Vorurteile in Europa

http://www.atlasofprejudice.com/

Natürlich sind es bloss Vorurteile und natürlich halten diese einer genaueren Überprüfung nicht lange stand, dass sich aber so schöne Linien ziehen lassen, überrascht trotzdem.
Andererseits aber auch nicht, schliesslich sind die Vorurteile ja direkt oder indirekt geographisch bedingt.
Interessant ist auch der Aspekt, wie fliessend hier die Grenze ist zwischen haarsträubenden Vorurteilen und sehr plausibel klingenden.

Nach wie vor vertrete ich die Meinung, dass nichts so viel über den Sprecher sagt, wie die Vorurteile die er hat – völlig ungeachtet dessen, ob sie vielleicht tatsächlich stimmen.

Gewaltenteilung?

Fast die Hälfte der Geschichte spielte die Menschheit ohne Spielregeln, dafür mit einem umso strengeren Schiedsrichter.
Stille Post mit Hindernissen

Da fällt mir doch glatt auf, dass hier die Gewaltenteilung nicht ganz greift: Der, der nach den Gesetzen richtet, ist auch der, der die Gesetze erlassen hat. Nun ja, zumindest den Vollzug sourct er out.

Stille Post mit Hindernissen

Rekapitulieren wir:

  • Gott erschafft die Welt.
  • Irgendwie vermurkst sich diese komplett.
  • Gott desinfiziert sie
    und fängt mit Noahs Familie nochmals von vorne an.
  • Die Juden verbringen gut 400 Jahre in der ägyptischen Sklaverei.
  • Die Juden fliehen aus Ägypten und irren 40 Jahre durch die Wüste.
  • Gott sagt den Menschen, dass Morden doof ist.

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Gott erklärt den Menschen erst ca. 2700 Jahre nachdem er die Welt erschaffen hat und sie zwischendurch ersäuft, sprachverwirrt und mit Fröschen beworfen hat, dass man nicht lügen, stehlen und morden soll?

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Kommt nur mir das seltsam vor?

Erst erschafft Gott den Adam und sagt ihm, er solle die Finger vom Apfel lassen. Später erschafft er Eva.
Erst verwirrt Gott die Sprachen der Menschen. Später erklärt er einem unbedeutenden Hirtenvolk, was geboten ist.
Erkennt ihr das System?

Tornado in the Junkyard

Oro Oro

In einem früheren Post habe ich schon mal auf eine Twitter-Breiteseite von Oro Oro reagiert. Und auch heute gibt’s so manches richtig zu stellen.

Oros Ausgangspunkt war, dass man beispielsweise in der Schönheit die Intelligenz, die hinter der Schöpfung steckt, erkennen könne. Ich versuchte in 140 Zeichen zu erklären, dass es durchaus Dinge gibt, die intelligent designt aussehen, doch dass es dazu keines intelligenten Schöpfers bedarf, sondern dass die Mechanismen der Evolution mächtig genug sind, dies so hinzukriegen. Ein sehr starkes Indiz dafür ist, dass es neben den intelligent designt aussehenden Dingen auch sehr unintelligent designt aussehende Dinge gibt in der Natur. Und das ist genau das, was man entsprechend der Evolutiontheorie zu finden erwarten würde.

Oro Oro @Orooro3
Und doch es ist ein design wo eine Intelligenz dahinter steckt. Wie eine Zelle sich entwickelt usw… Es trefff Inteligenz zu Schönheit.

(Orotographie habe ich wieder so belassen, wie sie war, um nicht womöglich hineinzuinterpretieren, was da gar nicht steht.)

Wieso beschränkt sich die Argumentation immer auf die Schönheit? Es gibt auch sehr hässliche und grausame Dinge – und damit meine ich jetzt irgendwelche Krankheiten oder menschgemachten Perversionen, sondern ganz normale und gesunde Lebewesen, wie beispielsweise den Nacktmull (Heterocephalus glaber) oder die Schlupfwespe (Ichneumonidae).
Wenn man die Schönheit als Indiz für einen intelligenten Designer nimmt, dann unterstellt man diesem einen Sinn für Ethik und Ästhetik, welche sich jedoch längst nicht durch die gesamte Schöpfung ziehen.

