt heute mal nicht, sondern wirklich vor allem der Umstand, dass Wunder so unberechenbar sind.
Wenn kein Muster auszumachen ist, wie weiter oben schon angesprochen, dann kann man eigentlich auch nicht wissen, ob der Grund für die Gewährung wirklich der ist, an den man denkt.

Wenn ein Passagier auf wundersame Weise einen Flugzeugabsturz unverletzt überlebt, dann können wir uns nie wirklich sicher seine, ob es tatsächlich geschah, weil damit ein gutmeinender Gott einen heilsbringenden Plan verfolgt. Möglich wäre das natürlich schon. Und im Nachhinein werden wir vielleicht auch den Plan erkennen. Doch irgendeinen Plan hätten wir nachher auch erkannt, wenn er schwer verletzt oder ein ganz anderer überlebt hätte.
Wir könnten aber auch einen Plan entdecken, der darauf hindeutet, dass einer der Widersacher Gottes dahinter steckt, weil die Konsequenzen mannigfaltig sind und man sich genau so gut üble wie hübsche herauspicken kann.
Möglich wäre aber auch, dass Aniger, die Göttin der zerquetschten Tiere, den Menschen nur hat überleben lassen, um das Leben ihrer auserwählten Laus zu retten, die während des Absturzes um Rettung gebetet hat. Und wenn jedes Gebet von Läusen durch ein mehr oder weniger grosses Wunder erhört wird, dann müssten wir die Vorstellung wohl aufgeben, dass die biblischen Gestalten irgendwas auf die Reihe kriegen… (ausser vielleicht indem der biblische Gott von langer Hand geplant hat, dass die Laus auf eben diesem Flug bei eben dieser Person mitfliegt?)


Letzte Randnotiz: Wie stellt man sicher, dass man das verlässliche Wunder nicht einfach zu den „Naturgesetzen“ zählt?
Wieso sollte man dann beispielsweise nicht die Gravitation als Wunder betrachten, wo sie sich doch mit den anderen Grundkräften der Physik einfach nicht unter einen Hut bringen lässt? Die gibt theologisch zwar nicht so viel her, aber man könnte sie durchaus als Aussetzen der Naturgesetze betrachten, welche vom Standardmodell beschrieben werden.
Darauf habe ich leider keine Antwort.


Epilog

Wie ich schon sagte, die Wesen, die Wunder und Hexereien gewähren, interessieren mich hier nicht. Allerdings würde das Vorhandensein von Wundern und Hexereien durchaus ein starkes Indiz für deren Existenz sein.
Und die Folgen eines wissenschaftlichen Beweises für die Existenz eines ganz bestimmten Gottes wären gewaltig, denn in der Folge davon würden sich Tausende, vielleicht sogar Millionen oder Milliarden von Seelen zusätzlich retten. Und das wäre doch fantastisch, oder?
Denn warum sonst versuchen Apologeten wohl seit Urzeiten die Existenz ihres Gottes zu beweisen?

Wunder taugen bei diesem Vorhaben nicht viel, weil sie zu unberechenbar auftauchen.
Hexereien dagegen… der Teufel kommt schliesslich jedem zu Hilfe der ihn um Hilfe bittet (man würde schliesslich niemanden auf den Scheiterhaufen stellen, nur weil er den Teufel angerufen hat, wenn dieser ihm dann in folge dessen gar nicht half). Das heisst, die „Wunder“ des Teufels sind berechenbar!

Und dadurch liesse sich doch eigentlich leicht die Existenz des Teufels beweisen.
Und durch die Existenz des Teufels wäre auch die des lieben Gottes bewiesen.

Liebe Gläubige, wäre es nicht wert, die eigene Seele zu opfern dadurch megavielen Seelen die Höllenqualen zu ersparen? Ich meine, es gibt schliesslich keinen grösseren Akt der Nächstenliebe…

Energieerhaltungssatz in der Literatur

Der Energieerhaltungssatz drückt die Erfahrungstatsache aus, dass die Energie eine Erhaltungsgröße ist, dass also die Gesamtenergie eines abgeschlossenen Systems sich nicht mit der Zeit ändert. Energie kann zwischen verschiedenen Energieformen umgewandelt werden, beispielsweise von Bewegungsenergie in Wärmeenergie. Außerdem kann sie aus einem System heraus oder in ein System hinein transportiert werden, es ist jedoch nicht möglich, Energie zu erzeugen oder zu vernichten. Die Energieerhaltung gilt als wichtiges Prinzip aller Naturwissenschaften.[1]

Wikipedia zum Energieerhaltungssatz

Es gibt einen Energieerhaltungssatz in der Newtonschen Mechanik, es gibt einen in der Thermodynamik, einen in der Elektrodynamik, einen in der Relativitätstheorie und einen in der Quantenmechanik. Von einem in der Literatur war bisher jedoch noch nie die Rede. Dafür wird es nun aber höchste Zeit!

Das meine ich jetzt nicht metaphorisch oder so, also dass beispielsweise die emotionale Energie von einer Form in eine andere umgewandert werden kann.
Ich meine es ganz konkret: Man kann keine Energie erzeugen. Punkt.
Wenn Superman täglich die 12’000 kcal (=50208 kJ) verdrückt, wie es „The Mountain“ tut (was übrigens sehr viel Zeit in Anspruch nimmt), dann kann er pro Tag maximal 2’560’608 kg um zwei Meter1 anheben. Kein bisschen mehr, kein bisschen höher2.

Doch Superman kriegt das hin.

Denn es gilt als allgemein akzeptiert, dass Superman mehr als 100’000 kg zu stemmen vermag 3. Das entspricht etwa dem Gewicht eines Space Shuttle Orbiters oder eines halben Blauwals. Und wenn sich Superman schon die Mühe macht einen halben Blauwal hochzuheben, dann liegt die Vermutung nahe, dass er diesen irgendwohin bringen will4. Und da hat er dann auch bald mal sein Pensum an 50 Meter Höhendifferenz aufgebraucht.

Irgendwas geht da also nicht mit rechten Dingen zu…

Ich will nicht behaupten, dass hier die Energieerhaltung verletzt wird, denn der Schauplatz von Supermans Abenteuern, die Erde, ist kein abgeschlossenes System. Das heisst, wenn Superman in seiner Haut Photosynthese betreiben kann, dann stehen ihm (zumindest bei schönem Wetter) pro Sekunde nochmals jeweils 2.16 x 1367 Joule5 zur Verfügung, was bei einem halben Wal zusätzlich 1.02 Mikrometer ausmacht – was, wie ich denke, vernachlässigt werden kann.
Das heisst aber nicht, dass es nicht noch andere Möglichkeiten gibt. Vielleicht isst er zum Frühstück kryptonisches Müesli mit 42 YJ pro Löffel und hat es bisher einfach zu erwähnen vergessen. Oder vielleicht ist sein Wurmfortsatz, ohne dass es ihm bewusst wäre, ein Wurmlochfortsatz, durch das er die Energie aus fernen Sonnen absaugt. Wer weiss das schon, möglich wäre es…

So oder so, wenn man die Energieerhaltung berücksichtigt, fehlt die Energie, die Superman durch das Rumschleppen halber Wale zur Rettung von Kätzchen auf Bäumen verplempert, irgendwo im Universum, wo sie womöglich gerade bitter nötig wäre6.

Der Energieerhaltungssatz lehrt uns also, dass Superman (resp. der Autor) entweder flunkert, was seine Fähigkeiten betrifft, oder aber, dass das Retten von süssen Kätzchen ganze Galaxien in Gefahr bringt7.

Dass der Autor das nicht wollte, hat nichts zu bedeuten. Es passiert, weil es die einzig mögliche Schlussfolgerung ist.
Wenn der Autor seinen Helden einen Handgranate in eine Menschenmenge werfen lässt, die Detonation aber nicht beschreibt, dann hat sie sich nicht nicht ereignet. Ausser und nur wenn der Autor explizit erwähnt, dass es ein Blindgänger war. Und sich damit an den Energieerhaltungssatz hält!

Das gleiche gilt für Zauberei und alles andere, wo die Energieerhaltung scheinbar nicht so wichtig ist. Wenn Harry Potter einen Haufen Essen auf den Tisch zaubert (und wir wissen, dass das Essen nicht aus dem nichts entstanden ist, sondern es von irgendwoher stammt, und wir auch wissen, dass Harry keine Hauselfen beschäftigt), dann sitzt irgendwo auf der Welt eine Familie versammelt um einen leeren Tisch, nachdem die Mutter stundenlang für nichts und wieder nichts gekocht hat.

Die Konsequenzen sind da, auch wenn sie nicht erwähnt werden!

Und selbst wenn der Autor einen Disclaimer veröffentlich, dass in dieser Geschichte der Energieerhaltungssatz ganz bewusst nicht gilt, besteht ein Problem: Auch hier stehen wir vor der ernüchternden Tatsache, dass Superman (oder Harry Potter) mit seiner Fähigkeit aus dem Nichts Energie zu erschaffen eigentlich wesentlich mehr Gutes anstellen könnte. Verbrechensbekämpfung ist zwar nobel, wenn man dafür aber darauf verzichtet, weltweit für faire Wahlen zu sorgen, bei Hungerkatastrophen mit einem Pizzalieferdienst auszuhelfen und vor allem eine saubere und nachhaltige Energieversorgung8 sicher zu stellen, dann gehört auch er zu den Bösewichten9 und sein Kampf gegen die Unterwelt ist nichts anderes als ein Krieg um die Vorherrschaft in ebenjener.

Der große Schwindel vom schwarzen Loch


Das erste Bild von einem schwarzen Loch. Es befindet sich im Zentrum der Galaxie Messier 87.

Frédéric Schwilden wirft in seinem Artikel in der welt.de einen nicht ganz so euphorischen Blick auf die Veröffentlichung des ersten Fotos von einem schwarzen Loch und leistet sich dabei den einen und den anderen Fehlschluss.

