Die Nächstenliebe, der alte Bastard

Die Liebe ist etwas wunderbares. *seufz*
Doch wenn man versehentlich die falschen Werte vertritt, kann es auch übel ins Auge gehen…

Es gibt verschiedene Arten von Liebe. Wenn man als Liebender jedoch von einer wichtigen Sache um Grössenordnungen mehr versteht als der Geliebte, dann haben wir es ganz klar mit einer Art von Elternliebe zu tun, bei welcher der Liebende eine Verantwortung dem Geliebten gegenüber übernimmt, die er einem Fremden gegenüber so nicht hätte.

Deshalb hält der Wahre Christ schliesslich auch dem Fremden die andere Wange hin (Matthäus 5,39), während er beim Sohn seine Liebe mit der Rute praktiziert (Sprüche 13,24).

Wenn ich Rauchen für schädlich halte, werde ich es nur dann allgemein zu verbieten versuchen, wenn es auch für mich als Unbeteiligten schädlich ist und/oder wenn ich fürchten muss, dass ich später für die Kosten werde aufkommen müssen. Sollte Passivrauchen jedoch auf wundersame Weise weder schädlich noch störend sein und sollten durch den verfrühten Tod der Raucher die Kosten im Gesundheitswesen angenehm sinken und es allgemein keine negativen Folgen für die Gesellschaft haben, dann habe ich als rationaler Mensch eigentlich keine Gründe mehr den Leuten das Rauchen auszureden. Ausser ich bin ein empathischer, netter Mensch. Dann werde ich es ihnen zwar trotz des für mich daraus resultierenden wirtschaftlichen Nachteils ausreden, aber ich werde nicht versuchen, ihnen das Nichtrauchen per Gesetz aufzuzwingen. Weil ich als empathischer, netter Mensch ihre Meinung, auch wenn ich sie für falsch halte, respektiere und überzeugt davon bin, dass niemand das Recht hat anderen seinen Willen aufzuzwingen.
Wenn ich Rauchen für schädlich halte und meinen Sohn dabei erwische, wie er eine Zigarette pafft, dann ist es mir egal, ob Passivrauchen weder schädlich noch störend ist. Und es ist mir egal, ob Rauchen die Gesundheitskosten sinken lässt. Und ganz besonders egal ist mir, ob man als empathischer netter Mensch eigentlich kein Recht hat jemandem seinen Willen aufzuzwingen. Ich werde ihm in seine Angelegenheiten reinreden. Und zwar sehr deutlich.

Beim Thema Rauchen gibt es Studien, die meine Position stützen. Beim Thema Masturbation fehlen jedoch Studien, welche die Schädlichkeit belegen. Und wenn ich meine ganze Macht einsetze um die von mir geliebten Personen von dieser meiner festen Überzeugung nach verheerenden Beschäftigung abzuhalten, kann ich damit einen beachtlichen Schaden anrichten. Wohlgemerkt, ich bin nicht naiv, ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass ich mit meinen masturbationsverhindernden Massnahmen den Betroffenen ein gewisses Leid bereite, doch bin ich felsenfest überzeugt davon, dass es deutlich kleiner ist als das Leid, welches das Masturbieren verursacht hätte. Bloss dass ich damit nicht recht habe und das vermeintlich kleinere von zwei Übeln das einzige Übel ist.

Das ist zwar traurig für die Betroffenen, doch sind es wenigstens nur relativ wenige Menschen, deren Wohl mir wichtiger ist als mein eigenes und für die ich demzufolge eine Verantwortung trage, welche ihre Selbstbestimmung jederzeit ausser Kraft zu setzen vermag.
Ausser natürlich ich bin von Nächstenliebe erfüllt, dann ist keiner vor meinem Besserwissen sicher…

Mit der Nächstenliebe verlegt man sich von der anderen Wange zur Rute.

Gottes Liebe

Hier werden manche Christen einwenden, dass Gott ALLE Menschen liebt und damit die Sache als erledigt betrachten. Dabei übersehen sie aber völlig, dass Gottes Liebe tatsächlich wertlos ist, er sich wie eine verzogene High School Tussie benimmt und die Bibel ein beschämendes Zeugnis darüber ist, dass er im Unterricht nicht aufgepasst hat. (Daraus, dass eine Prämisse falsch ist, folgt nicht, dass die Konklusion nicht wahr sein kann. vgl. Fehlschluss-Fehlschluss)

Liebt Gott alle Menschen gleich fest? Und auf die gleich Art?

Wenn er manche Menschen mehr liebt als andere (und die Vorstellung, dass er ein auserwähltes Volk hatte, legt diese Schlussfolgerung zumindest für einen Grossteil der biblischen Menschheitsgeschichte durchaus nahe), dann macht man den Schnitt einfach zwischen mehr lieben und weniger lieber statt zwischen lieben und nicht lieben und schon funktioniert das Argument wieder.

Wenn er aber manche liebt wie ich Erdbeerknödel und andere wie ich die Bücher von Douglas Adams und wieder andere wie ich meinen Bruder und wieder andere wie ich meine Frau und wieder andere wie ich meine Tochter, dann funktioniert das Argument noch immer. Insbesondere, wenn die Entscheidung auf welche Art an Bedingungen geknüpft ist, wie in meinem Fall bei den Erbeerknödeln in deren Knödeligkeit oder bei Douglas Adams an seiner einzigartigen Fantasie.
Wichtig ist hierbei vor allem auch, dass die Liebe es mir im einen Fall erlaubt das Objekt meiner „Begierde“ zu kochen und zu essen, in den anderen Fällen jedoch explizit nicht1. Und selbst wenn mich die Liebe schweren Herzens zwingt, der geliebten Person, weil sie es sich wünscht, Leid zuzufügen, dann werde ich es mir nicht nehmen lassen, immer mal wieder nachzufragen, ob sie es sich inzwischen nicht anders überlegt hat2.
(Hat sich übrigens schon mal einer überlegt, ob Himmel und Hölle nicht einfach nur Zubereitungsarten sind für ein göttliches Gelage, an dem wir nicht als Gäste teilnehmen?)

Oder aber Gott liebt uns in einer allein Gott möglichen Art, die ALLEN Menschen (und Tieren? und Pflanzen? und Pilzen? und Stramenopile? und Protozoen? und Bakterien? und Ausserirdische?) auf die gleiche Weise und mit der gleichen Inbrunst zuteil wird. Eine Art von Liebe, die es ihm ermöglicht die Ewigkeit manchen zum Paradies und anderen zur Hölle zu machen.
Allerdings ist auch hier die Liebe wertlos. Vielleicht sogar noch viel weniger, weil Liebe gewissermassen eine Art von Priorität darstellt3. Und wenn ich allem die gleiche Priorität gebe, dann gibt es keine Prioritäten.

Und Hüften lügen doch!

Nach langen, langen Jahren der stillschweigenden Ignoranz habe ich mir wieder einmal die Mühe gemacht und den Text eines echten Solid Gold Hits etwas genauer unter die Lupe genommen. (Ich schätze, dass der Ausdruck „Solid Gold Hit“ plastisch veranschaulicht, wie lange ich diese spezielle philosophische Disziplin, die so genannte Pop-Exegese, nicht mehr betrieben habe!)
Zur Auswahl standen unter anderem „Hardrock Hallelujah“ von Lordi (Ihr Titel „Bringing Back The Balls To The Rock“ würde zweifellos mehr hergegeben haben), „Crazy“ von Gnarls Barkley (Hier bedürfte wohl eher der Name einer Exegese) und „Sos“ von Rihanna (Wenn mich nicht alles täuscht, war „Tainted Love“ tatsächlich noch ein echter Solid Gold Hit).
Als Philosoph und Special Agent der CSI Oerlikon bin ich jedoch in erster Linie der Wahrheit verpflichtet und deshalb fiel meine Wahl schliesslich auf Shakiras „Hips Don’t Lie„, eine Coverversion von „Dance Like This“ auf dem „Dirty Dancing II“ Album (habe ich mir sagen lassen).
Abkupfern ist eine Form von Klauen, Klauen eine Form von Lügen und Dirty Dancing ist sicherlich auch nicht ganz koscher. Nichtsdestotrotz hat dies aber keinen nachweisbaren Einfluss auf den Wahrheitsgehalt der Message „Hüften lügen nicht“ von diesem erst-gemopsten-dann-gepimpten Song.
Bedauerlicherweise fielen aber die Ausführungen darüber, weshalb Hüften nun so offensichtlich nicht zu lügen imstande sind, eher dürftig aus. Weit mehr Raum bekamen da schon die Begeisterungsbekundungen der männlichen Protagonisten.

„I never really knew that she could dance like this“

Deren Euphorie geht angeblich sogar so weit, dass sie ihretwegen Spanisch lernen möchten:

„She makes a man want to speak Spanish / Como se llama, bonita, mi casa, su casa“

Letzteres heisst soviel wie: „Wie heisst du, hübsches Fräulein? Mein Haus ist dein Haus.“ Ich schätze, das ist etwa das Niveau vom Chuchichästli auf dem Basar von Istanbul, und wenn mich nicht alles täuscht, darüber hinaus noch in höchstem Masse anzüglich.
Dem scheint auch Shakira beizupflichten, denn sie warnt die Herren, dass man sich auf diese Weise nicht gerade beliebt macht bei den Frauen.

„Oh baby when you talk like that / You make a woman go mad“

Und dass sie stattdessen gut daran täten auf die Körpersprache zu achten um – nun ja – nicht übers Ziel hinaus zu schiessen.

„So be wise and keep on / Reading the signs of my body“

Und zu Übungszwecken, möchte man meinen, liest sie gleich mal ein bisschen an ihrem eigenen Körper vor.

„I’m on tonight / You know my hips don’t lie / And I’m starting to feel it’s right / All the attraction, the tension / Don’t you see baby, this is perfection“

Diese Zeilen haben mich nicht wenig überrascht. Statt zu zeigen, wie sich aus der weiblichen Feinmotorik Rückschlüssen auf die seelische Verfassung einer filigranen Persönlichkeit ziehen lassen, gerät sie über sich selbst in Verzückung und bestätigt den anwesenden Herren eindrücklich, dass sie eigentlich doch eine wirklich heisse Schnecke ist. Und dem wissen sie nichts entgegenzusetzen.

„Hey Girl, I can see your body movin’ / And it’s driving me crazy / And I didn’t have the slightest idea / Until I saw you dancin’“

An dieser Stelle bleibt mir nichts anderes übrig, als den pädagogischen Wert dieses Liedes massiv in Frage zu stellen. Die Männer sind jetzt zwar etwas besser in der Lage den Grund für ihre Erektion zu formulieren, doch fallen sie spätestens im Refrain wieder in ihre alten Basar-Verhaltensmuster zurück. Schade eigentlich.
Der Verdacht liegt ohnehin nahe, dass die Wahrheit, welche die beweglichen Hüften zu offenbaren fähig sind, höchstwahrscheinlich lediglich die sexuellen Qualitäten der Tänzerinnen betreffen.

Doch damit komme ich auf einen Punkt, der mir etwas Kopfschmerzen bereitet. Dazu muss ich jedoch leider etwas ausholen: Mollige Frauen sind attraktiver als knöchrige. Dem mögen Diätgurus, Pornoproduzenten und schwule Modedesigner zwar widersprechen, doch werden sie darin von Anthropologen klipp und klar Lügen gestraft. Reichlich Fettgewebe an der Frau erhöht nämlich die Chance einer erfolgreichen Schwangerschaft und Aufzucht des Nachwuchses. Und was wir als Attraktivität bezeichnen ist nichts anderes als ein Signal für möglichst günstige Startbedingungen bei der Weitergabe der eigenen Gene. Das heutige Schönheitsideal muss daher im Kontext der geologischen Zeiträume, innerhalb derer sich die Evolution abspielt, als unbedeutendes Modefürzchen betrachtet werden.
Fettgewebe ist also gut! Jedoch wohin damit? An die Beine? Das würde wohl das Gehen behindern. An den Kopf? Könnte problematische Fliehkräfte erzeugen. Als Höcker auf den Rücken wie die Kamele? Das ginge genauso wie am Bauch. Doch wenn man es an den Brüsten platziert, dann verstärkt es optisch die Milchproduktionsfähigkeit der Frau, obwohl es damit eigentlich gar nichts zu tun hat. Milchdrüsen und Fettgewebe sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Das Gleiche gilt eben auch für den Hüftbereich, der ein gebärfreudiges Becken suggeriert. Es werden also Signale ausgesendet, welche im Betrachter falsche Schlüsse hervorrufen. Und das ist Lügen.
Der Wahrheitsgehalt von Shakiras „Hips Don’t Lie“ ist also so gut wie nichtexistent. Im Gegenteil könnte man sogar behaupten, dass die weibliche Hüfte (zusammen mit den Brüsten) womöglich sogar die erste Lüge der Menschheit war.

