Gesunde Nachrichten

Die fernöstliche Medizin unterscheidet sich bekanntlich von der westlichen Medizin dadurch, dass bei uns eine Krankheit eher eine Fehlfunktion eines Organs, im fernen Osten aber eher eine Disharmonie des Organismus ist.
Hält man sich dies vor Augen, so erscheint das Bestreben der chinesischen Regierung alle Nachrichten zu verbieten, „deren Inhalt der nationalen Sicherheit oder dem öffentlichen Interesse entgegen steht“, als ein moralisch fragwürdiges, medizinisch jedoch durchaus lobenswertes Unterfangen: „Gesunde Nachrichten“ für einen gesunden Staat, dessen Organe in sozialistischer Harmonie miteinander interagieren.

Ich frage mich, ob mit dem Konzept der Disharmonie jemals ein Sechs-Millionen-Dollar-Mann hätte entwickelt werden können?

Celluon Laserkey

U1_LaserKeyCelluon hat eine Laser-Tastatur herausgebracht. Über ihre Coolness werde ich hier nicht sprechen, dafür über deren kriminelles Potential.
Erstens bietet sich natürlich einem jeden halbwegs blutrünstigen Hacker die Option an, den Laserstrahl auf Lichtschwert – Qualitäten hoch zu tunen.
Zweitens liesse sich mit dem dauernden Ändern der Anordnung der Tasten ein jeder Benutzer in den Wahnsinn treiben.
Und drittens könnte man das Teil so programmieren, dass während ich einfach mit einem Finger auf den Tisch tippe, sich die richtige Taste von alleine drunterlegt.

Synchronstimmen

Meistens haben die Schauspieler in den verschiedenen Filmen die gleiche Stimme. Meistens, aber eben nicht immer. Und wenn es dann mal die falsche Stimme ist, dann bin ich verwirrt und grüble und grüble, wem diese Stimme in Wirklichkeit gehört. Doch mit der Wirklichkeit ist es so eine Sache, denn ich versuche natürlich nicht diejenige Person zu visualisieren, die diese Stimme seit ihrer Geburt hat (ihr versteht schon was ich meine), sondern die, welche mit ihr im Kino spricht. Dass diese Person durchaus mehrere wirkliche Stimmen haben kann und einige davon sogar in Ausländisch, stört dabei keineswegs. Wie gesagt, mit der Wirklichkeit ist es so eine Sache.
Nun bin ich kürzlich über die Seite VOICE 4U gestolpert, wo die verschiedenen Stimmen den Schauspielern zugeordnet werden, welche sich ihrer bedienen. So teilen sich zum Beispiel Pierce Brosnan, Kevin Costner, David Bowie, Al Pacino und Jeremy Irons die Stimme von Frank Glaubrecht. Wer es nicht glauben kann, wird durch Beispiele eines besseren belehrt.
Also ich finde das fast ein bisschen spooky! Schliesslich ist die Stimme doch auch so etwas wie ein Fingerabdruck. Und nun muss ich feststellen, dass da verschiedene Leute mit dem gleichen herumlaufen. Wirft doch irgendwie die Frage auf, ob wir es hier nicht mit Zombies zu tun haben?

Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens auch, dass praktisch alle Synchronstimmen in allen anderen Sprachen als der deutschen und der originalen, schrecklich falsch klingen. Nicht im Sinne von verwechselt wie oben, sondern komplett (und irgendwie zombiemässig) falsch.

Hurrikan-Hilfe

Im Blick war heute auf Seite 13 eine Liste mit Hilfsangeboten von +/-3. Welt-Ländern an die USA abgedruckt. Und so tragisch die Ereignisse auch sein mögen, die Liste entbehrt nicht einer gewissen Komik.
Hier eine pikante Auswahl: Kuba bietet an 1100 Ärzte zu schicken. El Salvador 100 Soldaten. Nicaragua Experten für Hochwasserschutz. Uruguay Wasseraufbereitungsanlagen und Milchpulver. Iran Hilfe über den Roten Halbmond. Griechenland zwei Kreuzfahtschiffe. Und last but not least Panama 55 Tonen Bananen.

Körpersprache

Ob das Thema karrierefördernde Körpersprache wieder mal im Trend ist, kann ich nicht sagen, doch ist mir durch Zufall die get-Abstract-Zusammenfassung des Buches „Authentische Körpersprache“ von Stefan Spies in die Hände gefallen und nun kann ich es mir nicht verkneifen, selbst ein paar Worte darüber zu verlieren.
Ausgangspunkt ist wie üblich ein kleines verschleiertes Paradoxon: Da Körpersprache ein dynamischer Prozess ist, gibt es keine starren Regeln, deren Anwendung zum Erfolg führt. Vielmehr würde man Gefahr laufen sich auf diese Weise der Lächerlichkeit preis zu geben. Und daher muss man lernen einige Grundelemente zu beherrschen und diese situationsgerecht und zielgerichtet anzuwenden.
Ein zu beherrschendes und anzuwendendes Grundelement, was ist das anderes als eine Regel? Und entstehen dynamische Prozesse nicht häufig gerade dadurch, dass mehrere durchaus starre Regeln gleichzeitig am Werk sind? Und kann man in einem dynamischen Umfeld wirklich zielen?

