Wie messe ich den Erfolg eines Personalvermittlers?

Bertrand Russell
der damit nichts zu tun hat

Wenn der Personalvermittler eine Stelle in einer Zeitung ausschreibt und darauf 100 Dossiers bekommt, von denen er 10 auswählt und an seine Auftraggeber weiterreicht, woher wissen wir, dass es die 10 geeignetsten Kandidaten waren?
Sicher, er hat eine Auswahlstrategie, von der er selbst überzeugt ist, dass sie die besten Ergebnisse liefert, doch wenn der Auftraggeber nie die restlichen 90 Kandidaten zu Gesicht bekommt, wird man nie wissen, ob die Strategie und die Auswahl auch wirklich überdurchschnittlich gut sind.
Kandidaten, die den Auftraggeber zufriedenstellen, bestätigen das Vertrauen des Personalvermittlers in seine Strategie. Wenn aber keine zufriedenstellenden Kandidat von der Strategie ans Licht gefördert werden, dann heisst das für dem Personalvermittler nicht notwendigerweise, dass dann wohl die geeigneten Kandidaten im Aussschuss gelandet sind und die Strategie entsprechend nichts taugt, sondern dass es einfach keine geeigneten Kandidaten unter den Einsendungen gab.
Sprich die Strategie wird durch den Erfolg bestätigt und durch den Misserfolgt nicht nur nicht relativiert, sondern tendenziell sogar bestätigt.

Gibt es eine Möglichkeit diesem Bestätigungsfehler (confirmation bias) zu entkommen?

Eine Möglichkeit wäre, wenn der Personalvermittler nur 9 Dossiers entsprechend seiner Strategie auswählt und das letzte als Joker zufällig aus dem Ausschussstapel zieht. Wenn der Auftraggeber beim Verhältnis 9:1 den Joker von 10 Aufträgen mindestens 4 mal entdeckt, macht der Personalvermittler seine Sache gut. Sonst nicht wirklich.

Experimentalpolitik

Experimentalpolitische Vorstösse

  • 1:12
  • Abschaffung der Polizei
  • Artgerechte Maschinenhaltung
  • Atomausstieg
  • Ausländerstimmrecht
  • Bedingungsloses Grundeinkommen
  • Buchpreisbindung
  • Fenchelverbot
  • Frauenstimmrecht
  • Fremdsprachenunterricht: Jede Gemeinde eine andere Sprache
  • Global gleicher Lohn für gleiche Arbeit
  • Keine Abzüge bei Steuern
  • Keine wirtschaftlichen Beziehungen mit kriegsführenden Ländern
  • Krasse Investition in Bau von Zeitmaschinen
  • Religionverbot
  • Uni-Stipendien für Strapsenträgerinnen
  • Verbot von Genen in Nahrungsmitteln
  • Wahlrecht für Tiere
  • Weihnachten 24 Tage nach dem ersten Schnee
  • Zeitumstellung immer nur in die gleiche Richtung
  • Zwangshomosexualisierung

Ich habe zwar meine nette politische Position, doch wenn es darum geht, was man konkret umsetzen soll, dann vertrete ich eine knallharte Experimentalpolitik. (Links zur Illiustration ein paar Beispiele, die ich sofort befürworten würde, selbst wenn einige davon ganz und gar nicht meiner politischen Agenda entsprechen.)

Ich bin dafür all diese Dinge mal umzusetzen, nicht weil ich denke, dass sie die Schweiz und die Welt besser machen, sondern weil man nur so rausfinden kann, was sich tatsächlich draus entwickelt.
Zugegeben, Voraussetzung dafür sind schlanke politische Prozesse. Denn es könnte verhängnisvoll sein, wenn man beispielsweise mal aus Neugier das Essen verbietet und man 3 Jahre warten muss, bis man es wieder erlauben kann.

Politik ist für einen Experimentalpolitiker das zum Schweigen bringen unbegründeter Spekulationen. Und als Bonus die Möglichkeit einen Teil der Bevölkerung sagen zu lassen: „Seht ihr, ich hab’s ja gesagt.“

Ich frage mich, ob es ethisch verwerflich wäre auf Basis der Experimentalpolitik ein staatliches Wettbüro zu eröffnen? Damit holt man die Verluste wieder rein und darüber hinaus hätten die Astrologen und Wahrsager endlich eine gesicherte Einnahmequelle.