Dass wir etwas als schön erachten, hat nichts mit der Sache selbst zu tun, sondern allein damit, wie wir zu dieser Sache stehen und wie die Evolution uns geformt hat, damit wir adäquat darauf reagieren.
Insofern deutet nichts darauf hin, dass die Sachen designt wurden, damit sie uns gefallen. Und allein das wäre ein Indiz für einen Designer.

Und das ist bewunderlich wie das passiert ist.

Daraus, was du dir nicht vorstellen kannst, folgt nicht, dass es auch unmöglich ist.

Es lässt einen staunen, darin stimme ich überein. Doch mich motiviert es, dem auf den Grund zu gehen. Andere wollen das Gefühl des Staunens aber lieber nicht durch Analysen zerstören und so begnügen sie sich mit der erst besten Erklärung.

Nämmlich die wahrscheinlichkeit dass es Leben gibts wie wir sie kennen genau so gross ist als wäre ein Jumbojet auf die Erde absturze, und durch ein wirbelsturm wird er wieder gebaut. Also, matematisch ein sehr lange Ziffer. Also, das letzte hat ein astronom und physiker gesagt die Atheist ist. Trotzdem wollte er zeigen wie das schwer ist mit diesem beispiel. Er ist trotzdem Atheist geblieben, aber hat das trotzdem gesagt.

Das ist der berühmte Tornado in the Junkyard von Fred Hoyle, dem legendären britischen Astronomen und Mathematiker, der in so gut wie jedem Thema, mit dem er sich beschäftigt hat, monumental falsch lag. Tatsächlich formulierte er dieses Argument gegen die Abiogenese und nicht etwa gegen die Evolution, wie dies später die Kreationisten in verschiedenen Varianten taten.
Wir sprechen also konkret von folgender Stelle:

A junkyard contains all the bits and pieces of a Boeing 747, dismembered and in disarray. A whirlwind happens to blow through the yard. What is the chance that after its passage a fully assembled 747, ready to fly, will be found standing there? So small as to be negligible, even if a tornado were to blow through enough junkyards to fill the whole Universe.
The Intelligent Universe, p.19

Diese Analogie hinkt allerdings gewaltig, denn sie stellt keine brauchbare Repräsentation davon dar, wie die Evolution funktioniert. Und insofern sind auch die Schlüsse betreffend der Wahrscheinlichkeit schlicht und ergreifend unbrauchbar.

In folgenden drei Punkten unterscheidet sich der Tornado in the Junkyard von den tatsächlichen Mechanismen der Evolution:

  1. In der Evolution ist nicht, wie hier, der reine Zufall am Werk. Die Variationen, zwischen denen die natürliche Selektion ausliest, sind bis zu einem gewissen Grad zufällig, doch die natürliche Selektion selbst ist alles andere als Zufall. Während der Tornado beliebige Teile zusammen setzt und wieder auseinander reisst, sorgt die natürliche Selektion dafür, dass die nützlichen Verbindungen bestehen bleiben.
  2. Die Evolution macht viele, kleine Schritte, während der Tornado alles auf einmal zustande bringen will. In der Evolution ist eine Generation von der nächsten kaum zu unterscheiden. Beim Tornado hier besteht zwischen dem Endprodukt und dem Ausgangsprodukt allerdings keine Ähnlichkeit.
  3. Die Evolution plant nicht. Beim Tornado wird impliziert, dass es nur ein Möglichkeit gibt, die Teile sinnvoll zusammen zu setzen, nämlich als Boeing 747, und entsprechend unwahrscheinlich ist das Ergebnis. Wenn allerdings beliebige nützliche Konstruktionen wofür auch immer als Ergebnis akzeptiert werden, dann sinkt die Unwahrscheinlichkeit massiv.

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Wie gesagt, Hoyle hat es als Argument gegen die Abiogenese formuliert, wo die Punkte 1 und 2 zwar weitgehend wegfallen, als ganzes aber nichtsdestotrotz am Punkt 3 scheitert.
Meines Wissens hat Hoyle die Panspermie-These vertreten, wonach das Leben von anderswo auf der Erde „gepflanzt“ wurde. Das verschiebt das Problem der Abiogenese zwar nur, doch die Existenz eines Gottes macht dies noch keineswegs notwendig.

Ein Hinweis auf einen intelligenten Designer ist diese Analogie also nicht.

Im Eisen und andere Matherie wie Helium oder Kupfer oder Ammoniak findt mann nichts das uns zeigt das dass zur leben werden kann.

