Spiegelwelten

Während mehrerer Tausend Jahren wurden die Frauen von den Männern unterdrückt. Also lange genug, dass sich bei ihnen eine Resistenz hätte entwickeln können, welche es ihnen ermöglicht besser mit der Ungemach der Knechtschaft zurecht zu kommen.
Einschlägige Studien belegen, dass Frauen in ihren sexuellen Phantasien tatsächlich häufiger einen (einverständlichen) Kontrollverlust thematisieren als es Männer tun. Dies mag damit zusammenhängen, dass Frauen kulturbedingt, ob sie es nun wollen oder nicht, mit diesem Thema wesentlich mehr konfrontiert werden und dass sich dies logischerweise auch in ihren Phantasien niederschlägt. Doch man könnte es auch als ein Indiz für eine mögliche Prädisposition ansehen.
Nun stellt sich aber die Frage, ob dieser „Hang zum Kontrollverlust“ eine evolutive Anpassung innerhalb eines anhaltenden Machtgefälles sein könnte oder ob dieser womöglich bereits vorher bestand und die Unterdrückung lediglich begünstigte? Im zweiten Fall müssten dem biologische Ursachen vorausgehen – beispielsweise in der starken Mutter-Kind-Beziehung. Persönlich neige ich dazu dieser Hypothese recht zu geben.
Was daraus nun aber folgt, ist, dass all die utopischen Szenarien in so manch einem Science-Fiction, wo die Rollen von Männern und Frauen und ihren Machtverhältnissen einfach vertauscht sind, einer plausiblen Grundlage entbehren. Es ist also nicht nur eine Frage von Matriarchat versus Patriarchat, sondern eine der Aufgabenverteilung in der Aufzucht von Nachkommen. Und die ist längst nicht so flexibel, wie wir es gerne hätten. Zumindest nicht solange man an die Regeln der Biologie gebunden ist – was wir dank der modernen Technik nicht mehr ganz so sehr sind.
Damit will ich nicht sagen, dass sich die Geschichte nicht anders hätte entwickeln können, partnerschaftlicher beispielsweise, sondern dass das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern sich der erwähnten Prädisposition eher bediente als ihm entgegen zu wirken.
Wenn das Machtverhältnis zwischen Frauen und Männern auf natürlichem Weg spiegelverkehrt entstanden wäre, so wäre auch alles andere völlig anders geworden und zwar alles andere als spiegelverkehrt.

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