 

Nachtrag 15.7.2013: Eigentlich ist dieser Beitrag am 30. Mai 2006 um 19:07 im DisOrg erschienen, doch irgendwie hatte er sich in die Gegenwart geschlichen.

Armeechef Nef

Seine Freundin hat ihn verlassen. Das ist, wie wir alle wissen, eine traumatische Niederlage. Doch ein Soldat muss im Gefecht auch Rückschläge einstecken können. Er muss selbst dann noch klaren Kopf bewahre und weiterkämpfen, wenn die Lage für ihn aussichtslos erscheint. Es liegt schliesslich nicht am Soldaten zu entscheiden, wann Schluss ist – wo kämen wir da hin? Und wenn alles andere nicht mehr funktioniert, so macht man weiter als Guerillia. Verschickt eMails und SMS und schreckt auch vor nächtlichen Telefonaten nicht zurück. Was ein echter Soldat ist, der hört nicht eher auf, als bis ihm eine legitime Instanz Einhalt gebietet. Also der Offizier, die Uno oder das Landgericht. Wäre ja zu schön, wenn dies der Feind tun könnte.
Ich plädiere daher nicht nur dafür, Armeechef Nef im Amt zu belassen, sondern ihm zusätzlich noch einen Orden für Tapferkeit vor dem Feind zu verleihen, denn er hat sich seiner Ex gegenüber mit militärische Disziplin verhalten, die weit über das hinaus ging, was man von einem braven Soldaten hätte erwarten dürfen.

Warum gibt es die Vergewaltigung?

Es ist schon sehr traurig, dass weder Evolution noch Gott den Menschen so geschaffen haben, dass der Paarungsakt nur dann funktioniert, wenn beide Parteien damit einverstanden sind. (Fragt mich nicht, wie sich eine gewaltsame Besteigung anatomisch verunmöglichen liesse, doch wer es schafft, dass sich eine homosexuelle Wanze der Art Xylocoris maculipennis fortpflanzt, indem sie einem bisexuellen Wanzerich ihren Samen in den Samenleiter legt, damit er mit diesem ein heterosexuelles Weibchen befruchtet, der wird doch wohl auch noch sowas irgendwie hinkriegen.)
Ausser natürlich, wenn die Vergewaltigung – wie bei unserem Freund Xylocoris – bewusst als praktikable Fortpflanzungsstrategie in Kauf genommen wird.
Während dies bei der Evolution durchaus Sinn machen kann, weil es in dieser keine Moral gibt, würde das ein äusserst schlechtes Leumundszeugnis für den Herrn Gott darstellen. Dass ein Wüstling an seiner Versuchung scheitert und sich damit ein One Way Ticket in die Hölle löst, mag für diesen quasi als Numerus clausus ja noch okay sein, doch wie kommt das unschuldige Mädchen dazu als Testobjekt geopfert worden zu sein? Dass sie im Gegenzug (evetuell) eine Option auf den Himmel erhält, ist ein schwacher Trost – und darüber hinaus ziemlich unfair all jenen gegenüber, die sich ein Leben lang abgequält haben um ein gottesfürchtiges Leben zu führen, die aber nicht das Glück gehabt haben, von einem Perversen eine Abkürzung offeriert zu bekommen.
Ich wage zu behaupten, dass ein gewisser Herr, dessen Name hier nicht genannt werden soll, sich mit seiner Schöpfung nicht so ganz an den Kategorischen Imperativ hält.

Das Argument der Versuchung ist ohnehin ein bisschen dürftig, denn von allen möglichen Verlockungen, denen man zur Demonstration seiner religiösen Standfestigkeit widerstehen sollen könnte, wurde nur ein klitzekleiner Bruchteil umgesetzt:
Man hätte uns Flügel geben und uns dann verbieten können, diese zu benutzen.
Dem biblischen Gebot keinen Spitzbuckligen Orangenschleierling zu essen zu gehorchen, wäre eine wesentlich grössere Herausforderung, wenn es kein tödlich giftiger Pilz wäre.
Und wenn man schon das Widerstehen fremde, pralle Brüsten zu begrabschen zur Tugend erklärt, wäre es dann nicht eine viel grössere Tugend, wenn man sie beweisen würde, wenn es mehr als nur ein Paar pro Frau gäbe? Oder wenn sie nicht direkt in ihrem strengen Blickfeld lägen?