Müsste man das denn?
Die Frage ist doch nicht, ob Legosteine wissen (resp. wir erkennen), was aus ihnen mal tatsächlich gebaut wird, sondern ob das Legosystem mächtig genug ist, um damit eine Burg oder ein Flugzeug zu bauen. Und ja, das ist es.

Viele leute glauben an Gott und das ist auch kein Unsinn, im Gegenteil, es ist eine logische Gedanke.

Viele Leute glauben auch an die Zahnfee, an die Astrologie und daran, dass Elvis noch lebt. Und das alles ist durchaus Unsinn.
Echt, es ist absolut kein Problem an Unsinn zu glauben.
Und es ist auch kein allzu grosses Problem, sehr viele Leute an Unsinn glauben zu lassen.

Und ausgehend von einer Prämisse wie, dass intelligent designt aussehende Dinge nur intelligent designt sein können, mag es zwar durchaus die logische Konklusion sein, dass es sowas wie einen Gott geben muss. Doch da die Prämisse nachweislich falsch ist, ist die Konklusion nicht mehr zwingend wahr.

Ob unsere Seele nach dem Tode weiter leben wird wiesen wir nicht, und fallls es möglich ist, kann man sagen… Das würde auch ohne Gott gehen, oder?

Die Existenz einer vom Körper unabhängigen Seele ist sehr zweifelhaft.
So gut wie alle Phänomene im Zusammenhang mit der Seele, konnten bisher auf natürliche Weise erklärt werden. Es besteht also keine Notwenigkeit deren Existenz vorauszusetzen.
Doch selbst die unsterbliche Seele als ein natürliches Phänomen entdeckt würde, so wäre das kein Indiz für einen Gott der in die Entwicklung der Welt eingreift (und sich an Homosexualität stört).

Die Wissenschaft weiss nur einen kleinen Bruch von Alles.

Die Wissenschaft ist keine Sammlung von Wissen, sondern eine Methode, die es uns ermöglicht falsches Wissen zu entlarven – aber geschenkt, dem Sinn nach stimmt es.

Der Clou ist aber, dass zwar die Modelle, die die Wissenschaft im Moment für genau hält, sich mit grösster Wahrscheinlichkeit irgendwann als sehr ungenau herausstellen werden, doch dass die Modelle, die die Wissenschaft als zu ungenau identifiziert hat, für immer zu ungenau bleiben werden.
Und das ist eben leider verheerend für viele religiös inspirierte Ansichten.

Es gibts mehr Hinweisen daß es einen Gott existiert als das Gegenteil.

Welche das wohl sein mögen?
Jedes bisher vorgebrachte Indiz hat sich bei genauerer Betrachtung in Luft aufgelöst.

Oder machen viele Halbwahrheiten zusammengesetzt eine ganze Wahrheit?

Finden, was gar nicht da ist

Gott in allen Dingen finden.
Ignatius von Loyola

Was wir wahrnehmen, wird mehr dadurch bestimmt, was wir wahrnehmen wollen, als was wirklich da ist.
Genau deshalb arbeitet man in der Wissenschaft, wenn man verlässliche Resultate haben will, mit verblindeten Experimenten und Kontrollgruppen, statt sich einfach auf das Urteil von Menschen zu verlassen.

Der Mensch ist der geschichtenerzählende Affe. Alles, was um ihn herum geschieht bettet er in Geschichten ein, die erklären, warum es geschieht. Manche davon stimmen mehr, andere weniger. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sobald wir uns für eine entschieden haben, wir alle anderen Geschichten, die das Geschehene genauso gut oder noch viel besser erklären könnten, einfach ausblenden oder zumindest für wesentlich weniger plausibel halten.
Hinzu kommt, dass wir alle Dinge, die sich von da an ereignen, durch Geschichten erklären, die zur ersten passen. Und dass damit das Vertrauen in die Richtigkeit der ersten und aller folgenden wächst.

Gott ist eine Geschichte, die wir auf alles anwenden können. Nicht, weil Gott irgendwie eine besonders mächtige Geschichte wäre, sondern schlicht und ergreifend deshalb, weil sich so gut wie jede Geschichte auf alles anwenden lässt. Wenn man erst einmal Gott in einem Dinge gefunden hat, findet man ihn auch in jedem anderen.
Esoterik und Verschwörungstheorien leben davon: Auf einmal fängt Alles an Sinn zu machen – selbst dort, wo es nachweislich gar keinen Sinn gibt.

