Die beliebtesten Leser-Kommentare

Das sind also die zur Zeit beliebtesten drei Leser-Kommentare zum 20min-Artikel über die Radikalisierung von Adel Kermiche (19), einen der erschossenen Geiselnehmer von Rouen:

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20min > Erst Simpsons und Rihanna, dann IS und Krieg

Dass sich einer Terrorgruppe anzuschliessen oder auch nur sie zu unterstützen, strafbar ist, ist völlig in Ordnung. Die Leute aber allein schon deshalb ins Gefängnis stecken zu wollen, weil sie die Terrorgruppe toll finden – will heissen, dass sie deren Ideologie teilen und deren Mittel für gerechtfertigt halten -, verstösst doch ganz klar gegen das Recht auf Meinungfreiheit.
Da Sympathisanten von Terrororganisationen zweifellos die ersten sein werden, die sich diesen anschliessen, ist es nicht abwegig, sie im Auge zu behalten. Man kann aber niemanden verurteilen für ein Verbrechen, das er noch gar nicht begangen hat. Und seine Gedanken zu äussern ist kein Verbrechen – höchstens ein Grund ihn in die Klapse zu stecken.
Zugegeben, mit dem Äussern seiner Gedanken kann man schnell in den Graubereich geraten, wo es nicht mehr nur Meinungsäusserung ist, sondern bereits schon Propaganda, was wiederum berechtigterweise strafrechtlich verfolgbar sein muss. Ich kann zwar nicht beurteilen, ob dies bei Kermiche gegeben war, ich weiss nur, dass es keine Gesetzeslücke sein muss, wenn man jemanden, dessen Vorlieben man für verabscheuungswürdig hält, deswegen nicht gleich ins Gefängnis stecken kann.

Johnny Weissmüller

Und was Johnny Weissmüller betrifft, so plädiert er tatsächlich für Sippenhaftung! Was muss das für eine Art von Intelligenz sein, die er da praktiziert und von Politikern verlangt, wenn eine mindesten durchschnittliche Menge davon eine Praxis vorschlägt, wo man andere für die Verbrechen eines Individuums bestraft?

Unter dem Strich verlangen Martin, Peter Frei und Johnny Weissmüller die Einführung von Gedankenverbrechen und Kollektivstrafen und erlangen damit die grösste Beliebtheit unter den Leser-Kommentaren. Mit der Forderung nach Rechtskonzepten, welche sich dadurch auszeichnen, dass die Länder, in denen diese angewendet werden, wesentlich mehr Terror herrscht als irgendwo sonst – und das nicht nur von Seiten der Terroristen. Rechtskonzepte, welche mit rechtsstaatlichen Grundsätzen nicht vereinbar sind und deren Einführung ganz weit oben auf der To-Do-Liste der Terroristen steht, welche man mit solchen Mitteln los zu werden versucht.

Nomen est Omen

Nach Art. 37c1.3 der Zivilstandsverordnung kann die Zivilstandsbeamtin oder der Zivilstandsbeamte Vornamen zurückweisen, welche die Interessen des Kindes offensichtlich verletzen.

Satan, Bierstübl, Puhbert, Pillula, Sputnik, Störenfried, Oma, Rosenherz, Venus, Pfefferminze oder Verleihnix wurden daher als Vornamen abgelehnt. Das scheint auch Sinn zu machen. Oder scheint es nur so? Klar, Namen wie Puhbert sind einfach zu verlockend um nicht zum Ärgern verwendet zu werden, doch genauso scheinen schlechtere Noten mit dem Namen Kevin oder Mandy vorprogrammiert zu sein, welche Lehrer nachgewiesenermassen mit Inkompetenz assoziieren. Wieso werden dann nicht auch diese im Interesse des Kindswohls abgelehnt? Zumindest so lange, bis sich die Situation geändert hat und die Ressentiments der Lehrer gelegt haben?

Eine genauere Analyse der Studie von Astrid Kaiser und Julia Kube, welche belegen soll, dass Kevin kein Name, sondern eine Diagnose ist, zeigt aber ein anderes Bild. Die Namen werden zwar vielleicht schon mit Inkompetenz assoziert, einen messbaren Effekt hat das aber offenbar doch nicht. Nomen non est Omen.

Wenn nun aber der Name Kevin doch keinen nachweislich nachteiligen Effekt auf das Kind hat, was der Zivilstandsverordnung eine wissenschaftlich fundierte Legitimierung gäbe die Namen der Kinder abzusegnen, müssen wir dann nicht auch dem Artike 37C1.3 in Frage stellen? Oder zumindest verlangen, dass man ihn nur dann gelten lässt, wenn wissenschaftlich saubere Evidenzen für dessen Wirkung vorliegen? Im Moment argumentiert man mit dem gesunden Menschenverstand.
Aber wir wissen nur zu gut, dass man dem nicht immer trauen kann…

Und sollten keine systematische Diskriminierung von Menschen mit Namen wie Satan, Bierstübl, Puhbert, Pillula, Sputnik, Störenfried, Oma, Rosenherz, Venus, Pfefferminze oder Verleihnix aus zu machen sein, ist es dann gerechtfertigt ihren Eltern vorzuschreiben, wie sie ihre Kinder nicht nennen dürfen?