Schauen wir uns den Text jetzt mal Abschnitt für Abschnitt an.

„Am Ende wissen wir immer noch nicht, wie ein schwarzes Loch aussieht“, müsste die Meldung eigentlich richtig heißen. Aber stattdessen titeln Nachrichten mit „Forscher zeigen erstmals Foto von einem schwarzen Loch“ und verbreiten damit knallharte Falschmeldungen. Nicht, was Sie jetzt denken. Das sind keine Fake News. Aber es ist trotzdem falsch.

Je nach dem, wie tief in die Philosophie Frédéric Schwilden hier einzutauchen gedenkt, könnte er schon irgendwie recht haben.
Ich meine, was wir hier sehen ist die Wirkung des Schwarzen Lochs auf das Licht in seiner Umgebung (irgendwo ganz weit, weit weg) und das ist tatsächlich nicht wirklich das Schwarze Loch. Andererseits ist das, was wir sehen, wenn wir einen Stuhl betrachten auch nur die Wirkung des Stuhls auf das Licht in seiner Umgebung.
Ich halte es daher nicht für zu verwegen, das, was ich sehe, wenn ich in die Richtung eines Objekts schaue, als das Aussehen dieses Objektes zu bezeichnen.

Foto ist die Kurzform von Fotografie. Und Fotografie wiederum leitet sich aus dem Griechischen ab und heißt so viel wie Zeichnen mit Licht.

Ich bin mir nicht sicher, wieso das wichtig wäre. Ist ja nicht so, dass die Griechen den Begriff geprägt und damit ausschliesslich die analoge Fotografie gemeint hätten und nicht die digitale…

Ich weiß nicht viel, aber ich weiß, was ein Foto ist.

Das suggeriert doch, als ob das vom schwarzen Loch keins wäre, oder kommt nur mir das so vor? Ausführen tut er seine Kritik aber nicht. Ich kann nur annehmen, dass es damit zusammenhängt, dass man es an verschiedenen Orten aufgenommen und dann mit dem Computer zusammengesetzt hat.

Ein schwarzes Loch wiederum ist ein Ding im Weltraum, das einen so krassen Sog hat, dass nichts aus ihm herauskommen kann. Auch kein Licht.

Kann man gelten lassen.

Und kein Licht kann man nicht fotografieren.

Okay, der ist gut!
Wenn das der Kronzeuge seines Arguments ist, dann muss man es wohl oder übel gelten lassen. Überführt durch eine semantische Spitzfindigkeit.

Was wir auf dem Bild sehen oder sehen sollen, ist ein sehr schnell rotierender Strudel an Materie, der durch die Rotationsgeschwindigkeit so heiß wird (es ist von Millionen Grad heißem Gas die Rede), dass er eben glüht. Wäre das schwarze Loch ein Auto, wäre etwa so getitelt worden: „Erstmals Foto des schnellsten Autos der Welt gelungen“, und man würde darauf nur aufgewirbelten Staub auf einer Straße sehen. Aber kein Auto.

Wenn ich zum Himmel rauf schauen und den Kondensstreifen eines Flugzeugs sehe, ist das dann kein Flugzeug?
Ist das nicht bloss Wortklauberei?

Das sind aber nur Details.

Dann sind wir uns ja einig.

Es geht um etwas anderes. Da setzen sich also Frauen und Männer (A.d.R. die Wissenschaftler, die das Foto präsentieren) […] vor eine aufgestellte Leinwand. […]
Und dann sagen die da auf der Konferenz Dinge wie, dass sie sehr viele Radioteleskope zu einem „virtuellen Teleskop“ zusammengebaut hätten, dass die Teleskope über mehrere Atomuhren synchronisiert wurden und dass dieses gebaute virtuelle Teleskop einer einzelnen Antenne von einem Durchmesser von 8000 Kilometern entspräche und dass man deswegen das schwarze Loch so detailliert sehen könne.

Ja, das kommt so ungefähr hin.

Und dann das Foto vom schwarzen Loch! […] Und ich warte die ganze Zeit darauf, dass irgendwo bekannt gegeben wird, dass das Ganze ein Gag von Jan Böhmermann war oder die Guerilla-Werbekampagne für einen Film mit Eddie Murphy als verrücktem Wissenschaftler.

Also doch Fake News?

Wir leben in einer Welt, in der wir erwarten, dass alles überprüft und belegt werden kann.

Jap. Und sollte!

Als Journalisten prüfen wir Aussagen auf ihre Richtigkeit, wir nennen das Factchecking.[…]

Jap.

Aber das schwarze Loch ist unüberprüfbar.

Da wäre ich mir jetzt nicht sooo sicher…
Mag sein, dass das alles ein riesen Schwindel ist und es sich tatsächlich um die
„unscharfe Handyaufnahme eines Power-Knopfes eines rot leuchtenden Gaming-Computers aus den Neunzigern“ handelt. Und selbst wenn diese konkrete Überprüfung nicht gültig wäre, bedeutet aber nicht, dass die Sache grundsätzlich nicht überprüfbar sein kann. Das ist leider ein Fehlschluss.

Es ist ein Gegenstand, der so weit weg ist, dass man sich nicht vorstellen kann, wie weit das ist, ein Gegenstand, der so abstrakt ist, dass ihn sich außer den fünf Wissenschaftler*innen aus den USA und 100 irren Nerds niemand denken kann. Ich kann es nicht. Und meine Fantasie ist wirklich unbegrenzt.

105 Menschen können sich die Sache also denken und überprüfen. Was hat da der Umstand, dass der Autor, der sich selbst eine Fantasie ohne Grenzen attestiert, es nicht kann, noch für ein Gewicht? Wenn auch nur ein einziger Mensch den „Dreifachen Lindy“ kann, dann ist er nicht unmöglich.

[…]
Alles an dem schwarzen Loch und der Entdeckung ist genial. Weil alles dazu nur Aussagen sind, die aus einem System heraus kommen, das einzig und allein die Deutungshoheit über die Gegenstände dieses Systems hat.
Am Ende ist es kein Unterschied mehr, ob Katholiken über Gott oder Wissenschaftler über ein Loch reden. Für Menschen außerhalb des Systems ist es absolut unverständlich, unbeweisbar …

Das stimmt schon. Über schwarze Löcher kann man nur ernsthaft diskutieren, wenn man das Äquivalent einiger Semester Physik-Studium auf dem Buckel hat. Laien haben da keine Chance Factchecking zu betreiben und können daher auch kaum unterscheiden, ob eine bestimmte Aussage solide oder woo-hoo ist.

… und damit auch nicht existent.

Nur weil ich etwas nicht verstehe und die Belege für dessen Gültigkeit nicht nachvollziehen kann, ist es deshalb noch lange nicht inexistent. Ich meine ich habe keine Ahnung wie Gartenbau funktioniert und ich kann auch nicht abschätzen ob ein bestimmten Handgriff nützlich ist. Daraus zu schliessen, dass es demzufolge gar keinen Garten geben kann, ist dann doch etwas weit her geholt.
Okay, wenn Frédéric Schwilden damit meint, dass schwarze Löcher keinen Einfluss auf sein Leben hat und deshalb für ihn genauso gut nicht existent sein könnten, dann könnte er damit schon recht haben. Ich bin mir da aber nicht so sicher.

Das schwarze Loch existiert nur durch den Glauben daran, denn mehr als glauben können die meisten Leute der Welt nicht, wenn es um schwarze Löcher geht.

Nein, er meint es tatsächlich so. Er stellt den Glauben an schwarze Löcher mit dem Glauben an einen Gott gleich – dessen Existenz man selbst nach einem Studium der Theologie nicht beweisen kann – und das bei der Gelegenheit, wo ein Foto von Gott ich meine dem schwarzen Loch der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
Oder meint er vielleicht doch „Das schwarze Lich existiert für den Laien nur durch den Glauben daran.“? Sprachlich wäre eine solche Interpretation zwar schon möglich, aber dann hätte er sich sehr schlecht ausgedrückt.

Mein Vater war übrigens Professor. […] Ich habe absolut keine Ahnung, was er wirklich gemacht hat. […]

Dann waren die Ergebnisse der Arbeit seines Vaters also auch nicht existent? Und haben Laien nicht geholfen? Schade, wo sein Vater doch Anästhesiologe war…

Jedenfalls hat mein Vater gesagt: „Je mehr man erforscht und je mehr man weiß, desto mehr Fragen tauchen auf, die niemand mehr beantworten kann, ohne das Wort Gott oder ein irgendwie geartetes Äquivalent zu gebrauchen.“

Oh ja, da hat er sicher recht. Mit jeder Antwort tun sich Duzende neue Fragen auf. Das heisst aber nicht, dass man weniger weiss. Das behauptet er aber auch gar nicht.
Er stellt nur fest, dass sie niemand mehr beantworten kann. Was ein bisschen dramatisch klingt, im Grund aber ein Tautologie ist. Eine neue Frage kann zum Zeitpunkt ihres Auftauchens nie sofort beantwortet werden – sonst wäre es ja keine neue Frage.
Und in solchen Fällen fällt das Wort Gott womöglich tatsächlich überdurchschnittlich häufig. So im Sinne von: „Mein Gott, das hätte ich jetzt aber echt nicht erwartet.“

Unter dem Strich ist das „Bonmot“ aber natürlich quatsch. Würde es stimmen, würde die Wissenschaft inzwischen von Gottesreferenzen überquellen – was sie nicht tut.

Die Sache mit Gott in der Wissenschaft ist, dass er das Ende markiert. Er bedeutet, dass es weiter nicht erklärt werden kann und man sich einem anderen Thema zuwenden soll.

Wissenschaft ist am Ende Religion. Und ich glaube gern daran.