Das 1. Grundelement, die innere Voraussetzungen, besagt, dass wenn du dir einer Sache sicher bist, dass dann dein Körper diese Gewissheit auch ausstrahlt.
Das 2. Grundelement, Tiefstatus und Hochstatus, lässt uns zwei Rollen unterscheiden. Der Tiefstatus ist die eher unterwürfige, der Hochstatus die eher dominierende. Man darf diese jedoch nicht als permanenten Zustände verstehen, denn sie können sich situationsbedingt in sehr kurzen Intervallen ablösen.
Das 3. Grundelement, Zuneigung und Abneigung, bezieht sich auf Sympathie und Antipathie, die man seinem Gegenüber entgegenbringt. In der Körpersprache kommen diese natürlich klar zum Ausdruck.
Das 4. Grundelement, die Augen, musste über kurz oder lang einfach kommen. Sie sind ja der Spiegel der Seele.
Das 5. Grundelement, die Hände, wird dann auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.

All diese Grundelemente soll man bei seinem Gegenüber zu lesen lernen. Knetet er sich unruhig die Hände? Weicht er nevös dem Augenkontakt aus? Hält er einen übertrieben Abstand? Steht er gebückt da?
Die Körpersprache entlarvt uns! Daher ist es wichtig, und diesen Punkt liebe ich ganz besonders, die eigene innere Einstellung zu überprüfen und sich ein freudiges Vorstellungsbild von der bevorstehenden Begegnung zu schaffen, denn die Mimik, Gestik und die Körperhaltung wird dieser Vorstellung folgen.

Wenn ich das richtig verstehe, dann führt der Weg zu einem selbstsicheren und schlichtwegs umwerfenden Auftreten über den Umstand, dass man selbstsicher und schlichtwegs umwerfend ist? Cool!
Wir lernen aber auch folgendes: Es ist zwar nicht möglich, sich über Preis zu verkaufen, weil die Körpersprache sich nicht tunen lässt, doch es unter Preis zu tun, geht verblüffenderweise durchaus.

Eine persönliche Bemerkung sei mir hier bitte noch gestattet. Ich halte dieses Wirkungs-Wettrüsten für äusserst bedenklich. Nicht dass man es aufhalten könnte, denn dafür bringt es dem Agressor zu viele Vorteile. Ich befürchte lediglich, dass die Präsentation dieser Mechanismen die Leute misstrauisch macht und ein Klima schafft, in dem mehr Energie in den Schein gesteckt wird als ins Sein.
Vielleicht liesse sich daraus so etwas wie ein kategorischer Imperartiv ableiten: Ein Ratschlag, der, wenn er an eine einzige Person gerichtet ist, dieser gegenüber anderen einen Vorteil verschafft,und wenn er global gestreut wird, eine Pat-Situation mit unberechenbaren Verhältnissen herstellt, ist mit den Worten des Dichters „eine weitere Piruette im Teufelskreis des Kalten Krieges“ (oder mit den Worten eines alten Dachdeckers „kein wirklich guter Rat“).

Volksweisheiten

Im Tagesanzeiger von heute beschäftigt sich die Wissen-Seite mit Volksweisheiten. Und im Kasten-Beitrag werden drei bekannte Volksweisheiten auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft: Der Verdauungsschnaps, die Six Degrees of Separation und der Eisengehalt von Spinat. Die verdauungsfordernde Wirkung von Schnaps und der hohe Eisengehalt im Spinat sind laut Tagesanzeiger reine Legenden. Zu den Six Degrees of Separation steht indes folgendes:

Die Volksweisheit, wonach zwei beliebig gewählte Menschen auf der Erde nur durch sechs Menschen getrennt sind, stimme zumindest theoretisch, sagt Werner Stahel, Professor für Statistik an der ETH Zürich: „Angenommen, jeder Mensch kennt hundert Menschen. Das würde reichen um die ganze Welt über sechs Parteien zu vernetzen. Der Haken daran ist nur, dass jene Leute, die man kennt, oft dieselben Leute kennen und nicht hundert neue Menschen.“