Selbstverständlich gibt es aber gewisse Themen, die kategorisch nicht zur Debatte stehen, weil sie höheren Interessen unterliegen:

  • Einführung der Todesstrafe
  • Abschaffung von Impfungen
  • Rücknahme eines eventuellen Fenchelverbots

Zukunft der Piratsphäre

Stellen wir des Arguments wegen einfach mal die folgenden beiden Prämissen über die Piratenpartei auf:

  • Von allen Parteien haben wohl die Piraten die wenigsten Skrupel kopiergeschütztes Material aus dem Netz runter zu laden.
  • Von allen Parteien hat wohl die Piraten den grössten Anteil an Trekkies.

 

Böse Zungen behaupten ja, dass die Deillegalisierung ihres Filesharingverhaltens überhaupt der Grund war die Piratenpartei zu gründen. Doch muss man zu ihrer Verteidigung anmerken, dass das Richtige selbst dann das Richtige ist, wenn es ursprünglich aus nicht ganz so edlen Motiven gefordert wurde.

Eine weitere Forderung der Piraten ist die Stärkung der Bürgerrechte und da insbesondere der Privatsphäre. Das zeugt allerdings von einer gehörigen Portion Schlitzohrigkeit, denn für den Fall, dass sich die Legalisierung von Privatkopien sich nicht durchsetzen lassen sollte, entzieht man den Behörden vorsorglich die Möglichkeit Verstösse auf legalem Weg herauszufinden.
Insofern ist das Parteiprogramm eine Absicherung für alle Eventualitäten. Und wenn alles andere nicht wirkt, kann  man sich immer noch auf die parlamentarische Immunität berufen.

Doch selbst wenn die Piraten allesamt verschlagene Seebären wären, so bedeutet das nicht im Geringsten, dass eine Reform des Urheberrechts, des Patentrechts und der Bürgerrechte nicht dringend notwendig ist. Die Piraten würden davon profitieren, doch das sollte uns nicht die Augen davor verschliessen lassen, dass auch alle anderen davon profitieren würden.

Und vielleicht würden wir in einer nicht allzu fernen Zukunft in einer schönen neuen Gesellschaft leben, wie sie die Trekkies an ihren Wochenenden nachspielen.
Es entbehrt aber nicht einer gewissen Ironie, dass es mit der Privatsphäre im Star Trek Universum nicht mehr sehr weit her ist. Man hat zwar die volle Entfaltungsmöglichkeit, doch aufgrund der Technologie weiss man zu jedem Zeitpunkt, wer was wo macht. Und nur der Edelmütigkeit ist es zu verdanken, dass diese Informationen nur in wirklich sehr dringenden Fällen angezapft werden.
Nicht nur weiss man, wie gesagt, wer was wo macht, man kann auch ganze Raumschiffe und Planeten scannen, den ganzen Körper durch medizinische Trikorder checken und einfachere Eingriffe zum Wohl des Gebeamten und aller anderen automatisch durch den Transporter durchführen lassen. Und nicht zuletzt speichert man auch alle seine Log- und Tagebücher auf dem gleichen System.
Und niemand stört sich an dieser allgegenwärtigen Überwachung.

Selbst die Trekkies unter den Piraten nicht.

Die Grenzen des Autoritätsbias

Das Autoritätsargument ist ein Fehlschluss – zumindest so lange, wie die überprüfbaren Belege der erwähnten Autorität nicht nachgereicht werden können. Wenn man diese hingegen nachreichen kann, dann ist das eine bequeme und legitime Abkürzung.

Der Autoritätsbias ist etwas ganz anderes. Das ist unsere natürliche Tendenz die Meinung einer in der Hierarchie uns übergeordneten Persönlichkeit zu übernehmen. Das ist eine natürlich, nicht immer unproblematische, soziobiologisch Reaktion.
Bisweilen wird allerdings statt von der in der Hierarchie übergeordneten Persönlichkeit auch einfach von einem Spezialisten gesprochen. Dies klingt zwar weitgehend deckungsgleich, impliziert jedoch, dass es hier nicht mehr um das Sozialverhalten, wo man die Gültigkeit einer Aussage allein aus der übergeordneten hierarchischen Position der Autorität ableitet,  sondern um die Qualität der Argumentation, welche durch überprüfbare und von Peers weitestgehend akzeptierten Belege gestützt wird, geht. Und das kann verhängnisvoll sein.