Nein. Und daran ändert auch nichts, wenn Leute das inbrünstig glauben.

Fazit (alias Nachtrag)

  • Man kann ein schwarzes Loch nicht fotografieren, weil kein Licht von diesem reflektiert wird. Das Foto aber zeigt das, was man sieht, wenn man davor steht. Genau wie bei einem (vantaschwarzen) Stuhl.
  • Für Laien ist das Konzept eines schwarzen Lochs nicht von einem magischen Objekt in einem Märchen zu unterscheiden. Wenn man sich jedoch lange genug mit dem Thema beschäftigt, erkennt man, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht.
  • In der Religion macht zwar ebenfalls alles umso mehr Sinn, je länger man sich damit beschäftigt. Hier liegt es aber an einem psychologischen Schutzmechanismus, der verhindert, dass man verzweifelt, weil man zu viel Zeit mit dem ganzen Blödsinn verschwendet hat. In der Wissenschaft stellt sich demgegenüber trotz des nachweislich unglaublichen Wissenszuwachs und des damit verbundenen technischen Fortschritts dennoch gern das sokratische Gefühl ein, dass man eigentlich doch gar nichts weiss. Und während man in der Wissenschaft irgendwann einmal den magischen Schleier lüftet und ein Foto des aus der Theorie abgeleiteten Objekts vorweisen kann, kommt die Religion nicht vom Fleck – wobei die Wissenschaft vorausgesagt hat, dass man so ein Foto irgendwann mal würde präsentieren können, während die Religion uns versichert, dass das im Fall von Gott sicher nie geschehen wird.
  • Hinzu kommt, dass auch die Früchte der Forschung für Laien oft nicht wirklich klar ersichtlich sind und dass man da schnell mal am Sinn der massiven Investitionen zweifeln kann. Dies ist so, weil die kausale Verbindung beispielsweise zwischen Relativitätstheorie und GPS nicht gerade offensichtlich ist.

Wenn der Artikel dies zum Ausdruck bringen wollte und damit für mehr Vertrauen in die Wissenschaft und für eine qualitativ hochstehende Wissenschaftskommunikation  plädieren wollte, dann ist er ein wenig begabter Autor.
Und wenn er der Religion den Rücken stärken wollte, dann erwies er ihr einen Bärendienst, denn er argumentierte hier für einen Gott der Lücken, welche von der Wissenschaft nach und nach geschlossen werden.


Und so schliesse ich mit dem folgenden Zitat


Wissenschaft ist das Beseitigen von falschen Vorstellungen.
Religion ist das Festhalten an Vorstellungen, die zu hinterfragen angeblich einfach nicht möglich sein soll.

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Ian Hazelwood

H2O – Plötzlich Meerjungfrau

Da sind diese drei Mädchen, Cleo, Emma und Rikki, die sich nach einem astrologischen Zwischenfalls in einem Kratersee, jedesmal wenn sie mit Wasser in Kontakt kommen, in Meerjungfrauen verwandeln. Abgesehen von dieser Eigenschaft, die es ihnen verunmöglicht je wieder Geschirr zu spülen, verfügt jede von ihnen neu auch über eine besondere Fähigkeit: Cleo kann Wasser verformen, Emma es gefrieren und Rikki es erhitzen.
Und nun verbringen sie ihre Zeit damit in Anwesenheit anderer Wasser zu meiden, zu pubertieren und hie und da eine Schildkröte zu retten1.

Und das, während sie mit ihren Fähigkeiten genau so gut Dürren beenden, Energieengpässe beheben und den Klimawandel abwenden könnten! Was für eine grausame Verschwendung…

Ihre grösste und einzige Sorge gilt dem nicht entdeckt werden. Klar, für Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten besteht immer die Gefahr, dass sie sich irgendwann auf einem Sezier-Tisch wiederfinden und irgendwelche Behörden, Konzerne, Verbrechersyndikate oder traditionelle chinesische Mediziner dabei ertappen, wie sie aus ihren Eingeweiden Profit zu schlagen versuchen. Schliesslich vermögen diese Meerjungfrauen Dinge zu tun, für die eigentlich Unmengen an teurer Energie nötig wären.
Doch selbst in diesem Worst-Case-Szenario werden die Erkenntnisse mit der Zeit durchsickern2 und der Welt damit einen wesentlich grösseren Dienst erweisen, als wenn die Fähigkeiten geheim gehalten und lediglich zur Vertuschung eben jener Fähigkeiten eingesetzt werden. Vielleicht mal abgesehen von der TMC, denn die ist weniger daran interessiert, sich die zugrundeliegenden Mechanismen zunutze zu machen, als viel mehr die Mädels zu Pillen zu verwursten und als Potenzmittel zu verkaufen3.
Für viel wahrscheinlicher halte ich jedoch, dass solche „Mutanten“ von Instituten untersucht werden würden, die ihre Vorgehensweisen von Ethikkommissionen absegnen lassen müssen. Und dass diese Ethikkommissionen ihren Namen auch wirklich verdienen. Das heisst nicht, dass am Ende nicht irgendwelche skrupellosen Geschäftsleute durch windige Tricks sich die ganzen Patente unter den Nagel reissen, doch das hindert uns zumindest nicht daran – im Austausch gegen horrende Lizenzgebühren – die Welt dennoch zu retten.

Ein Gedanke am Rande: Diese optimistische Einschätzung, nämlich dass das Studium der Mädels ihnen kein Leid zufügen würde, leite ich übrigens aus folgender Überlegung ab: Seinen Profit steigern kann man nicht nur damit, dass man die Konkurrenz madig macht, sondern noch viel mehr, indem man sich deren Know how einverleibt. Wenn die Magie (=Esoterik) also tatsächlich funktioniert, dann liesse sich die Wirkung eines schulmedizinischen Medikaments in jeder beliebige Richtung enorm optimieren, wenn man am Ende der Produktionskette einen Alternativmediziner (gern auch gegen dessen Willen) die Präparate segnen (oder was auch immer) liesse. Eine „Investition“, der die Pöse Pharma unmöglich widerstehen könnte. Dass dies aber offenbar nicht gemacht wird, schliesse ich aus der Abwesenheit von Verschwörungstheorien, die das mysteriöse Verschwinden von Wunderheilern, Wahrsagern und Wünschelrutengängern thematisieren.
Okay, das Fehlen der entsprechenden Verschwörungstheorien könnte natürlich auch daran liegen, dass jene, die Verschwörungstheorien verbreiten, die das thematisieren, von geheimen Organisationen mundtot gemacht werden – was dann allerdings wohl auch zur Folge hätte, dass dieser Artikel hier nie von irgendwem gelesen wird…

Ich finde es schade, dass in so vielen Geschichten die Wissenschaft als eine Gefahr für Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten betrachtet wird. Und im Fall von H2O ganz besonders, weil die einzige Person, welche die Meerjungfrau in ihr Geheimnis einweihen, der Klassenkamerad und Wissenschafts-Nerd Lewis ist, welcher die Verwandlung mit wissenschaftlichen Methoden4 zu ergründen und behandeln versucht – man wäre als theoretisch in der richtigen Richtung unterwegs gewesen.
Man könnte den Drehbuchautoren anrechnen, dass sie die Mädels erst gar nie in den Fokus von Wissenschaftlern und skrupellosen Geheimbehörden und Verbrechensyndikaten kommen lassen und sich damit die unweigerlichen Verfolgungsjagden und grausame unterirdischen Laboratorien ersparen, schliesslich ist es ja eine Teenie-Serie mit weiblichem Zielpublikum. Andererseits passieren durchaus Dinge, die jeden vernünftigen Menschen stutzig machen und die Polizei alarmieren lassen würden: Ich will hier nicht spoilern, aber wenn ein Mädchen (sich in einer Juice-Bar mit Wasser bekleckert und dann – um die sich 10 Sekunden später erfolgende Verwandlung zu verheimlichen -) vom Balkon ins Hafenbecken stürzt, dann sollte es die Gäste doch eigentlich schon stutzig machen, wenn das Mädchen nicht mehr auftaucht.

Ich verlange ja nicht, dass alle Bücher und Serien wissenschaftlich sauber sein sollen, alles was ich mir wünsche, ist, dass sie es verdammt nochmal sind! Wenn sie Kindern vorgesetzt werden, dann müssen  sie genauso qualitativen Mindestanforderungen erfüllen wie Nahrungsmittel und Spielzeuge. Wir schützen sie vor der Darstellung von Sex und Gewalt, die es in unserer Welt durchaus gibt, stören uns aber nicht daran, wenn man einen auf die Erde zustürzenden Kometen (eine durchaus reale Gefahr) mit Magie abwendet? Was nehmen die Kinder davon mit? Auf jeden Fall nicht, dass sie Ingenieure werden sollen, die an der Asteroidenabwehr arbeiten sollen.

Das heisst natürlich nicht, dass man nicht wissenschaftlich unplausible Elemente in die Abenteuer integrieren darf. Nur zu. Doch diese sollten spezifisch, als solche erkennbar und quasi die Prämissen der Geschichten sein und nicht lediglich ein Hilfsmittel, das man aus dem Ärmel zieht, um einer brenzligen Situation zu entkommen.

