Ein fröhliches Bus-Tagebuch I

In den argentinischen Bussen werden zum Zeitvertreib der Passagiere DVDs gezeigt, schliesslich lämpern sich da schnell mal 17 Stunden für eine Reise zusammen. Und wie es scheint, wird auf die des Catalanischen nicht mächtigen Personen dadurch Rücksicht genommen, dass die Filme stets im englichen Original mit spanischen Untertiteln gezeigt werden. Das ist nett, doch da die Busse nicht immer leise sind, oder wenn sie es doch sind, die Lautsprecher nicht funktionieren, nützt einem auch die original Tonspur nichts.
Und die Filme sind ausgesucht doof.
Ist das ausgleichende Gerechtigkeit?

Viel wichtiger als schlechte amerikanische Filme ist das Essen. Es ist eine Hommage an den Flugzeugfrass. Erst kriegt man den gekühlten Untersatz mit dem Brötchen und dem Dessert und dann, wenn man schon genüsslich am Dessert ist, kommt der heisse Teil im Alu-Becher. Der Höhepunkt aber war die Rullade – ihr kennt sie doch, mit Marmelade in diesem süssen Rundherum. Tja, hier war die Füllung Thunfisch.
Auch hier stellt sich die Frage, ob es ausgleichende Gerechtigkeit ist?

Die Erfindung des Kusses

Will man Tom Robbins glauben, so ist der Kuss die einzige wirklich brauchbare Erfindung, die ein Mann je zustande gebracht hat. Mit diesem kontrollierten einst die Ritter ihre Burgfräuleins, ob sie sich während ihrer Abwesenheit nicht am Met gütlich getan haben. Und weil es so viel Spass machte, liessen sich die Damen wesentlich häufiger kontrollieren, als es kriminologisch notwendig gewesen wäre.

Gangsta-Mudda

Das heimliche Ethologie-Labor der UniZH ist bekanntlich die S12. Es ist daher nicht weiter überraschend, dass ich dort Zeuge einer erstaunlichen Interaktion innerhalb einer Gruppe etwas lauterer Halbwüchsiger wurde.
Alle bis auf einen waren meiner Sicht entzogen, doch dieser eine, nach eigenen Angaben ein gebürtiger Kroate, war geschniegelt und gestriegelt und trug schwarze Handschuhe (!).
Nach einem kurzen Begrüssungsritual in komparativer Linguistik, bei dem sie verglichen, wie man „Finger“, „Bauch“ und „Backe“ in den verschiedenen, in der Gruppe gebräuchlichen Sprachen sagt, fingen sie an, gegenseitig ihre Mütter zu beleidigen. Dabei legten sie erstaunlicherweise eine schier unfassbare Kreativität an den Tag. Im Gegensatz zu ähnlichen Szenen, wie man sie aus dem Kino kennt, die in der Regel jedoch weit weniger Gespür für die Feinheiten der beleidigten Person beweisen, wurden hier keinerlei Waffen gezückt.
Da ist mir aufgefallen, dass ich es natürlich nicht schätze, wenn man meine Mutter oder meinen Dackel beleidigt. Aber der Gedanke, dass ich das schlimmer aufnehmen könnte, als wenn man mich persönlich beleidigt, liegt mir doch fern. Warum soll es schlimmer sein, wenn meine Mutter mit einem Hund schlief, als wenn ich mit einem Schaf kopulierte?
Ich glaube, wir haben es hier mit einem Akt der Entweihung zu tun und daher würde ich annehmen, dass zur Ehrverletzung noch so etwas wie eine implizite Misshandlung religiöser Gefühle hinzu kommt. Wieso aber befinden sich Mütter auf einer göttlichen, fast unberührbaren Ebene, nicht aber alle Frauen? Ist es vielleicht das Wunder meiner Geburt, das mit der Beleidigung befleckt wird? Wird damit zum Ausdruck gebracht, dass nicht nur ich nichts wert bin, sondern, dass ich prinzipiell nie etwas wert sein konnte, weil schon die Schöpferin und der Akt ein Fehler war? Ist das Beleidigen der Mutter also so etwas wie die Negation der grundsätzlichen philosophischen Fragen im Bezug auf meine Person?

Typische Fragen in der S12 westlich des HBs.

Mein schuhakustisches Tagebuch III

Jetzt, wo meine Wanderschuhe nun aber so leise sind, weiss ich gar nicht mehr wo meine Füsse stehen, geschweige denn wo ich selbst mich befinde. Offenbar habe ich das Empfangen der akustischen Signale insgeheim in mein Wahrnehmungssystem mit eingebaut und zu nutzen gelernt. Meine Wanderschuhe waren demzufolge ein Sprungbrett für einen nächsten Evolutionsschritt und ich habe mir ein Paar neuer gekauft. Ob man diese wieder zurückgeben kann mit der Begründung, man könne der Evolution schliesslich nicht im Wege stehen?

Mein schuhakustisches Tagebuch II

Die Quitschemissionen meiner Wanderschuhe erreichten mittlerweile eine Pegel, der selbst die Geräuschkulisse der Langstrasse in den Schatten stellt. Ich entschloss mich daher auf psychologische Kriegsführung zurückzugreifen und mit ihnen neue, leise Wanderschuhe anschauen zu gehen. Das quengelnde Quietschen verschwand zwar erwartungsgemäss, doch leider stellte sich stattdessen ein plumpes Pfeifen ein, mit dem meine Wandergaloschen dem anderen Schuhwerk auf die Pelle rückten.
Also kaufte ich mir ein neues Paar! Doch die Rache folgte auf den Fuss: Ich habe schon die ersten Blasen. Nicht jedoch an den Fersen, sondern an den Fingern vom Zubinden. Und als ob das nicht schon reichen würde, verpasste ich deswegen heute sogar noch den Zug.

Quadratur des Kreises

Eine Person, die ich nicht näher beschreiben möchte, fand im Tiefkühler ein Coldpack, welches für gewöhnlich zum Kühlen von Schwellungen verwendet wird, und dachte in seiner eigenen unvergleichlichen Art, es handle sich um ein herausnehmbares Brustimplantat.
Das wirft ein paar essentielle Fragen auf:

  • Warum sind die Implantate quadratisch?
  • Wie funktionieren harausnehmbare Implantate? Mit Reisverschluss, Klettverschluss oder Druckknöpfen?
  • Wieso sollte sich eine Frau ihre Brustimplantate kühlen? Hat es vielleicht etwas mit dem Aggregatszustand der Brustwarzen zu tun?
  • Gibt es irgend etwas das man nicht mit Brüsten in Zusammenhang bringen kann?

Kabel eins & seine Alienwoche

Am Montag lief auf Kabel eins die Doku „Extraterrestrial – Auf der Spur der Aliens“. Das Thema ist faszinierend, zweifellos, aber was uns hier geboten wurde, ist trotz angeblicher Topbesetzung durch die grössten Kapazitäten der Astrobiologie schlichtweg eine Katastrophe.
Der erste grobe Schnitzer ist die Voraussetzung, dass Leben mit grösster Wahrscheinlichkeit (wenn nicht gar ausschliesslich) auf einem erdähnlichen Planeten mit erdähnlichen astronomischen Rahmenbedingungen entsteht. Dass es da entstehen kann, ist offensichtlich, ob es aber die Regel ist oder die Ausnahme, können wir nicht beurteilen. Das bedeutet demzufolge für die Doku, dass das „strikt wissenschaftlichen Kriterien folgende Modell“ bestenfalls einen „faszinierenden Einblick in“ erdähnliche, „außerirdische Welten“ ermöglichen kann.
Ein zweiter grober Schnitzer ist, dass sich „die renommiertesten Forscher und Wissenschaftler, unter anderem von der NASA, der Universität Cambridge und dem SETI-Institut unter Verwendung sämtlicher verfügbarer Daten und Fakten“ zu einem Satz hinreissen liessen wie: Die Wahrscheinlichkeit, dass es dort Flugwale gibt, ist sehr hoch.

Okay, diesen „Top-Doku“-Patzer kann man Kabel eins vielleicht noch verzeihen, denn womöglich haben sie die Katze – wie man so schön sagt – im Sack gekauft. Aber am Dienstag Camerons Tiefsee-SciFi, welcher vergleichsweise gar nicht mal so übel ist, unter dem Titel „The Abyss – Abgrund des Todes“ auszustrahlen?