Wenn das Leben schon eine Ausscheidungsrunde für das himmlische Jenseits ist, so hätten die Aufgaben doch leicht etwas spektakulärer gestaltet werden können, oder etwa nicht?
Und wenn ich darüber hinaus ganz genau weiss, dass jemand an einer Aufgabe scheitern wird (und ich spreche hier aus notariell beglaubigter Allwissenheit!), wäre es dann diesem gegenüber nicht fair, ihm die Schmach des Scheiterns zu ersparen und ihn gleich zu den Losern zu stecken? Oder wird das ganze nur inszeniert um die Rachegelüste von dessen Opfern zu befriedigen?

Öffentliches Ärgernis

Mit „ungebührlichem Verhalten“ oder dem „Nichtwahren von Sitte und Anstand“ in der Öffentlichkeit kann man sich der Erregung öffentlichen Ärgernisses strafbar machen. Aber wie begründet sich ein Verhalten als ungebührlich? Wie kann es sein, dass die Scham, die jemand empfindet, wenn er mich an der Bushaltestelle poppen sieht, mir zum Vorwurf gemacht werden kann? Ich bespringe ja weder ihn, noch seine Frau, noch ist zu befürchten, dass er Gehörschäden vom verzückten Stöhnen meiner Partnerin davontragen wird. Wenn es regnet und wir für unsere Übungen überdurchschnittlich viel Platz beanspruchen und er sich deswegen genötigt sieht ausserhalb des Unterstands auf den Bus zu warten und er sich dabei zu allem Überfluss noch eine Lungenentzündung holt, dann okay, aber sonst? Wie legitimiert sich das Verbot meinen Allerwertesten der Öffentlichkeit zeigen zu dürfen? Einfach dadurch, dass es scheinbar der Spezies Mensch (und nur der Spezies Mensch!) peinlich ist dem Beizuwohnen und wir uns gemeinsam darauf geeinigt haben, sowas einfach nicht zu tolerieren? Das wäre – obgleich etwas willkürlich – ein durchaus legitimer Grund.
Doch wenn wir uns alle über Jugos, Juden und laute Jugendliche aufregen, sind die dann nicht auch ein öffentliches Ärgernis? Und müsste man sie logischerweise nicht auch alle einsperren?

Liebe deinen nächsten

Als Jesus von den Pharisäern nach dem höchsten Gebot gefragt wurde (Mth 22,39 & Mrk. 12,31), so entgegnete er, dass man Gott lieben solle (Ref. auf Deut. 6,5). Diesem Gebot jedoch an Wichtigkeit gleichgestellt, fuhr er fort, sei, dass man seinen Nächsten lieben solle wie sich selbst (Ref. auf Lev.19,18). Ich will Jesus nichts Böses unterstellen, doch denke ich, dass er sich bestenfalls stümperhaft ausgedrückt hat, was dem Begriffsumfang des Wortes „Nächsten“ betrifft. Wenn Jesus damit hat andeuten wollen, dass man Alle lieben solle wie sich selbst, so hätte er dies ohne weiteres durch das Wort „Alle“ deutlich zum Ausdruck bringen können. Tatsächlich lässt die Stelle im alten Testament, auf die er sich bezieht (Lev. 19,18: „Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.“), kaum Fragen offen und jede andere Interpretation, als dass mit den Nächsten lediglich die Kinder des eigenen Volkes gemeint sein könnten, scheint mir an den Haaren herbeigezogen. (Versucht gar nicht erst damit durchzukommen, dass wir doch im Grunde alle die Kinder des gleichen Volkes seien, denn „Volk“ ist in der Bibel ein geradezu überdurchschnittlich präzise verwendeter Begriff!)
Doch sei’s drum. Der zynische Punkt am Gebot der christlichen Nächstenliebe ist nicht wem, sondern was man angedeihen lässt! Mit der Selbstliebe ist es in der Bibel bekanntlich nicht weit her. Ich darf schliesslich nicht masturbieren und wenn mir ein schöne Frau über den Weg läuft, soll ich mir kurzerhand das Auge rausreissen und – wenn es mich wie so oft gelüstet ihr einen Klaps auf den Hintern zu geben -, dann soll ich mir auch gleich noch die Hand abhacken. Wenn auf diese Weise der Nächste geliebt werden soll, dann möchte ich lieber keinem zu nahe kommen.