Ein paar Beispiele zur Illustration:
In „Star Trek“ ist eine der Prämissen das Beamen. Man anerkennt deren physikalische Problematik und löst sie mit dem Heisenbergkompensator. Umgekehrt stellt man sich aber auch allen Konsequenzen, die sich daraus voraussichtlich ergeben werden5. Das ist okay.
In „Harry Potter“ dagegen benutzt Hermine im dritten Buch/Film einen Zeitumkehrer. Zweifellos eine originelle Idee, doch wurde vorher oder nachher nie irgendwo erwähnt, dass nicht nur die Wahrnehmung der Zeit durch Magie manipulierbar ist, sondern auch die Richtung. Was insofern wichtig gewesen wäre, weil man mit einem solchen Apparat in der Zeit zurück hätte reisen und Tom Riddle daran hindern können, mit dem Unfug überhaupt erst anzufangen. Klar, geklappt hätte das natürlich nicht, was aber nicht heisst, dass man es nicht dennoch versucht haben würde. Unter dem Strich hätte die Geschichte ganz anders aussehen müssen. Denn Zeitreisen, wenn es sich dabei nicht zum ein zufälliges, nicht reproduzierbares Phänomen handelt, spielen IMMER die Hauptrolle. Von daher ist der Zeitumkehrer in Harry Potter ganz und gar nicht okay.
Im „Per Anhalter durch die Galaxis“ verstehen sich alle Spezies im Universum dank des Babelfisches. Das ist okay.
In „Game of Thrones“ ist die Mauer so gross, dass sie ihr eigenes Gewicht unmöglich tragen kann. Es ist Magie im Spiel, welche aber irgendwie niemand so richtig im Griff hat. Das ist zwar keine befriedigende Erklärung, aber zumindest ist die Frage noch irgendwie offen und es ist möglich, dass sie noch beantwortet wird. Das ist zumindest solala.

Dagegen, dass es in H20 Meerjungfrauen gibt, die über Wasserkräfte verfügen, habe ich nichts. Das ist die Prämisse der Geschichte. Dass sie sich weigern damit zum Arzt zu gehen, weil sie eine falsche Vorstellung davon haben, was dieser mit ihnen anstellen will, kann ich auch noch akzeptieren – wünschte mir aber, dass diese verzerrte Weltbild thematisiert würde. Was jedoch nicht geht, ist, dass die Menschen um die Mädchen herum so bescheuert sind und nicht merken, dass die Gesetze der Physik gerade komplett ausser Kraft sind. Das heisst nicht, dass es nicht eine plausible Erklärung für die um sich greifende Bescheuertheit in der Nähe von magischen Wesen im Allgemeinen und Meerjungfrauen im speziellen geben könnte, doch die müsste genau die präsentiert werden.
Und wenn man das nicht tut, sollte man nicht senden dürfen.

Das ist keine Zensur.
Zumindest genausowenig, wie es Zensur gegenüber der Spielzeugindustrie ist, wenn man ihnen nicht erlaubt selbstentzündbare Babyspielzeuge auf den Markt zu bringen.

Ein komma-grammatischer Skandal!

Früher schrieb man offenbar:

Er mähte den Rasen, und sie kochte das Mittagessen.
(mit Komma)

und:

Es ist eine Tatsache, dass er den Rasen mähte und sie das Mittagessen kochte.
(ohne Komma)

Kommaregeln scheinen sich früher nicht nach Chomskys Universalgrammatik gerichtet zu haben!

Ich bin empört!
(Mein Bürokollege übrigens auch.)

Wenn das kein Grund ist, das Rumfummeln an der Geschichte zu erlauben, …
dann weiss ich auch nicht …

 

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Aber natürlich muss man geschickt rumfummeln!
Meist passiert gar nicht: Beispielweise war der Strategie, einen Kampfroboter durch die Zeit zu schicken um eine Schlüsselperson zu ermorden und damit der Geschichte eine neue Wendung zu geben, bisher noch nie Erfolg beschieden (Terminator). Und selbst der Versuch, einen Ingenieur ins Mittelalter zu schicken um eine steamgepunkte Renaissance zu ermöglichen, hinterliess keinen bleibenden Eindruck (Ein Yankee am Hofe des König Artus).
Manchmal schiesst man aber auch weit übers Ziel hinaus: Als beispielsweise ein viktorianischer Gentleman in einer fernen Zukunft die Hübschen rettete, indem er die Hässlichen massakrierte, beraubte er die Hübschen ihrer Lebensgrundlage und musste für sie die Zivilisation mit all den damit verbundenen Mühen komplett neu aufgleisen (Die Zeitmaschine). Oder weil mal ein Teenager durch die Zeit stolperte und seiner Mutter den Kopf verdrehte, landete ein Trump im Weisse Haus (Zurück in die Zukunft).

Grundsätzlich gilt, dass wenn man die Leute „austauscht“, dass sich nichts gross ändert. Für eine andere Zukunft bedarf es nicht anderer Leute, sondern anderes Denken!
Technologie beeinflusst das Denken (The Medium is the Message). Das tut sie allerdings nur, wenn sie noch irgendwie fassbar ist. Entzieht sie sich zu sehr dem Verständnis der Benutzer, wird es zur Magie. Ich denke da beispielsweise an den Cargo-Kult in Melanesien, aber eigentlich auch an die Mehrheit der iPhones-User, wo die Leute die Bedienungsrituale ausführen, dann aber bloss enttäuscht, nicht aber gross überrascht sind, wenn das Resultat ein gänzlich anderes ist als erhofft.
Sprache beeinflusst das Denken!
Was liegt dann näher, als Linguisten durch die Zeit zu schicken um die Dinge gerade zu biegen? Sie ändern die Sprache und damit das Denken. Und wer würde schon im Rat für deutsche Rechtschreibung, in der Académie française oder in der Redaktion des Oxford English Dictionary Zeit-Agenten vermuten?

Rat für deutsche Rechtschreibung
Rat für deutsche Rechtschreibung

 Académie française
Académie française

Natürlich ist die Macht dieser Institutionen nicht verborgen geblieben. Man vermutet schon länger, dass beispielsweise politische Korrektheit, welche zu einem bestimmten Grad auch von diesen „Sprachpolizisten“ abgesegnet wurde, ein Manipulationswerkzeug ist. Was man jedoch nicht bedacht hat, ist, dass wenn jemand die Folgen eines „Eingriffs“ abzuschätzen fähig ist, dann Zeitreisende. Wenn man sich also gegen die politische Korrektheit auflehnt, dann weil sie es so wollen…

Mir ist kein Zeitreise-Science-Fiction-Werk bekannt, in dem diese Möglichkeit ausgelotet würde. In Arrival ist Amy Adams alias Dr. Louise Banks zwar Linguistin und irgendwie geht es da auch ums Zeitreisen, doch es besteht keine Verbindung zwischen diesen beiden Dingen. Was dem Grundgedanken, dass man die Geschichte durch Tweaken der Sprache nachhaltig verbessern kann, noch am nächsten kommt, ist Bill & Ted’s verrückte Reise durch die Zeit, wo mit Hilfe von granatenstarker Musik ein globales Umdenken eingeleitet wird, welches dann zu einer Welt voller Wasserrutschen führt.

Pontifex-Dialoge: Das Universum

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

20. Juni 2017

Papst Franziskus @Pontifex_de
Das Universum ist mehr als ein wissenschaftliches Problem; es ist ein freudvolles Geheimnis, Ausdruck von Gottes Liebe zu uns.

„Das Universum ist mehr als ein wissenschaftliches Problem“. Damit ist wohl gemeint, dass das Universum mehr zu bieten hat, als die Wissenschaft zu erklären vermag1.
Das Universum ist also die grosse Bühne, auf der sich Wundersames ereignet.

Mit Hilfe der Wissenschaft durchschauen wir indessen nach und nach die Tricks, die dahinter stecken. Vieles von dem, was früher unbegreiflich war, haben wir inzwischen begriffen.
Wie viel von den, was noch immer unbegreiflich ist, auf immer unbegreiflich bleiben wird, wissen wir nicht. Und wir wissen auch nicht, ob der unbegriffene Rest am Ende unbegreiflich bleiben wird aufgrund unserer beschränkten Zeit und Fähigkeiten oder weil es da einfach nicht mit rechten Dingen zugeht, was der einzige Grund ist, warum etwas prinzipiell nicht verstanden werden kann.
Der Papst geht offensichtlich davon aus, dass ein Teil auf ewig2 ein Mysterium bleiben wird. Nicht etwa, weil er Gründe dafür hätte, dass zu glauben, denn wir haben noch nie etwas beobachtet3, was nicht mit rechten Dingen zugegangen wäre, sondern weil er es glauben will.

Hinzu kommt, dass die Religionen eine gewisse Reputation darin haben, Fragestellungen, welche vermeintlich Unbegreifliches begreiflich machen könnten, sicherheitshalber zu unterbinden. Zum Wohl des allgemeinen Seelenheils wohlgemerkt, denn aus dem Verschwinden des Unerklärlichen könnte man nur allzu leicht auf das Nichtvorhandensein des Unerklärlichen schliessen. Und das, obwohl es ja einen sehr überzeugenden Grund dafür gibt, dass es das Unerklärliche tatsächlich gibt: der Papst wünscht es sich so sehr. Und wer sind wir, ihm diesen Wunsch auszuschlagen?
Natürlich verbieten Religionen nicht die Wissenschaft. Es ist nur so, das das Seelenheil Priorität hat. Wenn die Erforschung (und Enträtselung) der Wundersamkeit des Universums den Glauben4 stärkt, sehr gut, wenn es ihn jedoch zersetzt, ist die Ignoranz ein Segen. Zu welcher Kategorie Sie gehören, erfahren Sie bei Ihrem zuständigen Priester5.

Da ist aber noch was anderes. Der Weltraum, aus dem das Universum besteht, versucht uns zu töten!

Und selbst zuhause kommen wir nur mit einer stattlichen Portion Glück über die Runden: wenn Global Killer uns verfehlen, sich keine Supernovas in unserer Nachbarschaft ereignen und wir nicht zufälligerweise einer hypergalaktischen Umgehungsstrasse im Weg stehen.
Das Universum, die freudvolle Bühne, ist ein Minenfeld.
Die hübsche Anordnung von Landminen und deren elegante Bauweise macht sie nicht wirklich zu einem Liebesbeweis.