Beispielsweise wenn man leichtfertig dazu aufruft jeglicher Autorität gegenüber respektlos zu sein wie dies Rolf Dobelli in seinem Buch „Die Kunst des klaren Denkens“ tut. Er baut seine Argumention auf verschiedenen Beispielen auf:

  • Keiner der Abermillionen von ausgebildeten Ökonomen schaffte es das Timing und den Hergang der Finanzkrise vorauszusagen.
    Stimmt, doch erhebt die Ökonomie überhaupt für sich in Anspruch genau dies exakt tun zu können? Dass einzelne Exponenten ein anderes Verständnis von der Präzision der Voraussagbarkeit in der Wirtschaft haben, ist ihre persönliche Fehleinschätzung und kann der Wissenschaft an sich nur sehr begrenzt zum Vorwurf gemacht werden.
  • Bis ins Jahr 1900 war es nachweislich besser als Kranker nicht zum Arzt zu gehen.
    Stimmt, weil die Ärzte zu jener Zeit nur „drei“ Krankheiten erfolgreich behandeln konnten und der Job des Arztes eigentlich nur daraus bestand zu schauen, ob die konkrete Krankheit eine jener drei ist und wenn ja die Therapie anzuwenden. Die Ärzte waren sich dessen bewusst, versuchten aber nichtsdestotrotz ihr bestes – und verschlimmerten die Sache in den meisten Fällen nur. Auch hier liegt eine persönliche Fehleinschätzung vor, begünstigt noch durch die Unkenntnis der Tatsächlichen Wirkzusammenhänge.
  • In Milgrams Experiment brachte der Versuchsleiter seine Probanden dazu andere Probanden im Dienste einer höheren Sache zu quälen.
    Stimmt, doch hier ging es darum den Autoritätsbias überhaupt erst nachzuweisen, indem man zeigte, wie leichtfertig die Probanden die Verantwortung an ihren Handlungen allein aufgrund einer anwesenden Autorität weiter zu geben bereit sind. Neuere Untersuchungen zeigen, dass Milgram verschiedene Variationen dieses Experiments durchgeführt hat, wobei diese hier das mit Abstand deutlichste Resultat erbrachte.
  • Viele Unfälle in der Luftfahrt ereigneten sich weil der Pilot etwas übersah und der Copilot sich nicht traut es anzusprechen.
    Genau, hier haben wir es endlich tatsächlich mit einem unverfälschten Autoritätsbias zu tun.

 

Das Beispiel aus der Luftfahrt unterscheidet sich allerdings fundamental von den anderen dadurch, dass der Copilot, was das Wissen und die Erfahrung angeht, auf einem ähnlichen Level steht wie der Pilot. Sprich, er könnte diesen im Notfall ersetzen, wodurch sein Schweigen allein auf die Ehrfurcht vor der sozialen Stellung zurückgeht. Das ist jedoch beim Wirtschaftswissenschaftler, resp. Arzt des 19. Jahrhunderts nicht gegeben, weil hier ein Verhältnis zwischen Laie zum Spezialist vorliegt. Klar, was das Tippen auf Börsenkurse betrifft, kann der Normalsterbliche durchaus manchmal besser liegen, doch das ist nur winziger Bruchteil der Wirtschaftswissenschaften, die allerdings auch enthält, wieso es sich bei den Börsentipps genau so verhält. Und klar, ein Hahnemann hat zweifellos genau dadurch etliche Leben gerettet, dass er sprichwörtlich nichts gemacht hat, doch das ist nicht sein Verdienst und schmälert auch nicht die noch so bescheidenen Leistungen der Medizin.
In winzigen Teilgebieten der Ökonomie und der Medizin mag der Zufall zweifellos manchmal besser liegen, jedoch nie im Cockpit eines Flugzeugs. Und deshalb können wir auch nur aus dem Beispiel aus der Luftfahrt etwas lernen und die Erkenntnisse in anderen Branchen übertragen – was zweifellos mehr als angebracht ist.