Die Chance ist also ziemlich gross, dass der Sinn, den man in einem Ding gefunden zu haben glaubt, bloss ein Produkt der Phantasie ist. Gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, ob die Geschichte doch wahr ist?

Nein, die gibt es leider nicht.
Doch es gibt die Möglichkeit herauszufinden, ob die Geschichte eine Phantasmagorie ist.
Und das ist doch schon mal etwas.

Die Methode, mit der sich dies rausfinden lässt, nennt sich Wissenschaft!


Gott in allen Dingen finden?
– Kein Problem für das menschliche Gehirn.
Ist das ein Indiz dafür, dass er auch wirklich da ist?
– Etwa so sehr wie eine einhornförmige Wolke ein Indiz für die Existenz von Einhörnern ist.
Heisst das ja?
– Nein.

Der Floh Adolf

Auf Facebook kriegt man Nachrichten und Sonstiges. Im Ordner des letzteren habe ich folgendes gefunden:

Zwei „atheistische“ Flöhe Gustav und Adolf streiten miteinander … Gustav ist der felsenfesten Überzeugung dass es Hunde gibt, dies aber bestreitet Adolf in ungebremster Entschiedenheit. Adolf sagt „Hast du Gustav je in deinem ganzen Leben einen lebendigen Hund gesehen ?“ Gustav darauf: „Nein aber dennoch gibt es sie…du musst mir einfach glauben…es gibt wirklich Hunde…viele sogar…“ Adolf wird immer wütener und in seinem Zorn haut er Gustav eine runter…so geht der Streit immer weiter, Hunde selbst haben Gustav und Adolf, die zwei Flöhe im Pelz eine Hundes wirklich noch nicht gesehen, denn dafür sind sie viel zu klein und sehen viel zu schlecht….

Der Physiker Prof. Dr. Hans Peter Dürr, Nachfolger Werner Heisenbergs als Direktor des Münchner Max-Planck-Instituts, Gewinner des alternativen Nobelpreises und seit 2004 Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes, beantwortete die Frage „Was hat die Wissenschaft mit der Wirklichkeit zu tun?“ einmal wie folgt: „Ein Mann sitzt am Ufer eines Flusses und fängt Fische. Ein Wanderer kommt vorbei und fragt ihn, „Was tust Du da?“ „Ich fange Fische.“ „Was kannst Du über die Fische aussagen?“ „Sie sind alle mindestens 5 cm lang.“ Der Wanderer lässt sich das Netz zeigen. Es hat Maschen mit einem Umfang von 5 cm. Daraufhin sagt er: „Wenn es kleinere Fische als 5 cm gäbe – und ich meine, solche gesehen zu haben -, so könntest du sie nicht fangen, sie würden durch dein Netz hindurch schlüpfen.“ Darauf der Fischfänger mit Selbstbewusstsein: „Was ich nicht fangen kann, ist kein Fisch.“ So arbeitet unsere Wissenschaft. (mitdenkend.de)

Blessuall Baba, 22.02.2014 00:43

Da Blessuall Baba den Text genau so, wie er ist, aus dem Blog ohnegottistallessinnlos.de kopiert und an den verschiedensten Orten im Web gepostet hat, halte ich es für gerechtfertigt öffentlich auf ihn zu antworten.