Eda Gregr @meskinaw @Pontifex_de Es ist das gleiche Problem wie Krokodile, Vulkane und HIV. Ziemlich tödlich. Ausdruck von Gottes Liebe für uns. Amen?

Der Papst sieht das Universum als eine Herausforderung. Die Konfrontation mit ihm lässt uns gleichermassen intellektuell wie spirituell wachsen. Und eine spannende, knifflige Herausforderung ist durchaus etwas, was ein liebender Vater seinem Kind bieten würde. Bloss dass ein Scheitern lieber nicht den Tod (und ewige Höllenqualen) nach sich ziehen sollte. Und selbst nur so zu tun, als ob ein Scheitern tödlich wäre, ist nicht unproblematisch, wenn man nicht will, dass das Kind ein Trauma davon trägt.
Zur spannenden und kniffligen (und tödlichen) Herausforderung des liebenden Vaters scheinen folgende Extras zu gehören: Man muss sich beim Ergründen der Geheimnisse des Universums gegen die Angriffe der Vertreter des Vaters behaupten, von denen man weiss, dass sie in der Vergangenheit ziemlich grausam mit Leuten umgegangen sind, die sich gegen sie zu behaupten versuchten. Obwohl nur die wissenschaftliche Methode verlässliche Ergebnisse liefert, ist man verpflichtet auch andere Methoden zu benutzen und deren Ergebnisse zu akzeptieren. Man weiss nicht, ob die Vorbilder, die man hat, im Sinne des Vaters erfolgreich waren oder gescheitert sind. Und der Vater schreckt nicht vor Gewalt und Bildern auf Toastbroten zurück um einen gutgemeinte Hinweise zu geben.

Eda Gregr @meskinaw @Pontifex_de Zeitbomben als Ausdruck von Gottes Liebe, auf dass es vielleicht einem von uns gelingt, sie zu entschärfen.

So ein Szenario ist nur dann ein Beweis für die Liebe Gottes, wenn ich allein das Versuchsobjekt bin und alle anderen Statisten. Dann haben die anderen vor mir, die die Zeitbombe zu entschärfen versuchten, nämlich nicht einfach Pech gehabt, sondern sie waren Teil einer Inszenierung, die mich in die richtige „Stimmung“ versetzte innerhalb der Herausforderung, an der ich wachsen soll.

Dies zeigt übrigens wieder einmal, dass Computerspiele in der Theologie noch immer nicht die Beachtung finden, die sie eigentlich verdienen. Computerspiele als ein Abbild dessen, was uns die Religionen als göttlichen Plan verkaufen wollen: Wir werden in eine Welt geschleudert, in der wir uns behaupten und aus der wir erfolgreich entkommen müssen. Und Freud und Leid und Tod im Spiel sind nur zu unserer Unterhaltung ausserhalb des Spiels da. Gruselige Zombies sind ein Liebesbeweis der Entwickler an den Käufer.
Und im Multiplayer-Modus: Indem der Erfolg des einen Spielers den des anderen einschränken kann, entsteht eine Selektion, wo es Gewinner und Verlierer gibt. Und ob es diese Linie gibt und wo sie liegt gänzlich in der Macht des Spiel-Designers. Dieser kann dann gern noch ein Feature einbauen, welches den Spieler, wenn er nicht erfolgreich ist, auch ausserhalb des Spiels tötet. Doch dann sollte er die Entscheidung, ob man das Spiel spielen will, dem Spieler überlassen. Andernfalls kommt er wohl nicht damit durch, dass er das Spiel aus Liebe für die Spieler entwickelt hat:
Wenn du dir wünschst Russisch Roulett zu spielen, dann kann es ein Akt der Liebe sein, dir den Revolver zu geben.
Wenn du es aber nicht spielen willst, dann ist es kein Akt der Liebe, dir den Revolver zu geben und dich zu zwingen abzudrücken.

Mit dem Wechseln von Diesseits- und Jenseitsperspektive machen uns die Apologeten nur kirre. Doch unter dem Strich bleibt, dass entweder die Regeln gelten, die in den heiligen Büchern stehen, dann ist Gott ein alles andere als liebenswürdiger Kerl. Oder es gelten eigentlich andere Regeln, doch dann ist Gott nicht das, was über ihn in den heiligen Büchern steht.

Überlegt euch mal, was Lara Croft über den Designer ihrer liebevoll kreierten Weltdenkt. Ist es das gleiche wie der Tomb Raider Spieler?


Disclaimer: Diesen Artikel habe schneller geschrieben als sonst üblich, deshalb hat’s vielleicht ein paar mehr nicht ganz nachvollziehbare Gedankensprünge. Sollte Klärungsbedarf bestehen, werde ich mich gern nochmal dahinter klemmen.


Kurzer Nachtrag. Als Antwort auf den Tweet den Papst postete Mathilde Hei das Bild einer Galaxie mit dem Kommentar: „Es ist prachtvoll. Gott ist das Zentrum!“

Das Universum hat kein Zentrum.
Das auf dem Bild ist eine Galaxie, von denen es Abermillionen gibt.
Und das in der Mitte der Galaxie ist ein schwarzes Loch.
Soviel zur Freude die Geheimnisse des Universums zu enthüllen.

Von Hexen und der Hexerei

smbc-comics.com

Wenn sie mal gross ist, verkündete Ava kürzlich, will sie Hexe werden.
Als aufgeklärter Vater versicherte ich ihr, dass ich sie dabei natürlich vollkommen unterstützen würde, dass sie bei dieser Berufswahl aber bedenken müsse, dass sie dann lieber einen grossen Bogen um gewisse Länder machen müsse – und überlegte mir, ob das wohl der Grund sei, wieso es keine „Hexen ohne Grenzen“ gibt?
Ich erklärte ihr auch, dass wenn es ihr darum ginge, die Welt nach ihrem Willen zu gestalten, dass sie dann bei der Wissenschaft und Technik (und dazu zähle ich natürlich auch die Medizin) vielleicht besser aufgehoben wäre. Tatsächlich habe sich alles, was man früher (und auch heute noch) Hexen zuschrieb, in gewissem Sinne durch Wissenschaft und Technik erfüllt – und zwar für alle zugänglich. Hexen flogen auf Besen, wir tun es in Flugzeugen. Hexen beobachteten in ihren Kristallkugeln, was in weit entfernten Ländern passiert, wir tun es mit dem Fernseher. Hexen heilten von Warzen, wir inzwischen auch von vielen Arten von Krebs. Hexen tanzten nackt in Vollmondnächten, wir wissen wo wir Frauen auch während des übrigen Monats nackt tanzen sehen können1. Hexen kannten alle Kräuter und Pilze, mit dem iPhone können wir sie inzwischen auch identifizieren und erfahren, welche Wirkstoffe sie enthalten. Und all das können wir, ohne riskieren zu müssen auf dem Scheiterhaufen zu landen. Ja, Wissenschaft und Technik sind vielleicht die besseren Gehilfen, wenn man sich seine Wünsche erfüllen will…
Wieso sie den Hexe werden möchte, fragte ich sie.
Dann würde sie machen, dass sie morgen Geburtstag hat.
*schluck*

Welche Wunder man auch immer Gott und den Hexen zuschrieb, irgendwie schafften Wissenschaft und Technik (und Kunst, wenn es darum geht fantastische Geschichten zu erzählen) diese über kurz oder lang irgendwie auch ohne Magie zu replizieren. Ob Gott und Hexen sie tatsächlich vollbrachten, ist dagegen umstritten, denn dabei zusehen liessen sie sich nie – zumindest nicht von jemandem, der mit den nötigen Skepsis dabei gewesen wäre.

Viel mehr fand man raus, dass es sich oft gar nie so zugetragen hat – und der Schöpfer es sich nur ausgedacht hat.
Oder man fand raus, dass viele Dinge von ganz allein geschehen – und der Designer sich hier mit fremden Lorbeeren schmückt.
Oder man fand raus, dass es mit natürlichen Mittelnd geht – und der Magier das Woohoo nur anstellte um mehr Geld daran zu verdienen.

Die Wunder wurden des Wundersamen beraubt, die Wirkung aber blieb erhalten.
Nein, die Wirkung wurde sogar massiv besser, weil sie vom Wundersamen nicht länger behindert wurde.

Unzulässige Gehirnwäsche

es ging um die Frage, ob die Medien und Wissenschaft hinsichtl der vermeintlich zufälligen Entstehung des Lebens eine unzulässige Gehirnwäsche betreiben
das Diskussionsthema in einem Traum von du weisst schon wem1

First things first. Wenn Medien und Wissenschaften eine unzulässige Gehirnwäsche betreiben, dann gibt es also auch eine zulässige Gehirnwäsche. Aha…

Der einzige Kontext, in dem offensichtlich üble Taten als als lieb interpretiert werden können, ist die Religion. Und in Anbetracht des religiösen Hintergrunds von du weisst schon wem, würde es mich nicht wundern, wenn er ein gewisses Mass an psychologischer Manipulation, die dem Zweck dient eine Person (wieder) auf den Weg zu Gott zu führen, als zulässig betrachtet. Er würde sich zwar dagegen wehren, es eine Gehirnwäsche zu nennen, was aber nichts daran ändert, dass es die genau gleiche Vorgehensweise ist: Man sucht sich ein schwaches und verletzliches Opfer (notfalls sorgt man dafür, dass es schwach und verletzt ist2), man isoliert es, man macht kaputt, was es zu wissen glaubt, man nimmt es grosszügig in die Gruppe auf, man erklährt ihm, wie es wirklich ist, und man stellt ihm eine wundervolle Belohnung in Aussicht.
Zugegeben, es ist auch die Vorgehensweise im Schulunterricht. Auch dort hat man es mit schwachen und verletzlichen Individuen zu tun (Kindern), wo man diese isoliert (Schulzimmer), ihnen ihre Fehler aufzeigt (Rotstift), sie in die Gruppe integriert (Klasse), ihnen erkärt, wie es richtig ist (Schulstoff), und ihnen eine Belohnung verspricht (Pony). So mag es zumindest erscheinen. Es besteht jedoch ein wesentlicher Unterschied: Der Umgang mit kritischen Fragen. In der Schule sind diese eigentlich willkommen – auch wenn sie hie und da zugunsten des Lehrplans etwas gedrosselt werden müssen. Wenn es um Gehirnwäsche alias den Weg zu Gott geht, sind kritische Fragen das Werkzeug, wie der Teufel einen vom rechten Weg abbringt. Das soll nicht heissen, dass sie nicht willkommen sind, ganz im Gegenteil. Jede kritische Frage bietet nämlich die Gelegenheit dem Teufel die Stirn zu bieten. Insofern sind nicht so sehr die Fragen verboten als vielmehr die Antworten vorgegeben, während in der Schule die Lehrerschaft – so es die Evidenzen verlangen3 – durchaus gewillt ist, ihre Meinung zu ändern4.

