Der Autosaloon öffnet mal wieder seine Pforten und die Automobilindustrie lenkt mal wieder mit leichtbekleideten Damen von den kleinen Macken ihrer neuen Karossen ab. Letzteres hoffe ich zumindest.
Ich sehe ja durchaus ein, dass man die Vorzüge eines Hemdes am besten an einer Person demonstriert. Und es entbehrt auch nicht einer gewissen Logik, wenn diese Person dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Und so gern ich es täte, ich glaube nicht, dass man dessen magersüchtiges Erscheinungsbild einem fiesen Misanthropen anlasten kann. Vielmehr fürchte ich, dass wir uns da einfach irgendwie hineingesteigert haben.
Ich verstehe ja auch noch, warum auf Werbeplakaten für IKEA-Schränke sich eine sexy Schwedin lasziv an einen Leksvik schmiegt. Schliesslich bleibt dieser nicht stehen, wenn ihn keiner hält. Doch obgleich sie damit falschere Hoffungen wecken, lassen sie die Blondine nichtsdestotrotz weg.
Und natürlich kann ich nichts einwenden gegen die Nackedeis im Playboy. Immerhin würde man ansonsten die zoologische Sensation des Buschelschwänzchens ja nie zu Gesicht bekommen.
Und seit der Lektüre von Umberto Ecos „Platon im Stripteaselokal“ anerkenne ich auch den Verdienst der Entkleidungskünstlerinnen für die Ideenlehre. Ich bin zwar kein Anhänger von dieser, doch das ist nicht der Punkt.
Aber die schmucken Hostessen neben dem schicken Schlitten täuschen auch mit noch so detailliertem Fachwissen nicht darüber hinweg, dass ihre Beziehung zum Automobil nur schlüpfrigverträumter Natur ist. Und selbst das würde nicht so schlimm sein, wenn es nur nicht so offensichtlich wäre, so plump, so unendlich weit entfernt von jeder Raffinesse.
Ist das für die Frauen nicht erniedrigend? Wie fühlen sie sich bei so etwas? Doch kaum so, wie bei jedem anderen Job?
Gibt es im Modellbusiness eigentlich so etwas wie einen „Prestigeindex“ für die einzelnen Gigs? Etwas, das eine Arroganz-Hierarchie in dieser Berufsgruppe rechtfertigen würde? Ich bezweifle nämlich, dass sich Modelle, die auf den Laufstegen von Paris, New York und Milano die Haute Couture irgendeines schwulen Exzentrikers präsentieren, als ebenbürtig mit Kolleginnen verstehen, welche für Damenbinden im Fernsehen werben, Dessous in Erotik-Versand-Katalogen vorführen oder nackt auf Bierflaschen posieren. In die letzte – natürlich dennoch durchaus ehrenwerte – Kategorie zähle ich, wie wohl kaum jemanden überraschen dürfte, auch die Autosaloon-Tussis. Nicht so ehrenwert und gänzlich ohne Raffiness, fürchte ich, sind indessen diejenigen, welche die Mädchen für diesen Job engagieren…