Autorenkooperation

Wenn man ein Team zusammenstellen müsste, das sich die Bibel ausdenken soll, was für Leute würde man dafür am besten nehmen? Rassisten? Sexisten? Homophobe? Von Gewalt besessene? Und Flat-Earther?

I schänke dr mis harz

Ein Horkrux (Horcrux) ist ein Gegenstand oder ein Lebewesen, in den ein Zauberer mittels dunkler Magie einen Teil seiner Seele bannt, um dem Tod zu entfliehen. Allerdings wird die Seele durch die Teilung instabil. Um seine Seele zu spalten, muss der Zauberer einen Mord begehen.

Wikipedia

So ein Horkrux wäre doch eigentlich eine ungemein romantische Sache. Man schenkt einer geliebten Person einen Teil seines Herzens und lebt so an ihr / in ihr / mit ihr weiter.

Wenn da nur nicht die Sache mit dem Mord wäre… Die ist schon ein bisschen ein Romantik-Killer… Doch ich bezweifle, dass es ihn tatsächlich braucht…
Ich meine, in den meisten Fällen, wo früher Menschenopfer dargebracht wurden um irgendetwas zu bewirken, schafft man es heute auch ohne irgendjemanden deswegen kalt zu machen. Jemanden zu töten mag der erste bekannte Weg gewesen sein um eine bestimmte Sache zu erreichen, doch es gibt nie nur einen einzigen Weg.
Von daher sehe ich nicht ein, dass etwas dagegen sprechen würde, dass es nicht auch für den Mord einen harmlosen Ersatz geben könnte. Fenchel zum Beispiel?

Dass die Seele dabei instabil wird, liegt in der Natur der Sache. Vorher war sie eins, nachher besteht sie aus zwei Teilen, die sich in beliebige Richtungen bewegen können. Das ist, was das Wort „instabil“ bedeutet. Es hätte auch „multitaskingfähig“ heissen können. Dann würde es nicht so abschreckend klingen.
Dass Instabilität im Fall von Seelen etwas schlechtes ist, müsste erst noch nachgewiesen werden. Wir müssen ergebnisoffen sein und sollten uns nicht von der negativen Konnotation des Begriffs im Kontext von psychischen Verfassungen zu vorschnellen Urteilen verleiten lassen.

Wir haben es hier offenbar mit einem sehr voreingenommenen Enzyklopädisten zu tun. Darauf deutet auch der Verweis auf die dunkle Magie. Ich sehe die Sache da nicht so schwarz, denn nicht die Form der Magie halte ich für problematisch, sondern was man mit ihr anstellt!
Dagegen deuten Pauschalisierungen, wie sie hier gemacht werden, oft auf eine politische Agenda hin. Und zwar eine, die normalerweise nicht allzu viel mit Rechtsstaatlichkeit am Hut hat. Darf ich daran erinnern, dass in Askaban die Insassen auf täglicher Basis misshandelt werden und dass das von den „guten“ Zauberern nicht moniert wird.

Nach und nach beschleicht mich das Gefühl, dass die Hexenverfolgung vielleicht nichts anderes war als als der lange Arm eines mittelalterlichen Den Haager Menschenrechts-Tribunals. Ich will nicht bestreiten, dass die Ermittlungen von einer verbrecherischen Organisation betrieben wurden und dass diese massiv über die Stränge schlug und viele Menschen zu unrecht verurteilt hat, das macht die Hexen, gegen die man damit vorgegangen ist, aber noch nicht automatisch zu den Guten.

Die Kritik an den Horkruxen kommt also offensichtlich von Leuten, die ein dogmatisches Weltbild haben, sich von Nebensächlichkeiten ablenken lassen, sich nichts aus Romantik machen oder aber zu vertuschen versuchen, dass sie es selbst nicht hinkriegen.

Ein denkbar schlechtes Fundament für ein Argument gegen die Legalisierung von Horkruxen…

Es gibt aber durchaus berechtigte Fragen, die unbedingt beantwortet werden müssen.

Was, wenn der besagte Teil meiner Seele in die falschen Hände gelangt?
Kann dieser Teil missbraucht werden? Kann man mit ihm Schaden anrichten? Leidet er dann darunter? Und kriege ich mit dem Rest meiner Seele das mit? Wie und wie schnell schnell kriege ich es mit?