Die Offenheit kritischen Einwänden gegenüber, respektive die Bereitschaft gegebenenfalls seine Antwort zu revidieren, ist das Fundament der modernen Wissenschaft. Sie ist die Voraussetzung für die Bestrebung falsche Überzeugungen aufspüren und über Bord zu werfen, also für die wissenschaftliche Methode selbst. Zu wissenschaftlichen Ehren kommt man daher heute auch nicht mehr, indem man Theorien verteidigt, sondern indem man sie zerstört5. Gehirnwäsche mag zwar ein Thema sein, das die Wissenschaft untersucht, sie anzuwenden würde aber heissen, sich ins eigene Fleisch zu schneiden.
Bei den Medien sieht es schon etwas ander aus. Obwohl man auch dort vor allem damit zu Ehren kommt, dass man irgendwas ausgräbt, was andere lieber verscharrt gelassen sehen möchten, so konzentriert man sich meist doch lieber auf die Sicherung der nächsten Ausgabe. Immerhin gehört aber dort die Fähigkeit das Denken des Publikums zu beeinflussen zum täglichen Handwerkszeug.

Medien und Wissenschaft arbeiten also zusammen um eine Lüge zu propagieren.
Tun sie das gemeinsam als eine Interessengemeinschaft oder werden die einen vom anderen manipuliert?

Auf den ersten Blick bietet sich natürlich an, dass die Wissenschaft die Medien wie Marionetten tanzen lässt. Dafür spricht, dass die Medienleute nicht wirklich verstehen, was da in der Wissenschaft abgeht. Sie mit Blödsinn zu füttern ist daher nicht weiter schwer und hat deshalb auch schon eine lange Tradition. Pseudowissenschaften versuchen sich auf diesem Weg schon seit langem zu profilieren. Leider erstaunlich erfolgreich.
Aber auch umgekehrt wäre es denkbar. Durch gezielte Fehlinformation versehen die Medien die heranwachsende neue Generation von Wissenschaftlern mit einem Bias, der sie blind macht für jede andere Möglichkeit. Der Erfolg des Kreationismus in den Vereinigten Staaten verdankt sich übrigens tatsächlich genau dieser Strategie: Da ihre Argumente die Wissenschaftler nicht überzeugen, verlangen sie das Recht es Kindern eintrichtern zu dürfen (vgl. „„Gewöhne einen Knaben an seinen Weg, so läßt er auch nicht davon, wenn er alt wird.““ Sprüche 22, 6).
Es gibt da aber noch einen weiteren Verdächtigen. Du weisst schon wer hat diesen zwar nicht erwähnt, doch es wäre auch möglich, dass die Pharma-Industrie dahinter steckt und alle beide, Wissenschaft und Medien, für ihre finsteren Machenschaften einspannt.

Vielleicht schafft in diesem Punkt Klarheit, wenn wir wissen, wieso sie das tun?
Welches Ziel verfolgen sie damit?
Welchen Nutzen können sie daraus ziehen, wenn die Leute fälschlicherweise glauben, dass das Leben auf natürliche Weise entstanden ist?

Wenn die Pharma dahinter steckt, ist das Ziel offensichtlich (deshalb habe ich sie auch noch ins Spiel gebracht): Profit. In einer Welt, in der Gebete funktionieren, braucht es weniger Medikamente. Und in einer Welt ohne Gott kommt niemand auf die Idee, dass sie funktionieren könnten. Insofern ist die Abiogenese (neben dem Urknall) tatsächlich der archimedische Punkt über den sich Gott aus der Welt katapultieren liesse (vgl. „δος μοι που στω και κινω την γην“ Archimedes).

Was aber haben Wissenschaft und Medien vom Verschwinden Gottes? (Jetzt mal ungeachtet dessen, dass dort sehr viele (wenn auch nicht überdurchschnittlich viele) Gläubige arbeiten.)
Werden mehr Gelder in die Forschung fliessen? Das wäre ein Motiv für die Wissenschaft!
Wird die Welt in Chaos versinken? Das wären Schlagzeilen! Und ein Motiv für die Medien!
Oder vielleicht tun sie es auch nur, weil all die Wissenschaftler und/oder Medienleute aus den verschiedensten Kulturen einfach dem Teufel in den Arsch kriechen wollen. Auch das wäre ein Motiv!

Okay, ein paar plausible Motive hätten wir also gefunden. (Wenn auch die Drahtzieher noch nicht eindeutig identifiziert.)

Jetzt stellt sich die Frage, wieso nur ein paar ausgewählte Bereiche der Wissenschaft betroffen sind? Wenn die wissenschaftliche Methode nicht zuverlässig funktioniert, dann müssten doch eigentlich auch andere Disziplinen betroffen sein als bloss jene, wo es Gott an den Kragen geht. Doch das scheint nicht der Fall zu sein, in allen anderen Disziplinen funktioniert sie einwandfrei. Das heisst, nur in der Abiogenese (und in der Kosmologie) wird böswillig gepfuscht. Das mag vielleicht weit entfernten Disziplinen entgehen, doch in den Nachbardisziplinen, welche ja eng mit diesen zusammen arbeiten, müsste das doch eigentlich sehr schnell auffallen. Fehler in der Methodologie sind schliesslich auch für Aussenstehende erkennbar. Hm…

Ich weiss, die Frage ist abwegig, doch könnte der unbedingte Wunsch, dass es einen Gott gibt, die Gläubigen nicht vielleicht das eine oder andere missverstehen lassen? (vgl. „Libenter homines id, quod volunt, credunt.“ Caesar 3:16:6)
Ne, sowas kann gottesfürchtigen Menschen nicht passieren.

Wie relevant sind Evidenzen beim Glauben?

So sicher wie das Amen in der Kirche, wird jeder Apologet, auf das Thema Glauben angesprochen, verkünden, dass auch die Wissenschaft ohne Glauben nicht auskomme. Dass dem Wissenschaftler einfach nichts anderes übrig bleibe als zu GLAUBEN, dass beispielsweise die Naturgesetze immer und überall gültig seien.

Doch es gibt da einen entscheidenden Unterschied zwischen dem „Glauben“ des Wissenschaftlers und jenem „Glauben“, wie ihn sich Gott diesen angeblich von uns wünscht:
Wenn ein Wissenschaftler aus einer Beobachtung schliesst (und dann „glaubt“), dass es sich dann wohl überall und immer so verhält, dann kann er damit natürlich falsch liegen, doch unbestritten gründet seine Annahme in der Evidenz der Beobachtung. Und sollte er damit tatsächlich falsch liegen, dann werden es Evidenzen gewesen sein, die ihm das unter die Nase gerieben haben. Und so der Wissenschaftler weiterhin von sich behaupten will, dass seine Erkenntnisse in Evidenzen gründen, muss er seine Schlüsse von nun an wohl oder übel aus dem erweiterten Set von Beobachtungen ziehen.
Der selig machende, religiöse Glaube braucht dagegen vielmehr die Abwesenheit von Evidenzen (vgl. „selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ – Johannes 20:29)1 Viel mehr soll man einfach sein Herz öffnen und den Schritt ins Ungewisse wagen… Die Sache ist aber leider etwas tricky, denn es heisst, dass wer diesen Schritt wagt, dem wird sich Gott persönlich „zeigen“ (vgl. „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Matthäus 7:7). Und wenn das geschieht, dann verfügt man tatsächlich über sowas wie Evidenz. Das Problem ist einfach, dass auf persönliche Erfahrungen nachweislich nicht wirklich verlass ist. Und „Suchet, so werdet ihr finden“ mag in der Religion selig machen, in der Wissenschaft ist es allerdings ein Garant für Fehler.
Und will man mit seinem Glauben selig bleiben, empfielt es sich einen weiten Bogen um die Weisen und Klugen mit ihren Evidenzen zu machen (vgl. „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast!“ Matthäus 11:25), denn die Klugheit wird allzu leicht zu einer Falle (vgl. „Die Weisen erhascht er in ihrer Klugheit.“ 1.Korinther 3:19)2. Hier scheinen also die Evidenzen der Garant für Fehler zu sein. Was aber nicht heisst, dass nach einer vollständigen Analyse, zu welcher wir Menschen aufgrund unserer beschränkten geistigen Fähigkeiten womöglich nie in der Lage sein werden, die Evidenzen nicht doch die Glaubensinhalten bestätigen werden.

In ihrer Verteidigung der Unumgänglichkeit des Glaubens ignorieren die Apologeten, dass es auch gute Gründe geben kann, etwas zu glauben. Es ist ihr gutes Recht, keine solchen zu haben, jedoch zu behaupten, dass es ein guter Grund ist, aufgrund des Gefahrenpotentials guter Gründe, keine guten Gründe zu haben, ist schon ein bisschen absurd.