Wenn jeder 100 Leute kennen würde und keine geschlossenen Bekanntschaftsketten bestünden, so könnten ungefähr eine Billion Menschen sechs Ecken von mir entfernt sein. Jedoch sind dann zwei Leute, die sechs Ecken von mir entfernt sind, voneinander 12 Ecken entfernt. Auf drei Ecken reduziert, so dass die maximale Entfernung sechs Ecken ist, sind es nur noch etwa ein Million Menschen.
Ich fürchte, die Wahrscheinlichkeit, dass Werner Stahel hier nicht ganz so zitiert wurde, wie er es gerne gehabt hätte, sind relativ hoch. Die Quintessenz der kleinen Welt ist nämlich nicht die Frage nach der Anzahl der nicht gemeinsamen Bekannten, wie es hier nahegelegt wird, sondern die nach den wenigen zufälligen Fernverbindungen in einem ansonsten in kleinen Clustern organisierten Netzwerk. Also nach dem Effekt von ein bisschen Unordnung in einer sehr geordneten Struktur.
Wenn wir also vom Wahrheitsgehalt der Six Degrees of Separation sprechen, dann kann es nicht darum gehen, nachzuzählen, denn dazu müsste man wirklich alle Bekanntschaften kennen, sondern darum, ob so etwas in einer Gesellschaft wie der unseren überhaupt theoretisch möglich ist. Und das ist es.

Nachtrag 12.06.2013:
Mich beschleicht das Gefühl, dass die NSA diesen Artikel damals gelesen hat und darauf alles in ihrer Macht stehende getan hat, um es doch nachzuzählen.

Lange Nacht der Museen

Selbst auf die Gefahr hin, mich hier als Kunstbanause zu outen, möchte ich festhalten, dass bei einem Museeumsbesuch für mich in der Regel jener Augenblick der erleuchtendste ist, wenn ich zum ersten Mal von einer bestimmten Ausstellung höre. Die Exponate sind zweifellos interessant und bergen durchaus auch Geheimnisse, die sich durch eine genauere Betrachtung zu ergründen lohnen, doch die Idee der Ausstellung, der Grundgedanke, der ihr zugrunde liegt und (manchmal) wie ein drohender Finger über ihr schwebt, ist dann längst schon vermittelt.
Mit den Museen ist es also im Grunde wie mit Star Trek: Man muss nicht alle Folgen gesehen haben um sie alle gesegen zu haben. Hauptsache von Zeit zu Zeit taucht der Quoten-Klingone auf.

Der Evolution auf den Sprung geholfen

Die Evolution verfolgt keine Ziele, sie variiert einfach die Möglichkeiten. Nun ja und vielleicht variiert sie mal die Möglichkeit des Lesens und lässt sich inspirieren durch diesen Beitrag im DisOrganizer.
Stell dir vor die Seesterne verändern sich dergestallt, dass sie unverwechselbar wie Tomatenkelche aussehen. Dann können sie sich gemütlich auf eine Tomate setzen, diese genüsslich ausschlürfen und keiner schöpft verdacht. Clever diese Natur, nicht wahr?

Diese Cherrytomate wurde grosszügig zur Verfügung gestellt von Kolanda. Und gierig verschlungen von mir. Es wurden keine Tomatenkelche verletzt.

Steckenpferdchen

Es ist schon komisch, fragt man jemanden nach seinen Hobbies, so werden vorwiegend sportliche Betätigungen genannt. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann wird auch peinlich darauf geachtet, dass diese auch angemessen hip sind. Und je nach dem auch ein klitzekleines bisschen exotisch. Begeistertes Briefmarkensammeln oder Modelleisenbähnlen sind mir jedoch noch nie untergekommen.
Interessant ist auch, dass wenn man während der Arbeit mal aufsteht und eine Viertel Stunde Gymnastik macht, dass das nicht nur goutiert wird, sondern man allgemein als Vorbild angesehen wird. Wenn man aber zur Entspannung mal für eine Viertel Stunde die Füsse aufs Pult legt und ein Buch hervor nimmt, sieht die Sache auf einmal ganz anders aus.
Irgendwie ist unsere Gesellschaft Besessen vom Sport, der als Wundermittel für und gegen alles betrachtet wird.

Freiheit

Wenn es um die zukünftige Macht der Computer geht, so hört man häufig das Argument, dass es doch ziemlich riskant sei, sich allzu fest auf diese Maschinen verlassen zu wollen. Natürlich ist es riskant, doch ist es nicht genauso riskant, sich auf die Migros zu verlassen, dass sie uns jeden Tag Essen und Trinken zur Verfügung stellt? Oder auf die Wasserwerke, dass sie es mit dem Trinkwasser tun und das in einer zufriedenstellenden Qualität? Oder auf das Chlorophyll, dass es für uns genügend Sauerstoff produziert?
Es ist doch so, dass wir neue Technologien entwickeln und sie dann mit so vielen Redundanzen versehen, dass ein Ausfall so unwahrscheinlich wird, dass wir unsere Abhängigkeit einfach ignorieren können. Das ist Fortschritt. Okay, die Computer haben dieses Level noch lange nicht erreicht, nichtsdestotrotz verliert das Argument meines Erachtens durch diese Überlegung seine Gültigkeit.
Wenn man schon gegen Computer wettert, dann doch aber mit den richtigen Geschützen: Einerseits leiten sie einen fundamentalen Diskurswandel ein und andererseits – und das ist noch viel wichtiger – verkkkkkkkk…
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