Geteilte Freud ist doppelte Freud

Was Welt-, Europa- und Schweizermeister betrifft, so müssen wir allmählich akzeptieren, dass es auch mehr als nur einen geben kann. Wenn die in 90 Minuten untereinander nicht ausmachen können, wer besser ist, dann sind sie eben gleich gut. Eine Entscheidung erzwingen zu wollen, vielleicht sogar mit einem Gottesurteil wie dem Penalty-Schiessen, ist mittelalterlich.

Und überhaupt ist es ganz klar ethisch falsch, zwischen Sieg und Unentschieden einen Unterschied zu machen. Die Verlierer sind Loser. Daran besteht kein Zweifel. Aber gleich gut zu sein, ist kein halber, sondern ein ganzer Sieg.

Wenn man in der Vorrunde ein Unentschieden akzeptiert, warum dann nicht auch in den Finalrunden? Zwei Mannschaften treten an, der Gewinner kommt weiter, der Verlierer reist heim. Bei Unentschieden kommen beide weiter. Und vergesst endlich dieses spiessige Punktezählen in der Vorrunde. Das ist einfach nur peinlich.
Die organisatorischen Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, dass auf diese Weise womöglich eine ungerade Zahl von Mannschaften in die nächste Runde kommt, lässt sich leicht umgehen, wenn man Wildcards einsetzt, welche es zufälligen Mannschaften erlauben einfach gewisse Runden zu überspringen.

Turniere, wie sie heute veranstaltet werden, haben ohnehin nur wenig Aussagekraft. Wenn eine Mannschaft eine ganze Saison lang hervorragend spielt, am entscheidenden Tag aber gegen einen deutlich schwächeren Gegner unterliegt, macht das dann den Sieger wirklich zum Goldstandard der Saison? Natürlich nicht!
Von einem wahren Meister darf man nämlich erwarten, dass es sich auch in einer Revanche bestätigt.

Früher, als alles noch besser war und die Kombattanten die Tourniere noch entweder mit dem Schild oder auf dem Schild verliessen, gab es diese Probleme nicht. Denn wenn die an sich deutlich stärkere Mannschaft der schwächeren unterlag, dann war da keine lebende, an sich stärkere Mannschaft mehr, die die Angelegenheit mit einer Revanche wieder in Ordnung hätte bringen können. So einfach war das.

Auf jeden Fall sollten wir aber darauf verzichten Mannschaften Welt-, Europa- oder Schweizermeister zu nennen, wenn die Möglichkeit besteht, dass ihr eine andere Mannschaft gehörig in den Hintern treten könnte. Sie kann sich aber gern Tourniersieger nennen.

Und wenn man aus solchen Veranstaltungen keine allgemeingültigen Schlüsse über die Qualität der Mannschaften ziehen kann, dann kann man die Sache auch insgesamt etwas unterhaltsamer gestalten: Man könnte mal zum Spass zwei Mannschaften gleichzeitig gegen eine dritte antreten lassen. Oder man könnte mal die Tore versetzen. Oder mit grösseren Bällen spielen…

Wo die Magie läuft

Diese liturgischen Rückbesinnungen sind für Sarah weder Selbstzweck noch Nostalgie. Er meint, dass sie den Glauben an das Mysterium des Altarsakraments wiederbeleben könnten, der bei vielen Katholiken verloren gegangen sei – eine Beobachtung, die mir nicht ganz falsch zu sein scheint. Kirchen-Experten rätseln nun, ob der Kardinal für seine Vorschläge die Rückendeckung von Papst Franziskus hat.
Ludwig Ring-Eifel in Der richtige Weg

Mich erstaunt, dass Kirchenexperten sich nicht fragen, ob die liturgische Rückbesinnung tatsächlich den Glauben an das Mysterium des Altarsakraments wiederbeleben kann (geschweige denn, ob es da überhaupt so etwas wie ein Mysterium des Altarsakraments gibt, an welches zu glauben lohnen würde), sonder nur, ob der Papst dahinter steckt. Allerdings ist das auch irgendwie symptomatisch. Die Autorität macht es aus und nicht die Qualität des Arguments.

Ich frage mich ob Sarah und Gleichgesinnte denken, dass der Verlust an Bedeutung, den die Kirchen in den letzten Jahrhunderten hinnehmen mussten, auf eine falsche Form der Liturgie zurückgeht und mit der Korrektur die Verhältnisse der guten alten Zeiten  wieder hergestellt werden könnten?

Ich frage mich, wovon die Kirchenfürsten träumen?
Was ihre verwegensten Fantasien sind?
Träumen sie davon, dass die Kirchen wieder voll sind?
Träumen sie davon, dass Weihnachten nicht mehr so kommerziell ist?
Träumen sie davon, dass man die Evolution wieder vergessen wird?
Träumen sie davon, dass man sich nicht über Religion lustig machen darf?
Träumen sie davon, dass Abtreibung verboten wird?
Träumen sie davon, dass Homosexuelle wieder mit dem Tod bestraft werden können?
Oder träumen sie einfach von Ministranten?
Unter welchen Voraussetzungen würde ihre Arbeit, den Menschen den Weg in den Himmel ebnen, die schönsten und meisten Früchte tragen?

Denken sie, dass wenn alles richtig gemacht wird, dass dann die Effekte, die man sehen würde, als Gottesbeweis durchgehen könnten?

Und was wäre sie bereit zu opfern um ihre Wünsche zu erfüllen?