Und inwiefern macht es sich überhaupt bemerkbar, wenn mir ein Teil meiner Seele fehlt? Fühlt es sich anders an? Merkt es mein Gegenüber? Woran?

Kauft der Teufel auch nur Teile einer Seele?
Und wieviel kriegt man wohl für deren dunklen Ecken?
Resp. wieviel kostet deren fachgerechte Entsorgung?

Komme ich in den Himmel mit einer blütenweissen, wenn auch nicht ganz vollständigen Seele?

Energieerhaltungssatz in der Literatur

Der Energieerhaltungssatz drückt die Erfahrungstatsache aus, dass die Energie eine Erhaltungsgröße ist, dass also die Gesamtenergie eines abgeschlossenen Systems sich nicht mit der Zeit ändert. Energie kann zwischen verschiedenen Energieformen umgewandelt werden, beispielsweise von Bewegungsenergie in Wärmeenergie. Außerdem kann sie aus einem System heraus oder in ein System hinein transportiert werden, es ist jedoch nicht möglich, Energie zu erzeugen oder zu vernichten. Die Energieerhaltung gilt als wichtiges Prinzip aller Naturwissenschaften.[1]

Wikipedia zum Energieerhaltungssatz

Es gibt einen Energieerhaltungssatz in der Newtonschen Mechanik, es gibt einen in der Thermodynamik, einen in der Elektrodynamik, einen in der Relativitätstheorie und einen in der Quantenmechanik. Von einem in der Literatur war bisher jedoch noch nie die Rede. Dafür wird es nun aber höchste Zeit!

Das meine ich jetzt nicht metaphorisch oder so, also dass beispielsweise die emotionale Energie von einer Form in eine andere umgewandert werden kann.
Ich meine es ganz konkret: Man kann keine Energie erzeugen. Punkt.
Wenn Superman täglich die 12’000 kcal (=50208 kJ) verdrückt, wie es „The Mountain“ tut (was übrigens sehr viel Zeit in Anspruch nimmt), dann kann er pro Tag maximal 2’560’608 kg um zwei Meter1 anheben. Kein bisschen mehr, kein bisschen höher2.

Doch Superman kriegt das hin.

Denn es gilt als allgemein akzeptiert, dass Superman mehr als 100’000 kg zu stemmen vermag 3. Das entspricht etwa dem Gewicht eines Space Shuttle Orbiters oder eines halben Blauwals. Und wenn sich Superman schon die Mühe macht einen halben Blauwal hochzuheben, dann liegt die Vermutung nahe, dass er diesen irgendwohin bringen will4. Und da hat er dann auch bald mal sein Pensum an 50 Meter Höhendifferenz aufgebraucht.

Irgendwas geht da also nicht mit rechten Dingen zu…

Ich will nicht behaupten, dass hier die Energieerhaltung verletzt wird, denn der Schauplatz von Supermans Abenteuern, die Erde, ist kein abgeschlossenes System. Das heisst, wenn Superman in seiner Haut Photosynthese betreiben kann, dann stehen ihm (zumindest bei schönem Wetter) pro Sekunde nochmals jeweils 2.16 x 1367 Joule5 zur Verfügung, was bei einem halben Wal zusätzlich 1.02 Mikrometer ausmacht – was, wie ich denke, vernachlässigt werden kann.
Das heisst aber nicht, dass es nicht noch andere Möglichkeiten gibt. Vielleicht isst er zum Frühstück kryptonisches Müesli mit 42 YJ pro Löffel und hat es bisher einfach zu erwähnen vergessen. Oder vielleicht ist sein Wurmfortsatz, ohne dass es ihm bewusst wäre, ein Wurmlochfortsatz, durch das er die Energie aus fernen Sonnen absaugt. Wer weiss das schon, möglich wäre es…

So oder so, wenn man die Energieerhaltung berücksichtigt, fehlt die Energie, die Superman durch das Rumschleppen halber Wale zur Rettung von Kätzchen auf Bäumen verplempert, irgendwo im Universum, wo sie womöglich gerade bitter nötig wäre6.

