Kann Folter gerechtfertigt sein?

Das Pew Research Center hat am 29. Mai 2009 eine Statistik veröffentlicht, die sich mit der Korrelation zwischen Religiosität und der Bereitschaft Folter an mutmasslichen Terroristen zu akzeptieren beschäftigt:

Quelle: www.pewforum.org

Das Ergebnis ist ziemlich deutlich: Je religiöser desto eher kann man sich vorstellen, dass es gerechtfertigt sein kann mutmassliche Terroristen zu foltern um an wichtige Informationen zu gelangen.

Man könnte einwenden, dass die Stichprobengrösse etwas klein ist, doch wenn die Auswahl der Teilnehmer sorgfältig gemacht wurde, sollte das eigentlich kein Problem sein. Das Pew Research Center ist eine renommiertes Meinungsforschung-Institut und hat in der Vergangenheit gezeigt, dass es sein Handwerk versteht. Es ist also durchaus anzunehmen, dass dies eine repräsentative Situationsaufnahme ist.

Das heisst aber nicht notwenigerweise, dass die weissen, evangelikalen Protestanten, die mindestens einmal in der Woche zur Kirche gehen, auch wirklich echte Christen sind…
Die entscheidende Frage ist, wie Jesus auf die Umfrage geantwortet hätte. Und in Anbetracht seiner Neigung zur Nächstenliebe, schätze ich, dass er sich in der Richtung geäussert hätte, dass es niemals gerechtfertigt sein könne. (Obwohl ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann, dass er bloss ein Kästchen angekreuzt und nicht irgendwie eine Szene gemacht hätte.)

Die echten Christen haben also offensichtlich keine eigene Zeile ergattert, die zu 100% blau gewesen wäre – wenn auch vielleicht nicht ausschliesslich dunkelblau.

Hier stellt sich aber die Frage, ob die weissen, evangelikalen Protestanten, die mindestens einmal in der Woche zur Kirche gehen, auch wissen, dass sie nicht echte Christen sind? Ich meine jetzt nicht die, die nur nachplappern und die Bibel nicht selbst studieren, sondern ich meine die, die sehr genau wissen, was in der Bibel steht. Die werden in der Hierarchie dieser Gemeinden tendenziell eher höher sein und sich nachplappern lassen. Wissen diese evangelikalen Führer, dass sie falsche Christen sind?
Ich denke, sie wissen es nicht. Ich denke, sie sind wirklich überzeugt davon, echte Christen zu sein. Und ich denke, dass sie wirklich glauben, ihre barbarischen Ansichten mit der Bibel und damit im Sinne von Jesus selbst begründen zu können.
(Aber ich kann mich auch irren. Auf die folgenden Gedanken hatte das aber meines Erachtens keine allzu grossen Auswirkungen.)

Eine weitere Frage, die sich hier stellt, ist: Wie wurden sie zu falschen Christen? Irgendwann einmal waren die Gemeinden ja alles echt christliche. Vor Äonen… und eines Tages nahm man die falsche Abzweigung.
Wenn man sich anschaut, wie viele Menschen, die sich selbst Christen nennen, offensichtlich unchristlich Denken, dann scheint es offenbar ein leichtes zu sein vom rechten Weg ab zu kommen.

Die Ironie an der Geschichte ist aber, dass humanistische Atheisten zu einem deutlich blaueren Ergebnis neigen als die Evangelikalen.
Und damit eindeutig näher bei der Botschaft des Evangeliums stehen als die grosse Mehrheit der tief Religiösen.

 

Wer ist gefährlicher für die Welt? Humanistische Atheisten oder Evangelikale?

Wenn es die Evangelikalen sind, dann wäre auch im Sinne von Jesus eine Welt ohne Religion vorzuziehen.

Wenn es aber die humanistischen Atheisten sind, dann muss die Gefahr, die von diesen ausgeht, so gross sein, dass selbst Jesus die Folter hie und da für gerechtfertigt halten würde um sich davor zu schützen.

6 Antworten auf „Kann Folter gerechtfertigt sein?“

  1. Aus verlässlicher Quelle weiss ich, dass ich den Unterschied zwischen ge­recht­fer­tig­bar (sic!) und entschuldbar nicht verstehe.
    Folter sei – wohl nach Jesus Auffassung – bei ge­wis­sen Um­stän­den ent­schuld­bar, aber niemals recht­fer­tig­bar. Was sich exakt mit meiner Einschätzung deckt.