Impfen : Folge der Spur des Geldes…

Verdienen Impfgegner mit Ihrem Dagegensein Geld? Verdienen die impfbefürwortenden Firmen (Pharma usw.) damit Geld? Wer kann wesentlich mehr Geld für seine Propaganda einsetzen?
irgendwo aus den seichten Tiefen den Internet

Wer Geld an etwas verdient, hat selbstverständlich ein besonderes Interesse an der Sache. Das heisst aber nicht, dass wer weniger Geld an etwas verdient, weniger Interesse daran hätte. Es gibt nämlich noch ganz andere Gründe an etwas Interesse zu haben. Und die können, was die motivierende Wirkung betrifft, die monetären sogar weit hinter sich lassen.

Die Frage ist daher weniger, wie gross das Interesse ist, sondern was es braucht, um es zu verlieren.
Bei finanziellen Interessen verschwinden diese bekanntlich mit schwindendem Profit schnell mal wieder. Bei nicht so einfach quantifizierbaren Interessen neigt man dagegen dazu, sich die Widersprüche recht lang zurecht zu biegen.

Sollten also Impfungen tatsächlich massive Impfschäden verursachen und sollten die Produzenten – wie die Impfleugner beteuern – tatsächlich davon wissen, dann werden diese wohl knallhart kalkulieren, wie sehr teure Vertuschungsaktionen, Wiedergutmachungen aber auch Imageschäden den Gewinn beeinträchtigen können. Und ab einem bestimmten Punkt werden sie die Notbremse ziehen.
Sollten Impfungen jedoch wirklich funktionieren, dann ist es zwar ärgerlich, dass skrupellose Firmen Geld damit verdienen, doch ändern tut es am Verdienst der Impfungen nichts. Dann jedoch stimmen eine ganze Reihe von Überzeugungen der Impfkritiker nicht und ihr Weltbild gerät arg ins Wanken.
Sich eine neue Geldquelle suchen zu müssen, ist doof, doch wesentlich doofer ist es, sich eine neue Weltanschauung zusammenschustern zu müssen.

Wir wollten uns aber nur aufs Geld konzentrieren:

Verdienen die impfbefürwortenden Firmen damit Geld? – Ja.
Verdienen die Impfgegner damit Geld? – Auf den ersten Blick vielleicht nicht. Doch sie propagieren, wie gesagt, mit ihrem Widerstand erfolgreich eine Weltbild, innerhalb dessen, die Produkte, die sie verkaufen, überhaupt erst Sinn machen.

Folgt man dem Geld, gelangt man daher nicht nur zur Pharma1, sondern bald auch mal zur Esoterik2– und die Alternativmedizin3-Szene, aus deren argumentativen Fundus sich die Impfkritik grosszügig bedient und dann ihre eigenen Heilmittel an den Mann bringt. Es ist also nicht so, dass hinter den Impfgegner nicht auch Organisationen mit finanziellen Interessen stehen würden.

Aber vielleicht sind die impfkritischen Interessengruppen ja wirklich ganz im Gegensatz zu den geldgeilen Grosskonzernen allesamt lieb und gegen den bösen Einfluss des Mammon gänzlich immun…

Und apropos Grosskonzerne… wie kommt es eigentlich, dass die böse Pharma4 offenbar genug Geld zusammenkratzen kann um alle Wissenschaftler im Bezug aufs Impfen zu schmieren, die böse Ölindustrie5 aber, welche eigentlich als der einflussreichste Wirtschaftszweig gilt, nicht nicht in der Lage ist die Wissenschaftler im Bezug auf die Klimaerwärmung zum Schweigen zu bringen?

Vertragen sich der Glaube und die Wissenschaft?

Auf der Wissensseite des Tagesanzeigers vom 18.10.2014 führte Dominik Osswald ein Interview mit Christoph Egeler, seineszeichens Psychologe und designierter Leiter des VBG, über die Verträglichkeit von Glaube und Wissenschaft.

Das ist ein interessantes und wichtiges Thema und ich schätze, die Antwort wird wohl lauten, dass sie sich schon irgendwie vertragen – zumindest, wenn man sich an der Heilgeschichte erfreut und die Geschichten nicht allzu wörtlich nimmt. Dann sind es nämlich Nonoverlapping Magisteria und man hat jeweils Ruhe vom anderen. Nun ja, zumindest vorläufig, denn wie beispielsweise Sam Harris in seinem Buch The Moral Landscape: How Science Can Determine Human Values und in gekürzter Form in seinem TED-Talk Science can answer moral questions darlegt, könnte die Wissenschaft uns durchaus helfen ethische Fragen zu beantworten – doch damit würde sie das das letzte Reservat der Religionen betreten.

Andererseits können die Religionen auf eine lange Tradition der „Seelsorge“ zurückblicken, was sicherlich ein wertvoller Fundus ist, wenn es darum geht, wie man Menschen helfen kann. Insofern droht ihnen, denke ich, vorerst kein ernsthafte Gefahr. Diese Vermutung bestätigt sich auch durch die vielen gläubigen Wissenschaftler.
Man darf mich hier aber nicht falsch verstehen. Die Bestätigung kommt nicht durch die Selbsteinschätzung der gläubigen Wissenschaftler, die keinen Widerspruch zwischen Glaube und Wissenschaft sehen – denn, den sehen auch Leute wie der Kreationist Ken Ham oder der Relativitätleugner Georg Todoroff nicht. Die Bestätigung kann nur durch Peers erfolgen, die beurteilen können, ob die Arbeit der Gläubigen durch ihren Glauben in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Von daher ist es etwas fragwürdig, dass die Medien zu dieser Frage nur Gläubige (und Atheisten) zu Wort kommen lassen, die ein persönliches Interesse daran haben, dass die Antwort so oder so rauskommt. Kein sehr sauberes Vorgehen.
Wissenschaftler mit einer neutraleren Gesinnung wären da wesentlich besser geeignet.

Kommen wir nun aber zu besagtem Interview.

Christoph Egeler gibt sich von Anfang an versöhnlich und erklärt, dass sich Glaube und Wissenschaft eigentlich gut verstehen. Doch…

„Ich höre schon ab und zu von Studenten, dass ein Dozent eine bissige Bemerkung zum Glauben macht. Im Stil: «Es soll ja noch solche geben, die glauben, dass…» Sie stellen somit Gläubige als naiv dar, was unüberlegt ist und für mich eine unzulässige Grenzüberschreitung der eigenen Kompetenz darstellt.“

Es werden hier nur die Gläubigen als naiv dargestellt, die … tatsächlich glauben. Eine Pauschalisierung sehe ich hier keine direkte.
Da gewisse Glaubensgemeinschaften … direkt propagieren oder deren Gültigkeit zumindest nicht kategorisch ausschliessen und da es daher tatsächlich solche gibt, die glauben, dass …, ist die bissige Bemerkung rein informativ zu verstehen. Dass sie sie bissig formulieren ist vielleicht nicht nett, aber angesichts der Grösse an Naivität, die notwendig ist, um zu glauben, dass …, durchaus nachvollziehbar.

Dass diese Dinge an Egeler herangetragen werden verdankt er allerdings weniger seiner Funktion als Psychologe, als der er im Artikel vorgestellt wird, sondern vielmehr als Leiter des Bereichs Studium im christlichen Verein VBG.

Wir veranstalten immer wieder Podiumsdiskussionen. (…) Letztmals stellten wir die Frage: «Hat die Wissenschaft Gott abgeschafft?» (…) Es gab gute Argumente von beiden Seiten.

Ein Gedankenexperiment: Wir haben eine Podiumsdiskussion, wo auf der einen Seite A vertreten wird und auf der anderen Seite B. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Anhänger von A die Argumente für A für gut halten und die Anhänger von B die Argumente für B – sonst wären sie nicht Anhänger von A, resp. B.
Im Falle guter Argumente der Gegenseite braucht es ohne Zweifel eine gehörige Portion intellektueller Redlichkeit um offen anzuerkennen, dass diese tatsächlich gut sind, doch heisst das nicht, dass wenn man die Argumente der Gegenseite nicht als gut anerkennt, dass man dann automatisch unter mangelnder intellektueller Redlichkeit leiden würde. Die Argumente der Gegenseite können auch tatsächlich schlecht gewesen sein.
Wenn Egeler also beiden Seiten gute Argumente attestiert, dann heisst das im Angesicht der Tatsache, dass er ein vehementer Verfechter der einen Position ist, dass die andere Seite gute Argumente hat. Nicht aber, dass dies auch für die eigene Seite gilt. Das kann, wie schon weiter oben gezeigt, nur einer beurteilen, der kein existentielles Interesse an der Gültigkeit von Egeleres Position hat.

Ein konkretes Beispiel: Wenn ein Kritiker der Relativitätstheorie mit einem Physiker diskutiert, dann macht seine Beurteilung des Gesprächs, dass beide Seiten gute Argumente vorbrachten, seine Position nicht wirklich stärker.
Wenn auch für einen Aussenstehenden es so aussehen mag, dass wenn ein Physiker mit einem Kritiker der Relativitätstheorie ein ernsthaftes Fachgespräch führt, dass dann wohl etwas an der Kritik dran sein wird. Was zum einen natürlich überhaupt nicht stimmen muss und zu anderen vom Kritiker geplant ist.

Für mich hat die Wissenschaft Gott nicht abgeschafft.

Dann ist ja gut, denn genau so funktioniert die Wissenschaft. Ach ja, gibt es Eulen?

Und dann Peng die Frage, ob Egeler nicht an die Evolution glaubt… (was als an einen studierten Menschen gerichtete Frage in unseren Breitengraden schon etwas seltsam anmutet.)