Doch aus dem Beispiel mit dem Arzt verleitet dazu auch die moderne Medizin zu hinterfragen, inklusive beispielsweise des Impfens. Eine Einschätzung, für die es eigentlich eine wesentlich fundiertere Qualifikation braucht, als einen Analogieschluss.
Als ob das noch nicht schon genug wäre, knüpft Dobelli den Status dieser Spezialisten an Äusserlichkeiten statt an die Zustimmung ihrer Peers. Doch nicht die Überzeugung der Passagiere macht den Piloten zum Chef, sondern die des Copiloten um den Wissens- und Erfahrungsvorsprung. Und nicht der Titel macht den Arzt oder Wissenschaftler zu einem Experten, sondern die andauernde Bestätigung innerhalb des Diskurses mit seinen Fachkollegen.
Weiter merkt Dobelli an, dass in jeder Zeit andere Autoritäten sexy sind und man die Autorität gern fachübergreifend einzusetzen versucht. Das stimmt zwar, doch das ist der Fehlschluss „Autoritätsargument“ und hat mit dem Bias, wie gesagt, nicht viel zu tun.

Dies alles bedenkend, sieht auch Milgrams Experiment auf einmal etwas anders aus, als es vielleicht auf den ersten Blicke erscheint. Es gibt hier nämlich verschiedene Ebenen, auf denen die Autorität wirkt. Zum einen die technische, wo der Versuchsleiter sehr wohl besser als der Proband weiss, wie gefährlich die Stromstösse sind. Und zum anderen die ethische, wo dem Versuchsleiter aber keine besseren moralischen Urteile, die dies rechtfertigen würden, zur Verfügung stehen als dem Probanden. (Hier könnte man bestenfalls zu argumentieren versuchen, dass es sich hier um bedauerliche Opfer zum Wohl der Menschheit handelt. Und tatsächlich sind wir nicht selten geneigt eine solche Begründung durchgehen zu lassen.)

Unter dem Strich empfiehlt es sich den Autoritätsbias gegenüber einem Menschen nur dann abzulegen, wenn man in der Lage ist, ihn in seiner Aufgabe zu ersetzen. Wobei man sich hier höllisch vor dem Dunning-Kruger-Effekt in Acht nehmen muss, nämlich dass man sich umso sicherer ist etwas von einer Sache zu verstehen, je weniger man effektiv von ihr versteht.

Bald bin ich noch reicher…

Heute ist mir um 19:21 über Skype ein weiteres unglaubliches Angebot reingeflattert. Diesmal sogar von einem General.


 

Assalam alakum

With warm heart I write you this mail in confidential and in respect of my interest to invest my funds under your care.

I am Gen.Ahmed Yarba Sieda, I have served the Syria Army for 24years. During these years I served under different categories in many government agencies. I was the Assistant Sec. of the General Peoples’ Committee for Petroleum and Natural Resources before the agitation for the removal of leader President Bashar Assad started and the coming of the anti-government coalition forces. In this portfolio I made a lot of money through overdrafts and some minor contracts which I was given by the President Bashar Assad led government..

I intend to buy some properties and invest the rest in other businesses when I reach my retirement age. Unfortunately, my limbs are about to be amputated.

I am writing you this so that you can be of assistance and help me invest this money in your country in real estate or any profitable business of your interest. The said money is US$15 million, plus my spared salaries.This deal is 100% legal, so there is nothing to worry about.

Furthermore, in respect of the investment shall be offered a negotiable percentage endorsed by signatures for future references. All i need is your approval and trust.

Presently, I am in a private hospital in Saudi Arabia recovering from a serious injury I sustained during an air strike raid five kilometers south-east of the Syria capital city. If you are interested you can notify me through my e-mail for more details:
gen.ahmed_yarbasieda@yahoo.com


 

Ich werde also in absehbarer Zeit noch viel reicher sein (ich meine zusätzlich zum Geld von Herrn Ma­kram Azar, das schon in den nächsten Tagen eintreffen sollte).
Ihr lieben DisOrganizer-Leser könnt euch also gleich nochmal eine Wunschliste zusammenstellen und sie hier posten.

Blogger

Ich habe auf Xing, LinkedIn & Co in mein Profil geschrieben, dass ich ein Blogger im DisOrganizer bin.
Das scheint anzukommen.
Denn ich habe da nun mehr Likes als Leser im DisOrganizers.