Der Energieerhaltungssatz lehrt uns also, dass Superman (resp. der Autor) entweder flunkert, was seine Fähigkeiten betrifft, oder aber, dass das Retten von süssen Kätzchen ganze Galaxien in Gefahr bringt7.

Dass der Autor das nicht wollte, hat nichts zu bedeuten. Es passiert, weil es die einzig mögliche Schlussfolgerung ist.
Wenn der Autor seinen Helden einen Handgranate in eine Menschenmenge werfen lässt, die Detonation aber nicht beschreibt, dann hat sie sich nicht nicht ereignet. Ausser und nur wenn der Autor explizit erwähnt, dass es ein Blindgänger war. Und sich damit an den Energieerhaltungssatz hält!

Das gleiche gilt für Zauberei und alles andere, wo die Energieerhaltung scheinbar nicht so wichtig ist. Wenn Harry Potter einen Haufen Essen auf den Tisch zaubert (und wir wissen, dass das Essen nicht aus dem nichts entstanden ist, sondern es von irgendwoher stammt, und wir auch wissen, dass Harry keine Hauselfen beschäftigt), dann sitzt irgendwo auf der Welt eine Familie versammelt um einen leeren Tisch, nachdem die Mutter stundenlang für nichts und wieder nichts gekocht hat.

Die Konsequenzen sind da, auch wenn sie nicht erwähnt werden!

Und selbst wenn der Autor einen Disclaimer veröffentlich, dass in dieser Geschichte der Energieerhaltungssatz ganz bewusst nicht gilt, besteht ein Problem: Auch hier stehen wir vor der ernüchternden Tatsache, dass Superman (oder Harry Potter) mit seiner Fähigkeit aus dem Nichts Energie zu erschaffen eigentlich wesentlich mehr Gutes anstellen könnte. Verbrechensbekämpfung ist zwar nobel, wenn man dafür aber darauf verzichtet, weltweit für faire Wahlen zu sorgen, bei Hungerkatastrophen mit einem Pizzalieferdienst auszuhelfen und vor allem eine saubere und nachhaltige Energieversorgung8 sicher zu stellen, dann gehört auch er zu den Bösewichten9 und sein Kampf gegen die Unterwelt ist nichts anderes als ein Krieg um die Vorherrschaft in ebenjener.

Ein moralstiffendes Buch

Wenn wir ein beliebiges Buch lesen, nehmen wir einfach mal Harry Potter, dann können wir die Handlungen der dort beschriebenen Personen zu Maximen erklären und entsprechend unsere Moral daraus ableiten.

Wir können uns also beispielsweise an Harry, Ron und Hermine halten und das Gute anhand von dem definieren, was sie machen. Oder wir nehmen uns ein Beispiel an Lord Voldemort und den Todessern und verinnerlichen deren Handlungen als ideal. Entsprechend sind dann die Handlungen der Gegner automatisch die moralisch verwerflichen.
Und wenn man seinem Favoriten die Fähigkeit einräumt die Dinge langfristig betrachten zu können, dann können sich auch Handlungen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht gerade nett erscheinen, als von der Liebe getrieben erweisen, indem sie sich durch ihre pädagogische (& rassenhygienische) Wirkung in der Zukunft moralisch auszahlen werden.

Wenn wir uns nun die Geschichten in der Bibel anschauen, aus denen wir angeblich unsere abendländische Moral destillieren, mit welcher Fraktion aus der Welt von Harry Potter stehen diese wohl eher im Einklang?

Wer liesse wohl eher die besiegten Gegner töten? Harry oder Voldemort?
Wer liesse wohl eher Andersdenkende umbringen? Harry oder Voldemort?
Wer liesse wohl eher vergewaltigte Frauen steinigen? Harry oder Voldemort?
Wer liesse wohl eher Homosexuelle zum Tode verurteilen? Harry oder Voldemort?
Wer schreckt auch nicht davor zurück Kinder zu töten? Harry oder Voldemort?
Wer würde wohl eher Sexismus propagieren? Harry oder Voldemort?
Wer würde wohl eher Sklaverei tolerieren? Harry oder Voldemort?
Wer würde wohl eher Genozid gutheissen? Harry oder Voldemort?