Doch. Aber begrenzt. Zum Beispiel: Was war ganz am Anfang? Das ist für mich eine Frage, die die Wissenschaft nie wird klären können. Sie hat Theorien dafür entwickelt, wie die Entwicklung fortlief – die Bibel hat damit auch kein Problem. Im Schöpfungsbericht steht: «Die Erde soll Leben hervorbringen.» Diese Formulierung lässt meiner Meinung nach die Evolution durchaus zu. Ich kenne viele gläubige Christen, auch Naturwissenschaftler, die ihren Glauben problemlos mit der Evolution verbinden.

Wie kann man begrenzt an Evolution glauben? Sind die von der Evolution postulierten Mechanismen mächtig genug um aus dem ersten Leben die bestehende Artenvielfalt hervorzubringen oder bracht es eine mehr oder weniger starke Hilfeleistung von aussen? Das ist ja dasselbe, wie begrenzt schwanger sein!
Der Anfang ist kein Problem der Evolution, denn der fällt nicht in ihren Zuständigkeitsbereich. Mit dem Anfang beschäftigt sich die Abiogenese – die Evolution setzt erst dort ein, wo schon was vorhanden ist, das sich verändern und entwickeln kann. Wenn man sich ein Urteil über die Gültigkeit der Evolution machen können will, sollte soviel an Kenntnis eigentlich schon vorhanden sein.
Und selbst wenn man die Entstehung des Lebens der Evolution hinzurechnet, so lässt sich nichtsdestotrotz daraus, was man sich etwas nicht vorstellen kann, nicht schliessen, dass dieses deshalb auch unmöglich ist!
Die Abiogenese hat ein paar vielversprechende Ansätze, doch selbst wenn sie noch völlig im Dunkeln tappen würde, wäre die einzig wissenschaftlich valide Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Lebens: Wir wissen es nicht. Was allerdings nicht heisst, dass man dann jedes beliebige Hirngespinst ernst nehmen müsste. Will Egeler da Gott ins Spiel bringen, braucht er zumindest ein paar vielversprechende Ansätze, die diese Möglichkeit nahelegen.

Nicht uninteressant ist übrigens auch, dass Egeler den zweiten Teil des Bibelverses unterschlug: „ein jedes nach seiner Art“ – was ja in der Regel als sehr deutliches Votum gegen die Makro-Evolution interpretiert wird.

Wie ich schon sagte, ich will gar nicht bestreiten, dass viele Naturwissenschaftlerchristen kaum Probleme haben, ihren Glauben mit der Evolution zu verbinden. Bloss nicht so!

Der nächste Punkt ist auch lustig. Oben entdeckte Egeler Gott dort, wo die Wissenschaft etwas nie wird klären können, wo sie nicht weiter weiss…

Ich glaube nicht an einen Lückenbüsser-Gott, der nur dann zum Zug kommt, wenn die Wissenschaft nicht mehr weiterweiss, also immer kleiner wird, je mehr man weiss. Gott ist immer gleich gross. Nur weil die Wissenschaft nachvollziehen kann, wie gewisse Dinge funktionieren, ändert das nichts am Schöpfer. Schauen Sie Ihr iPhone an, mit dem Sie unser Gespräch aufzeichnen: Angenommen Sie wüssten haargenau, wie dort drin alles funktioniert – wäre Steve Jobs für sie dann kleiner oder gar überflüssig?

Die meisten Christen stellen sich gegen die Vorstellung eines Lückenbüsser-Gottes. Doch irgendwie kaufe ich es ihnen nie ab, denn genau darauf läuft es trotz aller Bemühungen immer hinaus. Sie suchen nach Unerklärtem und erklären, dass es nie erklärt werden könnte und daher nicht ohne sowas wie intelligenten Designer möglich sei.
Wenn man sich aber gegen den Gott der Lücken wehrt, sollte die eigentliche Frage lauten, ob man je Ereignisse Gott zugeschrieben hat, von denen man überzeugt war, dass sie auf völlig natürlich Weise erklärbar sind oder es schon bald sein würden? Zum Beispiel, dass der Apfel wegen Gott vom Baum fällt – nur wenige Gläubige würden sich nicht daran stören, dass Gottes Handeln in diesem Fall in Form der Flugbahn sehr genau vorhersehbar ist.
Leute, die eine solche Position von einem Gott, der den Dingen freien Lauf lässt, ernsthaft vertreten sind eher, die von Egeler später erwähnten Deisten, die aber, wie er sehr genau bemerkt, nicht an einen personalen Schöpfer und an die Offenbarung durch Jesus glauben und daher auch nicht seinen Reihen zugerechnet werden können. Diese Deisten sind in ihren Antworten zu Fragen über die Welt in der Regel von Agnostikern und Atheisten nicht wirklich zu unterscheiden.

Gott ist also immer gleich gross.
Das ist meines Erachtens eine ziemlich seltsame Vorstellung. Wenn der Bauer früher alles von Hand machen musste und heute der grösste Teil von Maschinen übernommen wird, dann hat das nichts mit Grösse zu tun sondern nur mit der Frage, wie viel der Bauer tut. Niemand würde je behaupten, dass ein Bauer mit Maschinenpark kleiner sei.
Indem die Wissenschaft zeigt, was alles von allein geht, schmälert sie nicht die Grösse Gottes, sondern nur seine Notwenigkeit an den verschiedenen Punkten, von denen man vorher meinte, sie bedürften seiner Führung.
Statt der Vorstellung, dass Gott vor 10’000 Jahren mächtig viel zu tun hatte und vor 6’000 einen Wutausbruch hatte, schreibt man ihm heute nur noch eine Handvoll kleiner subtiler Eingriffe zu. Mit Grösse hat das nichts zu tun.
Allerdings darf gefragt werden, wie schwer es ist, diese kleinen Eingriffe vorzunehmen. Für mich ist es natürlich ein Ding der Unmöglichkeit, doch für ein ein klitzklein wenig transzenteres Wesen als mich ist das vielleicht das reinste Kinderspiel… Insofern ist der einzige Grund zu glauben, dass Gott gross ist, der, dass er selbst von sich sagt, dass er gross ist. Das aber nur am Rande.

Das Beispiel mit Steve Jobs finde ich etwas verwirrend. Es unterschlägt, dass da eine gehörige Portion Glück im Spiel war. Der Erfolg des iPhones ist nicht die Technik, sondern das Verlangen der Kunden. Wenn man dieses so verstanden hätte, wie man es Steve Jobs zuschreibt, dann hätte es ein anderer getan und Steve Jobs würde in diesem Vergleich nie aufgetaucht sein.
Zu diesem Thema empfehle ich die Lektüre des Buches Everything is Obvious: Why Common Sense is Nonsense von Duncan J. Watts und will gar nicht weiter darauf eingehen.

Gleichzeitig ist es ein starkes Argument für Gott, dass man heute an einem Punkt ist, wo man zwar vieles bis zum Urknall zurückverfolgen kann, dann aber zum breiten Konsens gelangt, dass irgendwo am Anfang etwas stehen muss, das wir nicht ergründen können.

Die Wissenschaft hofft zwar, alles mal ergründen zu können, notwendig ist das für ihr Selbstverständnis jedoch nicht. Von einem breiten Konsens, dass es irgendwo was gibt, das sich nicht ergründen lässt, kann jedoch nicht die Rede sein. Dies mag die persönliche Ansicht einer grossen Mehrheit der Wissenschaftler sein, doch kann man aus Dingen, die man nicht weiss, keine Schlüsse ziehen. Auch nicht nicht darauf, ob man sie immer nicht wissen wird.

Und damit kommen wir zur letzten Frage, wo er auch die Deisten erwähnt. Ob die Wissenschaft gläubiger ist, als sie sich gibt?

Sie ist ehrlich genug, um ihre Grenzen zu kennen. Der Glaube an eine höhere Macht ist weit verbreitet, auch unter Wissenschaftlern. Man nennt das «Deismus». Für gläubige Christen ist das zwar eine zu unscharf definierte Position – wir glauben an einen personalen Gott als Schöpfer und an die Offenbarung durch Jesus. Aber im Grunde ist man sich einig, dass nicht Materie und Energie allein zum komplexen Leben geführt haben können. Einstein, Newton, Planck, um nur ein paar wenige zu nennen, waren alle zumindest «Deisten».

Nein, man ist sich bestenfalls einig, dass man nicht versteht, wie sich aus Materie und Energie komplexes Leben hat entwickeln können. Das heisst, man weiss nicht, ob Materie und Energie allein ausreichten oder ob noch etwas mehr notwendig war. Jesus oder Deismus können einem als Antwort erscheinen und man kann gern hoffen, dass sie das ist. Das ändert aber nichts daran, dass man im Grunde nichts weiss, weil es keinen Grund gibt anzunehmen, dass diese Hypothesen gültig sind. Sie erklären nichts besser.

Es fällt auf, dass Egeler gern die persönliche Meinung der Wissenschaftler zu einem wissenschaftlichen Konsens macht. Das ist aber genau so wenig gültig, wie aus dem (fiktiven) Umstand, dass alle Wissenschaftler Vegetarier sind zu schliessen, das die Wissenschaft vegetarisch ist. Daher würde im Grund auch keiner der betreffenden Wissenschaftler sagen, dass er aus seinem Feld der Expertise klare Evidenzen hat, die seine diesbezügliche Meinung zwingend machen würden. Es ist eine persönliche Meinung, eine Hoffnung, ein Glaube.


Konklusion: Würden Egelers Peers seine Aussagen hier unterschreiben?

  • Seine professionellen aus der Psychologie nicht, denn seine Aussagen beispielsweise über die Gültigkeit der Evolution fällt ganz und gar nicht in deren Zuständigkeitsbreich.
  • Seine spirituellen aus der Religion schon, weil sie glauben dennoch mitreden zu können.

An welchen Egeler war das Interview also gerichtet?


Fazit:

Was genau hat Christoph Egeler auf der Wissensseite des Tagesanzeigers zu suchen?