Und wenn man sich die Sache so ansieht, dann hat von allen Menschen Nietzsche, indem er ihn tötete, Gott am meisten geliebt.

Das fröhliche Landleben

In unserem Dorf wird gemunkelt, dass ein Ehemann sich mit seiner Frau dermassen in die Haare kam, dass er gar einen DNA-Test verlangte um Gewissheit darüber zu erlangen, ob er auch wirklich der Vater des gemeinsamen zweijährigen Kindes sei. Nun stellte sich heraus, dass er tatsächlich der Vater ist, sie jedoch nicht die Mutter. In der Entbindungsklinik wurden nämlich – wie man in der Folge herausfand – zwei Kinder verwechselt, von denen in beiden Fällen der erwähnte Ehemann der Vater war.
Die Ehe ist damit definitiv nicht mehr zu retten, es ist aber angeblich noch offen, ob die beiden Kinder nicht zu ihren leiblichen Müttern zurückkehren sollen.
Die Presse wird aus verständlichen Gründen aus der ganzen Sache herausgehalten. Ich bitte daher auch Euch mit dieser Information diskret umzugehen.

Heute im Zug

Folgenden Dialogfetzen habe ich heute im Zug aufgeschnappt. Es unterhielten sich drei Teenies, zwei Jungs und ein Mädchen, über einen vierten.

Er1: Er ist auch kein Playboy oder so.
Sie: Ich würde nicht mal mit ihm, wenn ich einen Absturz hätte.
Er2: Er steht auf Frauen, die Opern hören.

Das brachte mich zum Grübeln. Es gibt Typen, die sind Playboys, und andere, die es nicht sind. Daran lässt sich nun mal nichts ändern. Dass Frauen jedoch ihre Absturzaffairen planen und gewisse Männer, vorzugsweise letztere, kategorisch ausschliessen, finde ich doch bestürzend. Und dass in einem solchen Umfeld einer jener Benachteiligten einen derart exquisiten Geschmack kultiviert, betrachte ich entweder als halsbrecherisch verwegen oder als durchtrieben raffiniert. Verwegen, weil er sich damit den Darwin-Award noch zu Lebzeiten sichern könnte. Und raffiniert, weil er sich hier auf ein bestimmtes Marktsegment spezialisiert, dadurch per Definitionem ein Playboy wird und sich so elegant dem kategorischen Ausschluss entzieht. Und wenn auch das nicht funktioniert, dann kriegt er wenigstens eins der nekrophoben Darwin-Award-Preisträger-Groupies ab.

Ich glaube nicht, dass sie über mich sprachen.

Das Sonderbare Liebesleben der Erdlinge

Es heisst zwar, dass jeder Mensch anders ist, ist er aber auch anders als alle anderen? Mir ist nämlich aufgefallen, dass sich Punks mit Punks zusammenraufen, Skinheads mit Skinheads, Tussies mit Tussies und Nerds mit Nerds. Wenn nun aber alle verschiedene Geschmäcker haben, warum schwärmt dann kein Punk für einen Skinhead und keine Tussie für einen Nerd?

Super Ex

Uma Thurman spielt eine Superheldin, die sich in einen Normalsterblichen (Luke Wilson) verliebt. Nachdem dieser sie dann aber verlässt, fängt sie an, ihre Superkräfte dafür einzusetzen, ihm das Leben zur Hölle zu machen.

Dieser Plot hat Potential. All diese hochgestochene Zerrissenheit der Superhelden in der Vergangenheit ist doch arg affektiert. Es ist nicht die Entscheidung zwischen Gut und Böse, denn das ist billigste Schwarz-Weiss-Malerei, sondern die Konfrontation mit dem Leben, die eine gute Geschichte ausmachen.
Die Menschheit zu retten schliesst nicht aus, dass man hysterisch dem Ex das Leben schwer macht.

Blumen

Was ist der Unterschied zwischen dem, einem Mädchen Blumen zu schenken und sie einem Mann zu geben? Mal abgesehen von der eigenen Absicht natürlich!
Im Gegensatz zu Männern schnippeln Frauen immer an den Blumenstielen rum! Sie tun es, damit sie länger halten, sagen sie. Das glaube ich aber nicht. Mich beschleicht viel eher das Gefühl, dass sie damit einzig und allein unsere Kastrationsängste schüren wollen.