  1. Inwiefern ist es von Belang, ob es „atheistische“ Flöhe sind? Wenn sich der Atheismus auf die Existenz Gottes bezieht, dann ist das eine genauso nützliche Information in diesem Zusammenhang, wie dass der eine Floh grüne Socken trägt. Wenn sich der Atheismus jedoch auf die Existenz des Hundes bezieht – dann wären es wohl eher „acanistische“ Flöhe, doch dann stimmt das für den einen Floh, aber offensichtlich nicht für den anderen. (Natürlich immer Vorausgesetzt, dass die beiden Flöhe auch tatsächlich auf einem Hund und nicht auf einem Lama leben.)
    Was also ist die Intention dieser Erwähnung? Aufmerksamkeit unter Atheisten erhaschen? Atheisten zu Flöhen degradieren?
  2. Dazu würde auch passen, dass nur der „acanistische“ Floh gewalttätig wird und dass dieser Adolf heisst und damit Assoziationen weckt, die eine unvoreingenommene Analyse dieser Geschichte weitgehend verunmöglichen.
    Was also ist die Intention den „acanistischen“ Floh Adolf zu nennen und den „canistischen“ nicht Winston?
  3. Beide Flöhe haben auch noch nie ein Einhorn gesehen. Für dieses gibt es ebenso wenig Evidenzen wie für den Hund. Warum ist Gustav dann ein „Canist“ und kein „Unicornist“? Adolf macht da keinen Unterschied.
    • Ein Atheist sagt nicht, dass es keinen Gott gibt, sondern er sagt nur, dass er erst dann die Existenz akzeptieren wird, wenn berechtigte Gründe dafür sprechen. Und selbst die Theisten anerkennen, dass es solche Gründe nicht gibt. Deshalb kommt auch der Akt des Glaubens zum Einsatz.
    • Es liegt nicht am Atheisten die Nichtexistenz zu beweisen. In der Beweispflicht liegt nämlich immer der, der die Existenz von etwas behauptet.
    • Die Nichtexistenz kann nämlich gar nicht bewiesen werden – zumindest so lange nicht, wie man keine komplette Kenntnis von Allem hat. Daraus, dass ich noch nie ein Einhorn gesehen habe, folgt nicht, dass es keine gibt.
    • Der Begriff „Beweis“ muss indessen vorsichtig verwendet werden. Es ist eher der Prozess des Nachweisens als das endgültig und unumstössliche Nachweis selbst. Letzteren gibt es in der Wissenschaft nämlich eigentlich gar nicht. Wenn etwas als von der Wissenschaft bewiesen gilt, dann heisst das nur, dass das Modell nicht widersprüchlich ist und dass seine Vorhersagen besser sind als die vergleichbarer Modelle.
  4. Nur zur Klarstellung: Die Parabel, die Dürr erzählt, stammt nicht von ihm, sondern von Arthur Eddington, und Dürr kommentiert sie nur um zu Veranschaulichen, wo die Grenzen der wissenschaftlichen Methode liegen. Darüber hinaus ist der Wortlaut hier so zugespitzt, dass er auf eine dem Autor genehme Art missverstanden wird.
  5. Die bessere Vorhersagekraft eines Modells entspricht gewissermassen der Maschengrösse des Ichthyologen. Und man sollte festhalten, dass jede Theorie sehr genau über ihre Maschengrösse bescheid weiss: Sie gibt sie mit einem Fehlerwert an.
    Und die Theorie, die bestehende dereinst ersetzen wird, wird eine kleinere Maschengrösse haben und dadurch völlig neue Dinge entdecken. Diese neuen Erkenntnisse werden die bereits vorhandenen jedoch nur begrenzt relativieren, denn das kleinmaschige Netz erwischt auch die Sachen, die schon vom grossmaschigen Netz gefangen wurden.
    Doch hier gilt genau wie bei den Flöhen: Was ich nicht fange, darüber darf ich keine Aussagen machen.
  6. By the way: Man sollte sich nicht von Titeln blenden lassen. Es haben auch schon Nobelpreisträger völligen Blödsinn von sich gegeben. Vor allem dann, wenn sie Aussagen zu Themen machen, in denen sie wie ich keinen Nobelpreis gewonnen haben.

Unter dem Strich würde ich daher sagen, dass dieser Text weniger überzeugt, als viel mehr die Missverständnisse des Autor offenbart.

Karte des Rumtreibers

Maurauders Map Dress

Einer der grandiosesten magischen Gegenstände in Harry Potter ist meiner Ansicht nach die Karte des Rumtreibers. Was sie so aussergewöhnlich cool macht, ist auch der Umstand, dass die Idee einfach auf der Hand liegt und man das Gefühl hat, dass man sicher selbst auch auf sie gekommen wäre, wenn man nur ein klitzekleines bisschen länger nachgedacht hätte.
Ava zum Beispiel ist selbst auf dieses Konzept gekommen, als wir nach einer Möglichkeit suchten, ihren bösen Alter Ego Zwilling Jane aufzuspüren: Sie nahm eine Karte und schaute nach, wo sie ist.