Ich frage mich, ob die Bibel nicht vielleicht ein Harry Potter Roman sein könnte, der aus der Perspektive der Todesser verfasst wurde?

H2O – Plötzlich Meerjungfrau

Da sind diese drei Mädchen, Cleo, Emma und Rikki, die sich nach einem astrologischen Zwischenfalls in einem Kratersee, jedesmal wenn sie mit Wasser in Kontakt kommen, in Meerjungfrauen verwandeln. Abgesehen von dieser Eigenschaft, die es ihnen verunmöglicht je wieder Geschirr zu spülen, verfügt jede von ihnen neu auch über eine besondere Fähigkeit: Cleo kann Wasser verformen, Emma es gefrieren und Rikki es erhitzen.
Und nun verbringen sie ihre Zeit damit in Anwesenheit anderer Wasser zu meiden, zu pubertieren und hie und da eine Schildkröte zu retten1.

Und das, während sie mit ihren Fähigkeiten genau so gut Dürren beenden, Energieengpässe beheben und den Klimawandel abwenden könnten! Was für eine grausame Verschwendung…

Ihre grösste und einzige Sorge gilt dem nicht entdeckt werden. Klar, für Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten besteht immer die Gefahr, dass sie sich irgendwann auf einem Sezier-Tisch wiederfinden und irgendwelche Behörden, Konzerne, Verbrechersyndikate oder traditionelle chinesische Mediziner dabei ertappen, wie sie aus ihren Eingeweiden Profit zu schlagen versuchen. Schliesslich vermögen diese Meerjungfrauen Dinge zu tun, für die eigentlich Unmengen an teurer Energie nötig wären.
Doch selbst in diesem Worst-Case-Szenario werden die Erkenntnisse mit der Zeit durchsickern2 und der Welt damit einen wesentlich grösseren Dienst erweisen, als wenn die Fähigkeiten geheim gehalten und lediglich zur Vertuschung eben jener Fähigkeiten eingesetzt werden. Vielleicht mal abgesehen von der TMC, denn die ist weniger daran interessiert, sich die zugrundeliegenden Mechanismen zunutze zu machen, als viel mehr die Mädels zu Pillen zu verwursten und als Potenzmittel zu verkaufen3.
Für viel wahrscheinlicher halte ich jedoch, dass solche „Mutanten“ von Instituten untersucht werden würden, die ihre Vorgehensweisen von Ethikkommissionen absegnen lassen müssen. Und dass diese Ethikkommissionen ihren Namen auch wirklich verdienen. Das heisst nicht, dass am Ende nicht irgendwelche skrupellosen Geschäftsleute durch windige Tricks sich die ganzen Patente unter den Nagel reissen, doch das hindert uns zumindest nicht daran – im Austausch gegen horrende Lizenzgebühren – die Welt dennoch zu retten.

Ein Gedanke am Rande: Diese optimistische Einschätzung, nämlich dass das Studium der Mädels ihnen kein Leid zufügen würde, leite ich übrigens aus folgender Überlegung ab: Seinen Profit steigern kann man nicht nur damit, dass man die Konkurrenz madig macht, sondern noch viel mehr, indem man sich deren Know how einverleibt. Wenn die Magie (=Esoterik) also tatsächlich funktioniert, dann liesse sich die Wirkung eines schulmedizinischen Medikaments in jeder beliebige Richtung enorm optimieren, wenn man am Ende der Produktionskette einen Alternativmediziner (gern auch gegen dessen Willen) die Präparate segnen (oder was auch immer) liesse. Eine „Investition“, der die Pöse Pharma unmöglich widerstehen könnte. Dass dies aber offenbar nicht gemacht wird, schliesse ich aus der Abwesenheit von Verschwörungstheorien, die das mysteriöse Verschwinden von Wunderheilern, Wahrsagern und Wünschelrutengängern thematisieren.
Okay, das Fehlen der entsprechenden Verschwörungstheorien könnte natürlich auch daran liegen, dass jene, die Verschwörungstheorien verbreiten, die das thematisieren, von geheimen Organisationen mundtot gemacht werden – was dann allerdings wohl auch zur Folge hätte, dass dieser Artikel hier nie von irgendwem gelesen wird…

