Pontifex-Dialoge: Lernen von Jesus

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

18. Februar 2014

Papst Franziskus @Pontifex_de
Lernen wir von Jesus zu beten, zu vergeben, Frieden zu stiften, den Bedürftigen nahe zu sein.

Dass Gott uns seine Sympathien durch das Tolerieren der Folter seines „Sohnes“ zeigt, ist zwar etwas bizarr, aber ich will mir nicht anmassen die Etikette fremder Zivilisationen zu bewerten.
Wenn es aber darum geht, die Empfehlungen fremder Zivilisationen darauf zu prüfen, ob sie auch in unserer zu wünschenswerten Ergebnissen führen, so denke ich – insbesondere im Angesicht einer langen Geschichte exzessiver Umsetzungsversuche – diese durchaus beurteilen zu können.

Eda Gregr @meskinaw @Pontifex_de Hätte Jesus mit seinen Superkräften nicht wesentlich mehr Menschen helfen und mehr Frieden stiften können?

Jesus ist ausgestattet mit übermenschlichen Fähigkeiten. Er kann Brot teilen, Kranke heilen, übers Wasser eilen – vielleicht klappt es nicht jedes Mal, aber signifikant häufiger als bloss zufällig ist es allemal.
Seine Worte und Taten haben die Menschen damals und seither dermassen beeindruckt, dass er einen Einfluss auf die Weltgeschichte hatte, wie kaum ein zweiter vor oder nach ihm.
Ich frage mich, wie die Geschichte sich entwickelt hätte, wenn Jesus ein paar Kranke mehr geheilt hätte?

Natürlich hätte sie sich getreu dem Schmetterlingseffekt anders entwickelt, doch ich denke, dass die „Frohe Botschaft“ ähnlich genug geblieben wäre, um auch zweitausend Jahre nach seinem Tod noch die Menschen zu berühren und sich in einer Beziehung mit ihm zu befinden glauben.
Das gleiche gilt wohl auch für den Fall, wenn er ein paar Kranke weniger geheilt hätte.
Gar keine zu heilen, hätte indessen verhängnisvoll für das Christentum sein können, weil ein bisschen Wunder braucht es für eine religiöse Karriere dann aber doch.
Obwohl sich eine exakte Zahl wohl kaum wird beziffern lassen, wird es wahrscheinlich schon ein Minimum an Heilungen geben, mit denen ein minimalistischer Religionsstifter gerade noch durchkommt. Ich will nicht ausschliessen, dass auch Leute ohne jegliche Heilungen religiöse Kulte initiieren können, doch wenn wie bei Jeus bekannt ist, dass sie heilen können, es aber nicht tun, dass das dann schon eher verhängnisvoll sein wird.
Wie dem auch sei, ich nehme nicht an, dass Jesus ein Minimalist war und sich daher eher deutlich über dem Minimum befand – was ihm all die Kranken über dem Soll sicherlich danken werden.
Hätte Jesus noch mehr Menschen heilen können, wenn er sich etwas mehr angestrengt hätte?

Oder wenn er seine Heilbemühung etwas effizienter gestaltet hätte. Blinde und Lahme zu heilen ist zwar super, aber wenn Jesus während dieser Zeit stattdessen Menschen mit Infektionskrankheiten geheilt hätte, hätte er wesentlich mehr Menschen geholfen, denn Blindheit und Lahmheit sind nicht ansteckend.

Etwas deutlichere Worte bezüglich der Sklaverei hätten der Menschheit auch sehr viel Leid erspart.
Okay, es heisst, dass das jener Zeit noch zu weit voraus gewesen sei. Soll das heissen, man hätte Jesus, wenn er sich für den Abolitionismus eingesetzt hätte, zum Tode verurteilt? Oder seine Lehre wäre deswegen in Vergesseneheit geraten?
All das durch die Sklaverei verursachte Leid im Christentum ist ein Teil des Preises dafür, dass das Evangelium fortbestehen konnte?

Oder wie wärs mit einer deutlicheren Ansage in Sachen Hygiene? Nirgends sagt Jesus, ein Heiler solle sich zwischen der Behandlung von zwei Patienten die Hände gut waschen. Ich denke nicht, dass er mit diesem Tipp irgendjemandem auf den Schlips getreten wäre. Und wieviele Menschen hätten damit gerettet werden können?
Oder wenn er das Geheimnis der Impfung offenbart und etwas über Bakterien und Viren erzählt hätte…
Sicherlich hätten in der Geschichte der Menschheit damit mehr Leben gerettet werden können als mit „Liebe deinen Nächsten“.

Hätten unmissverständliche Tipps, deren positive Wirkung man sich zu jener Zeit  noch nicht erklären konnte, den Erfolg der Bibel wirklich gefährdet?
Hat Jesus wirklich das Beste aus seinen übermenschlichen Fähigkeiten herausgeholt?
Für uns, nach 2000 Jahren, macht es keinen Unterschied, ob es 100 oder 101 Menschen geheilt hat. Für den einen Kranken aber schon.

Lernen wir von Jesus zu beten, zu vergeben, Frieden zu stiften, den Bedürftigen nahe zu sein.
Pontifex
Ich denke, es gibt effektivere Wege die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Eda


An Superhelden müssen andere Massstäbe angelegt werden.
Und wenn sie nur wie tolle Menschen handeln, dann sind es wahrscheinlich nur Menschen.