NSA und die Tücken der Modalverben

Kann man es den Regierungen und ihren Geheimdiensten wirklich verdenken, dass sie möglichst alles wissen wollen? Das tun Facebook, Amazon, die Migros und ich ja auch.

Das Problem ist nicht, dass sie es wollen und auch nicht dass sie es können, denn auch das tun Facebook, Amazon, die Migros und ich. Sondern, ob sie es auch dürfen – selbst wenn der eine oder andere Player die Möglichkeit hat, es rechtlich durchwinken zu lassen.

Es gibt da nämlich gewisse Dinge, denen wir übereinstimmend eine höhere Priorität einräumen als anderen und die entsprechend auch beachtet werden wollen. Beispielsweise die Menschenrechte, und hier konkret das lästige  Recht auf Privatsphäre.
Doch wir räumen auch der NATIONALE SICHERHEIT (die muss immer gross geschreiben werden, um keinen Zweifel an ihrer Wichtigkeit aufkommen zu lassen!) und der Forschungsfreiheit eine höhere Priorität ein. Und ich bin überzeugt, dass auch Facebook, Amazon und die Migros eine sehr edle und plausibel klingende Erklärung dafür haben, alles über alle wissen zu müssen.

Unter dem Strich stehlen NSA, Facebook, Amazon, die Migros und ich all die Daten bloss zum Wohl der Bestohlenen. Dass die Bestohlenen das nicht einsehen, heisst nicht, dass auf lange Sicht die Umverteilung der Informationen nicht auch den Bestohlenen zugute kommen. Wenn damit der Terror beendet, die uninteressante Werbung beseitigt, die falschen Bücher nicht gedruckt, weniger abgelaufene Waren anfallen und ich endlich mehr Leser verzeichnen würde, dann hätte sich die Investition doch gelohnt.
Analog könnte man dann aber auch bestimmte Leute zum Wohl der Menschheit töten (und wenn man sich auf die Sophisterei versteht auch zum Wohl des Betroffnen).
Vor genau diesem Problem sieht sich bekanntlich jeder philanthrope Diktator, Kirchenfürst und CEO: Er weiss, was das beste für seine Stakeholder ist, und er muss entscheiden, wieviel er sich das kosten lassen will, kann und darf.

Der Skeptiker wird sich indessen fragen, ob das, was jener Philanthrop für das beste hält, wirklich das beste ist?
Und er wird wohl anführen, dass die Erfahrung zeigt, dass hier bisher immer etwas zu kurz gedacht wurde. Was natürlich nicht heisst, dass dies immer so sein muss. Bloss, dass man bisher wesentlich besser gefahren ist, wenn man sich weniger auf das edle Ziel und mehr auf das Vermeiden von Opfern konzentriert hat.


 

  • Wenn mir ein Langfinger meine Brieftasche klaut, dann kann er sich mit meinem Geld ein Eis kaufen und ich nicht.
  • Wenn mir ein Skimmer meine Kreditkartendaten klaut, dann können wir beide uns von meinem Geld ein Eis kaufen.
  • Wenn mir die NSA meine Kreditkartendaten klaut, dann könnte sie sich mit meinem Geld ein Eis für die ganze Belegschaft kaufen, doch ich bezweifle, dass sie das tut.

 

Mit einer grossen Keule kriegt man automatisch alle Brieftaschen. Mit PRISM automatisch alle Daten.
Die Frage ist, was man mit den Daten alles anfangen kann. Mir persönlich fallen vor allem coole Sachen ein. Allerdings ist diesen Sachen vor allem eins gemeinsam, dass die NSA nicht wirklich dafür prädestiniert genau diese umzusetzen. Die NASA wäre da schon wesentlich geeigneter.

Mir fallen natürlich auch ein paar coole Schurkereien ein, die man mit den Daten anstellen könnte, doch die umzusetzen ist bestenfalls Bad Horse und seine Evil League of Evil fähig.

Bleibt einfach zu hoffen, dass die Server der NSA etwas besser gegen unerlaubten Zugriff geschützt sind als die Server von denen sie die Daten geklaut haben.

Pascal Voggenhuber droht «Skeptiker Schweiz» mit rechtlichen Schritten

Pascal Voggenhuber ist ein bekanntes Medium, das es mit seinem Auftritt am Medialitätskongresses irgendwie ins SkeptisCH geschafft hat, den Podcast der Schweizer Skeptiker. Wenig überraschend gelang es ihm nicht wirklich die Skepsis von Marko Kovic und Tobias Füchslin auszuräumen, sondern bestätigte vielmehr in ihren Augen alle Indizien, die in Richtung Cold Reading deuten.