Ich finde es schade, dass in so vielen Geschichten die Wissenschaft als eine Gefahr für Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten betrachtet wird. Und im Fall von H2O ganz besonders, weil die einzige Person, welche die Meerjungfrau in ihr Geheimnis einweihen, der Klassenkamerad und Wissenschafts-Nerd Lewis ist, welcher die Verwandlung mit wissenschaftlichen Methoden4 zu ergründen und behandeln versucht – man wäre als theoretisch in der richtigen Richtung unterwegs gewesen.
Man könnte den Drehbuchautoren anrechnen, dass sie die Mädels erst gar nie in den Fokus von Wissenschaftlern und skrupellosen Geheimbehörden und Verbrechensyndikaten kommen lassen und sich damit die unweigerlichen Verfolgungsjagden und grausame unterirdischen Laboratorien ersparen, schliesslich ist es ja eine Teenie-Serie mit weiblichem Zielpublikum. Andererseits passieren durchaus Dinge, die jeden vernünftigen Menschen stutzig machen und die Polizei alarmieren lassen würden: Ich will hier nicht spoilern, aber wenn ein Mädchen (sich in einer Juice-Bar mit Wasser bekleckert und dann – um die sich 10 Sekunden später erfolgende Verwandlung zu verheimlichen -) vom Balkon ins Hafenbecken stürzt, dann sollte es die Gäste doch eigentlich schon stutzig machen, wenn das Mädchen nicht mehr auftaucht.

Ich verlange ja nicht, dass alle Bücher und Serien wissenschaftlich sauber sein sollen, alles was ich mir wünsche, ist, dass sie es verdammt nochmal sind! Wenn sie Kindern vorgesetzt werden, dann müssen  sie genauso qualitativen Mindestanforderungen erfüllen wie Nahrungsmittel und Spielzeuge. Wir schützen sie vor der Darstellung von Sex und Gewalt, die es in unserer Welt durchaus gibt, stören uns aber nicht daran, wenn man einen auf die Erde zustürzenden Kometen (eine durchaus reale Gefahr) mit Magie abwendet? Was nehmen die Kinder davon mit? Auf jeden Fall nicht, dass sie Ingenieure werden sollen, die an der Asteroidenabwehr arbeiten sollen.

Das heisst natürlich nicht, dass man nicht wissenschaftlich unplausible Elemente in die Abenteuer integrieren darf. Nur zu. Doch diese sollten spezifisch, als solche erkennbar und quasi die Prämissen der Geschichten sein und nicht lediglich ein Hilfsmittel, das man aus dem Ärmel zieht, um einer brenzligen Situation zu entkommen.

Ein paar Beispiele zur Illustration:
In „Star Trek“ ist eine der Prämissen das Beamen. Man anerkennt deren physikalische Problematik und löst sie mit dem Heisenbergkompensator. Umgekehrt stellt man sich aber auch allen Konsequenzen, die sich daraus voraussichtlich ergeben werden5. Das ist okay.
In „Harry Potter“ dagegen benutzt Hermine im dritten Buch/Film einen Zeitumkehrer. Zweifellos eine originelle Idee, doch wurde vorher oder nachher nie irgendwo erwähnt, dass nicht nur die Wahrnehmung der Zeit durch Magie manipulierbar ist, sondern auch die Richtung. Was insofern wichtig gewesen wäre, weil man mit einem solchen Apparat in der Zeit zurück hätte reisen und Tom Riddle daran hindern können, mit dem Unfug überhaupt erst anzufangen. Klar, geklappt hätte das natürlich nicht, was aber nicht heisst, dass man es nicht dennoch versucht haben würde. Unter dem Strich hätte die Geschichte ganz anders aussehen müssen. Denn Zeitreisen, wenn es sich dabei nicht zum ein zufälliges, nicht reproduzierbares Phänomen handelt, spielen IMMER die Hauptrolle. Von daher ist der Zeitumkehrer in Harry Potter ganz und gar nicht okay.
Im „Per Anhalter durch die Galaxis“ verstehen sich alle Spezies im Universum dank des Babelfisches. Das ist okay.
In „Game of Thrones“ ist die Mauer so gross, dass sie ihr eigenes Gewicht unmöglich tragen kann. Es ist Magie im Spiel, welche aber irgendwie niemand so richtig im Griff hat. Das ist zwar keine befriedigende Erklärung, aber zumindest ist die Frage noch irgendwie offen und es ist möglich, dass sie noch beantwortet wird. Das ist zumindest solala.

