Eidgenössischer Klimawandel

In der Schweiz praktizieren wir die direkte Demokratie und jede Änderung der Verfassung unterliegt dem obligatorischen Referendum. Sollte man in dem Fall nicht annehmen, dass dann auch die Änderung der Verfassung unseres Klimas vors Volk kommen sollte?

Entdeckung von Diskriminierendem

Wir finden es empörend, wenn man eine Meinung nur deshalb nicht ernst nimmt, weil sie von einer Frau geäussert wurde. Wir stören uns aber nicht weiter daran, wenn die Ansicht von jemandem nicht Ernst genommen wird, der in Jeans statt im Anzug kam. Natürlich halten wir es für oberflächlich, aber eben nicht für empörend. Und dabei handelt er sich doch hierbei um den exakt gleichen Mechanismus der Diskriminierung basierend auf nichtreflektierten Vorurteilen.
Und wenn mir nun jemand vorwirft, ich würde offenbar die während Jahrtausenden anhaltende Unterdrückung der Frau für ein gleiches Bagatelldelikt wie den Snobismus im Bezug auf Kleider halten, so missversteht er mich und demonstriert gleichzeitig par excellence, wie selbstverständlich und in keinster Weise revisionsbedürftig wir gewisse Dinge akzeptieren, von denen wir ja noch nicht einmal selbst überzeugt sind.
Ich glaube, das Problem ist nicht, dass man etwas für richtig hält, sondern dass man es nicht gleich für einen Skandal hält. Der Rest folgt dann aus der Dynamik der Sache.

(Stellt sich nun nur noch die Frage, ob ich nicht beispielsweise eine Bank verklagen kann, weil sie einen bestimmten Dresscode verlangt?)

IV-Missbrauch

Im Vorfeld zur Abstimmung über die 5. IV-Revision bin ich immer wieder Plakaten begegnet, die sich auf eine der folgenden beiden Parolen reduzieren liessen: „Gegen IV-Missbrauch ergo JA!“ respektive „Gegen IV-Missbrauch ergo NEIN!“.
Es ist schon witzig, dass sich beide Seiten der gleichen Propaganda bedienten, und wenn ich mir meine Überzeugung nicht ausgependelt hätte, so wäre ich bei dieser Informationspolitik wohl kaum zu einer rationalen Entscheidung gekommen.

Religiöse Veranlagungen

Ich glaube, das Problem mit dem Islam besteht darin, dass ihn die Muslime Ernst nehmen, und die Toleranz des Christentums verdankt sich dem Umstand, dass die Christen dieses nicht mehr ganz so Ernst nehmen.
Natürlich wissen wir, dass die Bibel die Homosexualität nicht billigt und als Heilung die Todesstrafe empfiehlt, doch wird heute kaum jemand ernsthaft verlangen, dass dieser Grundsatz wortwörtlich durchgesetzt werden soll. Denn noch vor das Wort Gottes wird bei uns der gesunde Menschenverstand gesetzt – in der stillschweigenden Annahme, dass dies im Grunde schon ein und dasselbe sein wird.
Sollte das Christentum wieder an ideologischer Macht gewinnen, so wird sich das auch in der Politik bemerkbar machen, denn ich glaube kaum, dass in einem demokratischen Land mit tiefgläubigen Christen beispielsweise die Abtreibung oder Euthanasie lange wird legal bleiben können. Und das völlig ungeachtet all der Versprechen, dass die Religion sich nur auf das Seelenheil des Suchenden konzentrieren wird. Die Religion hilft uns zu unterscheiden, was richtig und falsch ist, und demzufolge wird ein erstarkter Glaube auch jedes andere Feld, in dem über richtig und falsch entschieden werden muss, beeinflussen.

Ich frage mich, ob unsere Gesellschaft, die die biblischen Gesetze dem Konzept nach akzeptiert und deren Umsetzung sehr tolerant praktiziert, diese Gesetze auch heute noch allein auf der Basis dessen als im Grunde rechtskräftig versteht, weil sie in der Bibel stehen? Also ich finde, dass ein Gesetz, nur weil es auch in der Bibel steht, an Plausibilität und Rechtskräftigkeit weder gewinnt noch verliert.

heute…

Da ich heute mein Buch zu Ende gelesen habe und mir kein passender Ersatz zur Verfügung stand, habe ich mir eben eine Abendpostille gekrallt und es ausnahmsweise nicht bereut. Auf der Titelseite waren nämlich unter einem fetten, roten „Freispruch“ die neunzehn Köpfe der Swissair-Angeklagten sowie einer von Paris Hilton zu sehen. So fein säuberlich in vier Zeilen à fünf Bildern vor mir aufgereiht, fällt es doch arg schwer zu akzeptieren, dass es der pure Zufall gewesen sein soll, der am selben Tag sowohl den Verantwortlichen an der grössten Firmenpleite der Schweizer Wirtschaftsgeschichte wie auch dem millionenschweren Hotelflittchen die Freiheit geschenkt haben soll?