Bezogen auf Harry Potter birgt die Karte aber ein symptomatisches Problem: Wieso wurde sie nicht viel häufiger erfunden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine solche Karte keinen reissenden Absatz in der Winkelgasse gefunden hätte oder – so Datenschutz unter Zauberern wirklich ein heisses Eisen wäre – zumindest in der Nokturngasse.
Brauchte es womöglich ganz besondere magische Fähigkeiten um eine solche Karte zu erschaffen? Wohl kaum, denn es waren ja nicht aussergewöhnliche Zauberer wie Dumbledore oder Lord Voldemort, die sie gemacht haben, sondern die Clique um Harry Potters Vater zu einer Zeit, als sie noch Schüler in Hogwarts waren. Es dürften im Laufe der Geschichte also wohl etliche Zauberer die Kompetenz besessen haben, etwas ähnliches hinzukriegen. Wieso ist es dann ein so besonders Stück?

Ich frage mich übrigens, ob Hermine das auch geschafft hätte? Sie ist gut im Nachzaubern, wirkliche Innovationen sucht man bei ihr jedoch vergeblich. Da sind die Weasly Zwillinge ihr weit voraus.

 

ps. Wer mit einem Marauders Map Dress auftaucht, kriegt ein Fashion-Shooting umsonst.
pps. Egal ob Frau oder Mann.
ppps. Leggings dürfen es nicht sein. Da besteht kein Verhandlungsspielraum.
pppps. Nun ja, fast keiner.

Gell-Mann Amnesie Effekt

Briefly stated, the Gell-Mann Amnesia effect is as follows. You open the newspaper to an article on some subject you know well. In Murray’s case, physics. In mine, show business. You read the article and see the journalist has absolutely no understanding of either the facts or the issues. Often, the article is so wrong it actually presents the story backward—reversing cause and effect. I call these the „wet streets cause rain“ stories. Paper’s full of them.
In any case, you read with exasperation or amusement the multiple errors in a story, and then turn the page to national or international affairs, and read as if the rest of the newspaper was somehow more accurate about Palestine than the baloney you just read. You turn the page, and forget what you know.
Michael Crichton

Evolutionsbiologen wollen herausgefunden haben, warum Menschen klüger sind als Affen. „Was sie von den Affen unterscheidet ist, dass sie imitieren und dadurch viel schneller lernen können“, sagte Esther Herrmann vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig.
Dass sie imitieren und dadurch auch viel schneller lernen, stimmt schon, doch dass sie deshalb auch klüger wären, darf bezweifelt werden.
Affen imitieren nicht so viel wie Menschen, jedoch nicht weil sie die dafür erforderliche kognitive Kapazität nicht hätten, sondern weil sie aus den Fehlern der anderen lernen und sich hüten, von unzuverlässigen Primaten irgendwelche Kenntnisse und Gewohnheiten zu übernehmen.

Ich meine, wenn einer ne Kokusnuss mit seinem Schädel zu öffnen versucht, soll ich dann wirklich seinem Versuch mit einem Stöckchen Ameisen aus einer Höhle zu pullen allzu viel Aufmerksamkeit schenken? Okay, in diesem Fall wäre es das vielleicht keine schlechte Idee gewesen, doch wie gross mag wohl die Chance sein, dass ein und der selbe Primat nach der ersten die zweite Strategien entwickelt?
Ich persönlich versuche nur von denen zu lernen, die eine tadellose Reputation haben. Und von denen auch nur das, worin sie eine tadellose Reputation haben. Doch damit scheine ich – wie der Gell-Mann Amnesie Effekt nahelegt – aktiv gegen meine menschliche Natur anzukämpfen. Leider viel zu oft erfolglos, wie ich zu meinem Bedauern eingestehen muss.

Man meckert, wo man was davon versteht, lehrt aber nichts draus und glaubt alles andere. Wenn jeder nach dieser Strategie vorgeht, dann entwickelt das eine ungeheure Eigendynamik und stellt – neben der Pornografie – wahrscheinlich die treibende Kraft des Internets (und wahrscheinlich der ganzen Zivilisation) dar.

Wir haben die Digitaluhr erfunden, die Schimpansen nicht. Welche der beiden Varianten aber das Ergebnis der anspruchsvolleren kognitive Leistung ist, würde ich nicht vorschnell beantworten.
Es ist schliesslich nicht ausgeschlossen, dass der Weg, den der dümmere einschlägt, am Ende der ist, der weiter führt.

Der Putin wirds schon richten…

Nach der jahrelangen Selbstinszenierung Putins als der starke Mann ist diese Form der Konfliktlösung meines Erachtens in diesem Fall durchaus legitim.
(Ich bin mir aber nicht so sicher, dass Putin mit seinem Geheimdienst-Kampfsport zwangsläufig der Unterlegene sein würde.)