Dagegen, dass es in H20 Meerjungfrauen gibt, die über Wasserkräfte verfügen, habe ich nichts. Das ist die Prämisse der Geschichte. Dass sie sich weigern damit zum Arzt zu gehen, weil sie eine falsche Vorstellung davon haben, was dieser mit ihnen anstellen will, kann ich auch noch akzeptieren – wünschte mir aber, dass diese verzerrte Weltbild thematisiert würde. Was jedoch nicht geht, ist, dass die Menschen um die Mädchen herum so bescheuert sind und nicht merken, dass die Gesetze der Physik gerade komplett ausser Kraft sind. Das heisst nicht, dass es nicht eine plausible Erklärung für die um sich greifende Bescheuertheit in der Nähe von magischen Wesen im Allgemeinen und Meerjungfrauen im speziellen geben könnte, doch die müsste genau die präsentiert werden.
Und wenn man das nicht tut, sollte man nicht senden dürfen.

Das ist keine Zensur.
Zumindest genausowenig, wie es Zensur gegenüber der Spielzeugindustrie ist, wenn man ihnen nicht erlaubt selbstentzündbare Babyspielzeuge auf den Markt zu bringen.

Happy Birthday DNA

Douglas Adams

Das Universum hüpfte in die Höhe, gefror, zitterte und dehnte sich in alle möglichen unvorhergesehenen Richtungen aus.
zufällig von Ava ausgewählt

 

 

 

PRISM … wusst ich’s doch!

Es ist in der Tat etwas verwirrend, was Yogrt aufgefallen ist: „Who would have thought the whole world would sympathize with an enemy of the state who’s on the run for a Nobel-peace-price winner? #prism

Was mich aber etwas stutzig macht, ist, wie wunderbar alles zusammenpasst und dass ausgerechnet die üblichen Verdächtigen die bösen sind.
Die NSA steht im Zentrum und spioniert mit PRISM die Welt aus.
Google, Facebook & Co unterstützen sie dabei, indem sie ihnen direkten Zugriff auf ihre Server gewähren.
Und verschiedene Regierungen unterstützen sie dabei, indem sie sie gewähren lassen.
Google, Facebook & Co dementieren das in der Bemühung um Schadensbegrenzung.
Und verschiedene Regierungen dementieren das und sprechen von Neuland.
Edward Snowden deckt das alles auf und wird nun von den USA gejagt.

Ich will nicht behaupten, dass diese Geschichte nicht stimmt. Ich möchte nur daran erinnern, dass man als Skeptiker nicht nur das kritisch hinterfragen sollte, was einem nicht in den Kram passt, sondern noch viel mehr das, was sich mit den eigene Erwartung deckt.
Ist das nicht genau die Geschichte, die wir uns enthüllt zu bekommen schon immer gewünscht haben?

Zeitreisen

Wieso hat sich eigentlich ausgerechnet die Physik das Zeitreisen unter den Nagel gerissen?
Aus wissenschaftlicher Sicht mag das ja verständlich sein, doch der Fantasie ist damit ja nicht notwendigerweise eine Grenze gesetzt.

Kennt ihr Zeitreisen in Literatur oder Film, die nicht durch Physik induziert sind?

Die Bibel & ich

Der Experimental-Journalist A. J. Jacobs nimmt sich vor, ein Jahr lang getreu dem Wort der Bibel zu leben. Er ist zwar eigentlich ein liberaler Agnostiker, doch da er sich die Sache nun mal in den Kopf gesetzt hat, muss er durch. Er geht es dabei meines Erachtens überdurchschnittlich vorurteilsfrei an und findet sich dann tatsächlich auch in der einen oder anderen wirklich interessanten spirituellen Erfahrung wieder.