Biometrische Daten

Ein unglaublicher Vorteil der biometrischen Daten im Pass, dem bisher noch nie allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde – und zwar zu unrecht, wie ich meine -, ist die Möglichkeit, eine Person, die sich durch ihre „Tüchigkeit“, was auch immer darunter verstehen mag, in besonderem Masse hervorgehoben hat, einfach zu klonen.
Bevor es Einwände hagelt, beantwortet ganz ehrlich die Frage, ob nur ein einziger Brad Pitt – oder so – nicht vielleicht ein Verschwendung ist an genialem Design?

Schäre

Beim Zocken bin ich stets der Barbar, der muskelbepackte Berg, der mit brachialer Gewalt alles niedermäht, der Hüne, der sich weigert an Zauberei zu glauben, der Schwertkämpfer, für den Pfeil und Bogen nur was für kleine Mädchen ist und Taktik was für Feiglinge, eben einfach ein richtiger MANN.
Und nun geriet ich heute in eine Situation, in der ich das Schwert stecken lassen musste und mich statt dessen im Schäre-Stei-Papier beweisen sollte. Natürlich war Stei die einzig denkbare Option. Doch Halt, bin ich wirklich der Barbar? Ich ging also in mich, erforschte mein Wesen und erkannte, dass nicht der Stei des Sisyphus mein Schicksal ist (und schon gar nicht die Tabula rasa), sondern vielmehr Ockhams Rasiermesser. Also nahm ich die Schär und siegte.

Der Wahre Krieger ficht die Schlacht in seinem Innern und ordnet die Welt nach seinem Abbild.

Zeitlose Musik?

Das Bestreben manch einer Band zeitlose Musik zu produzieren, ist zweifellos ehrenhaft, doch so richtig vorstellen kann ich mir eine Musik ohne Zeit leider nicht. Ist das nicht gerade der Witz an der Musik, dass man versucht Töne möglichst effektvoll in eine zeitliche Abfolge zu bringen?
Womöglich verstehen sie es aber auch eher metaphorisch und versuchen damit auszudrücken, dass sie ihre Musik nicht nur für das nächste Weekend komponiert haben wollen, sondern dass sich ihre Musik auch in 50 Jahren noch genauso verkaufen lassen soll wie heute. Und im Grunde auch vor 50 Jahren.

Während man allerdings den Eintagsfliegen gern vorwirft nur auf das schnelle Geld aus zu sein, wird häufig verschwiegen, dass jene zeitlosen Bands ihre Tantiemen nicht nur für die Verkäufe ihrer Stücke von Jetzt und in 50 Jahren kassieren, sondern dass sie auch bestrebt sind für die Ausfälle entschädigt zu werden, die ihnen in den letzten 50 Jahren entgangen sind.

Das Sonderbare Liebesleben der Erdlinge

Es heisst zwar, dass jeder Mensch anders ist, ist er aber auch anders als alle anderen? Mir ist nämlich aufgefallen, dass sich Punks mit Punks zusammenraufen, Skinheads mit Skinheads, Tussies mit Tussies und Nerds mit Nerds. Wenn nun aber alle verschiedene Geschmäcker haben, warum schwärmt dann kein Punk für einen Skinhead und keine Tussie für einen Nerd?

Die Apokalypse trägt Stützstrüpfe

Und wieder einmal wurde ich Zeuge eines kleinen Zwischenfalls, der nur schwer keine Hintergedanken aufkommen lässt. Da kommt also diese junge Frau die Treppe runter. Der Ausschnitt tief, der Rock kurz, die Hacken hoch und die Stiefel noch viel mehr.
Nun macht ihr ein junger Mann ein Kompliment, dass sie zu Fuss geht und nicht etwa den Lift genommen habe, worauf sie antwortet, dass sie etwas Bewegung brauche, schliesslich sitze sie sonst den ganzen Tag nur rum und, wer weiss, womöglich müsste sie andernfalls noch Stützstrümpfe tragen.
Ob es einen Zusammenhang zwischen dem exzessiven Tragen von High Heels und dem späteren von Stützstrümpfen gibt, weiss ich nicht, was mir aber in diesem speziellen Fall sehr wohl aufgefallen ist, ist, dass die junge Dame die Treppe nicht etwa nur der Bewegung wegen nutzte, sondern offensichtlich auch um das solcherart beschuht elegante Herunterschweben zu üben.
Das Sahnehäubchen dieser Szene war aber der glänzende Blick des jungen Mannes. Ich bin ich mir nicht ganz sicher, ob er nicht statt Stütz- womöglich Netzstrümpfe verstanden hat.