Gottesbeweise

Owners of dogs will have noticed that, if you provide them with food and water and shelter and affection, they will think you are god. Whereas owners of cats are compelled to realize that, if you provide them with food and water and shelter and affection, they draw the conclusion that they are gods.
Christopher Hitchens

Das 1. Gebot

god„Du sollst keine anderen Gott neben mir haben“ heisst eigentlich genauso wenig, dass es keine anderen Götter gibt, wie „Du sollst kein Schweinefleisch essen“ heisst, dass es keine Schweine gibt.
Das heisst nur, dass es kein Schweinefleisch auf deinem Teller, resp. in deinem Sandwich geben sollte. Mehr aber auch nicht.

Im Grunde macht ein solches Gebot überhaupt erst Sinn, wenn es mehr als nur einen Gott gibt. Dann ist es das Gebot, sich auf nur einen Boss zu konzentrieren, weil das ansonsten früher oder später zu einen Interessenkonflikt führen würde. Was im Grunde durchaus vernünftig ist, genau wie der Vorschlag das Morden lieber sein zu lassen oder möglichst nicht zu lügen oder dem Nachbarn seinen Erfolg zu gönnen. Allesamt ethische Richtlinien, auf die man auch von ganz allein kommt.
Ich meine, wenn es nur einen Gott gibt, dann wäre ein Statement doch wesentlich geeigneter als ein Gebot: „Ach ja, übrigens, es gibt nur einen Gott, und zwar mich. Die Vorstellung, dass ich jemand anders oder einer neben anderen bin, ist zwar nachvollziehbar, aber leider falsch. Ich bitte dies in Zukunft zu berücksichtigen, denn aus Gründen, die eure geistige Kapazität leider etwas übersteigen, lege ich sehr grossen Wert darauf, dass in diesem Punkt absolute Klarheit herrscht – sonst reagiere ich unbeherrscht.“
In diesem Fall ein Gebot draus machen zu wollen, ist etwa so sinnvoll wie: „Du sollst keinen anderen Mond haben neben dem einen am Himmel“. Wozu, um alles in der Welt sollte, man das überhaupt wollen?

Nein, das erste Gebot deutet, wenn überhaupt auf etwas, dann auf eine interessante Palette von Göttern mit vielfältigen Vorzügen. Und was es bezweckt, ist, seinen Schäfchen Scheueklappen anzulegen.

Wie wird der Gott der 10 Gebote da über jemanden richten, der sagt: „ich anerkenne zwar die Existenz vieler Götter, aber folgen werde ich allein dem biblischen“? Gott müsste ihn für das Missachten des 1. Gebots verurteilen. Ist das nicht absurd? Statt die zu belohnen, die sich für ihn entschieden haben, bestraft (oder zumindest bedroht) er die, die sich ein besseres Bild vom Pantheon zu machen versuchten – und das selbst dann, wenn sie sich am Ende doch entschieden haben. Offenbar traut er seiner PR selbst nicht so ganz.