Da er selbst aus einer jüdischen Familie stammt, widmet sich der Grossteil dem alten Testament, doch auch das neue kommt nicht zu kurz.

Interessant ist insbesondere die Beobachtung, dass es nichts gibt, was nicht von irgendjemandem, und dass alles zusammen von niemanden praktiziert wird (gar nicht werden kann). Und dass die Religionen und Gruppierungen, die sich um die Bibel scharen, alles andere als homogen sind.

An manchen Stellen hätte ich mir vielleicht etwas mehr Reflexion gewünscht. Andererseits wäre das der Intention seiner Aufgabe vielleicht aber nur im Weg gewesen.

Weinbergschneckenbergweinbergweinbergschnecken

Da wahren Hunderte Weinbergschnecken. Der Berg, an dem wir heute entlangwanderten, hätte ohne weiteres Weinbergschneckenberg heissen können. Und wenn auf diesem Weinbergschneckenberg Weinberge gewesen wären, dann wären das Weinbergschneckenbergweinberge gewesen. Und wenn in diesem Weinbergschneckenbergweinberg Schnecken leben würden, dann wären es Weinbergschneckenbergweinbergschnecken. Und wenn es Weinbergschnecken gewesen wären, wären es Weinbergschneckenbergweinbergweinbergschnecken. Und wenn man die Population der Weinbergschnecken in eine Tal- und in eine Bergvariante aufteilen würde, dann wären es Talweinbergschneckenbergweinbergweinbergschnecken und Bergweinbergschneckenbergweinbergweinbergschnecken.

Nicht auszudenken, wenn letztere auswandern würden und sich auf einem anderen Berg niederlassen würden, auf dem dann irgendwann einmal ein Weinberg angelegt werden würde.

Spiderman

Wieso nur pfeifen so viele Autoren darauf, dass ihre Geschichten auch biologisch akkurat sind? Sie legen so viel Wert auf psychologische Stimmigkeit und physikalische Denkbarkeit, doch ob es biologisch auch Sinn macht, scheint keinen zu interessieren.
Zugegeben, bei den meisten Geschichten fällt dies weder gross auf, noch überhaupt ins Gewicht. So würde die archäologische Erkenntnis, dass Wilhelm Tell dem Walter nicht nen Apfel sondern ne Birne von der Birne geschossen hat, abgesehen von der etwas billigen Diaphora wohl kaum irgendwelche dramaturgischen oder historischen Konsequenzen haben.
Doch schauen wir uns mal Spiderman an. Er wird von einer radioaktiven Spinne gebissen, woraufhin er eine ganze Reihe von Superkräften entwickelt: neben grösserer Kraft und Wenigkeit auch die Fähigkeit Wände zu erklettern sowie sowas wie einen Spinnensinn. Und wenn man sich an den Film mit Tobey Maguire hält – Tadaaa! – auch noch Netzdrüsen.
Ich weiss selbstverständlich, dass die Netzdrüsen in Tat und Wahrheit Netzdüsen sind, ohne „R“, die von Peter Parker konstruiert und wohl aufgrund ästetischer und praktischer Überlegungen ans Handgelenk verlegt wurden.
Und genau das ist der Punkt, auf den ich hinaus will: Was ist wohl der Unterschied zwischen diesen beiden Versionen?
Am Einsatzbereich von Spiderman ändert das kaum was, doch da es biologisch keinen Sinn macht, das etwas, was an den Arsch einer Spinne gehört, auf einmal am Handgelenk eines Jungen entsteht, betritt von allen unbemerkt ein weiterer Akteur die Bühne: die Magie. Sie tut zwar nichts, doch sie ist da.

Das ist aber das Problem. Dass die Magie tatenlos rumsitzt. Und das überall. In so gut wie jeder Geschichte. Sie tut nichts, sie ist nur da. Gehört einfach zum Inventar. Und wir können uns dann eine Welt ohne Magie nicht mehr vorstellen.

Und ich wage es sogar so weit zu gehen und behaupte, dass jegliche Magie, ob nun aktiv oder passiv, in der Geschichte der Literatur stets in einer falsch angewendeten Biologie fusst. Und ich behaupte auch, dass die Physik dagegen immun ist.