    In der Fragestellung der Umfrage wurde der Begriff justified verwendet, was dann wohl eher gerechtfertigt meinen würde – wie ich es auch in meinem Text verwendete.

    Ich habe daher keine Ahnung, inwiefern das die Unfähigkeit diese Begriffe zu unterscheiden, an einem Argument, welches nur den einen verwendet und das sogar im Sinne von Jesus selbst, etwas ändert.

  2. „Wenn es aber die hu­ma­nis­ti­schen Athe­is­ten sind, dann muss die Ge­fahr, die von die­sen aus­geht, so gross sein, dass selbst Je­sus die Fol­ter hie und da für ge­recht­fer­tigt hal­ten würde um sich da­vor zu schützen.“

    Gerechtfertigbar bedeutet, dass es gerechtfertigt werden kann (also gerechtfertigt ist).

    Du deutest an, dass Jesus Folter für gerechtfertigt halten würde.

    (* unflätiger Ausdruck wurde gelöscht *)

    Zum einen wirfst du das religiöse (geistliche) und das weltliche Rechtsystem durcheinander (die recht anerkannte Zwei-Reiche–Doktrin).

    Dann verwechselst du noch die Begriffe (ge)rechtfertig(t/bar) und entschuld(et/bar).

    Jesus und auch kein fachkundiger Mensch, der sich mit den rechtswissenschaftlichen Begriffen nur ansatzweise auskennt, würde Folter für gerechtfertigt halten. Sondern eben für entschuld(et/bar).

    (* stiefmütterliche Verhaltensweise wurde gelöscht *)

  3. Der von dir zitierte Satz ist die Antwort auf eine Mögliche Antwort auf die Frage, wer schlimmer ist für die Welt. Die Atheisten oder die Evangelikalen.
    Beide Antworten bergen gefahren.

    Meine beiden Antworten sind daher – wie dir sicher aufgefallen ist – nicht meine Meinungen, sondern die Extrapolation aus der Antwort eines echten Christen in Namen von Jesus.

    Wenn das Akzeptieren der Folter der Evangelikalen dem Nichtakzeptieren der Folter der Humanisten grundsätzlich vorzuziehen ist, dann ist das nicht mehr nur etwas aus einer unerwarteten Situation heraus, was verziehen werden kann, sondern etwas mit Prinzip, was als gerechtfertigt betrachtet werden muss.

    Darf ich dich daran erinnern, dass ich ausdrücklich sagte, dass Jesus das nie akzeptieren würde? Ist also gänzlich überflüssig mich diesbezüglich belehren zu wollen.

    Die einzige Frage ist, ob Jesus die Folter dermassen verachtete, dass er lieber auf den Glauben an ihn verzichten würde. Oder ob er die Folter akzeptiert, wenn damit der Glaube an ihn weiter bestehen würde.
    Jesus spricht ja, dass man Gott lieben solle und dass man den Nächsten lieben solle wie sich selbst. Was, wenn diese beiden – wie in diesem Fall – sich gegenseitig ausschliessen? Worauf ist er eher bereit zu verzichten?

  4. Kann Jesus in seiner Funktion als Moralstifter irgendetwas machen, das nur entschuldbar ist, nicht jedoch gerechtfertigt ist?

    Ist es überhaupt möglich, dass er etwas moralisch falsches macht? Oder wird etwas, das er macht, dadurch, dass er es macht, automatisch moralisch richtig? Und da er ein Vorbild ist, nicht nur für ihn – wie das bei Gott gelten mag – sondern für alle?

  5. Gregor, für einen Rechtsanwaltanwärter bist du erstaunlich unfähig die Gedanken anderer zu verstehen und für einen tiefgläubigen Christen bist du ausgesprochen ausfallend.

    Betrachte dich als von dieser Webseite verbannt.

    Ich werde wohl noch den einen oder anderen Gedanken von dir aufgreifen, doch deine gleichermassen selbstverliebten wie inkompetenten Kommentare brauche ich hier nicht.

    Ich fand es bisher immer ziemlich amüsant, mit welcher Präzision du weder fähig warst meinen Punkt zu erkennen, noch einen eigenen zu machen. Doch inzwischen bist du völlig berechenbar und langweilst mich.

    ps. Indem du mich beschimpfst und deine ewig gleichen Behauptungen wiederholst, wirst du es nicht schaffen von der Spam-Liste gestrichen zu werden ;)
    Spar dir die Tinte und zieh weiter.

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