Soweit so gut.

Nun hat aber die Anwaltskanzlei Hauser Partners, welche die Interessen des Giger Verlags und damit auch deren Autor Pascal Voggenhuber vertritt, den Skeptikern einen gepfefferten Brief geschrieben mit der Aufforderung alle Beiträge über Pascal Voggenhuber von der Webseite zu löschen.

Im Beitrag Wenn ein «Medium» zu weltlichen Mitteln greift: Pascal Voggenhuber droht «Skeptiker Schweiz» mit rechtlichen Schritten nimmt Marko Kovic dazu Stellung und entkräftet die Vorwürfe, resp. bietet – wo angebracht – eine entsprechende Änderung an.

Was mich an dieser Sache aber am meisten fasziniert, ist die Position von Hauser Partners, die tatsächlich ein Medium vertreten, weil dessen Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wird – ohne dabei die Fähigkeit überhaupt sauber belegen zu können.
Was die machen, ist also im Grunde folgendes: „Unser Mandant behauptet mit Toten sprechen zu können und wir schützen ihn vor jedem, der behauptet, dass er es nicht kann. Völlig ungeachtet dessen, ob er es kann oder nicht.“

Kann man ein Medium als Klienten haben, wenn man nicht an Übersinnliches glaubt?
Wie fühlt sich sowas wohl an?

„Recht ist der Wille zur Gerechtigkeit“ Gustav Radbruch
Gefunden auf der Homepage von Hauser Partners

Pontifex-Dialoge: Kranke und Behinderte sollen stolz auf ihre Lage sein?

Kranke und Behinderte sollen sich nach den Worten von Papst Franziskus nicht für ihre Lage schämen. Für die Kirche und ihre Gläubigen seien sie eine „spirituelle Ressource“, sagte Franziskus am Samstag vor Betroffenen und Helfern in der Audienzhalle im Vatikan. Denn in ihnen zeige sich zum einen der leidende Christus, zum anderen ermögliche die Hilfe für die körperlich Bedürftigen, das Evangelium zu leben. „Schämt euch nicht dafür, ein wertvoller Schatz der Kirche zu sein“, so der Papst. Er kritisierte ein soziales und kulturelles Klima, in dem körperliche Mängel lediglich als Problem wahrgenommen und versteckt würden. (kath.net, 10. November 2013)

Schon seit jeher haben die Kirchen an den Kranken und Siechen ihre Barmherzigkeit zur Schau gestellt, soweit also nichts neues. Sich um einen Hilfsbedürftigen zu kümmern, bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass man nicht überzeugt davon sein kann, dass die betreffende Person aus eigenem Verschulden in diese Situation gekommen ist, und dass man sowohl die Situation als auch das Verschulden nicht verurteilen kann.
Ärzte haben keine Mühe damit: Wenn ein bei einer Schiesserei verwundeter Verbrecher ins Spital eingeliefert wird, wird er wie jeder andere behandelt, selbst wenn die Chirurgen seine Tat klar ablehnen. Auf die Wunde angesprochen, werden die Ärzte allerdings wohl kaum sagen, dass der Verbrecher sich für diese Schämen sollte. Eher dafür, was er angestellt hat, damit er sie erhielt.
Wenn also Franziskus sagt, der Behinderte soll sich nicht für seine Behinderung schämen, dann heisst das noch lange nicht, dass sie nicht trotzdem eine gerechte Strafe Gottes ist.
Auch heute noch werden nämlich Naturkatastrophen und Krankheiten als Strafe Gottes interpretiert. Von den Kirchen vielleicht nicht mehr so deutlich, doch distanzieren sie sich davon auch nicht explizit. Kein Wunder also, dass da eine latente Neigung sich zu schämen bestehen bleibt, wo man doch das Zeugnis einer Sünde auf dem eigenen Körper geschrieben steht.

Wäre den Kranken und Behinderten da nicht mehr gedient, wenn der Papst ein für alle Mal verkünden würde, dass Naturkatastrophen und Krankheiten keine Strafen Gottes seien?

Da ist aber noch was anderes, was mich fast noch mehr stört:
Ein „wertvoller Schatz der Kirche“ zu sein… stösst nur mir das sauer auf? Ein Schatz ist doch etwas, das mir etwas anderes begehrenswertes ermöglicht: Ein Schatz ist ein Mittel zum Zweck. Und das wird vom kategorischen Imperativ explizit abgelehnt: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als auch in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloss als Mittel brauchest.“ (aus Kants Grundlegung zur Metaphysik der Sitten)
Behinderte sind Ressourcen, die es den Gläubigen erlauben ihr Soll an Barmherzigkeit zu erreichen und damit dem himmlich Vater zu gefallen?

Was wäre wenn die Medizin alle Behinderungen und Krankheiten besiegen würde? Die Kirche wäre um Möglichkeiten gebracht das Evangelium zu leben…
Ist das der Grund, wieso die Kirchen sich heute gegen Stammzellenforschung und in der Vergangenheit gegen jeden medizinischen Meilenstein gestellt haben? Sehen sie ihren Schatz schrumpfen?

Körperliche Mängel sind eben doch ein Problem, allein schon deshalb, weil wir einerseits als Individuen und als Gesellschaft uns bemühen diese zu Verhindern, und weil wir andererseits denen die sie haben, ein möglichst unbeschwertes Leben ermöglichen wollen. Beides lässt sich auf vielerlei Weise bewerkstelligen. Manchmal erfolgreicher, manchmal weniger.
Daran scheint der Papst hier aber kein grosses Interesse zu haben. Für ihn sind körperliche Mängel eher eine Chance. Ihm geht es darum das Evangelium zu leben und den Gläubigen die Möglichkeit zu bieten ihre Barmherzigkeit unter Beweis zu stellen. Wo ist da die Motivation etwas zu verändern?

Ein moderner Heiliger in spe könnte da glatt auf die Idee kommen, sich zum Wohl der Menschheit zu verstümmeln.

Superhero Sciences

Ich habe die Superhelden bisher vor allem in ethischen Fragen kritisiert, resp. beraten, doch auch die Superkräfte an sich bergen gewisse Probleme. Ganz fundamentale Probleme, die man nicht so einfach ignorieren sollte, wenn man auch nur einen Pfitzelchen Wert auf Plausibilität legt.

TEDed – Superhero Sciences

Und damit hätten wir wohl auch ein für alle Mal den Beweis erbracht, warum Superhelden Comics nicht der Science Fiction anzurechnen sind. Nicht dass dort die Physik stets bis ins letzte Detail aufgehen würde, doch so schnell sollte sie definitiv nicht ins Schlingern kommen. Schade eigentlich.

donuts in the center of the our galaxy

@UberFacts: This year, a gas cloud is going to come too close to a Black Hole in the center of our galaxy and we’ll see it get ripped apart.

Die Entfernung der Erde zum Zentrum der Milchstraße beträgt laut Wikipedia 8kpc = 26’000 Lichtjahre. Das heisst, wenn die Gaswolche dieses Jahr dem schwarzen Loch im Zentrum unserer Milchstrasse zu nahe kommt, dann sehen wir es in 26’000 Jahren. Und wenn wir es dieses Jahr sehen, dann ist die Gaswolke vor 26’000 Jahren dem schwarzen Loch im Zentrum der Milchstrasse zu nahe gekommen. So wie es aber hier steht, funktioniert es nicht.

Und das schlimmste daran ist, dass selbst wenn man sich eben gerade noch über den Blödsinn, den UberFacts getwittert hat, höllisch aufgeregt hat, so glaubt man ohne Vorbehalte schon wieder den nächsten Tweet.
Man kann sich selbst dabei beobachten, dass man ein Gedächtnis hat wie Homer Simpson.

Beängstigend.

cleared for take-off

Superman fliegt bekanntlich bloss vor lauter Kraft. Zumindest war das ursprünglich so. Das Fliegen kam in den Comics erst später – möglicherweise aus dem Bedürfnis heraus auch mal während eines Sprungs die Richtung ändern zu können. Wohl aufgrund eines Rückgangs der planerischen Fähigkeiten von Superman.

Da fragt man sich doch, ob Bodybuilder irgendwie dem Traum vom Fliegen näher sind als wir Normalgebauten?