Doch damit noch lange nicht genug: Auch die Rubrik Community wartete wieder einmal mit zwei Highlights auf.
Zumeinen der zwanzigjährigen Verkäuferin Blanca aus Volketswil, die angeblich sehr treu und romantisch ist und nie Sex ohne Mann (sic!) hat und die – wenn es nach ihr ginge – Sex ohne Kondom verbieten würde. Sex ohne Kondom verbieten! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Dies würde Dominoday in der Päpste-Gruft bedeuten und nebenbei auch noch so ziemlich jedes Problem lösen, das es auf der Erde gibt. Das ist schlicht und ergreifend genial!
Und zum anderen mit dem einundzwanzigjährige Polymechaniker Bojan aus Ermenswil, der – welch Wunder – ebenfalls romantisch ist und biertrinkenden Frauen einfach nichts abgewinnen kann. Seine bevorzugte Gesetzesänderung wäre dagegen eine unbegrenzte Tempolimite auf Autobahnen. Doch ein Draufgänger sei er deshalb noch lange nicht, dafür legt er einfach viel zu viel Wert auf sein Aussehen. Sein modisches Vorbild sei übrigens David Beckham, doch was dieser mit seinen Haaren anstelle, passe definitiv auf keine Kuhhaut. Gut 90% seiner Annonce widmet er sich selbst und den Rest der Feststellung, dass er in punkto Qualität an seine Freundin keine speziellen Ansprüche stellt – ausser natürlich, dass sie schlank sein und einen guten Charakter haben sollte.

Was bitte kann man von einer Abendpostille mehr erwarten?

Aus der Zukunft lernen…

In Sachen Führung ist uns die Zukunft weit voraus, wie der folgende kurze Dialog eindrücklich demonstriert:

Kirk: Scotty, wie stark hat es uns erwischt?
Scotty: Es sieht übel aus, Captain.
Kirk: Wie lange brauchst du zur Reparatur?
Scotty: Mindestens vier Tage, Captain.
Kirk: Du hast sechs Stunden!
Und Scotty schafft es in zwei.

Der gute Vorgesetzte spornt seine Untergebenen zu Höchstleistungen an, lässt ihnen aber gleichzeitig die Chance, ein Wunder zu vollbringen. Ein zeitgenössischer Chef würde dagegen im Interesse der Produktivität nach einer ersten solchen Erfahrung dem Chefingenieur das nächste mal gleich nur noch eine Stunde geben, weil sich da sicherlich noch das eine oder andere wird optimieren lassen. Diese Einstellung mag vielleicht der Gewinnmaximierung dienen, doch sie bringt niemanden dorthin, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist.

Netzabdeckung

Es ist schon seltsam, aber aus irgendeinem Grund hat mein Handy im Coop einfach keinen Empfang. Wenn ich also nicht weiss, ob ich nun die Kaiser oder doch die Beckham Birnen kaufen soll und daher meine Freundin um Rat fragen will, muss ich mein Körbchen mit all den bisher gesammelten Nahrungsmitteln kurz beim Metzger oder Käser deponieren um schnell raus auf die Strasse zu gehen und mir von der Freundin per Handy sagen zu lassen, dass sie Birnen eigentlich gar nicht mag und ich doch lieber Fenchel kaufen soll, was ich dann aber natürlich nicht mache, weil Fenchel nun mal eklig ist, und um dann wieder zurück in den Laden zu gehen, den Einkauf zu beenden und zu bezahlen. Ziemlich umständlich. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich Coop-Mobile habe.

Cumulus-Punkte

Da gibt es eine Frau, die ich manchmal auf dem Bahnhof sehe. Sie ist eine Augenweide und ab und zu gönne ich mir einen verstohlenen Blick. Nun musste ich aber heute mit anhören, wie sich zwei ansonsten völlig seriös wirkende Herrer darüber unterhielten, wie auch sie sich jedes Mal über ihre Anwesenheit freuen würden. Sie taten dies diskret, dezent und in keinster Weise herablassend. Wenn nun aber ich mir hie und da einen Blick stibitze und wenn dies auch andere tun, so summieren sich diese kleinen Bagatelldiebstähle mit der Zeit zu einem ausgewachsenen Kapitalverbrechen. Die Frage ist nur an wem?

Nachtrag vom 4.10.2007
Dank einer Stellwerkstörung und einer dadurch verursachten Verspätung kam ich mit jener Frau irgendwann mal ins Gespräch und wir wurden nette Zug-Kollegen.