Profi- und Laienverbrecher

Im seinem Buch „Denken hilft zwar, nützt aber nichts“ schreibt Dan Ariely, dass im Jahr 2004 sich in den USA der finanzielle Schaden durch Raub, Einbruch und Diebstahl auf etwa 16 Milliarden Dollar belief. Die Schäden aus Diebstahl und Betrug am Arbeitsplatz werden dagegen auf rund 600 Milliarden Dollar geschätzt. Hinzu kommen ungefähr 350 Milliarden Dollar an entgangenen Steuern sowie etwa 24 Milliarden Dollar in der Versicherungsbranche, die durch überhöhte Schadensmeldungen erschwindelt wurden. Ariely führt noch ein paar weitere Posten auf, ich will es jedoch damit mal gut sein lassen.
Unter dem Strich heisst das also, dass den 16 Milliarden Dollar, die von Berufsverbrechern erbeutet wurden, mehr als eine Billion Dollar, die von „Laienverbrechern“ erschwindelt wurden (und rund 12 Milliarden, die pro Monat des Jahres 2008 für den Irakkrieg aus dem Fenster geworfen werden), gegenüberstehen.
Zugegeben, das Verhältnis zwischen der Anzahl Profi- und Laienverbrechern wird wohl wesentlich kleiner sein als 1 zu 50, doch das heisst nicht notgedrungen, dass die Schadenssumme pro Ereignis auf der Seite der Laien entsprechend kleiner wäre. Statt mich hier in Spekulationen auszulassen, beschränke ich mich lieber auf ein paar Fragen:

  • Wie ist die Höhe des Schadens über die verschiedenen Einkommensstufen verteilt?
  • Wie ist die Verteilung des Schadenshöhe innerhalb der gleichen Einkommensstufe?
  • Wie sieht das Verhältnis zwischen Profi- und Laienbeuten in anderen Ländern aus?
  • In welche Richtung verschiebt es sich, wenn ein Land ärmer ist, und in welche, wenn es reicher ist?
  • Und in welche wenn es ärmer, resp. reicher wird?
  • Wie sieht das Verhältnis zwischen den Geldern aus, die man in die Verbrechensbekämpfung dieser beiden Sorten investiert?
  • Wenn man die die Verbrechensbekämpfung der einen Art mehr investiert, wie wirkt sich das auf die jeweils andere aus?

 

Okay, eine Spekulation kann ich mir aber doch nicht verkneifen: Wenn wir die Schadensmeldungen bei der Versicherung korrekt ausfüllen würden, könnten wir eigentlich komplett auf die Verbrechensbekämpfung verzichten, denn wir hätten alle unsere Verluste mehr als wieder wett gemacht. Und der allfällige, darauf folgende Anstieg der Diebstähle könnte man dann mit dem korrekten Ausfüllen der Steuererklärung locker kompensieren.

Eine Antwort auf „Profi- und Laienverbrecher“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert